Details

Wie wir an der Ostsee segeln


Wie wir an der Ostsee segeln

Eine Liebeserklärung an mein Lieblingsmeer
1. Auflage

von: Claus Aktoprak

19,99 €

Verlag: Millemari.
Format: EPUB
Veröffentl.: 15.06.2021
ISBN/EAN: 9783967060461
Sprache: deutsch

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Claus Aktoprak, Einhandsegler, Musiker und Filmemacher, erliegt als gebürtiger Hamburger dem Charme der Ostsee. Seit Jahren segelt er zwischen der Schlei und den skandinavischen Schärengebieten und kennt jede Insel, jedes Eiland und jede Schäre besser als seine Westentasche.
Die Ostsee, das ist ein Revier der 1000 Möglichkeiten. Für das Buch „Wie wir an der Ostsee segeln“ lässt Claus Aktoprak seine schönsten Momente auf See Revue passieren und schildert Routen, Törns und Landschaften samt ihren schönsten Hafen- und Ankerplätzen. „Wie wir an der Ostsee segeln“ ist eine Liebeserklärung an ein Lieblingsmeer. Ob sanftes Segeln in der Schlei oder anspruchsvolle Routen entlang der Küsten von drei Nationen – die Ostsee lockt jeden Seglertyp und jede Bootsgröße zu immer neuen Abenteuern.
Ein besonderes Highlight sind die Bucket-Listen: „10 Häfen, in denen man angelegt...“, „10 Ankerplätze, an denen man Anker geworfen...“ oder „10 Hafenkneipen, in denen man etwas getrunken ...“ und natürlich „10 Songs, die man gehört haben muss“ bieten immer wieder neue Anreize, die Ostsee für sich zu entdecken.
Mit Gastbeiträgen von Markus Howest, Sebastian Wache, Anja Rathmer, Vincent Regenhardt, Beate Warnecke und Ümit Uzun über Wetter und Wellen, Rügen und Regatten oder Folkeboote und Faszination entsteht so ein umfassendes Bild für Ostseeneulinge und Ostseeliebhaber. Und wer nun das Revier von Bord aus erkunden möchte, dem sei das Kapitel zu Chartermöglichkeiten an der Ostsee von Ümit Uzun ans Herz gelegt.
Claus Aktoprak: Wer am selben Tag wie Elvis Geburtstag hat und schon mit 12 in Schülerbands Gitarre und Keyboard spielt, verfällt der Musik für immer. Selbst wenn ein Ingenieursstudium Flugzeugbau oder der Studiengang Medienbetriebstechnik „dazwischen kommen“. Als dann das Angebot im Raum stand, die Band für ein Musical zusammenzustellen, war die Musik nicht mehr aufzuhalten. Engagements als Musiker für deutsche und internationale Künstler von Mathias Reim, Wolfgang Petri oder Juliane Werding bis Bonnie Tyler folgten. Ein Ausflug ins Büroleben einer Musikinstrumentenfirma hielt ihn nicht wirklich davon ab, weiter Musik zu machen. Ein geplanter Umzug der Firma in den Süden und zwei Hörstürze später war klar: Die Freiheit liegt auf dem Meer und in der Musik. Die weitere Planung? Erst mal lossegeln, dann wiederkommen. Dazwischen das Meer und viel Musik!
Claus Aktoprak: Warum ich die Ostsee liebe

