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Titelseite

 

Für Tom Powell mit viel Liebe

Inhalt

Wo sind nur die Delfine?

Abenteuerliche Suche

Gefahr aus der Tiefe

Der Muscheltrick

Gut gemacht, Mariella!

Wo sind nur die Delfine?

Mariella Meerbusch saß im Schneidersitz auf ihrem Bett. Ein paar Bücher und mehrere Blätter Papier waren um sie herum ausgebreitet. Regen prasselte heftig gegen die Fensterscheibe. Als Mariella hochschaute, sah sie dunkle Sturmwolken über der Hufeisenbucht. Sie fröstelte und kuschelte sich in den dicken roten Pullover, den sie anhatte. Sie war zwar froh, dass sie mit ihrer Familie zu ihrer Großmutter ans Meer gezogen war. Doch in dem Haus ganz oben auf den Klippen war die Kraft des Sturms noch viel stärker zu spüren als anderswo.

Mariella sah auf ihre Bücher und versuchte, den heulenden Wind im Kamin nicht zu beachten. Sie blätterte die Seiten eines Buches um, das sie sich von ihrer Oma ausgeliehen hatte. Das Buch hieß Das Leben im Ozean. Ah – perfekt! Ein ganzes Kapitel über Delfine, mit vielen wunderschönen Fotos. In der Schule nahmen Mariella und ihre Mitschüler gerade das Thema Tiere durch. Als Hausaufgabe sollte sich jeder mit einem besonderen Tier beschäftigen. „Schreibt alles auf, was ihr Spannendes über euer Tier herausfinden könnt. In der Klasse werdet ihr dann später den anderen von euren Ergebnissen erzählen“, hatte Frau Blume, Mariellas Lehrerin, gesagt.

Mariella hatte sich sofort begeistert für das Thema Delfine gemeldet. Sie gehörten zu ihren Lieblingstieren, weil sie so schön, schlau und lustig waren. Außerdem hatte sie das Glück, schon ganz oft mit Delfinen geschwommen zu sein – bei ihren Meermädchen-Abenteuern! Aber das würde sie in ihrer Hausaufgabe natürlich nicht erwähnen.

Mariella seufzte ein wenig wehmütig. Sie hatte keine große Lust, der ganzen Klasse von ihren Ergebnissen zu berichten. Sie ging seit zwei Monaten in die Hufeisenbucht-Schule und fühlte sich immer noch wie eine Außenseiterin. Sie würde schrecklich aufgeregt sein, wenn sie vor den anderen stehen und sprechen sollte, das wusste sie jetzt schon. Was, wenn sie rot anlaufen würde und sich verhaspelte? Was, wenn die anderen sie auslachten?

Ihr Blick fiel auf ein Bild in ihrem Buch. Es zeigte eine Gruppe Delfine, die zusammen durch die Wellen sprangen. „Die haben es gut“, dachte sie und betrachtete die lächelnden Gesichter der Delfine. „Die müssen sich keine Sorgen darüber machen, dass sie ausgeschlossen werden könnten, weil sie neu in der Klasse sind.“

Sie nahm ihren Stift und begann zu schreiben: Delfine sind verspielte, freundliche Tiere, die in Gruppen zusammenleben. Sie helfen sich gegenseitig mit ihren Babys (man nennt sie Kälber) und bei der Futtersuche. Sie können sehr schnell schwimmen (bis zu 40 Stundenkilometer) und sie lieben es, aus dem Wasser zu springen …

Mariella machte eine Pause und blickte nachdenklich aus dem Fenster auf das Meer hinaus. Es gab etwas, das sie sehr beschäftigte. In den Büchern, die sie gelesen hatte, und auch im Internet stand nichts darüber, dass vor Kurzem alle Delfine aus den Ozeanen verschwunden waren. Ihre Meermädchen-Freundinnen suchten verzweifelt nach ihnen.

Seit Mariella mit ihrer Familie in Omas Haus in der Hufeisenbucht gezogen war, führte sie ein wunderbares Doppelleben. Sie war ein verzaubertes Meermädchen! Denn sie besaß ein Stückchen von einem magischen Muschelhorn, das sie nachts in ein Meermädchen verwandeln und in das Unterwasserreich Aquaris bringen konnte. Das letzte Mal, als sie ein Meermädchen gewesen war, hatte die Meereskönigin ihr etwas Schreckliches erzählt. Einige Tiere waren vollständig aus den Ozeanen verschwunden. Königin Luna vermutete, dass böse Magie im Spiel war. Mariella hatte sofort angeboten, den Meermädchen, die sich um die Tiere kümmerten, bei der Suche nach den Vermissten zu helfen.

Mariella und Luisa, der Hüterin der Seepferdchen, war es gelungen, zusammen die verschwundenen Seepferdchen zu finden. Sie hatten die Tiere zwar befreit, aber es war alles sehr rätselhaft gewesen. Mariella hätte zu gerne gewusst, ob ihre Freundinnen die anderen verschwundenen Tiere inzwischen ebenfalls gefunden hatten.