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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

„Feuer!“

Philip Hasard Killigrews Ruf tönte über das Oberdeck der venezianischen Galeasse. Er stand auf der achteren Plattform des großen Schiffes, die Beine leicht auseinandergespreizt, die linke Faust in die Seite gestemmt, die rechte Hand erhoben. Die Rauchschwaden der ersten von der Backbordbatterie abgegebenen Salve krochen über die Decksplanken auf ihn zu, schmiegten sich um seine Schaftstiefel und hüllten seine Gestalt ein.

Sein Oberkörper war nackt, sein schwarzes Haar zerzaust. Er sah wild aus in diesem Aufzug – und er war wild, denn in ihm tobte der Haß auf die Spanier, die seine „Isabella VIII.“ und den schwarzen Segler von Siri-Tong überfallen hatten. In diesen Minuten war er wahrhaftig das, was ihm seinen gefürchteten Beinamen eingebracht hatte – ein gnadenloser, reißender Seewolf.

Durch die Rauchschwaden sah er die Gestalten der Freunde an den Geschützen, die vom Pulverschleim bereits verschmierten Gesichter der Männer auf den Ruderbänken, Italiener und Assurini-Indianer. Mittendrin stand Della Latta, der Kommandant der Galeasse. Der Mann, der ihm in diesem Gefecht den Oberbefehl über das Schiff erteilt hatte. Er grinste und beschrieb eine Gebärde zu Hasard hin, die soviel besagte wie: Wir werden es diesen Himmelhunden von Dons schon zeigen!

„Feuer!“ schrien nun auch die Geschützführer der Steuerbordseite. Ihr Ruf ertönte gleichzeitig mit dem explosionsartigen Donner der Kanonen.

Längst hatten sie auf Hasards Kommando hin die Lunten auf die Bodenstücke ihrer Kanonen gesenkt und die glimmenden Enden das Zündkraut in den schmalen Eisenkanälen in Brand gesetzt. Binnen einer Sekunde zeigte sich die Wirkung. Ohrenbetäubend war das Grollen, das von der Galeasse aus über den großen Strom wehte. Das Gebrüll der Seewölfe, Siri-Tong-Piraten und Italiener wurde von diesem Lärm fast völlig geschluckt.

Das, was Della Latta prophezeit und auch Hasard sich an den Fingern hatte abzählen können, war eingetreten. Ein spanischer Schiffsverband war auf der Suche nach dem verhaßten „Lobo del Mar“, dem Seewolf, weit auf dem Amazonas vorgedrungen und hatte die Todfeinde nun gestellt.

Drei Karavellen.

Ihre Besatzungen hatten nur mit einem nicht gerechnet: Daß nämlich die Galeasse ihnen vom versteckten Seitenarm der Zitadelle aus folgen würde, daß ihr Auftauchen nicht gänzlich unbemerkt geblieben war – daß ihnen ein starker Gegner in den Rücken fallen konnte.

Aber natürlich feuerten sie nach der ersten Überraschungs-Salve sofort zurück. Das Donnergrollen der Geschütze auf beiden Seiten wuchs zu einem infernalischen Konzert an. Die Tiere des Regenwaldes liefen und flogen davor davon, die Amazonen in ihren Einbäumen auf den verborgenen Seitenkanälen duckten sich entsetzt unter das Gras und Laub der Uferböschungen.

Der Amacunu, wie ihn die Ureinwohner dieses Landes zu nennen pflegten, die „Santa Maria do Mar Dulce“, heilige Maria des Süßwassermeeres, wie die Spanier seit Pinzón den gigantischen Strom auf ihren Landkarten verzeichneten – der Fluß der Flüsse hatte eine solche Schlacht noch nicht erlebt.

Die Amazonen hatten Hasard und seinen Begleitern geholfen, von ihrem Dorf aus über eine Reihe von winzigen Nebenarmen in den Rükken des Gegners zu gelangen. Hinter der Biegung, die den unteren Flußlauf vom Sichtbereich der Spanier abschnitt, hatte Hasard dann die Galeasse gesichtet – dieses stolze Schiff mit seinen drei Masten, den geblähten Rahsegeln, den langen, tief eintauchenden Riemen und dem fürchterlichen Rammsporn vorn am Bug.

