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Helmut Pirc

Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten

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Helmut Pirc

Enzyklopädie der
Wildobst- und
seltenen Obstarten

Leopold Stocker Verlag
Graz – Stuttgart

Umschlaggestaltung:
DSR Werbeagentur Rypka GmbH, 8143 Dobl/Graz, www.rypka.at
Titelbild: Dr. Helmut Pirc

INHALT

Inhalt

Danksagung

Vorwort des Autors

Zu diesem Buch

Wildobst & seltene Obstarten

Frisch verzehren oder verarbeiten?

Wildobst und seltene Obstarten im Hausgarten

Strahlengriffelgewächse (Actinidiaceae)

(Co-Autor: Piotr Latocha)

Chinesische Kiwi

Mini-Kiwi, Kiwiberry

Kiwiberry

Purpur-Strahlengriffel

Kolomikta-Strahlengriffel

Schwarzmänniger Strahlengriffel

Silberrebe, Silverwine

Macrosperma-Strahlengriffel

Sauersackgewächse (Annonaceae)

Indianerbanane

Berberitzengewächse (Berberidaceae)

Gewöhnliche Berberitze, Sauerdorn

Korea-Berberitze

Calafate-Strauch, Buchsbaumblättrige Berberitze

Gewöhnliche Mahonie

Japanische Mahonie

Kalifornische Mahonie

Birkengewächse (Betulaceae)

Gewöhnliche Haselnuss

Pontische Haselnuss

Lambertsnuss

Baum-Hasel oder Türkische Hasel

Geissblattgewächse (Caprifoliaceae)

Blaue Heckenkirsche

Kamtschatka-Heckenkirsche

Schwarzer Holunder

Roter Holunder

Kanadischer Holunder

Gewöhnlicher Schneeball

Highbush Cranberry

Hartriegelgewächse (Cornaceae)

Kornelkirsche, Dirndl, Dirlitze

Japanische Kornelkirsche

Zypressengewächse (Cupressaceae)

Gemeiner Wacholder

Ebenholz (Ebenaceae)

Kaki

Kakipflaume

Persimone

Ölweidengewächse (Elaeagnaceae)

Büffelbeere

Silber-Büffelbeere

Ölweide (Elaeagnus)

Vielblütige Ölweide

Doldige Ölweide

Schmalblättrige Ölweide

Gewöhnlicher Sanddorn

Heidekrautgewächse (Ericaeceae)

Heidelbeere

Kulturheidelbeere

Azoren-Heidelbeere

Pinkbeere

Preiselbeere

Großfrüchtige Moosbeere, Cranberry

Moosbeere

Red Huckleberry

Moorbeere

Westlicher Erdbeerbaum

Buchengewächse (Fagaceae)

Edel-Kastanie

Amerikanische Kastanie

Japanische Esskastanie

Chinesische Kastanie

Eichen (Quercus sp.)

Ginkgo-Gewächse (Ginkgoaceae)

Ginkgobaum

Stachelbeergewächse (Grossulariaceae)

Johannisbeere

Alpen-Johannisbeere

Schwarze Johannisbeere

Rote und Weiße Johannisbeere

Felsen-Johannisbeere

Stachelbeere

Schwarze Johannisbeere x Stachelbeeren-Hybriden

Jostabeere

Oregon-Stachelbeere – Worcesterbeere

Schwarze Honigbeere

Russische Riesenbeere

Sachalin-Beere

Schnee-Beere

Wüsten-Johannisbeere

Gold-Johannisbeere

Missouri-Johannisbeere

Walnussgewächse (Juglandaceae)

Walnuss

Schwarznuss

Butternuss

Herznuss

Buartnuts

Pecannuss

Königsnuss

Hikannuss

Fingerfruchtgewächse (Lardizabalaceae)

Akebie

Blauschotenstrauch

Maulbeergewächse (Moraceae)

Feige

Maulbeere

Weiße Maulbeere

Schwarze Maulbeere

Rote Maulbeere

Maulbeere 'Macroura'

Cudrania, Che

Kieferngewächse (Pinaceae)

Zirbel-Kiefer

Granatapfelbaumgewächse (Punicaceae)

Granatapfel

Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae)

Jujube

Rosinenbaum

Rosengewächse (Rosaceae)

Wild-Apfel

Orientalischer Apfel

Siever’s Apfel

Zierapfel

Wild-Birne

Schnee-Birne

Weidenblättrige Birne

Ölweidenblättrige Birne

Hagebuttenbirne

Quittenbirne

Sand-Birne

Nashi-Birne

Scheinquitte, Zierquitte

Japanische Scheinquitte

Chinesische Scheinquitte

Zierquitte

Quitte

Mispel

Crataegus-Mispel – Pfropfbastarde

Felsenbirne

Gemeine Felsenbirne

Kupfer-Felsenbirne

Kahle Felsenbirne

Erlenblättrige Felsenbirne

Ähren-Felsenbirne

Schnee-Felsenbirne

Apfelbeere

Schwarzfrüchtige Apfelbeere

Pflaumenblättrige Apfelbeere

Filzige Apfelbeere

Gewöhnliche Eberesche

Amerikanische Eberesche

Essbare/Mährische Eberesche, Edel-Eberesche

Hybrid-Ebereschen

Mehlbeere

Zwerg-Mehlbeere

Schwedische Mehlbeere

Thüringische Eberesche

Finnland-Mehlbeere, Bastard-Mehlbeere

Berg-Mehlbeere

Österreichische Mehlbeere

Donau-Mehlbeere

Breitblättrige Mehlbeere, Rundblättrige Mehlbeere

Hagebuttenbirne

Elsbeere

Speierling

Weißdorn

Eingriffeliger Weißdorn

Zweigriffeliger Weißdorn

Azarole

Orientalischer Weißdorn

Chinesischer Weißdorn

Apfeldorn

Scharlachdorn

Pflaumendorn

Blut-Weißdorn

Tanacetumblättriger Weißdorn

Schlehdorn

Weitere schlehen- und pflaumenverwandte Arten

Haferschlehe

Zibarte

St.-Julien-Pflaume

Primitivpflaumen und Landrassen

'Gelber Spilling'

'Gelbroter' und 'Roter Spilling'

'Blauer Spilling'

'Weidenberger Spindling'

'Stanzer Spänling'

Weitere Primitivpflaumen

Kirschpflaume

Mandel

Weingarten-Pfirsich

Wild-Aprikose

APRIKYRA® – Prunus-Hybride

APRIMIRA® - Aprikosenmirabelle (Pflaumenmirabelle)

