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Karte Gwildor
Titelseite

Inhalt

Lebende Felsen

Ein neues Wagnis

Der schwarze Sturm

Der dunkle Zauberer spricht

Rettung für Storm

Der Todesfels

Der Sturz

Ein unsichtbares Biest?

Der Angriff

Eine böse Überraschung

Der letzte Kampf

 

 

 

 

 

Mit besonderem Dank
an James Noble
 
Für Jed Thomas Burden

Bild

Willkommen in einer neuen Welt …

Hast du gedacht, du hättest schon alles Böse gesehen, das es auf der Welt gibt? Dann bist du fast so töricht wie Tom! Er mag Malvel besiegt haben, aber neue Herausforderungen warten auf ihn.

Er wird in die Ferne reisen und alles zurücklassen, was er kennt und liebt. Warum? Weil er in einem Königreich, das nicht sein Zuhause ist, gegen sechs Biester kämpfen muss.

Wird er mit ganzem Herzen bei der Sache sein? Oder wird Tom seiner neuen Mission den Rücken kehren? Er weiß es noch nicht, aber ihn verbindet viel mit den Menschen in Gwildor. Ein neuer Feind wartet dort auf ihn. Und er ist entschlossen, Tom zu vernichten. Kannst du dir vorstellen, wer dieser Feind ist?

Lies weiter und du wirst erfahren, wie dein Held sich schlägt.

Velmal

Lebende Felsen

„Mein Zuhause!“, keuchte Briel erleichtert, als er die Spitze des Nordbergs erreichte. Die Stadt Tion breitete sich endlich im Tal unter ihm aus.

Er machte eine Pause, um wieder zu Atem zu kommen und seine schmerzenden Beine auszuruhen. Steinhäuser mit Strohdächern standen entlang der staubigen braunen Straße, die die nördlichen und südlichen Berge miteinander verband.

Heute war Markttag. Briel wusste, dass Händler aus dem nördlichen Teil Gwildors auf dem Weg nach Tion waren.

Hinter ihm ertönte ein Chor meckernder Stimmen. Er blickte über seine Schulter zu der Ziegenherde, die er von der weit entfernten Stadt Kewas hergetrieben hatte. Briel war dafür verantwortlich, dass keines der Tiere auf dem gefährlichen Weg durch die Berge verloren ging.

Er sah wieder auf Tion hinab und dachte an die Kochkünste seiner Schwester. Sein Magen knurrte. Nach einer Woche, in der er sich fast nur von Honigkuchen ernährt hatte, wäre ein Brathähnchen jetzt genau nach seinem Geschmack.

„Warum trödle ich hier rum?“, fragte er sich. „Los, ab nach Hause!“

Als Briel weitermarschierte, hörte er ein grollendes, reibendes Geräusch, als ob Fels über Fels schabte. Unter seinen Füßen bebte es. Er blieb mit gesenktem Kopf stehen und lauschte.

Schwache Stimmen drangen an sein Ohr: „Flieht! Lauft!“

Briel kraxelte zurück auf die Bergspitze, um eine bessere Sicht zu haben. In Tion war auf einmal Chaos ausgebrochen. Pferde warfen ihre Reiter ab, Mütter und Väter packten ihre Kinder und rannten davon, Händler griffen sich so viel von ihrer Ware, wie sie nur tragen konnten. Alle liefen so schnell sie konnten.

Briel kniff die Augen zusammen. Verzweifelt suchte er in der panischen Menge nach seiner Schwester. Wo war sie? „Bitte, lass sie in Sicherheit sein“, flehte er.

Plötzlich bemerkte er eine Bewegung auf dem gegenüberliegenden Berghang.

„Eine Lawine!“, rief Briel entsetzt.

Dutzende Felsbrocken stürzten den Südberg hinunter. Sie donnerten über den Boden, flogen in alle Richtungen und wurden immer schneller. Sie krachten in Häuser. Baumstämme und Steine zerbarsten. Es war die gewaltigste Lawine, die Briel je gesehen hatte. Dann, plötzlich, blieben die Felsbrocken wie erstarrt liegen.

