Almut zuliebe

IX

„Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht!“, sagt man bei uns schon. Die Frage ist nur: wie lange noch? Weil es ja fast nichts mehr gibt, was der Bauer nicht kennt. Zucchini oder Kiwi sind längst was ganz was Normales, Spaghetti und Pizza praktisch schon Hausmannskost. Wird nicht mehr lang dauern, bis es bei jedem Zeltfest statt Bratwürstel Frühlingsrolle gibt. Dabei red ich noch gar nicht von diesem McDings: weil da möchte ich ja nicht einmal das Wort in den Mund nehmen – geschweige denn so ein Fleischleiberl-Glumpert! Und wenn ich Pommes frites auch nur hör, bete ich auf der Stelle drei Vaterunser: auf dass eine ordentliche Erdäpfelkäfer-Invasion diesem Spuk ein Ende bereite! Da hab ich mich jetzt direkt in was verrennt, gell? Wo ich doch was ganz was anderes erzählen wollte? Aber weil’s wahr ist!

Erzählen wollte ich eigentlich, dass die Blumauer Anni gesagt hat: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht!“ Hat außerdem gar nicht das Essen gemeint, sondern was anderes. Praktisch übertragene Bedeutung: Von einem, den die Anni nicht kennt, lässt sie sich zwar auf einen Red-Red einladen, aber nicht auf den Arsch greifen. Weil wir uns nämlich schon wieder in einer Schnapsbar befinden. Aber diesmal nicht im Gasthaus Weiß in St. Anton, sondern im Gasthaus Binder in Blumenfeld. Und es ist auch nicht mehr der 10. Februar 2001, sondern schon längst der 24. Februar 2001. Ist gleich: Faschingsamstag. Und am Faschingsamstag ist beim Binder schon seit eh und je Maskenball.

Die Blumauer Anni also in der Schnapsbar. Und wehrt sich mit Händen und Füßen gegen ihren zudringlichen Tanzpartner. Besser gesagt: mit acht Füßen. Weil sie nämlich als Schwarze Witwe maskiert ist. Aber jetzt nicht im Sinn von makaber – immerhin ist ja der Harry erst vierzehn Tag unter der Erd, sondern als Spinne. Weil eine Schwarze Witwe ist irgend so eine giftige Spinne. Vom Amazonas oder sonst wo her. Aber schon ein super Kostüm. Keiner hat die Anni erkannt. Nur der Fuzzi. Weil sie dasselbe Kostüm schon einmal angehabt hat. Vor zwei Jahren. Am Kameradschaftsbundball in Kaltenberg. Die Anni weiß natürlich auch, dass der Fuzzi ihr Kostüm kennt. Weil der Harry und der Fuzzi damals in Kaltenberg als Fliegen gegangen sind. Weil sie damals bei der Prämierung der Kostüme den zweiten Platz gemacht haben. Ein 25-Liter-Fassl Freistädter Bier. Trotzdem ist ihr Tanzpartner nicht der Fuzzi. Der Fuzzi ist nämlich keinen Zentimeter größer als sie – eher sogar noch kleiner. Ihr Tänzer aber um einen Kopf größer. Wer kann es dann sonst sein? Sicher irgendein Spezi vom Fuzzi. Die kennt sie sowieso alle. Sind ja gleichzeitig auch die Spezi vom Harry. Besser gesagt: waren. Der Joe? Nein, der Joe ist dicker. Der hat mit seinen dreißig Jahren auch schon hübsch einen Bierbauch. Sie hat ja beim Musikerball mit ihm getanzt. Und geschmust auch. Eh ganz harmlos! Trotzdem haben sich die Leute das Maul zerrissen über sie! Sie kann sich doch nicht jahrelang daheim einsperren, nur weil der Harry sang- und klanglos verschwindet! Was ist, wenn er einfach nach Australien abgehaut ist? Hat ja oft genug davon geredet! Hat sie halt ein bisserl geschmust mit dem Joe. Sozusagen zufleiß: weil ihr der Harry nicht einmal eine Ansichtskarte aus Australien geschickt hat. Wie hätte sie denn wissen sollen, dass der arme Harry beim Musikerball schon längst einsiliert war?