Während die „Isabella“ und das schwarze Schiff bereits im erbitterten Gefecht mit den Karavellen lagen, hatte Hasard sein Beiboot längsseits der Galeasse gehen lassen und war samt seinen Gefährten aufgeentert.

Das Boot war Steuerbord achteraus zurückgeblieben. Schaki und ihre Kampfgenossinnen hatten es übernommen und mit ihren Einbäumen in die Seitenläufe zurückgeführt.

Hasard hatte die Galeasse um die Biegung geschickt, dann hatte er sie manövrieren lassen, daß die Dons die Backbordbreitseite zu sehen kriegten – und er hatte als Auftakt einen ersten Eisengruß entboten. Jetzt, unter der zweiten Breitseite aus den Steuerbordgeschützen und dann wieder aus der Backbordbatterie, hatte der Feind die ersten ernsthaften Verluste zu verzeichnen.

Die Italiener an den mächtigen Riemen der Galeasse wurden von den Assurini-Indianern unterstützt. Je drei Mann saßen an einem Ruder. Der fehlende Teil der Stammbesatzung hatte ganz einfach irgendwie erneuert werden müssen, außer den Assurini bot sich kein Ersatz an. Aber Hasard sah durch den Feuerrauch und Pulverqualm, daß sie den Umgang mit den Riemen bereits vortrefflich von ihren Ex-Gefangenen gelernt hatten.

Unter Chanos Tyrannenherrschaft hatten diese Indianer als Krokodilmänner Mord und Haß im Dschungel gesät. Jetzt, dank des Seewolfes, waren sie zu den harmloseren Traditionen ihres Stammes zurückgekehrt und hatten sich mit den Männern aus der Republik Venedig versöhnt.

Feuerspeiend entluden sich die Geschütze der Galeasse. Die drei Karavellen der Spanier lagen immer noch in Kiellinie mit dem Bug nach Süden im Wasser, quer zur Strömung, und sie schafften es einfach nicht, schnell genug herumzuziehen. Es krachte und splitterte, Holztrümmer wirbelten durch die Luft. Die Luft war erfüllt von dem Schreien der Verwundeten und dem grimmigen Brüllen und Auflachen von Hasards Männern.

Mit Hasard befand sich Siri-Tong auf dem Achterdeck der Galeasse, und von ihren beiden Crews waren Blacky, Gary Andrews, Ferris Tukker, Big Old Shane, Old O’Flynn, Missjöh Buveur und Pedro Ortiz mit von der Partie. Der Kutscher war bei den Schilfmattenhütten der Amazonen zurückgeblieben, obwohl er sich gesträubt hatte. Er hatte auf Hasards Anordnung hin auf den soeben von der Malaria genesenen Dan O’Flynn aufzupassen.

Hasard hatte den Kanonendonner im Dorf vernommen und war alarmiert gewesen. In aller Eile hatte er das Boot bemannt und war zum Fluß gepullt. Die Amazonen unter Schakis Führung hatten sie unbedingt begleiten wollen – ohne sie hätte der Seewolf niemals die Seitenkanäle benutzen können, die ihn zur Galeasse geführt hatten.

„Feuer!“ schrie Hasard wieder.

Erneut spuckten die Bronzerohre der Kanonen ihre Ladung gegen den Feind aus. Hasard bedeutete Siri-Tong, vor dem Gegenfeuer in Dekkung zu gehen. Er selbst stand aufrecht, seine eisblauen Augen blitzten, er schlug dem Teufel mal wieder ein Schnippchen.

Siri-Tong glitt halb den Niedergang zum Hauptdeck hinunter, ließ sich von Della Latta eine Muskete aushändigen und klomm wieder zum Achterdeck hinauf. Im nächsten Augenblick warf sie sich platt auf die Planken. Orgelnd nahten die Kugeln der Spanier. Etwas heulte über sie weg, jemand fluchte, dichte Wasserfontänen richteten sich vor der Steuerbordwand der Galeasse auf, die dem Gegner gerade wieder zugewandt war.

Die Fontänen fielen in sich zusammen. Siri-Tong wandte sich um und suchte mit dem Blick Hasard.

