Europäische Geschichte populär

DIE BALKAN REPUBLIKEN

KURZ UND BÜNDIG

Historisch neutraler Rückblick

GERTRAUD GEBAUER

Vorwort

Der kleine Subkontinent zwischen Adria und Ägäis, der nach dem Gebirgszug „Balkan“ benannt wurde, wird zu Recht als Pulverfass Europas bezeichnet. Es war ihm kaum eine länger andauernde Friedenszeit gegönnt. Drei mächtige Welteroberer und Kaiser sind Söhne des Balkans: Alexander der Große, Konstantin der Große und Justinian von Byzanz. Weltreiche wurden zerstört und wieder aufgebaut. Kaiser Augustus konnte damals nicht erahnen, dass er durch seine Reichsteilung in Ostrom und Westrom eine Grenze zog zwischen Orient und Okzident, und einen bis heute anhaltenden Unruheherd schaffen würde, der später zwischen zwei Kulturen,

dem Islam und dem Christentum, zu fanatisch betriebenen ethnischen Säuberungen führen wird.

Slawische Stämme aus dem Osten setzten sich zur Zeit der Völkerwanderung in Bewegung. Im gesamten Balkangebiet ließen sich im Vergleich zu Ost-u. Westslawen, die Südslawen nieder.

Sie betrieben Ackerbau, Viehzucht, Fischerei und siedelten in Dörfern. Im Laufe der Zeit bildeten sich einzelne größere Staaten mit ihrem eigenen Adel und gewählten Fürsten. Die Slawen waren allgemein bekannt durch Gastfreundschaft, Freundlichkeit, besonders aber durch ihre Liebe zur Unabhängigkeit und Freiheit.

Für viele Nachbarstaaten war der Balkan ständig erstrebenswert, vor allem wegen seines Zugangs zum Meer. Viele Kriege wurden im Verlauf der Geschichte geführt. Besonders von der Türkei, Russland und Österreich, und von den oft als Freund, oft als Feind verbündeten Waffenbrüdern wie Italien und Griechenland bzw. den Balkanländern untereinander.

Heute sind alle Balkanländer präsidiale Republiken. Die wirtschaftliche Lage ist instabil bedingt durch hohe Staatsverschuldung, teilweiser Korruption, große Arbeitslosigkeit und Armut. Alle drängen in die Europäische Union und erhoffen sich eine bessere Zukunft.

SERBIEN

Das große 1. Reich wurde im 9. und 10. Jh. abhängig von Bulgarien und Byzanz, und entwickelte sich erst im 12. Jh. zu einem selbstständigen Königreich.

1331-35 unter Stephan Dusan erreichte es seine größte Blütezeit und Ausdehnung auf Mazedonien und Rama. 1346 rief man Stephan zum „Zar aller Serben und Griechen“ aus. Er gründete ein Patriarchat, schuf neue Gesetze.

In der 2. Hälfte des 14. Jh. stürmten immer wieder türkische Heere gegen Serbien. Am 26. September 1371 in der Schlacht an der Maritza verlor Serbien mit seinen Verbündeten Bulgaren, Walachen und Ungarn. Südserbien kam unter türkische Herrschaft. Das war bloß der Anfang, denn das tragische Ende kam unter Fürst Lazar. Seine vereinigten Heere (Bulgarien, Mazedonien und der Serbische Hochadel) erlitten am 28. Juni 1389 die schicksalsschwere Niederlage am Kosovo Polje in der Schlacht auf dem Amselfeld gegen das türkische Heer. (Heutiges Süd- Serbien, Kosovo). Milos Kobelic gelang es, als Überläufer getarnt, während der Schlacht Sultan Murad I. zu erstechen. Die Schlacht gilt als 1. Widerstand und Einsatz für die christliche Religion.

Der gesamte alte serbische Adel wurde abgeschafft, ganz Serbien und Mazedonien gerieten unter türkische Herrschaft. 1459 folgte die vollständige Unterwerfung Serbiens einschließlich der Donaugebiete unter das Osmanische Reich.

Das Gebiet wurde in Regierungsbezirke = „Sandschaks“ aufgeteilt. Die nun folgenden patriotischen Aufstände blieben erfolglos.