Ich bin gebürtiger Hamburger und damit im Wesen der Elbe und der rauen Nordsee näher als der sanfteren Ostsee. Trotzdem sind meine schönsten Erinnerungen an die Sommer meiner Kindheit und Jugend von der Ostsee geprägt. Von den wenigen Besuchen an der Nordsee blieben nur viel Regen, Watt, flaches Land, Deiche und Schafe in meinem Kopf übrig. Dass die Nordsee viel mehr zu bieten hat, als nasses Wetter, kann man in Holger Petersons Liebeserklärung an die Nordsee „Wie wir im Norden segeln“ nachlesen. Ich vermute allerdings dass es schon ein Boot braucht, um dieses oft so graue Meer aus einer anderen Perspektive kennen- und liebenzulernen.
Die Ostsee jedoch war unser Mittelmeer, unsere Karibik, unsere Südsee. Meine Liebe zur Ostsee sieht man bereits auf Fotos mit mir als Zweijährigem an einem Strand in Dänemark. Tatsächlich verbrachten wir, bis auf zwei Ausnahmen in den bayerischen Bergen und am österreichischen Wörthersee, unsere Familienurlaube stets in Dänemark. An wechselnden Orten zwar, aber immer in diesen dänemarktypischen Holzhäusern in Strandnähe, deren Geruch nach trockenem Holz mir auch heute noch sehnsüchtig in der Nase hängt.
Dänemark lag für mich weit entfernt. Es brauchte oft lange Autostunden und eine Fährüberfahrt, bis ich hineintauchen konnte in eine andere Welt aus Strand, Soft-Eis mit Krokant und viel unbeschwerter Zeit mit unseren Eltern. Unbeschreiblich war daher das Gefühl, als ich das erste Mal auf eigenem Kiel in Dänemark festmachte. Der Sandkasten meiner Kindheit wurde damit zum Abenteuerspielplatz eines Erwachsenen.
Doch der Reihe nach: Meine Eltern waren keine Segler, und so blieben mir nur die Fährüberfahrten als erster Kontakt zur Seefahrt. Ich war allerdings davon so begeistert und spielte die An- und Ablegemanöver im Garten nach, bis meine Mutter vermutete, ich hätte einen „Bändertick“. Er ist wohl auch der Grund dafür, dass mir später Seemannsknoten und Leinenhandling so leicht von der Hand gehen sollten. Den Kinderschuhen entwachsen folgten mit 15 erste Reisen auf dem Mofa und dem für die 1980er-Jahre typischen Mokick. Mein Ziel war klar. Es blieb immer die Ostsee. Scharbeutz, Kiel, Dänemark erfuhr ich auf zwei Rädern mit dem Zelt im Gepäck und in meiner Erinnerung ist es dabei stets warm und sonnig.
Ich wurde größer und meine Welt wurde es auch. Mit 16 hob ich den Daumen, war mit einem Freund drei lange Wochen in Frankreich unterwegs und verlor mein Herz dabei endgültig an das Meer. Dieses Mal war es das Mittelmeer. Ich nahm mir damals ganz fest vor eines Tages am Meer zu wohnen und dort auch ein Boot zu besitzen. Nach dem Abitur rief die Bundesmarine, ich wehrte mich nur halbherzig und plötzlich brüllte man mich als Neu-Matrosen an. Die schönen Ostseeorte Eckernförde, Flensburg und Gelting waren meine Standorte als Funker – alle jedoch befanden sich an Land. Auf See verbrachte ich während meiner gesamten Wehrpflichtzeit als Matrose leider nur zwei Tage. Von einem Landungsboot aus bargen wir nach einem Gewitter während der Kieler Woche haufenweise havarierte und völlig durchnässte Jollensegler über die heruntergeklappte Luke des Bootes. Dies war mein erster Nahkontakt zum Segelsport, der mich allerdings noch nicht so recht überzeugen wollte, es doch auch einmal selbst zu wagen.
So blieb ich zunächst noch mehr an der Ostsee als auf der Ostsee. Aber das war mir mehr als genug. Ob nun mit Motorroller oder Motorrad, mindestens einmal im Jahr ging es mit einem Freund nach Dänemark, Schweden oder Norwegen. Nach wie vor war ich immer mit Zelt und Schlafsack unterwegs. Als meine Musikerkarriere langsam Fahrt aufnahm, hatte ich als Musiker zahllose Auftritte und spielte in den mondänen Hotels, den Beachclubs, Restaurants, Bars und Campingplätzen entlang der Ostsee. Es gab wohl kaum einen Ort an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste, den ich nicht schon vor meinem Einstieg in das Fahrtensegeln kennengelernt hätte. Und das zu allen vier Jahreszeiten, die hier im Norden alle ihren eigenen Reiz haben. Ich wusste genau, wie es sich anfühlte, voller Sehnsucht hinaus auf das Meer zu schauen, aber noch nicht, wie es sich anfühlte, von einem Boot aus die gleiche Küste zu betrachten. Und genau dieser Blick sollte schließlich alles verändern.