Aprikosen-Pflaume

Schwarzfrüchtige Aprikose

APRISALI® – Prunus-Hybride

Cherrycot

Plumcot

Vogelkirsche

Steppen-Kirsche

Korea-Kirsche

Westamerikanische Sand-Kirsche

Traubenkirsche

Spätblühende Traubenkirsche

Wilde Brombeere

Gewöhnliche Himbeere

Schwarze Himbeere

Japanische Weinbeere

Kratzbeere

Arktische Himbeere

Moltebeere

Weitere Rubus-Arten

Amerikanische Himbeere

Tangutische Himbeere

Japanische Himbeere

Oregon-Himbeere

Nutka-Himbeere

Zimt-Himbeere

Tigerbeere

Weitere Rubus-Arten mit essbaren Früchten

Erdbeere

Garten-Erdbeere

Wald-Erdbeere

Monats-Erdbeere

Zimt-Erdbeere

Scharlach-Erdbeere

Aprikosen-Erdbeere

Rosen, Fruchtrosen, Vitaminrosen

Hunds-Rose

Pillnitzer Vitaminrose

Kartoffel-Rose

Apfel-Rose

Weitere Rosen-Arten mit essbaren Früchten

Essig-Rose

Rotblättrige Rose

Alpen-Rose

Damaszener Rose

Rautengewächse (Rutaceae)

Dreiblatt-Zitrone

Spaltkölbchengewächse (Schisandaceae)

Chinesisches Spaltkölbchen

Nachtschattengewächse (Solanaceae)

Goji-Beere, Wolfsbeere

Sumachgewächse (Anacardiaceae)

Echte Pistazie

Anhang

Literatur

Internetseiten

Register

DANKSAGUNG

Zuallererst herzlichen Dank an meine liebe Frau Adele. Sie hat mich während der Arbeiten an diesem Buch mit Rat und Tat unterstützt. Aus den Früchten der Wildobstarten und seltenen Obstarten hat sie mit Hingabe und Begeisterung unzählige Produkte, wie Marmeladen, Liköre, Trockenfrüchte und vieles mehr, hergestellt und ausprobiert. Darüber hinaus hat sie mich die vielen Stunden, während derer ich am Buch arbeitete, entbehren müssen.

Zum Gelingen der vorliegenden „Enzyklopädie“ haben nachfolgend angeführte Personen und Firmen quer durch ganz Europa sowie in den USA und Kanada beigetragen, bei welchen ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte. Sie haben mir in großzügiger Weise Ihr Spezialwissen und Bildmaterial zur Verfügung gestellt.

Österreich: Fritz Kummert hat mir dankenswerterweise in vielen persönlichen Gesprächen mit seinem Spezialwissen in vielen Wissensgebieten viele Informationen weitergegeben, Kontakte zu weiteren kompetenten Fachkollegen hergestellt und mir auch zahlreiche Bilder (Nüsse) zur Verfügung gestellt. Johannes Rabensteiner hat mir nicht nur mit großem Enthusiasmus seine ausgefallenen Wildobst- und seltenen Obstarten nähergebracht, sondern freundlicherweise auch das entsprechende Bildmaterial dazu zur Verfügung gestellt. Ursula Kujal und Harald Thiesz (Feigenhof) haben mir freundlicherweise Einblicke in die Welt der Feigen verschafft und Material zum Fotografieren und für die Verkostung zur Verfügung gestellt. Bei Familie Hromadnik bedanke ich mich für die Möglichkeit, die umfangreiche Kaki-Sammlung kennenzulernen und Kaki-Sorten fotografieren und verkosten zu dürfen. Paul Semikin ermöglichte mir, Aufnahmen in seiner Mini-Kiwi-Plantage in der Steiermark zu machen, Heinz Lackner (Steiermark) stellte seine Goji-Kultur für Aufnahmen zur Verfügung und die Bilder der Heidelbeerplantage stammen aus der Anlage der Familie Lenz, ebenfalls in der Steiermark. Johann Weiß (Cornus), Alois Wilfling (Hirschbirne) und Werner Voitech (Hunza-Marille) stellten wertvolle weiterführende Informationen und entsprechendes Bildmaterial zur Verfügung. Zu diversen seltenen Obstarten haben mir Martin Artner, Franz Praskac, Lothar Wurm, Wolf Stockinger ebenfalls Informationen zur Verfügung gestellt. Markus Auer (Stanzer Spänling), Christian Bisich (Waldviertler Kriecherl), Georg Innerhofer (Steirisches Kriecherl) und Christian Holler (Spenling & Speierling) haben mir freundlicherweise Bilder von den Wild-Zwetschken zur Verfügung gestellt. Der Verein Elsbeerreich (Norbert Mayer) hat ebenfalls Bilder (Elsbeere) für dieses Buch zur Verfügung gestellt, ebenso der Landes-Obst-, Wein- und Gartenbauverein für Steiermark (Kastaniengallwespe) und Thomas Ster (Sievers Apfel) vielen Dank.

Deutschland: Herrn Werner Merkel gebührt besonderer Dank für sein großes Engagement und die Informationen aus erster Hand zum Thema Mini-Kiwis (Kiwiberries), ebenso Hubert Siegler, der mir darüber hinaus auch Bilder von anderen seltenen Obstarten zur Verfügung gestellt hat. Hans-Roland Müller stellte wertvolle Informationen und umfangreiches Bildmaterial zu diversen seltenen Obstarten zur Verfügung. Andrea Hellmich hat freundlicherweise mit ihrem Wissen über die seltensten Wildobstarten und mit umfangreichem Bildmaterial dazu die vorliegende Enzyklopädie wesentlich bereichert. Hans-Joachim Albrecht (Sanddorn und diverse Wildobstarten), Sonja Dierking (Heidelbeeren & Co.) und Fa. Lubera (diverse seltene Obstarten) möchte ich ebenfalls für Ihre Kooperationsbereitschaft, die Informationen und das zur Verfügung gestellte Bildmaterial danken. Weitere Bilder haben freundlicherweise Monika Möhler, Christian Janz, P. A. Schmidt, Johann Laimer (Südtirol), und Brain Kabbes (Niederlande) sowie die Firmen Kordes Jungpflanzen, Aronia Original Naturprodukte GmbH und mk2 und „Cranberries aus den USA“ zur Verfügung gestellt.

Schweiz: An dieser Stelle herzlichen Dank insbesondere an Frau Gertrude Schoop-Spiegler (Fa. Häberli Fruchtpflanzen AG) für die gute Zusammenarbeit sowie Häberli Fruchtpflanzen AG, Egnach CH) für Überlassung von Bildmaterial. Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei der Firma Lubera AG für die Überlassung von Bildmaterial und entsprechenden Informationen zu den Vierbeeren, etc. Auch Frau Eva M. Kollmann möchte ich an dieser Stelle für die Überlassung von Bildern danken.

Frankreich: Frédéric Cochet (Maulbeeren und Feigen) und André Gayraud (Cornus) gebührt ebenfalls mein Dank für die Überlassung der Bilder.