Erst 1594 beginnen wieder organisierte Erhebungen gegen das Osmanische Reich. Allgemein wurde das immer mächtiger werdende islamische Reich im nächsten Jahrhundert eine religiöse Gefahr für das gesamte christliche Europa und dementsprechend bekämpft. Vor allem vom zaristischen Russland: Die „Befreiung der -orthodoxen Brüder.“ (Türkischer Krieg).

Im Laufe des 19. Jh. zerfiel das Osmanische Reich das so viele Jahrhunderte hindurch den Balkan, den Mittleren Osten und Nordafrika regiert hatte. Die Türkei „der kranke Mann am Bosporus“ wurde von den europäischen Großmächten beim Berliner Kongress und der Konvention von Budapest gezwungen, die Oberhoheit auf dem Balkan aufzugeben.

Zuerst in Griechenland, später in Serbien, Rumänien, Montenegro, Albanien und Bulgarien. Diese Länder, die damals entlegene Provinzen des großen Osmanischen Reiches gewesen waren, wurden der Reihe nach unabhängige Staaten und hatten den Wunsch nach einer unabhängigen nationalen Identität. Dies führte zur Niederlassung neuer königlicher Dynastien auf dem Balkan.

Außer Serbien und Montenegro konnten die vier anderen Länder keine alten heimischen Dynastien auftreiben und mussten sich daher unter den europäischen Königsfamilien nach Regenten umsehen. Verdienstvolle Fürsten wurden aufgefordert und eingeladen.

Jedoch in Serbien rivalisierten gleich zwei alt angesessene Familien und stritten sich um den Thron:

Die Familie Obrenovic und die Familie Karadjordjevic.

(Kara=schwarz, Djordje=Georg, vic=Endsilbe).

Dynastie Karadjordjevic

Djordje (Georg) Petrovic 1752-1817 Stammvater. Wird ermordet.

Sein Sohn Alexander 1806-1885, als Fürst von Serbien Alexander I. 1842-1858.

Petar I. 1844-1921 als König Petar I. 1903 (Nachfolger des ermordeten Alexander Obrenovic) 1918-1921 „König der Kroaten, Serben und Slowenen.“ Nachfolger sein Sohn Alexander.

Alexander I. von Jugoslawien 1888-1934 Thronanwärter 1909 König 1921-1934 wird ermordet. Nachfolger wird der Neffe von Petar I.

Paul 1893-1976 regiert 1934 - 1941 wird gestürzt. („Dreimächtepakt Hitlers“: Deutschland, Italien, Japan).

Petar II. 1923-1970, Regentschaft ab 1934/ kurz 1941 Exilregierung 1941-1944/1945

Die Monarchie 1945 von den Kommunisten abgeschafft.

(1945-53 Johann Ribar, J. Broz „Tito“ 1953-1980. Er nennt sich nach dem römischen Kaiser Titus).

Dynastie Obrenovic

Fürst Milos I. Teodorovic 1780-1860, Fürst von Serbien 1817-1839 und 1858-60.

MILAN III. stirbt 1810 frühzeitig. Sein Bruder

Michael III. 1823-68 regiert 1839-1842 Sohn von Milos

Alexander (Karadjordjevic) 1806-85 Fürst von Serbien 1842-1858, wird 1885 ermordet.

Milos I. zum 2. Mal 1858-186O

Michael III. zum 2. Mal 1860-68 wird ermordet

Milan IV. Fürst 1868-1882

als König Milan I. 1882-1889. Sein Sohn

Alexander I. von Jugoslawien regiert 1889-1903 wird von der „Schwarzen Hand“ ermordet.

Seit vielen Jahren erhoffte die in TÜRKISCH-SERBIEN lebende Intelligenz eine „Befreiung“ durch Österreich, das zu dieser Zeit mit Russland verbündet war. Immer häufiger entluden sich die Spannungen in spontanen Aufständen gegen das Osmanische Reich. Die Waffen stammten von jenseits der „Militärgrenze.“

(Die Militärgrenze war ein autonomer, oft 1.000 km langer Landstrich, der sich wie eine Schlange dem jeweiligen Kampfgebiet gegen die Türken anpasste und sich zeitweise von Slowenien bis tief in den Balkan hinunter zog. Die Bewohner waren freie Bauern-Soldaten, die nur dem Kaiser in Wien und ihrem Wojewoden unterstellt waren).