Ja, so ein frecher Hund! Jetzt greift er ihr doch glatt auf den Busen! Dann ist es der Websi auch nicht. Der kann noch so einen Rausch haben – der greift keine an. Von Haus aus zu schüchtern! Wer kommt dann sonst noch in Frage? Am End gar der Maxi? Der ist zwar auch schüchtern, aber doch um ein Trumm jünger als die anderen. Ist gleich: dümmer. Hat grad erst den Führerschein gemacht. Und so, wie er Auto fährt, probiert er es auch bei den Frauen: mit der Brechstange! Und von der Statur her tät es auch hinkommen: so einen Meter achtzig, schlank, breite Schultern. Soweit man das bei so einem Kostüm sagen kann. Ihr Tanzpartner geht nämlich als April. „April –? Was zieht man denn da an, als April?“, wird man sich jetzt vielleicht fragen. Das ist aber gar nicht so leicht zum Erklären. Das ist eine längere Geschichte. Also: Normalerweise hört man ja in den sogenannten Medien nicht viel von den Bauern. Eigentlich nur dann, wenn es wieder einmal einen Skandal gibt. Rinderskandal, heißt es dann gleich. Oder Schweineskandal. Von dem, dass der Milchpreis ein Skandal ist oder der Fleischpreis, hört man nichts! Aber von dem red ich ja gar nicht – ich rede vom Jungbauernkalender! Den hat man auch gleich zu einem Skandal aufgebauscht. Wahrscheinlich aus Gewohnheit: Bauern – ist gleich Skandal! Dabei harmloser als harmlos! Hat der Jungbauernbund einen Kalender herausgebracht, auf dem statt den ewigen Landschaften halt fesche junge Frauen drauf sind. Nicht einmal nackert. Zumindest nicht ganz. Kein Vergleich mit dem Kalender der Firma VA Tech, der in der Meierhansl-Hütte hängt! Dafür mit einem bäuerlichen Hintergrund: Frau im Heu oder mit Mistgabel oder sonst was. Recht g’schmackig eigentlich! Trotzdem sofort Skandal! Hat aber den Jungbauern nichts gemacht: Erstens war der Kalender in kürzester Zeit ausverkauft, und zweitens hat man endlich einmal von den Bauern geredet, ohne dass es geheißen hat: „Das sind sowieso nur lauter Verbrecher, die die Bevölkerung systematisch vergiften und dafür auch noch einen Haufen Subventionen kassieren!“ Jetzt muss man außerdem wissen, dass der Gucki ihre Nachbarbuben seit Jahr und Tag zum Blumenfelder Maskenball als Gruppe gehen. Das heißt, dass sie alle so kostümiert sind, dass sie irgendwie zusammengehören. Sagen wir einmal voriges Jahr: Da waren der Websi und der Maxi das Dromedar, der Harry der Wüstenscheich und der Joe, der Fuzzi und noch ein paar andere die Haremsdamen. Die haben dann einen Bauchtanz hingelegt, dass sich die Leute nur mehr zerkugelt haben. Haben sie natürlich wieder einen Preis gewonnen. Gewinnen sie jedes Jahr. Weil sie sich jedes Jahr wirklich was antun: lang wird da herumstudiert! Ist ihnen heuer natürlich der Jungbauern-Kalender eingefallen. Weil sie aber als fesche junge Frauen beim besten Willen nicht gehen können, gehen sie halt als schiache alte Männer. Sozusagen als Altbauern-Kalender. Der Fuzzi hat zwar genauso eine Altmännermaske aufgehabt wie die anderen – trotzdem hat ihn die Anni sofort erkannt. Weil er so eine laute – besser gesagt: markerschütternde – Stimme hat, dass man den Fuzzi überall heraushört. Hat die Anni natürlich gleich gewusst: „Aha, die Altbauern – das sind die Waldinger und die Steininger Buben!“ Und einer von denen tanzt ununterbrochen mit ihr und ladet sie jetzt schon auf den dritten Red-Red ein. Und hübsch anlassig ist er auch, der Saubär, der elendige! Und sie weiß nicht einmal, wer er ist! Und wird es auch nicht herauskriegen. Weil es schon fast zwölf ist. Um zwölf Demaskierung. Da muss sie aber schon weg sein. Wegen die Leute. Die sich sonst das Maul zerreißen über sie. Wegen dem Harry. Aber der Harry ist tot! Und sie lebt! Muss leben! Weil ja das Leben irgendwie weitergehen muss! Eigentlich schad, dass sie jetzt gehen muss. Wirklich ein guter Tänzer! Nicht wie der Harry. Der hat sowieso nur getanzt, weil es halt sein hat müssen. Und auf die Zehen gestiegen ist er ihr auch ununterbrochen. Nein, ihr Tänzer ist keiner von den Waldinger Buben und auch keiner von den Steininger Buben! Die haben es alle nicht mit dem Tanzen. Und wenn sie tanzen, dann eckiger. Nicht mit dieser Geschmeidigkeit! Nicht mit dieser Eleganz!

