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Karte Gwildor
Titelseite

Inhalt

Gerechte Strafe

Ein neues Biest

Merkwürdiges Verhalten

Velmals Rätsel

Ein schwerwiegender Handel

Silver in Gefahr

Unter der Erde

Paragors Versteck

Lebendig begraben

Das goldene Seil

Des Rätsels Lösung

 

 

 

 

 

Mit besonderem Dank
an Cherith Baldry
 
Für Charlie Andrew Mills

Bild

Willkommen in einer neuen Welt …

Hast du gedacht, du hättest schon alles Böse gesehen, das es auf der Welt gibt? Dann bist du fast so töricht wie Tom! Er mag Malvel besiegt haben, aber neue Herausforderungen warten auf ihn.

Er wird in die Ferne reisen und alles zurücklassen, was er kennt und liebt. Warum? Weil er in einem Königreich, das nicht sein Zuhause ist, gegen sechs Biester kämpfen muss.

Wird er mit ganzem Herzen bei der Sache sein? Oder wird Tom seiner neuen Mission den Rücken kehren? Er weiß es noch nicht, aber ihn verbindet viel mit den Menschen in Gwildor. Ein neuer Feind wartet dort auf ihn. Und er ist entschlossen, Tom zu vernichten. Kannst du dir vorstellen, wer dieser Feind ist?

Lies weiter und du wirst erfahren, wie dein Held sich schlägt.

Velmal

Gerechte Strafe

Der Vollmond warf sein kaltes Licht auf die Felder von Gwildor. Ein kühler Wind wirbelte raschelnde Blätter auf.

Im Mondschein huschte ein Mann von einem schattigen Fleck zum nächsten. Sein Haar und sein Bart waren zerzaust. Er trug eine raue Wollhose und ein Lederwams, das mit einem Strick um seinen Bauch geknotet war. In der Hand hielt er einen Spaten. Verstohlen blickte er über seine Schulter, als fürchtete er sich vor Verfolgern.

Schließlich blieb der Mann an einer Stelle stehen, an der spitze Steine aus der Wiese ragten. „Hier ist es gut“, murmelte er und sah sich erneut um. Er lachte heiser. „Du bist ein toller Kerl, Ally“, sagte er zu sich selbst. „Und bald bist du reich!“

Ally begann zu graben, zuerst langsam, aber dann immer schneller. Seine Haare klebten ihm verschwitzt an der Stirn und seine Kleider wurden schmutzig. Er warf die Erde zur Seite und grub immer tiefer.

Als Ally sich kurz auf den Spaten stützte, klaffte sein Wams auf und ein Lederbeutel fiel heraus. Fluchend warf Ally den Spaten weg und griff nach dem Beutel. Er stopfte ihn zurück unter sein Wams, doch dann hielt er inne.

„Mein Schatz sieht im Mondlicht bestimmt noch schöner aus“, murmelte er.

Lächelnd öffnete er das Täschchen. Eine Kette mit silbernen Totenkopfanhängern kam zum Vorschein. Er hielt sie hoch, um sie im Mondlicht zu bewundern.

„Du gehörst jetzt mir. Ich bin sicher, dass dein bisheriger Besitzer dich vermissen wird“, lachte er.

Allys Lächeln verschwand, als plötzlich ein kalter Windstoß heranfegte und er sah sich wieder nervös um. Es gab nichts außer leeren Feldern und ein paar Kühen zu sehen, die in der Ferne grasten. Aber trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass ihn jemand beobachtete.

„Ich werde nichts riskieren“, versprach er sich selbst. „Ich verstecke meinen Schatz, bis es wieder sicher ist. Dann komme ich zurück und hole ihn.“

Vorsichtig schob er die gestohlene Kette in den Beutel zurück und legte ihn neben das Loch. Dann grub er weiter, tiefer und tiefer wurde sein Versteck.

Plötzlich bewegte sich der Boden unter Allys Spaten. Lange Risse bildeten sich im Untergrund. Ally spürte, wie der Boden unter seinen Füßen wackelte. Erde flog in die Luft. Erschrocken schrie er auf und stürzte zu Boden. Die Luft blieb ihm weg. Langsam und keuchend richtete er sich wieder auf. Mit schreckverzerrtem Gesicht sah er sich um. Was war passiert?

Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Stolpernd taumelte er rückwärts. Aus einem metertiefen Loch vor ihm im Boden kroch ein riesiges, schleimiges Wesen. Auf seinem Kopf glitzerten mehrere grüne Juwelen.

Das Monster öffnete das Maul und stieß ein schauriges Brüllen aus. Rasiermesserscharfe Zähne blitzten im Mondlicht. Es schob seinen Körper weiter aus dem Loch und kam auf Ally zu. Er hörte das widerliche Schmatzen von Schleim, als es sich über ihn beugte. Der lange Körper bebte vor Kraft, als sich seine Klauen in den Boden bohrten.

Der Dieb stieß einen Angstschrei aus. Er rappelte sich auf, griff nach dem Lederbeutel und versuchte wegzulaufen, aber ein Schleimstrahl traf seine Füße. Der Schleim leuchtete so grün wie die Juwelen. Ally kämpfte um sein Gleichgewicht, aber er blieb in der klebrigen Masse hängen. Er rutschte aus und fiel wieder hin. Noch mehr Schleim bedeckte ihn und fesselte ihn an den Boden.

Mit aller Kraft gelang es Ally, sich auf den Rücken zu drehen. Das Monster ragte über ihm auf. Sein riesiges Maul öffnete sich und senkte sich herab. Ein heiserer Schrei drang aus Allys Mund, als das Mondlicht ausgeblendet wurde.

Seine Karriere als Dieb war vorbei …

Ein neues Biest

Tom und Elenna ritten auf Storm den Bergpfad hinunter. Obwohl sie die Eisebene hinter sich gelassen hatten und Heidekraut und Ginster auf den Hügeln wuchsen, lag in den Senken noch Schnee und der gefrorene Boden war stellenweise spiegelglatt.

Tom saß hinter Elenna. Seine verletzte Hand pochte immer noch vor Schmerz. Es fiel ihm schwer, die Zügel zu halten und den Hengst zwischen den trügerischen Eisflächen hindurchzulenken. Bisher hatten sie vier gute Biester vom bösen Fluch des Magiers Velmal befreit. Das erste Biest, Rapu, hatte ihn mit seiner gigantischen Krebsschere verletzt. Seitdem hatte sich das Gift in seiner Hand ausgebreitet. Aber Tom hatte sich davon nicht aufhalten lassen. Elenna und er hatten den Riesenkrebs genauso befreit wie auch Voltor, Rokk und Kryos.

Tom versuchte, nicht an die Warnung zu denken, die Velmal nach dem Kampf mit Kryos ausgesprochen hatte: „Ich schwöre euch, dass der nächste Kampf euer letzter sein wird. Keiner von euch wird Gwildor lebend verlassen!“

Tom streckte den Rücken durch und legte die Hand auf seinen Schwertknauf. „Solange Blut in meinen Adern fließt, werde ich gegen Velmal kämpfen“, dachte er.

Elenna drehte sich mit glänzenden Augen zu ihm um. „Bist du bereit für die nächste Herausforderung?“, fragte sie, als wüsste sie, was er gerade gedacht hatte.

„Bereit“, antwortete er grinsend. „Und vielleicht kann ich auch Freya helfen“, fügte er in Gedanken hinzu. „Ich muss sie von Velmals Bann befreien.“