Dänemark: Jens Olsen (Hyben Vital Int. ApS) hat ebenfalls freundlicherweise Bilder und Informationen (Rosen, Hagebutten) zur Verfügung gestellt.

Polen: Piotr Latocha hat als Züchter (Mini-Kiwi) und Wissenschaftler einen wichtigen Beitrag zur Enzyklopädie geleistet und sein umfangreiches Bildmaterial freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Mein besonderer Dank gilt Sven Maksymiuk. Er hat mich von Beginn an mit Informationen und Bildern von diversen seltenen Obstarten versorgt, war immer zu einem Gedankenaustausch bereit und hat zahlreiche Kontakte in Polen vermittelt. Herrn Bronislaw Jan Szmit vielen Dank für die Überlassung des Berberis koreana-Bildes. Nicht zuletzt auch besten Dank an Narcys Piórecki für die Informationen und Bilder zur Cornus mas.

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Ukraine: Svitlana Klimenko hat als Züchterin (Cornus mas, Mini-Kiwi etc.) mit ihren Informationen und Bildern ebenfalls einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Enzyklopädie geleistet, herzlichen Dank dafür. Volodymyr Mezhenskyj hat zu Crataegus und anderen Wildobstarten wertvolle Informationen beigesteuert und freundlicherweise auch Bildmaterial zur Verfügung gestellt.

England: Chris Sanders vielen Dank für die Informationen betreffend die Haselnüss.

USA & Kanada: Kevin Cook (The Honey Tree Nursery, Kanada), Alan Branhagen (Powell Gardens, USA) sowie Bass Samaan (Trees of Joy) danke ich ebenfalls für die Erlaubnis zur Verwendung von Bildern von deren Homepage. Vielen Dank auch an Dale & Cindy Secher, Carandale Farm für die Bilder des Amerikanischen Holunders und des Highbush Cranberry.

Zahlreiche Bilder vom Wildobst und seltenen Obstarten konnte ich freundlicherweise auch in der Baumschule bzw. im Sortimentsgarten der HBLFA Schönbrunn in Wien anfertigen. Auch den Mitarbeitern der Abteilung Gehölzkunde/Baumschulwesen sei hier mein Dank ausgesprochen.

Kristin Lenhart hat dankenswerterweise den Informationsaustausch mit den französischen Kollegen ermöglicht, indem sie den Email-Verkehr aus und nach Frankreich laufend übersetzt hat.

Dank gebührt auch dem Leopold Stocker Verlag und dessen Team.

Besonders bedanken möchte ich mich bei Herrn DI Josef Pollhammer, der als Lektor die Enzyklopädie bearbeitet und das umfangreiche Datenmaterial in mühevoller Arbeit in die hier vorliegende Form gebracht hat. Sein persönlicher Einsatz hat wesentlich zum Gelingen dieses umfangreichen Werkes beigetragen.

VORWORT DES AUTORS

Als ich vor nunmehr achtundzwanzig Jahren damit begann, mich mit Wildobst (Kornelkirschen) und deren Auslesen zu beschäftigen, war „Wildobst“ absolut kein Thema – die Zeit war noch nicht reif dafür. Nur einzelne Enthusiasten beschäftigten sich damit und sie wurden mitunter sogar belächelt. Was in anderen Ländern rund um dieses Thema passierte, war nicht bekannt. Erst etwa zehn Jahre später tauchten nach und nach die ersten Wildobstgehölze in den Baumschulkatalogen auf. Neben Kornelkirschen waren Sanddorn, Apfelbeere und die Nordische Zitrone (Chaenomeles japonica 'Cido') salonfähig geworden.

In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren hat sich vieles verändert. Sukzessive entwickelte sich der Trend, wieder selbst im Garten Hand anzulegen. Sicher haben auch diverse Lebensmittelskandale das Ihre dazu beigetragen. Aber vielmehr möchten die Menschen, wie mir scheint, wieder natürliche unverfälschte Lebensmittel, eigenes Obst und Gemüse. Man besinnt sich wieder auf das „Geschmackserlebnis“ bei den Speisen und möchte sich einfach gesund ernähren. Genau in dieses Schema fügen sich die zahlreichen neuen, alten und wiederentdeckten Wildobstarten ein. Sie warten mit neuen Geschmacksvarianten auf und ihre Inhaltsstoffe sind aus gesundheitlicher Sicht zumeist sehr wertvoll.

In der Zwischenzeit sind Züchtung und Forschung vorwiegend in den ost- und nordeuropäischen Ländern Polen, Ukraine, Dänemark etc. weiter fortgeschritten. Viele Sorten, wie zum Beispiel jene von Kornelkirschen, Mini-Kiwis und Apfelbeeren, die mittlerweile in Plantagen angebaut werden, stammen aus diesen Ländern. Zahlreiche weitere Sorten warten nur noch darauf, entdeckt zu werden.

So kann es sich heute keine Baumschule, kein Gartencenter und kein Pflanzenversand mehr leisten, „Wildobst“ beziehungsweise „Seltene Obstarten“ nicht anzubieten, ganz im Gegenteil – das sind genau die „Zugpferde“ in den Werbekampagnen dieser Betriebe.

Bleibt vielleicht doch noch der Hinweis, dass nicht alles, was diesbezüglich angeboten wird, auch wohlschmeckend ist und auf Dauer bestehen kann. Allerdings haben sich in letzter Zeit mehr und mehr Starköche um diese „Wilden Früchte“ angenommen. Und es ist abzusehen, dass sich einige dieser Wildobstarten neben den herkömmlichen Obstarten etablieren werden, einfach weil sie kaum Pflanzenschutzmaßnahmen benötigen und weitgehend biologisch produziert werden können.

Der Autor

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Dr. Helmut Pirc ist Leiter der Abteilung Gehölzkunde und Baumschulwesen an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Wien Schönbrunn. Er ist für seine Seminar- und Vortragstätigkeit im (deutschsprachigen) In- und Ausland bekannt. Seine vorwiegend dendrologischen Reisen führten ihn inzwischen quer durch alle Kontinente.

In diesem Buch hat er aus seiner langjährigen (mittlerweile 30-jährigen) Erfahrung die wichtigsten Fakten zu den Wildobst- und seltenen Obstarten zusammengestellt. Das vorliegende Buch dient dem Fachmann wie auch dem Wildobst-Liebhaber und Hobbygärtner gleichermaßen als Nachschlagewerk in nahezu allen Belangen zu diesem Thema.