Um Gottes Willen! Vor lauter Studieren ist ihr jetzt gar nicht aufgefallen, dass die Musik nicht mehr spielt. Dass schon die Preisverteilung für die besten Masken begonnen hat. Auf der Stelle muss sie verschwinden! Nie wird sie he­rauskriegen, mit wem sie so super getanzt hat! So super wie noch nie! Wenigstens verabschieden muss sie sich noch! Obwohl sie eigentlich nur sagen wollte, „Dankschön, pfiat di!“ denkt sie: „Jetzt oder nie!“, und hat ihrem eleganten Tänzer auch schon mit einem Ruck die Maske heruntergerissen. Und kann sich einen Moment lang vor lauter Entsetzen gar nicht rühren. Rennt dann los, wie wenn der Teufel hinter ihr her wär. Merkt erst, wie sie schon bei ihrem Auto ist, dass sie noch immer die Maske in der Hand hat. Lässt sie mit einem Schrei fallen. Der Mann, mit dem sie den ganzen Abend getanzt hat, der ihr den ganzen Abend lang auf den Busen und den Arsch gegriffen hat, hat zwar eine blonde Stoppelfrisur, ist aber sonst eine Frau. Eine schöne junge Frau!

Während die Gucki noch überlegt, ob sie der Anni hinterherrennen soll, um etwaige Missverständnisse aufzuklären, hat sie aber auch schon der Fuzzi am Arm gepackt und schleppt sie siegessicher in den Saal. „Im schlechtesten Fall Dritter!“, hat er ihr am Nachmittag prophezeit. Wie er sie zum Mittun überredet hat. Weil der Charly ausgefallen ist. Grippe. Weil es trotzdem zwölf Altbauern sein haben müssen. Hat ja der Jungbauern-Kalender auch zwölf Monate. Aber noch ist es nicht so weit. Noch wird nicht der Preis für die beste Gruppe vergeben, sondern der für die beste Einzel-Maske. Ein Mordstrumm Geschenkskorb, gespendet vom beliebten Nahversorger Ferdinand Ripper. Weil aber die Schwarze Spinne nicht und nicht gefunden werden kann, kriegt das Handy den Geschenkskorb. Wirklich originell: Die Tasten hat man drücken können, geläutet hat es auch und manchmal sogar geredet. „Ruf mich doch an!“, hat es zum Beispiel gesagt. Zwar mit ein bisserl einem Zungenschlag, dafür aber mit einer echten Telefonstimme: irgendwie verzerrt. Technische Meisterleistung! Hat den Preis wirklich verdient! Frage nicht, wie du da schwitzt unter so einem Kostüm! Und was glaubst du, wer unter dem Handy zum Vorschein kommt? Der Charly kommt zum Vorschein! Der angeblich mit Grippe im Bett liegt! Den hat es nämlich total gewurmt, dass er im Vorjahr keinen Preis gemacht hat. Da ist er als Computer gegangen. Technisch noch raffinierter! Nur ist er halt vor lauter Rausch am Scheißhaus eingeschlafen und erst Stunden nach der Demaskierung wieder aufgewacht. Als Nächstes gibt es dann den Preis für das beste Paar. Und obwohl der Yeti mehr wie ein Schaf ausschaut, heißen die Sieger Yeti und Reinhold Messner. Gewinnen einen Tagesausflug ins Thermalbad Geinberg für zwei Personen, gespendet vom beliebten Busunternehmen Sepp Bummerl. Jetzt kommt aber auch schon der Höhepunkt: die Prämierung der besten Gruppe. Und – was soll ich es denn lang spannend machen? – natürlich geht der erste Preis an den Altbauern-Kalender. Ein Preis, der sich sehen lassen kann: ein 5-Kilo-Laib-Brot, drei Stangen Wurst und ein 50-Liter-Fassl-Bier. Da müssen sie morgen beim Tarockieren nicht verhungern und verdursten schon gar nicht. Wenn die Gucki morgen überhaupt tarockieren kann. Weil es jetzt natürlich sofort in die Schnapsbar geht. Siegesfeier! Dabei ist der Gucki überhaupt nicht zum Feiern zumute. Hat es sich mit der Blumauer Anni ziemlich vertan. Die redet bestimmt kein Wort mehr mit ihr! Dabei hat sie nur herausfinden wollen, ob einer scharf auf die Anni ist. Sprich: eifersüchtig! Drum hat sie ja die Nachbarbuben ausgefratschelt, ob die Anni am Maskenball ist. Und dann die Anni praktisch als Köder verwendet. Und das ganze Mit-der-Anni-Tanzen und das ganze Die-Anni-Angrapschen war nichts anderes als das Spinnennetz, in dem sie den Mörder fangen wollte. Nur leider ohne den geringsten Erfolg! Der einzige Erfolg war der, dass ihr der Maxi bei der Siegesfeier ins Ohr geflüstert hat: „Mir macht das nix, dass du lesbisch bist. Wirst sehen, ich werd dich schon noch bekehren!“ Und weil er das ganz ernsthaft sagt und ihr dann auch noch ein Busserl auf die Wange gibt und außerdem gerade 18 Jahre alt geworden ist, sagt die Gucki: „Hoffentlich!“ Und schmeißt sich dem Maxi an den Hals und gibt ihm einen Zungenkuss, dass ihm Hören und Sehen vergeht. Und wenn jetzt nicht der Fuzzi die Gucki zum Tanzen geholt hätte – wer weiß, ob sie den kleinen Maxi nicht gleich in der Schnapsbar vernascht hätte?

