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Pete Hackett

Wenn das Gesetz zu milde straft

FBI Special Agent Owen Burke #55





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Special Agent Owen Burke: Wenn das Gesetz zu milde straft

Krimi von Pete Hackett

 

Der Umfang dieses Buchs entspricht 43 Taschenbuchseiten.

 

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Es war 13 Uhr 25 mittags, als Owen Burkes Telefon auf dem Schreibtisch zu dudeln begann. Er schnappte sich den Hörer, hielt ihn ans Ohr, und meldete sich: „FBI New York, Special Agent Burke.“

Dann lauschte der Special Agent, und je länger er wortlos zuhörte, umso mehr strafften sich seine Gesichtszüge. Seine Brauen schoben sich zusammen und über seiner Nasenwurzel bildeten sich zwei senkrechte Falten.

Ron Harris beobachtete seinen Kollegen und Partner gespannt. Da dieser nicht den Lautsprecher aktiviert hatte, konnte er nicht hören, was der Anrufer sprach. Schließlich sagte Burke: „In Ordnung, Sir, wir kümmern uns drum.“ Er beendete das Gespräch, schaute Ron Harris an und presste zwischen den Zähnen hervor: „Auf einen Vertreter des City Councils, sein Name ist Carter Rooney, wurde geschossen, als er vor einer Stunde etwa sein Haus verließ. Er wird im University Medical Center versorgt, ist aber außer Lebensgefahr.“

„Und jetzt sind wir gefordert“, knurrte Ron Harris und stemmte sich an seinem Schreibtisch in die Höhe. „Auf in den Kampf, Torero!“

Wenig später rollten die Agents im Dodge Avenger durch das mittägliche Manhattan. Die Anschrift Rooneys kannten sie. Der Assistant Director hatte sie Burke, als er ihm und Ron Harris den Fall telefonisch übertrug, genannt.

Sie kamen bei Rooneys Haus an. Mrs Rooney hatte ihren Mann ins Hospital begleitet, seine Tochter war im Haus, in dem es von Polizisten wimmelte, zurückgeblieben. Die Beamten der Spurensicherung waren emsig am Werk, und auch ein Vertreter der Staatsanwaltschaft war anwesend.

Die Halle des Hauses war geräumig und exklusiv eingerichtet. Die Agents wiesen sich aus, ein riesiger Afro-Amerikaner stellte sich ihnen als Detective Lieutenant Joe Johnson von der Mordkommission vor. Er hatte das Field Office des FBI verständigt. Denn wenn ein terroristischer Hintergrund zu vermuten war, dann war das FBI gefordert.

Hier vermutete man, dass Lester Rooney Opfer eines terroristischen Anschlags geworden war.

Obwohl die achtzehnjährige Tochter Rooneys noch ziemlich verstört war, hatte Johnson bereits ein erstes Verhör durchgeführt. „Es war gegen 12 Uhr 30, als Rooney sein Haus verließ, um zur City Hall zu fahren“, berichtet der Mann von der Mordkommission. „Als er durch die Haustür ins Freie trat, lauerte irgendwo im Garten der Schütze. Es grenzt an ein Wunder, dass Rooney den Anschlag überlebt hat. Die Kugel traf ihn in die rechte Brustseite, sollte wahrscheinlich aber sein Herz treffen. Möglicherweise machte Rooney in dem Moment, als der Killer abdrückte, eine nicht vorhersehbare Bewegung.“ Johnson zuckte mit den Achseln. „Das ist allerdings nur eine Annahme von mir.“

„Ein Mann wie Rooney hat möglicherweise Feinde“, murmelte Ron Harris. „Nicht nur im gegnerischen Lager - ich meine politisch gesehen. Wobei ich nicht glaube, dass die Demokraten Killer in den Gärten ihrer Gegner postieren.“

Ron Harris spielte darauf an, dass Rooney zum republikanischen Lager im Rathaus gehörte.

„Gab es eine Ankündigung oder Drohungen?“, fragte Special Agent Burke.

„Kaum“, erwiderte Johnson. „Damit hätte Rooney sicher nicht hinter dem Berg gehalten.“

„Was meinen Sie - steckt ein terroristischer Akt dahinter?“, fragte Ron Harris.

„Da bin ich mir nicht sicher“, verlieh Johnson seinen Zweifeln Ausdruck. „Ich kann es natürlich nicht ausschließen. Das ist ja auch der Grund, weshalb das FBI hinzugezogen wurde. Es gab da vor etwa einem dreiviertel Jahr so eine Sache …“

Erwartungsvoll fixierten die Agents den Detective Lieutenant. Der hob die Schultern, ließ sie wieder sinken und fuhr fort: „Rooney wurde des Kindsmissbrauchs beschuldigt. Es gab sogar einen Prozess, in dem Rooney allerdings freigesprochen wurde. Die Mutter des Mädchens, das Rooney verführt haben soll, ist voll Hass auf ihn. Ich hab mit ihr vor einigen Tagen gesprochen, weil in den vergangenen sechs Monaten drei Morde geschahen, die jedes Mal von einem Schreiben begleitet wurden, in denen es hieß, dass – hm, sämtliche pädophilen Schweine – so drückte sich der anonyme Verfasser aus -, unerbittlich und gnadenlos zur Rechenschaft gezogen werden müssen.“

Johnson machte eine kurze Pause, kramte in seinem Gedächtnis, dann knurrte er: „Wenn eines Tages Rooney irgendwo tot aufgefunden werde, dann könnte ich mich an sie wenden, meinte sie, als ich sie wegen der Morde befragte.“

„Wenn Rooney ihre Tochter wirklich missbraucht hat, dann kann ich ihren Hass verstehen“, murmelte Burke. „Und es wäre vielleicht sogar nachvollziehbar, wenn sie versuchen würde, Rooney zur Rechenschaft zu ziehen – was nicht heißen will, dass ich es für in Ordnung befinde, wenn jemand das Gesetz in die eigenen Hände nimmt. Aber warum sollte sie drei Pädophile umbringen, die zu ihr in keinerlei Beziehung stehen, um sich dann Rooney zu schnappen?“

„Wer waren die Männer, die ermordet wurden?“, fragte Ron Harris.

„Und es gibt in keinem der Fälle einen Hinweis auf den Täter?“, stellte Ron Harris seine nächste Frage.

„Wie sagten Sie eben ist der Name der Frau?“, erkundigte sich Owen Burke.

„Ist ihre Adresse bekannt?“

Er kam nicht weit. Vor dem Haus wurde er von Reportern aller Medienrichtungen überfallen. Burke und Harris hingegen erreichten unangefochten den Dodge. Im Haus Rooneys gab es für sie nichts zu tun. Sie hätten den Spezialisten der Spurensicherung allenfalls im Weg herumgestanden.