Meine Liebe zum weit entfernten Mittelmeer ist mittlerweile ebenso groß geworden, wie die zur nahen Ostsee. In unserer Ferienwohnung in der Türkei (Jugendwunsch 1 – abgehakt) mit Blick auf das sonnenglitzernde Wasser der Ägäis und die vielen Charterschiffe darauf, kam ich endlich auf die Idee, selbst zur See zu fahren. Von dieser Idee bis zu ihrer Umsetzung verging nur knapp ein Jahr und ich besaß mein erstes eigenes Boot (Jugendwunsch 2 – abgehakt). Damit zog ich ein Jahr später von der Elbe auf die Ostsee um.
Als sich nach der grauen und eintönigen Fahrt durch die Elbe und den Nord-Ostsee-Kanal das Schleusentor zur Ostsee öffnete, befand ich mich in einer anderen Welt. War es Zufall, dass plötzlich die Sonne schien? Die Förde so tiefblau strahlte? Weiße Wölkchen am Himmel ostwärts zogen? Ich werde diesen Moment jedenfalls nie vergessen. Ich zog das Ölzeug aus und war in meinem Traumrevier angekommen.
Und was gibt es dort alles zu entdecken! Meine Sehnsucht nach der See hatte mich schon so einige Male auf die Fähre von der schleswig-holsteinischen Insel Fehmarn hinüber ins dänische Rødby gezogen. Zwei Mal 45 Minuten hin und zurück ohne Aussteigen. Für 10 Euro – das ist Seefahrt kompakt, aber es war genug, um meine Träume wachsen zu lassen. Diese Strecke irgendwann mit dem eigenen Boot zu schippern und parallel zu den Fähren hinein in den Hafen von Rødby zu segeln, das ist dann noch einmal etwas ganz anderes. Es fühlt sich an wie die Erfüllung eines fast vergessenen Jugendtraums.
Zunächst war mein Revier in und um die Kieler Förde herum jedoch noch recht begrenzt. Erst langsam traute ich mich Meile für Meile und Hafen um Hafen weiter hinaus. Die Eckernförder Bucht, die Schlei, die Flensburger Förde, die Lübecker Bucht. Alle Reviere wollten Stück für Stück erkundet werden. Ich kannte die Orte und Städte ja bereits, lernte sie aber nun ganz neu kennen. Wenn man von See kommt und über Nacht im Hafen einer Stadt liegt, erlebt man diese ja ganz anders, als wenn man nur sein Auto auf dem Großparkplatz für einen kurzen Tagestrip abstellt. In einem Hafen wird man ein wenig vom Tagestouristen zum Einwohner. Das verändert alles.
Mit der um 5 Fuß größeren und 2 Tonnen schwereren LA MER, die mein erstes Boot nach zwei Jahren ersetzte, rückten dann urplötzlich die Ziele der gesamten Ostsee in ersegelbare Entfernung. Ich hatte mein perfektes Boot für die Ostsee gefunden und machte mich direkt auf den Weg.
Ob „Dänische Südsee“, „Rund Als“, die Küsten Mecklenburg-Vorpommerns oder Rügens – überall gibt es unbekannte Häfen und Ansteuerungen und dieses „Hafensammeln“ wurde mein neues Hobby. Das Segeln ist die konsequente Weiterführung meiner bisherigen Art zu reisen. Meiner Neugier auf Unentdecktes. Meiner Suche nach dem Gras, das auf der anderen Seite immer grüner sein soll. Die zwei Räder wurden eingetauscht gegen einen Kiel, das Zelt gegen Vorschiffskabine und Salon. Ich habe es beim Reisen nie eilig und bin daher auch kein Regattasegler. So sehr ich auch jede Fahrt unter Segeln genieße, bleibt ein Törn ohne Ziel für mich doch ein wenig sinnlos. Zwei bis drei Nächte unterwegs sollten es schon sein, bevor ich Lust habe, überhaupt den Heimathafen zu verlassen. Ich segelte viel und schneller als mir eigentlich lieb war und auf diese Weise wurde so auch die Ostsee bald kleiner und meine noch unbekannten Ziele lagen in weiterer Ferne.