So aber muss sie sich mitten auf der Tanzfläche vom Fuzzi eine ordentliche Moralpredigt anhören. Aber nicht von wegen 18-jährige-Buben-verführen, sondern von wegen Freundschaft-der-Nachbarbuben-ausnutzen. „Schau, Gucki,“ so beginnt jetzt der Fuzzi quasi als Einleitung. „Ich bin natürlich nur ein gewöhnlicher Mechaniker. Aber glaubst du leicht, ich merk das nicht, dass du nicht wegen der Gaudi mit uns zusammen bist, sondern nur, dass du uns aushorchen kannst?“ Der Fuzzi sagt das natürlich mit lachendem Gesicht – wie es halt so seine Art ist – trotzdem merkt die Gucki sofort, dass er es ernst meint. Und recht hat er außerdem auch noch. Die Nachbarbuben waren von Anfang an nett zu ihr: freundlich, offen, hilfsbereit! Der Fuzzi hat ihr das Auto hergerichtet, der Joe die Wasserleitung, der Websi hat ihr sämtliche wackeligen Möbel wieder zusammengeleimt, und der Maxi hat ihr erst gestern das Schloss von der Haustür repariert. Und wie hat ihnen die Gucki das vergolten? Indem sie sie behandelt wie Trottel! Das kann sie aber natürlich nicht so ohne Weiteres zugeben. Muss also zum Gegenangriff übergehen. „Willst du vielleicht nicht, dass der Mörder vom Harry gefasst wird?“, reibt sie dem Fuzzi unter die Nase. Das sitzt! Da ist sogar der Fuzzi schmähstad. Aber nicht lange. Denn kaum ist der langsame Walzer zu Ende, schleppt er die Gucki auch schon in das hinterste Winkerl der Schnapsbar und fährt mit seiner Moralpredigt fort: „Glaubst du leicht, uns ist der Harry wurscht? Glaubst du leicht, wir machen uns keine Gedanken? Glaubst du leicht, wir sind komplette Arschlöcher?“ Was soll die Gucki da sagen? Am besten gar nichts. Der Fuzzi ist sowieso nicht zum Derbremsen, wenn er einmal richtig in Fahrt ist. Wenn er nur nicht gar so laut schreien würde! „Glaubst du leicht, dass wir nicht alle schon überrissen haben, auf was du mit deiner ewigen Fragerei hinauswillst? Dass einer von uns den Harry auf dem Gewissen hat! Wegen der Anni! Hab ich recht – oder nicht?“