ZU DIESEM BUCH

Eine „Enzyklopädie“ zu verfassen, ist schon für ein Autorenteam eine große Herausforderung, für einen einzelnen Autor ist es praktisch unmöglich. Allerdings ist diese Enzyklopädie nicht als streng „wissenschaftliches Werk“ zu betrachten, sondern ein Versuch, den aktuellen verfügbaren Wissensstand für all jene, die mit „Wildobst und seltenen Obstarten“ befasst sind, zusammenzufassen. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Züchtern, Wildobst-Spezialisten, Produzenten und Baumschulen ist es weitgehend gelungen, einen Überblick über das zur Zeit angebotene Wildobstsortiment und die „Seltenen Obstarten“ zusammenzustellen. Vieles davon wird nur in Baumschulen angeboten, die sich intensiv mit diesen Spezialkulturen beschäftigen. Im letzten Jahrzehnt hat diese Pflanzengruppe aber derart an Bedeutung gewonnen, sodass viele der hier beschriebenen Arten und Sorten inzwischen auch in Baumschulen und Pflanzencentern usw. angeboten werden. Soweit es möglich war, wurden die Pflanzen vom Autor selbst kultiviert, deren Früchte getestet und beschrieben. Aus mehr als 30 Wildobstarten und seltenen Obstarten stellte der Autor gemeinsam mit seiner Frau zahlreiche Produkte her, um auch diesbezüglich Empfehlungen abgeben zu können. Insbesondere bei den zahlreichen Sorten stammen die Informationen entweder vom Züchter selbst oder von Produzenten, welche die Früchte und Produkte ebenfalls selbst getestet haben. Natürlich werden in der Enzyklopädie auch Arten und Sorten angeführt, welche dem Autor nicht zugänglich waren – in diesen Fällen wurden die Beschreibungen der Kataloge oder Websites übernommen.

Es war sehr schwierig, eine Gliederung der Wildobstarten zu finden, die allen Ansprüchen gerecht wird. Mir schien die Einteilung nach Familien (mit lat. Namen) am sinnvollsten, da die Gattungen und Arten innerhalb einer Familie doch gewisse Ähnlichkeiten aufweisen. So sind zum Beispiel Wild-Kirschen, Zwetschenverwandte und Marillen zusammen im Kapitel Rosaceae (Rosengewächse) beschrieben. Innerhalb der Familien sind dann die Wildobstarten mit deutschen und damit allgemein bekannten Bezeichnungen leicht zu finden.

Neben der Herkunft und der Pflanzenbeschreibung wird besonders auf die Früchte, deren Inhaltsstoffe und Verwertung eingegangen. Auch Standortansprüche, Vermehrung, Pflege- und Schnittmaßnahmen sowie allfällige Krankheiten und Schadinsekten werden erläutert. Die Sorten werden soweit bekannt, ebenfalls detailliert beschrieben.

In manchen Regionen spielt Wildobst eine wichtige Rolle im Leben der Menschen. Sofern möglich, wird auch auf diesen Aspekt hingewiesen, wenn es beispielsweise Festivals gibt oder eine ganze Region wirtschaftlich davon profitiert.

Einige Wildobstarten und seltene Obstarten werden inzwischen auch plantagenmäßig angebaut. Deshalb werden in der Enzyklopädie auch Angaben zu Pflanzweiten und der Kultur in Plantagen angeführt, sie dienen in erster Linie zur Orientierung. Dem professionellen Produzenten sei die entsprechende Fach- und Spezialliteratur zu den jeweiligen Obstarten empfohlen.

Die Links am Ende jeden Kapitels leiten den Leser zu detaillierten Informationen über die jeweilige Wildobstart weiter.

Wien, im Sommer 2015

WILDOBST & SELTENE OBSTARTEN 1

Rein botanisch betrachtet, sind „Wildobstarten“ züchterisch nicht bearbeitete, durch Samen vermehrte Gehölzarten, deren Früchte gesammelt und vom Menschen genutzt werden. Rein botanisch betrachtet, ist also eine besonders gut schmeckende oder großfruchtige Auslese von einem Naturstandort, die vegetativ (z. B. durch Stecklinge oder Ausläufer) vermehrt wurde, nicht mehr als „Wildobst“ einzustufen.

So betrachtet, sind zum Beispiel alle Auslesen von Kornelkirsche, Sanddorn und Co. keine „Wildobstarten“ mehr, sondern als „Seltene Obstarten“ zu bezeichnen. Natürlich sind die Übergänge zu „echten“ Wildobstarten fließend und nicht klar abgrenzbar. Ein einzelner Holunderstrauch im Hausgarten wird in der Regel nicht als Obstbaum betrachtet, während die Holundersorte „Haschberg“, in Plantagen angebaut, durchaus die Bezeichnung „Obst“ verdient, weil sie auch wirtschaftlich in größeren Mengen verarbeitet wird.

Gelegentlich hört man auch die Meinung, dass Auslesen aus Wildobstbeständen weniger Inhaltsstoffe enthalten und damit weniger wertvoll sind als das am Naturstandort gesammelte Wildobst. Dies lässt sich sehr leicht am Beispiel des Holunders und des Sanddorns widerlegen: Die hier verwendeten Auslesen sind in erster Linie aufgrund wesentlich höherer Inhaltsstoffgehalte (und darüber hinaus auch höherer Erträge) aus Naturbeständen ausgelesen worden! Sie werden nun unter einem Sortennamen (beim Holunder z. B. „Haschberg“) kultiviert!

Frisch verzehren oder verarbeiten?

Wildobstarten und seltene Obstarten kann man in zwei Kategorien einteilen. Einerseits gibt es Wildobstarten, wie Felsenbirne, Mini-Kiwi und Korea-Kirsche, die besonders bekömmliche Naschfrüchte für den Frischverzehr liefern. Andere wiederum, wie Mispeln und Schlehdorn-Früchte, sind erst nach Frosteinwirkung für den Rohgenuss geeignet. Allerdings wird man diese Arten auch dann nur selten oder in Ausnahmefällen roh verzehren.

Holunderbeeren und ihre Samen enthalten Sambunigrin und sind damit sogar leicht giftig, sie dürfen deshalb im rohen Zustand nicht genossen werden. Erst durch Erhitzen wird dieser Stoff zerstört, dann sind die Produkte gesundheitlich unbedenklich und von ausgezeichnetem Geschmack und bester Qualität.

Die meisten Wildobstarten lassen sich aber zu hervorragenden und wohlschmeckenden Produkten verwerten. Sie werden zu Saft, Marmelade, Gelee und Trockenfrüchten verarbeitet und sind auch als Likör, Schnaps und als Mischfruchtprodukte besonders bekömmlich.