Sie atmete auf. Er hatte sich ebenfalls fallen lassen, rappelte sich gerade wieder auf und gab neue Befehle. Die Kugeln der Spanier, die über das Deck gerast waren, hatten glücklicherweise keinen Mann der Besatzung getroffen und nur Sachschaden angerichtet.

„Hasard!“ rief sie.

„Zieh den Kopf ein, Siri-Tong!“ schrie er durch den Schlachtlärm zurück.

Sie lachte. „Ich doch nicht!“

Verdutzt schaute er zu ihr hinüber. „Mein Gott, du verdammter Satansbraten!“

Sie drehte den Kopf, schob ihre Muskete zwischen zwei Traljen der Schmuckbalustrade hindurch und zielte auf den Gegner. Der am weitesten zum Nordufer hin versetzten Karavelle waren sie jetzt bereits sehr nahe, keine halbe Kabellänge trennte die beiden Schiffe.

Die Rote Korsarin legte auf einen Mann an, der auffällig auf dem Achterdeck der Karavelle herumturnte und gestikulierte. Sie drückte ab, der Schuß krachte, eine Kugel suchte und fand ihr Ziel. Der Spanier brach zusammen.

Hasard war diese Aktion der Roten Korsarin trotz des allgemeinen Durcheinanders nicht entgangen.

„Teufel auch“, sagte er. „Was für eine Frau du doch bist, Siri-Tong. Wer sich mit dir anlegt, verbrennt sich die Finger. Ich muß verrückt sein, weil ich immer noch glaube, daß man so was wie dich bändigen kann.“

Sie hatte es nicht verstanden.

Ja, sie war eine fauchende Wildkatze, gnadenlos im Kampf gegen den Feind, von Unnahbarkeit und Härte beim Umgang mit ihrer Crew erfüllt. Aber Hasard – Hasard war der einzige, der sie zähmen konnte. Unter seinem Einfluß wurde sie zu einem sanft schnurrenden, sich behaglich ankuschelnden Inbild der Weiblichkeit – und das hatte seine Gründe.

Für die Amazonen war Hasard der Günstling der Götter, für die Spanier der Hassenswerteste aller gottverdammten Todfeinde, für seine Crew der Mann, der dem Teufel ein Ohr absegelte und an Tollkühnheit noch Francis Drake übertrumpfte. Für Siri-Tong war er der erste Mann in ihrem Leben, dem sie sich bereitwillig unterordnete – und den sie liebte.

Drohend schob sich die Galeasse auf die Karavelle zu. Sie hatte die überragende Position in diesem Gefecht. Unabhängig vom Wind konnte sie dank ihrer Ruder manövrieren, wie sie wollte. Außerdem befand sie sich noch in Luv der Spanier. Ein weiterer Pluspunkt.

Die Karavelle wollte sich näher zu den Verbündeten hin verholen, aber ihr blieb keine Zeit mehr dazu. So versammelte sich das Gros der Mannschaft am Backbordschanzkleid und richtete Musketen und Arkebusen auf die Galeasse. In aller Eile wurde auch die soeben abgefeuerte Breitseite wieder schußbereit gemacht.

„Shane!“ rief Hasard.

Big Old Shane antwortete von oben. Er war in den Hauptmars aufgeentert. „Fertig, Hasard!“

„Feuer frei auf die Takelage des Gegners, Shane!“

„Aye, aye, Sir!“

Sekunden darauf schwirrte der erste Brandpfeil von der Bogensehne des graubärtigen Riesen. Und nicht sehr viel mehr Zeit verstrich, bis eine Flammenzunge aus dem Großsegel des Spaniers leckte. Von da an gab Shane Brandpfeil um Brandpfeil auf die Karavelle ab. Er war ein Meister im Bogenschießen – wie Batuti, der sich gerade anschickte, das gleiche von Bord der „Isabella“ aus zu tun. Er gab dafür seinen Posten an einer der Culverinen auf. Matt Davies übernahm den 17-Pfünder und bediente somit zwei Geschütze.

Es mangelte an Männern auf er „Isabella“ und dem schwarzen Schiff. Die Lage war mehr als heikel, Immer noch.

Ja, Beistand hatten sie verdammt nötig. Sie schossen erbittert zurück, aber lange konnten sie sich gegen die Spanier nicht mehr halten, wenn Hasard nicht ein Wunder vollbrachte.