Oje, jetzt muss sie doch was sagen! Nur: was? Normalerweise hätte sie einen Schmäh gemacht. Zum Beispiel: „Dich hab ich nicht in Verdacht. Weil du ja sowieso nicht auf Frauen stehst, sondern nur auf Autos!“ Der Fuzzi hätte ja wirklich für eine Frau keine Zeit gehabt: Am Tag hat er beim Peugeot Leisch gearbeitet, und in der Nacht hat er in seiner eigenen Werkstatt gearbeitet. Hat von Montag bis Freitag bis Mitternacht gepfuscht. Und manchmal auch noch den ganzen Samstag. Und wenn er dann fortgegangen ist, ist er nach fünf, sechs Bier vor lauter Übermüdung eingeschlafen. Oft mitten im Satz. Sogar beim Tarockieren. Einmal sogar mitten in einem Solo-Dreier! Mit zwölf Tarock, Tulli, Kakadu, Wildsau! Praktisch so gute Karten, dass ein Toter lebendig werden tät! Der Fuzzi ist trotzdem eingeschlafen. Also, der bringt wirklich keinen wegen einer Frau um! Höchstens wegen einer Autowerkstatt! Aber – wie schon gesagt – die Gucki hat in dieser Situation sowieso lieber aufs Schmähführen verzichtet. Hat es mit der Wahrheit probiert: „Dass einer von euch einen Mord begangen hat – keine Ahnung, ob ich euch das wirklich zugetraut hab? Aber möglich ist alles. Wenn Eifersucht im Spiel ist –.“

Das hat sie jetzt von ihrer Ehrlichkeit, die Gucki! Kaum dass sie das mit der Eifersucht heraußen hat, plärrt der Fuzzi nicht etwa „Arschloch!“, wie sie eigentlich erwartet hat – nein, es zerreißt ihn fast vor lauter Lachen. „Eifersucht? Ich brunz mich an!“, heißt es da. „Eifersucht? Na, so ein Schmarrn! Eifersucht! Haben sie dir leicht ins Hirn geschissen?“ Und so weiter. Bis es der Gucki reicht: „Und was ist deiner Meinung nach dann das Mordmotiv? Sparsamkeit? Dass sich der Mörder das Gras für den Silobinkel sparen wollte?“ Aber der Fuzzi überhört diese Bemerkung. „Hast du denn wirklich keine Ahnung, was für Geschäfte der Harry gemacht hat?“, fragt er die Gucki. „Die Geschichte mit den gefälschten Antiquitäten – meinst du das?“ „Geh, das war ja noch gar nichts! Der Harry hat ja noch ganz andere Sachen gedreht!“ Und jetzt passiert was, was sich die Gucki nie hätte träumen lassen: Der Fuzzi, der grundsätzlich plärrt, wenn er den Mund aufmacht, flüstert auf einmal. Ich mein: schon lauter wie ein normaler Mensch – praktisch wie wenn ein normaler Mensch schreien täte – für den Fuzzi ist es aber trotzdem leise: „Der Harry hat in letzter Zeit nicht mehr mit Möbel gehandelt, sondern mit anderen Sachen. Frag mich nicht, mit was! Keine Ahnung! Er hat ja nichts ausgeplaudert. Nur so Andeutungen gemacht. Aber Geld hat er auf einmal gehabt wie Heu. Neuer Traktor, neuer Stall, neue Maschinenhalle! Hat ihn aber bald auch nicht mehr interessiert. Hat immer öfter vom Auswandern geredet. Eine Farm in Australien. Eine riesige Farm! Hat aber keiner so richtig ernst genommen. Ich zumindest nicht. Ich hab ihn immer gepflanzt: ob er dann mit die Känguru tarockieren will?“ Ganz einwendig ist er auf einmal, der kleine Fuzzi. Schaut ins Narrenkastl, wie man so sagt. Bringt kein Wort mehr heraus. Muss ihn die Gucki natürlich aufheitern: „Ich tät nie mit einem Känguru tarockieren! Das hat sicher haufenweise falsche Karten in seinem Beutel!“ Aber der Fuzzi lacht kein bisserl. Der Fuzzi ist wieder einmal eingeschlafen.