Wildobst und seltene Obstarten im hausgarten

Wildobst und Wildfrüchte bereichern den Speisezettel um viele Spezialitäten, die man in keinem Supermarkt kaufen kann. Es sind nicht nur die wertvollen Inhaltsstoffe, sondern auch die einzigartigen Geschmacksnoten, welche unseren Gaumen erfreuen. Allerdings sind unsere Gärten meist zu klein, um so viele Wildfruchtgehölze unterzubringen, dass man entsprechende Fruchtmengen zusammenbringt. Ich empfehle deshalb unbedingt, die reichfruchtenden Auslesen zu verwenden. Denn diese fruchten meist schon als junge Pflanzen, bringen wesentlich höhere Erträge und sind zumindest ebenso wertvoll, was ihre Inhaltsstoffe betrifft, wie ihre Verwandten am Naturstandort. Bei Bedarf lassen sich die regelmäßigen Erträge durch entsprechende Schnittmaßnahmen noch beträchtlich erhöhen.

Wildobstgehölze sind im Garten vielfältig einsetzbar. Ob als Solitärstrauch, wie beispielsweise der Holunder oder die Kornelkirsche, als geschnittene Hecke (z. B. die Kornelkirsche) oder als Elemente einer Blütenhecke (z. B. Wildrosen, Kornelkirsche, Felsenbirne oder Zierquitte), Wildobstgehölze sind immer eine Bereicherung für den Garten. Sie sind nicht nur schöne Blütensträucher, sondern auch ihre Nutzungsmöglichkeiten sind vielfältig. Neben attraktiven, oft auch duftenden Blüten und prächtigem Fruchtschmuck zeichnen sich einige von Ihnen (z. B. die Felsenbirne) zusätzlich durch eine besonders brillante Herbstfärbung aus.

Wildobstgehölze sind aus ökologischer Sicht besonders wertvoll, denn sie tragen auch wesentlich zur Artenvielfalt bei. Früchte, die zu Boden fallen oder einfach nicht abgeerntet werden, dienen Igeln, Vögeln und zahlreichen anderen Tieren bis lange in den Winter hinein als Nahrungsquelle. Natürlich dienen sie allen möglichen Tierarten auch als Versteck, Brutplatz oder Lebensraum. In den artenreichen Hecken befinden sich auch viele Insekten, also Nahrung für andere Tiere. Es sind auch viele Nützlinge darunter, die wiederum für das ökologische Gleichgewicht im Garten sorgen. Wildobstgehölze sind für den Hausgarten auch deshalb besonders interessant, weil sie anspruchslos bezüglich Standortansprüche und Pflege sind. Sie benötigen kaum zusätzlichen Dünger und werden nur selten von Schädlingen oder Krankheiten befallen. Damit sind sie auch für naturnahe Gärten und den biologischen Anbau hervorragend geeignet.

Neben den eigentlichen bei uns heimischen Wildobstarten und deren Auslesen, wie Sanddorn, Kornelkirsche, Holunder und Wildrosen, werden in diesem Buch auch bei uns nicht heimische, seltene und besondere Obstarten vorgestellt. Das Spektrum reicht hier von der bekannten Felsenbirne bis hin zu der beinahe subtropischen Indianerbanane (Pawpaw), die beide in Amerika beheimatet sind. Aber auch die ursprünglich aus Amerika stammende Schwarze Apfelbeere findet hier ihren Platz. Sie wurde in Russland und einigen nordeuropäischen Ländern züchterisch bearbeitet.

Dazu kommen noch Ebereschen-Hybriden, die eine besonders wertvolle Ergänzung des „Seltenen Obstarten“-Sortiments darstellen. Die ursprünglich in Asien (Japan bis Sibirien) beheimateten Mini-Kiwis (als „Bayern-Kiwi“ besser bekannt) sind mittlerweile fester Bestandteil vieler Hausgärten. Auch ganz selten verwendete Arten, wie z. B. Persimone, Ölweide und Moltebeere, werden in der Enzyklopädie vorgestellt.

STRAHLENGRIFFELGEWÄCHSE (Actinidiaceae) Co-Autor Piotr Latocha 2

CHINESISCHE KIWI

Actinidia deliciosa (A. Chev.) C. F. Liang et A. R. Ferguson, Syn.: Actinidia chinensis hort. non. Planch. (Actinidiaceae, Strahlengriffelgewächse)

Die Erfolgsstory der „Kiwi“ begann um 1904 mit der Einführung von Samen von Actinidia chinensis durch Alexander Allison aus China. Ein Ergebnis der Züchtungsarbeit war die heute weltweit kultivierte Sorte ‘Hayward‘. Sie ist als „Grüne Kiwi“ wegen des grünen Fruchtfleisches allgemein bekannt. Etwa Mitte der 1980er-Jahre trennten die Pflanzensystematiker die aus Züchtungsarbeiten hervorgegangenen Sorten von A. chinensis var. hispida, bzw. A. chinensis hort. non Planch. von der ursprünglichen, reinen Art A. chinensis und gaben ihr innerhalb der Systematik den Rang einer eigenen Spezies A. deliciosa.

In den letzten Jahren wird auch immer häufiger die so genannte „Goldene Kiwi“ angeboten. Hierbei handelt es sich um Nachkommen der Art A. chinensis. Auch hier ist die Züchtungsarbeit nicht abgeschlossen, mittlerweile werden gelbfruchtige Sorten mit rotviolettem, sich sternförmig ausbreitendem Kernbereich (Sämlingsselektionen von A. chinensis var. rufopulda) angeboten.

Weitere Namen

Kiwi, Kiwifrucht, Chinesische Stachelbeere, Affenpfirsich, Schafspfirsich; engl. Kiwifruit, Chinese gooseberry, 'Fuzzy' Kiwifruit; franz. Kiwi, Groseille de Chine, Saris; ital. Kiwi; span. Kiwi; niederl. Kiwi; norweg. Kiwifrukt.

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Actinidia deliciosa-Blüte weiblich

Pflanzenmerkmale und Verbreitung

Die Kiwipflanze ist in Ostchina und Taiwan beheimatet, sie wächst dort in den hochgelegenen Waldgebieten sowie in den Auenwäldern des Jangtsekiang-Flusses. Sie wurde bereits vor mehr als 1.000 Jahren kultiviert. Um 1850 wurde sie von Fortune als Zierpflanze nach England gebracht. Etwa um die Wende des 20. Jahrhunderts gelangten Samen nach Neuseeland, wo man einige Jahrzehnte später (in den 1950er-Jahren) deren kommerziellen Wert als Obstart entdeckte.

Ursprünglich waren ihre Früchte als 'Chinese Gooseberries' bekannt, erst ein kalifornischer Früchteimporteur bezeichnete sie als 'Kiwi' (das ist eigentlich der Name des flugunfähigen neuseeländischen Laufvogels), um die Früchte besser auf dem amerikanischen Markt verkaufen zu können.

In verschiedenen Ländern, auch in zahlreichen Mittelmeerländern, wird diese subtropische Pflanze plantagenmäßig kultiviert, bei uns ist die Kultur wegen der hohen Wärmeansprüche jedoch nur für Liebhaber von Bedeutung.