Die zahlenmäßige Stärke der Seewölfe und der Siri-Tong-Crew war durch das Fehlen von Hasard und den anderen ziemlich arg reduziert. Außerdem ließ die geringe Wassertiefe kein schnelles, effektvolles Manövrieren zu. Nur mühsam hatten sich die beiden Segler quer zur Strömung gedreht, als Ben Brighton und Thorfin Njal – die derzeitigen Schiffsführer – den feindlichen Verband hatten aufziehen sehen.

Und noch etwas. Weiter flußaufwärts verhinderten Sandbänke die Weiterfahrt. Die „Isabella“ und das schwarze Schiff befanden sich in der Klemme. So, wie die Dinge zur Zeit standen, konnten sie nur ihre Backbordbreitseiten einsetzen. Sie lagen mit dem Bug nach Süden, also genau wie die drei Karavellen, und es gab keine Möglichkeit, zu wenden und auch die brachliegenden anderen Batterien an Steuerbord zu Hilfe zu nehmen.

So gut es ging, versuchten sie das Manko durch die in Gabellafetten gelagerten Drehbassen auf der „Isabella“ und die Brandsätze des schwarzen Schiffes auszugleichen. Thorfin Njal hatte die bronzenen Gestelle im Vor- und Achterkastell des Viermasters soweit herumschwenken lassen, das durch die Luken zumindest vereinzelte Raketenschüsse auf die Widersacher abgegeben werden konnten.

Und Batuti bemühte sich, durch seine Brandpfeile Panik und Verwirrung auf den gegnerischen Decks zu stiften.

Aber niemals hätten sie sich in ihrer Position dauerhaft halten können.

Hasard hatte das im Ansatz erkannt und handelte nun entsprechend. Er konnte die am Nordufer liegende Karavelle entern oder nach Strich und Faden zusammenschießen, er hatte bereits die Oberhand in dem Zweikampf. Aber er begnügte sich damit, ihr Oberdeck durch seine Kugeln weitgehend freizufegen und Shane die Takelage in loderndes Feuer setzen zu lassen.

Das genügte, um Panik bei den wenigen Überlebenden der spanischen Besatzung zu stiften. Sie versteckten sich unter der Back oder im Achterkastell, schrien sich gegenseitig sinnlose Befehle zu – und keiner wagte es, die lodernde Takelage zu löschen.

Hasard sah es voll grimmiger Genugtuung.

„Zwei Strich Backbord“, rief er dem venezianischen Rudergänger zu. „Wir ziehen an diesem Hund vorbei und knöpfen uns den nächsten vor.“

Della Latta blickte überrascht zu ihm auf. Er hatte angenommen, Hasard würde nicht ruhen, bis die Karavelle sank.

Hasard gab ihm durch einen Wink und ein Grinsen zu verstehen, daß er schon wußte, was er tat. Siri-Tong hatte sich umgedreht. Sie saß mit dem Rücken gegen das Schanzkleid gelehnt und mit ihrem entzückenden Po auf den Decksplanken und lud die Muskete nach. Ihr Blick verriet Hasard, daß sie längst begriffen hatte, was er vorhatte.

Der Vorsteven der Galeasse richtete sich auf die mittlere spanische Karavelle. Unter den anfeuernden Rufen der Seewölfe und Siri-Tong-Piraten legten sich die Ruderer kräftiger ins Zeug. Hurtig tauchten die Riemen ins Wasser und zuckten rhythmisch wieder über die Oberfläche zurück. Sie trieben das Schiff schneller und schneller voran.

In diesem Augenblick zündete der Boston-Mann drüben auf dem schwarzen Segler im Achterkastell einen der Brandsätze. Fauchend raste das Geschoß über das Amazonaswasser, bohrte sich in das Steuerbordschanzkleid und dröhnte, Holz, Eisen und Menschen wirbelten. Der Schuß saß. Er war mit Präzision vom Boston-Mann gezielt worden. Außerdem schossen die bronzenen Gestelle mit den chinesischen Raketen weiter und waren treffsicherer als Schiffskanonen.

Hasards und Siri-Tongs Männer auf der Galeasse quittierten diesen Einsatz mit lautem Hurra. Und auch die Italiener und die Assurini, von diesem Kampfgeist angesteckt, jubelten.