„Als ob sie beschlossen hätten, stehen zu bleiben“, dachte Briel schockiert. Er bemerkte kaum, dass die Ziegen in Panik ausgebrochen waren und in alle Richtungen davonliefen.

Langsam begannen die Felsen wieder über den Boden zu rutschen. Sie stießen gegeneinander und Steinsplitter flogen durch die Luft. Das knirschende Geräusch von Stein auf Stein hallte durch das Tal.

Die Felsen nahmen eine Gestalt an. Beine entstanden aus länglichen Felsbrocken, die an einer riesigen, flachen Platte hingen.

Ein Körper.

Andere Felsen formierten sich auf beiden Seiten des Körpers. Arme. Briel sah mit staunend geöffnetem Mund zu, wie ein letzter Felsbrocken ganz nach oben glitt. Der Kopf. Ein Spalt im Fels bildete den klaffenden Mund und zwei Steinvertiefungen waren die Augen. Das eine Auge schimmerte grünlich.

Mit einem ohrenbetäubenden Knirschen drehte sich der Kopf und die furchterregende Gestalt betrachtete das zerstörte Tion. Aus dem rechten Auge strahlte helles grünes Licht. Das Monstrum streckte einen Arm aus, entwurzelte den letzten verbliebenen Baum und warf ihn zur Seite, als wäre er ein winziger Ast. Briel zitterte am ganzen Körper. Das Biest ließ seinen Blick über Tion schweifen.

„Wenigstens konnten die Bewohner fliehen“, dachte Briel. Er sah, wie die Menschen nach Südwesten rannten. „Bitte, lass meine Schwester bei ihnen sein.“

Wenn er sich beeilte, konnte er die Leute noch einholen. Und dann würde er hoffentlich auch seine Schwester finden. Er trieb die verängstigten Ziegen wieder zusammen und schnalzte mit der Zunge, damit sie ihm folgten. Briel entschied sich für den längeren Weg westlich um Tion herum. So würde das Biest ihn und die Herde nicht entdecken. Das Steinwesen sah immer noch zufrieden auf die Trümmer von Tion herab. Briel wusste, dass er einen Hieb der Felsfäuste nicht überleben würde 

Ein neues Wagnis

„Ich wünschte, ich hätte Pfeile, die sich von selbst ersetzen“, sagte Elenna. „Das wäre sehr viel einfacher.“

Tom sah Elenna zu, die auf dem Boden saß und aus Ästen Pfeilschäfte schnitzte. Vor Konzentration lugte ihre Zungenspitze zwischen den Lippen hervor. Tom grinste, dann warf er einen Blick über die saftigen Wiesen von Gwildor.

Bis Zauberer Aduro ihm erzählt hatte, dass in Gwildor sechs gute Biester vom bösen Fluch des Magiers Malvel befreit werden mussten, hatte Tom noch nie etwas vom Königreich Gwildor gehört. Beim Gedanken an die schwarze Magie des Zauberers streckte Tom beschützend die Hand nach seinem Hengst Storm aus. Elennas zahmer Wolf Silver saß auf den Hinterbeinen und beobachtete Elenna bei der Arbeit.

„Kann ich dir helfen?“, fragte Tom.

Elenna lächelte ihn an. „Ich habe Jahre gebraucht, um zu lernen, wie man Pfeile schnitzt“, erwiderte sie. „Du bist vielleicht der Herr der Biester von Avantia, aber das Schnitzen überlässt du lieber mir.“

„Mein Vater ist jetzt wieder der Herr der Biester“, erinnerte er sie. „Ich bin nur noch Tom.“

Stolz erfüllte ihn, als er an die Mission dachte, die seinen Vater zurück ins Leben geführt hatte. Taladon war lange Zeit durch einen bösen Zauber als Geist gefangen gewesen. Tom hatte die sechs Teile des Amuletts von Avantia wiederfinden und sechs schreckliche Biester besiegen müssen, um seinen Vater zu befreien. Jetzt hing das Amulett um seinen Hals.