Die Kiwipflanze ist eine starkwüchsige, bis 10 m hoch wachsende Kletterpflanze mit relativ großen (5–20 cm), dicken, herzförmigen, unterseits behaarten Blättern und dicht mit rötlichen Haaren bedeckten Jungtrieben. Die jungen Triebe sind sehr brüchig. Aus den unteren 7–8 Blattachseln der Neutriebe, die aus den einjährigen Trieben hervorgehen, entwickeln sich im Mai bis Juni die Blüten. Sie sind zweihäusig, männliche und weibliche Blüten getrennt und meist auf verschiedenen Pflanzen verteilt.

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Actinidia chinensis 'Soreli'

Eignung

Kiwipflanzen benötigen ein kräftiges Gerüst. Man kann sie an Hausmauern, Pergolen oder Zäunen ziehen, wichtig ist auf jeden Fall ein sehr geschützter Standort. Die Kiwipflanze ist nur in Gebieten mit Weinbauklima ausreichend winterhart.

Frucht

Die Früchte sind oval, etwa hühnereigroß und können bei Sorten ein Einzelfruchtgewicht von bis zu 80 (–120) g erreichen. Sie reifen in unserem Klimagebiet erst spät im Herbst (November). Die Haut der bräunlichen Früchte ist mit zahlreichen braunroten Härchen (pelzige Schale) besetzt. Das Fruchtfleisch der Kiwi ist intensiv grün gefärbt und schmeckt angenehm süß-säuerlich. In manchen Jahren können bis zu 70 kg pro Pflanze geerntet werden.

Die Kiwi ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen (Kalium, Calcium, Eisen). Unter anderem beträgt der Vitamin-C-Gehalt 120– 300 mg/100 g. Außerdem beinhaltet sie 10,1 g/ 100 g Kohlenhydrate, 1 g/100 g Eiweiß, 1,38 g/ 100 g Gesamtsäure und das eiweißspaltende Enzym Actinidin. Dieses Enzym verhindert das Festwerden von Gelatinespeisen, macht Fleisch zarter und ruft in Verbindung mit Milchprodukten einen bitteren Geschmack hervor.

Verwertung

Kiwis, mittlerweile als Obstart eingeführt, sind vorwiegend für den Frischverzehr geeignet und stellen eine delikate Bereicherung der bekannten Obstarten dar. Man schneidet die Frucht längs oder quer und löffelt sie aus. Oder man schält sie und serviert sie in Scheiben geschnitten. Auch für Obstsalate, als Kuchenbelag, für Konditoreiprodukte, zum Garnieren von Süßspeisen, Salaten, Käseplatten etc. kann man sie verwenden. Gerne wird die Kiwi auch für Liköre, Fruchtsäfte und Multivitaminsäfte verwendet, sogar Fruchtwein kann man daraus bereiten. Daneben kann sie zu Marmelade, Gelee und Kompott verarbeitet werden.

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Actinidia deliciosa 'Hayward' Habitus

Standortansprüche und Pflege

Die wärmebedürftige Kletterpflanze benötigt einen geschützten Standort im Weinbauklima. Sie braucht einen humusreichen, lockeren Boden, wobei der pH-Wert im leicht sauren Bereich (unter 6,0) liegen sollte. Man benötigt für 6–8 weibliche zumindest 1 männliche Pflanze. Schnittmaßnahmen sind wichtig, denn die Blüten bzw. Früchte sitzen jeweils an der Basis der neugebildeten Triebe. Im Sommer sollten diese Triebe auf 6–8 Blätter nach der äußersten Frucht eingekürzt werden, auch zu dicht stehende oder konkurrierende Triebe werden entfernt. Nach einigen Jahren sollte das abgetragene Fruchtholz (welches bereits älter als 3 Jahre ist) ganz entfernt werden. Dies erfolgt im Spätwinter, etwa Mitte Februar bis Mitte März.

Krankheiten und Schädlinge

Sind kaum bekannt. In den letzten Jahren tritt verstärkt Pseudomonas syrinyae pv (PSa) auf. Bei zu hohem Kalkgehalt ist mit Chlorose zu rechnen, auch Früh- und Spätfröste verursachen Schäden. Windbruch kann an Jungtrieben Schaden anrichten.

Vermehrung und Anzucht

Am einfachsten durch Absenker. Man kann auch aus Wurzelschnittlingen von 1–2 cm Dicke und 5–6 cm Länge neue Pflanzen heranziehen. Eine Vermehrung durch Grünstecklinge setzt entsprechende Vermehrungseinrichtungen voraus. Auch eine Veredelung durch verschiedene Methoden (Augen- und Reiserveredelungen) ist möglich.

Plantagenmäßiger Anbau

Ein plantagenmäßiger Anbau von Kiwis erfolgt hauptsächlich in Neuseeland. Aber auch in Australien, Kalifornien, Südafrika, Chile, Japan, in den Ländern der ehemaligen UDSSR sowie in den Mittelmeerländern Spanien, Frankreich, Griechenland und Italien und sogar in den Niederlanden und in England werden Kiwis inzwischen angebaut. Für 1991 wurde für Italien eine Kiwi-Anbaufläche von 16.500 ha angegeben, die Produktion betrug 185.000 t. Die weltweite Kiwiproduktion betrug 160.000 t auf einer Fläche von 33.000 ha Anbaufläche.

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Actinidia chinensis (li.) Actinida deliciosa (re.) Früchte aufgeschnitten

Sorten und Auslesen

'Hayward' (syn. 'California Chico'): Ist die bekannteste Sorte, die in Plantagen angebaut und auf dem Markt angeboten wird. Diese Sorte macht etwa 80 % der Weltproduktion aus. Sie bringt große Früchte mit braungrüner, sehr filzig behaarter Haut. Die Früchte wiegen etwa 75–100 (–120) g, die Reife erfolgt Mitte bis Ende November.

'Abbott' (von 'Allison' nicht unterscheidbar): Ist früher blühend und bringt zahlreiche mittelgroße, längliche Früchte. Sehr süß, kaum bitter, ausgeprägter Stachelbeergeschmack.

'Bruno': Eine Sorte mit großen Früchten und dunkler Haut, etwas süßer. Etwas winterhärter als 'Hayward'.

'Green Light'®: Eine weibliche, frühreife Sorte mit sehr großen und süßen Früchten. Geringes Frostrisiko durch späte Blütezeit.

'Monty': Spätblühende Sorte, reichfruchtend, aber kleinere Früchte, ein wenig bitter und sauer.

'Starella'®: Große, walzenförmige Früchte mit bräunlicher, dicht behaarter Schale. Mittelsüß, saftig und aromatisch duftend. Reifen von Ende Oktober bis Mitte November. Hoher Ertrag, Die Sorte ist anpassungsfähig, relativ gut winterhart, chloroseempfindlich.