Siri-Tong lachte. „Thorfin Njal, dieser alte Haudegen! Er hat den Befehl gegeben, die Brandsätze zu verwenden, um uns im richtigen Moment zu unterstützen.“

„Ja!“ rief Hasard zurück. „Die Spanier sind fassungslos!“

Und Blacky schrie den Ruderern zu: „Vorwärts, weiter, Freunde, schneller, nur noch ein paar Yards, und wir haben sie, die verfluchten Philipps!“

Die Verwendung des Rammsporns griff auf die Gefechtsmethoden des Mittelalters zurück. Erst später hatte man die Schiffe mit einer Armierung versehen, die ein Artilleriegefecht auf See zuließ. Lepanto war 1571 die Schlacht gewesen, in der die neue, überragende Taktik von den Flotten der Heiligen Allianz zum erstenmal erfolgreich erprobt worden war. Hasard vergaß all das und besann sich auf die Wirksamkeit eines klassischen, wenn auch veralteten Mittels. Wozu trug die Galeasse denn ihren furchterregenden Rammsporn?

Zwei, drei Spanier auf dem Oberdeck der mittleren Karavelle rappelten sich nach dem Einschlagen des Brandsatzes gleich wieder auf und eilten an die Backbordgeschütze. Aber sie gelangten nicht mehr zum Schuß. Sie sahen nur noch das große Ruderschiff direkt auf sich zugleiten, erblickten die Seewölfe, Siri-Tong-Piraten und Italiener, die sich zum Entern auf der Back versammelten – dann mußten sie sich vor dem Musketenfeuer der Galeasse in Deckung werfen.

Die Distanz zwischen den beiden Schiffen schrumpfte auf ein Nichts zusammen. Knirschend gab die Bordwand der Karavelle unter dem Druck des spitzen Sporns nach. Dann splitterte und knackte es, die Galeasse fraß sich tiefer und tiefer in das Feindschiff, das Loch wuchs und wurde zu einem Leck, in das gurgelnd die lehmbraunen Fluten eindrangen. Die Ruderer arbeiteten unausgesetzt, drückten die Galeasse weiter, und mit ihr die Karavelle, die nun wohl oder übel näher auf das dritte spanische Schiff zuglitt.

Hasard hatte sich auf der Back an die Spitze seines kleinen, entschlossenen Trupps gesetzt und rief: „Klar zum Entern!“

Siri-Tong war hinter ihm. Sie setzte ihm sofort nach, als er auf die Galion sprang und von dort aus zur Kuhl der Karavelle hinüberflankte. Blacky, Gary Andrews, Missjöh Buveur, Pedro Ortiz, Ferris, Shane und der alte O’Flynn drängten sich in ihrem Rücken. Sie stimmten ein Mordsgeschrei an.

Hasard hatte seinen Degen gezückt und säbelte sich den Weg quer über die Kuhl der Karavelle zum Achterdeck hin frei. Unter seinen Hieben kippten Gestalten mit verzerrten Gesichtern zu den Seiten weg, brachen zusammen, streckten sich auf den Planken aus. Wer sich Hasard in den Rücken werfen wollte, dem kam Siri-Tong zuvor. Sie focht wie ein Mann.

Old O’Flynn war der letzte, der über das Schanzkleid kroch und auf die Karavelle humpelte. Sein Holzbein und die Krücken behinderten ihn – aber nicht soweit, daß er an diesem Tanz nicht teilnehmen wollte. Er beherrschte das Kunststück, trotz seiner hölzernen Hilfsmittel noch einen Schiffshauer zu führen. Und den ließ er surren, daß es eine Freude war!

Die Spanier kapitulierten, sie nahmen vor dieser tobenden Bande Reißaus. Wer noch kriechen oder gar aufrecht gehen konnte, rettete sich aufs Achterdeck und von dort aus in die trüben Amazonasfluten.

Hasard war auf dem Steuerbordniedergang zum Achterdeck. Er drängte mit sichelnden Degenhieben einen bulligen Spanier zurück, Stufe um Stufe. Am Ende des Achterdecks stand der Kapitän, seine gellende Stimme war deutlich durch den Kampflärm zu vernehmen.