2014 ging es daher nach Schweden, auf die Åland-Inseln und durch den verträumten Götakanal zurück quer durch den schwedischen Sommer. Ein Einhand-Törn über 1.900 Seemeilen und 100 Ostseehäfen in sechs langen Monaten. Aus diesem lebensverändernden Törn entstanden mein Buch „SchärenSegeln.“, der Film und das Album „Zeitmillionär“ sowie das Lehrvideo für Einhandsegler „Allein an Bord“. Nun hatte mich die Ostsee in ihrer endlosen Vielfalt wohl endgültig gepackt und ich wollte sie nicht nur selbst erleben, sondern auch anderen von ihr erzählen.
Ich kenne bisher weltweit kein anderes Segelrevier, das einem auf so kleinem Raum so viel zu bieten hat. Entweder sind anderswo die Distanzen größer, die Tidenhübe stärker, die Häfen voller, teurer oder schlicht nicht existent. Oder es gibt Bojenfelder, an denen man vorab reservieren muss, behördliche Willkür oder die Gefahr von Hurrikanen.
Nichts dergleichen Unbill erwartet einen in der Ostsee. Der nächste Hafen liegt höchstens ein paar Stunden entfernt, ein grünes Schild markiert freie Liegeplätze und die Hafengebühren sind moderat. Oder man wirft seinen Anker einfach in einer Bucht oder macht an einer Schäre fest. Mit ein bisschen Glück (oder sich in der Vor- bzw. Nachsaison aufmacht) ist man oft mutterseelenallein und glücklich. Das Wetter ist moderat, die Wetterberichte zuverlässig und (ich sagte es ja bereits) der nächste schützende Hafen bei Starkwind oder Sturm immer in Reichweite.
Und so wagte ich mich 2018 erneut auf einen langen Törn und erkundete dieses Mal nicht nur die Geografie Skandinaviens, sondern auch dessen Geschichte auf der „Route der Wikinger“, der ältesten Wegbeschreibung für die Ostsee. Dieser Törn sollte mich über 2.000 Seemeilen aus der Schlei über Schweden und Finnland bis nach Tallinn, und über Estland, Lettland und Gotland zurückführen.
Von allen diesen Törns – den kurzen wie den langen – möchte ich euch (unter Seglern duzt man sich an der Ostsee) hier berichten und davon erzählen, wie wir auf der Ostsee segeln. Ich möchte euch die Schönheiten dieses Reviers zeigen, von meinen liebsten Häfen berichten, auf Gefahren und Besonderheiten hinweisen und euch vor allem Lust darauf machen, die von mir beschriebenen Törns so oder in abgewandelter Form selbst nachzusegeln.
Man braucht auf der Ostsee kein hochseetüchtiges Boot, um viel zu erleben. Denn ob ganz in der Nähe auf der Schlei oder in weiter Ferne in Estland, überall gibt es lohnende Ziele zu entdecken und trotz meinen mittlerweile fast 10.000 Seemeilen, die ich in zehn Jahren auf der Ostsee gesammelt habe, entdecke ich immer noch auf jedem Törn neue Attraktionen und wundervolle Menschen. Wie etwa gerade gestern auf der Schlei in Sieseby, einen Ort den ich erst bei der Recherche zu diesem Buch entdeckt habe. Er ist absolut sehenswert und die nette Dame des örtlichen Segelvereins bot mir auf der Suche nach einem Ankerplatz spontan an, doch lieber eine ihrer Bojen zu nutzen. „Der kommt erst Pfingsten wieder!“, rief sie kurz herüber und bewies einmal mehr, dass hier an der Ostsee Nettigkeit, Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft großgeschrieben werden – in Skandinavien sowieso, was neben der oft atemberaubenden Natur auch einen großen Reiz dieses Segelreviers ausmacht.

Ein herzliches Dankeschön möchte ich am Schluss sagen: an meine Gastautorinnen und -Autoren Anja Rathmer, Beate Warnecke, Vincent Regenhardt, Markus Howest und Ümit Uzun, die mit ihren Geschichten über ihre Lieblingsreviere der Ostsee dieses Buch erst komplett machen. Sowie an Sebastian Wache, dessen Wetterkenntnisse nicht nur diesem Buch zugute kommen, sondern der auch das Wetterrouting für meinen neuen Abenteuertörn „Islands & Highlands“ macht, zu dem ich nach den letzten Arbeiten am Text aufbreche.

Ich wünsche euch nun viel Spaß beim Lesen und Pläneschmieden. Und ich hoffe auf den folgenden Seiten genug Anreize und Hilfestellungen zu geben, um eure Pläne bald auch einmal Realität werden zu lassen.
Dabei wünsche ich euch immer eine Handbreit Wasser unter eurem Kiel.

Claus Aktoprak

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