'Jenny': Trägt weibliche und männliche Blüten und ist selbstfruchtbar. Geschmack fein süßsäuerlich, ähnlich'Hayward', die Früchte sind jedoch kleiner. Erntezeit ab Mitte November. Eignet sich nicht als Befruchtersorte. Wird sogar noch in Finnland verkauft.

'Soreli'(S) (Goldkiwi Soreli, A. chinensis): Geschützte Sorte. Früchte sind mittelgroß bis groß, braunschalig und weniger stark behaart. Gelbfleischige Kiwi. Früh reifend (ab September bis November), trotzdem weisen die Früchte ein gutes Zucker-Säure-Verhältnis auf.

'Green Light'® (GREEN LIGHT® convi(S)): Geschützte Sorte. Bringt sehr große und süße Früchte hervor, früh reifend (ab September bis November).

'Solissimo'® (SOLISSIMO® renact(S), Frankreich): Geschützte Sorte. Selbstfruchtbare Kiwi mit großen Früchten, frischgrünem Fruchtfleisch, süßer, würziger Geschmack. Früchte sind 30 % kleiner als jene von 'Hayward'. Fruchtet bereits als junge Pflanze. Benötigt einen geschützten Standort. Reife Ende Oktober bis Anfang November.

'Xixuan': Gelbe Kiwi. Sommergrüne windende Kiwi. Erreicht eine Höhe bis 6 m. Junge Zweige sind braunrot behaart, Blüten weiß bis ockergelb, Blütezeit Juni. Es werden gelbe, nach Banane duftende Früchte gebildet. Zur besseren Fruchtbildung sollte auch eine männliche Sorte gepflanzt werden. Sonnige Standorte an Gerüsten oder Mauern werden bevorzugt. Zum guten Gedeihen ist ein lockerer Boden erforderlich.

Zespri® SunGold (Actinidia chinensis Planch. var. chinensis 'Zesy002'. KIWIGOLD): Große, wenig behaarte gelblich braune Früchte, Fruchtfleisch hell goldgelb, kann (zumindest theoretisch) mit der Schale gegessen werden. Geschmack süß und saftig. Eine Lagerung der Früchte im Keller bis etwa Januar soll möglich sein. Weitere Sorten von Zespri: Zespri® Gold, Zespri® Green und Zespri® Organic.

ENZAGoldTM: Ist eine weitere Sorte mit gelbem Fruchtfleisch.

ENZARedTM: Sorte mit gelbem Fruchtfleisch mit sich strahlenförmig ausbreitendem Kernbereich.

Weitere Sorten von Enza-Kiwifruit mit grünem Fruchtfleisch: ENZAGreenTM, MegakiwiTM mit doppelt so großen Früchten und Summer KiwiTM, eine früh reifende Sorte mit grünem Fruchtfleisch.

'Hongyang': (Sämlingsselektion von A. chinensis var. rufopulda) grüngelb-braun, leicht behaart, Fruchtfleisch grün mit violettrotem, sich strahlenförmig ausbreitendem Kernbereich, süß, aromatisch

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'Starella'

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ENZARed (Kiwirot) mit gelb-rotem Fruchtfleisch (J. Rabensteiner)

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Zespri SunGold mit gelbem Fruchtfleisch (J. Rabensteiner)

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'Hayward'

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'Hayward'-Frucht aufgeschnitten

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Actinidia chinensis 'Soreli'

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Früchte verschiedener Actinidia–Arten (P. Lachota)

'Matua' und 'Tumori': Männliche Befruchtersorten für alle weiblichen Kiwisorten, eignen sich auch als Befruchter für Actinidia-arguta-Sorten.

In den USA werden noch folgende Sorten kultiviert: 'Blake', 'ChicoMale', 'Dexter', 'Elmwood', 'Gracie', 'Jintao', 'Koryoku', 'Tewi' und 'Vincent'.

MINI-KIWI, KIWIBERRY

(Co-Autor Piotr Latocha)

Allgemeines

Unter diesem Titel werden hier alle Auslesen, Sorten, Klone und Hybriden, nicht nur jene von Actinidia arguta, sondern auch die der verschiedenen anderen Actinidia-Arten zusammengefasst. Es ist wohl die 'jüngste' Obstart, die in den letzten 30 Jahren rapide Steigerungsraten für den Fruchthandel verzeichnete.

Die Bedeutung der Mini-Kiwis (man könnte sie sogar als 'Wellnessbeere' bezeichnen), wird in Zukunft noch deutlich zunehmen, handelt es sich doch um eine absolut gesunde Frucht, die dem Zeitgeist entspricht und darüber hinaus bislang zumindest keinen Pflanzenschutz benötigt.

Kiwiberry

Actinidia arguta (Siebold et. Zucc.) Planch. ex. Miq. 1867 (Actinidiaceae, Strahlengriffelgewächse)

Weitere Namen

Mini-Kiwi, Bayernkiwi, Kiwiberry (engl.), Kiwibeere, Strahlengriffel, Japanische Honigbeere, Kleine Kiwi, Kahle Kiwi, Traubenkiwi, Chinesische Kiwi, Babykiwi; engl. Hardy Kiwifruit; belg. Kiwibes; franz. Kiwai; poln. Aktinidia ostrolistna.

Heimat

Diese Arten stammen aus Nord- und Ostasien (China, Korea und Japan). Sie sind in unseren Breiten sehr gut winterhart.

Pflanzenmerkmale und Verbreitung

Natürliche Vorkommen der Mini-Kiwis gibt es in Nordjapan, Korea, Nordostchina bis in den Osthimalaja, Sibirien (Südliche Kurilen, Sachalin).

Mini-Kiwis sind starkwüchsige, linkswindende Kletterpflanzen mit einer Wuchshöhe von 10–15 m, mitunter sogar bis 25 m. Die jungen Triebe sind leicht behaart, die älteren Triebe braun oder grau und glatt. Die wechselständig angeordneten Blätter sind scharf gezähnt, etwa 8–12 cm lang, breit eiförmig bis elliptisch und besonders durch die roten Blattstiele leicht erkennbar. Die Oberseite ist glatt und glänzend, die Achseln der Blattnerven an der Unterseite sind leicht behaart. Im Herbst verfärben sich die Blätter leuchtend gelb.

Von Anfang bis Mitte Juni erscheinen die duftenden Blüten in achselständigen Trugdolden, wobei die Einzelblüte etwa 2–2,5 cm groß und weiß bis cremefarben ist. Üblicherweise sind die Blüten zweihäusig, gelegentlich kommen aber auch Typen mit zwittrigen Blüten vor. Die Trugdolden der weiblichen Blüten bestehen aus 1–3 (–5), den männlichen aus bis zu 10 Einzelblüten. Die meisten Sorten haben zwittrig erscheinende Blüten, sind aber selbstunfruchtbar und auf männliche Befruchtersorten angewiesen. Männliche Blüten enthalten ausschließlich schwarze Staubgefäße, während bei den weiblichen Blüten neben den zahlreichen strahlenförmig angeordneten Griffeln und Narben auch Staubblätter vorhanden sein können. Zur Blütezeit unbedingt für Bienen oder Hummeln sorgen!

Eignung

Junge Pflanzen der Mini-Kiwis sind etwas frostempfindlich und benötigen Winterschutz. Etablierte Pflanzen hingegen sind besonders frostharte, jedoch starkwüchsige Kletterpflanzen mit geringen Ansprüchen, einer schönen reingelben Herbstfärbung und schmackhaften Früchten. Die Pflanzen eignen sich im privaten Bereich zur Begrünung von Hauswänden, Mauern oder Pergolen. Sie werden inzwischen aber auch professionell in Plantagen angebaut.

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Actinidia arguta weibliche Blüte

Frucht

Die Früchte selbst sind vielsamige Beeren, die ein wenig an Stachelbeeren erinnern und deswegen gelegentlich auch als 'Mandschurische Stachelbeeren' bezeichnet werden. Die Form der Frucht ist sehr variabel, sie reicht von länglich zylindrisch bis nahezu kugelförmig. Ihre Größe variiert von etwa 2,5–4,5 cm Länge und 2–3 cm Breite, Einzel-Fruchtgewicht zwischen 6–14(18) g. Im Gegensatz zu den 'echten' Kiwis aber haben sie eine grüne oder bräunlich grüne, gelegentlich auch rötliche glatte Schale. Mini-Kiwis reifen ab September/Oktober. Hervorzuheben ist der feine, etwas an Stachelbeeren erinnernde Geschmack. Pro Strauch kann man – abhängig von Sorte, Klima und Anbaubedingungen – mit einer Ausbeute zwischen 13 und 30 (max. 45) kg rechnen.

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Actinidia arguta männliche Blüte

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Actinidia arguta Fruchtbehang der Sorte 'Weiki'

Die Früchte sind süß (10–18 g/100 g Zucker), der Vitamin-C-Gehalt beträgt 60– 300 mg/100 g (bei den neueren Auslesen sogar 200–400 mg/100 g) und ist bei A. kolomikta mit mehr als 1.000 mg/100 g sehr hoch. Erwähnenswert sind noch ein hoher Vitamin-E-Gehalt, Vitamin B2, Vitamin A, Vitamin B6 sowie hohe Gehalte an Calcium, Kalium, Magnesium, Mangan, Eisen und Folsäure sowie Ballaststoffen. Die Früchte sind reich an bioaktiven, gesundheitsfördernden Stoffen (Phenole mit antioxidantiver Wirkung). Einige Sorten neigen zu Alternanz.

Verwertung

Die Früchte der Mini-Kiwis sind recht vielseitig verwendbar. Zum einen eignen sie sich als Naschfrüchte für den Rohverzehr, da sie im reifen Zustand (wenn die Früchte beginnen, weich zu werden) angenehm süß schmecken und somit als Dessertfrüchte interessant sind. Im Gegensatz zu den großen Kiwis werden sie mit der glatten, dünnen Schale gegessen. Bei manchen Typen kann beim Verzehr größerer Mengen ein leichtes Brennen auf der Zunge festgestellt werden. Größere Mengen von frisch verzehrten Früchten können bei empfindlichen Personen unter Umständen abführend wirken, jedenfalls sind Mini-Kiwis verdauungsfördernd. Andererseits nutzen Köche diese Eigenschaft von Mini-Kiwis, indem sie ihren Saft auf Fleisch einwirken lassen, um es zarter zu machen.

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Actinidia arguta Sorten

Obwohl sich die Mini-Kiwis für eine längere Lagerung nicht eignen, kann man sie für einige Tage kühl aufbewahren. Ihre Verwertungsmöglichkeiten sind darüber hinaus noch vielfältig: Sie eignen sich zur Herstellung von Marmelade und Gelee, Kompott, auch Saft und Wein lassen sich daraus bereiten. Sogar Kiwi-Likör, Kiwi-Brand und Kiwi-Schokolade wird mittlerweile angeboten. Man kann die Früchte auch tieffrieren und trocknen.

Standortansprüche und Pflege

Spätfrostgefährdete Lagen sind ungünstig, deshalb keine Spätfrostlagen und Kaltluftseen. Doch vertragen die Pflanzen je nach Art bei völliger Winterruhe Tiefsttemperaturen von –30 bis –40 °C. Die Pflanzen benötigen vor allem gut durchlüftete, nicht allzu schwere, sandig-humose, tiefgründige Lehmböden und ausreichende Bodenfeuchte. Staunässe und Bodenverdichtung werden nicht toleriert. Kalkarme oder leicht saure Böden (pH-Wert 5,5–6,5) sind optimal, doch die Pflanzen gedeihen auch auf Böden mit pH-Werten über 7 noch problemlos (hier besonders auf Eisen- und Magnesiummangel achten). Der 'Fuß' der Pflanzen sollte abgedeckt sein. Es sind überwiegend flachwurzelnde Pflanzen, deshalb ist eine mechanische Bodenbearbeitung ungünstig. Mulchen wäre günstig, dann besteht aber eine erhöhte Mäusegefahr. Wichtig ist eine ausreichende Bodenfeuchte im Sommer, da die Früchte ansonsten klein bleiben. Durch den hohen Wasserbedarf ist bei der plantagenförmigen Kultur eine Zusatzbewässerung erforderlich. Aufgrund der Zweihäusigkeit der Pflanzen (es gibt auch Ausnahmen) sollte zur ausreichenden Bestäubung unbedingt eine männliche Pflanze (reicht für sechs bis acht weibliche Pflanzen) vorhanden sein. Auch männliche Pflanzen der echten Kiwi (Actinidia deliciosa) eignen sich als Befruchtungspartner, dies ist aber im professionellen Anbau wegen der geringen Frosthärte nicht relevant.

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Actinidia arguta Plantage bei Ilz

Abgesehen davon ist die Blütezeit beider Pflanzen etwas unterschiedlich. Optimal wäre, dass die männlichen Pflanzen bereits etwas früher zu blühen beginnen, da diese ohnehin wesentlich länger blühen als die weiblichen Pflanzen. Bei vollsonnigem Standort können Erträge von 10–30 kg je Pflanze erzielt werden. Erträge zwischen 5,0 kg und 14,0 kg sind regelmäßig zu erwarten.

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Actinidia arguta Plantage bei Grójec (P. Latocha)