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  Wolfgang Klippert– Vom Text zur Predigt– SCM R.Brockhaus

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ISBN 978-3-417-22760-4 (E-Book)
ISBN 978-3-417-24692-6 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:
CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

10. Auflage 2014

© 1995 SCM R.Brockhaus
im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten
Bodenborn 43 | 58452 Witten
Internet: www.scmedien.de; E-Mail: info@scm-brockhaus.de

Die Bibelverse sind, wenn nicht anders angegeben, folgender Ausgabe entnommen: Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.

Umschlaggestaltung: agentur krauss GmbH, Herrenberg
Satz: Wolfgang Klippert, Bergneustadt

In Liebe meiner Frau Dominique und
meinen Kindern Timo und Leonie gewidmet,
die mich für dieses Buch so manche Stunde freigegeben haben

Inhaltsverzeichnis

VORWORT

KAPITEL 1

DIE AUFGABE DER PREDIGT

A. WIR ERFÜLLEN EINEN GÖTTLICHEN AUFTRAG

B. WIR VERKÜNDIGEN EINE FROHE BOTSCHAFT

C. WIR PREDIGEN, WAS WIR IN GRÜNDLICHER EXEGESE ERARBEITET HABEN

1. Die Bekanntheitsfalle

2. Die Zeitfalle

3. Die Anwendungsfalle

D. WIR FÜHREN IN DIE HEILIGE SCHRIFT HINEIN

1. Die „schöngeistige“ Predigt

2. Die „Geschichtchen-Predigt“

3. Die „Sprungbrett-Predigt“

E. WIR RICHTEN DAS WORT ALS ANSPRUCH UND ZUSPRUCH AUS

F. WIR ERMUTIGEN ZUR UMSETZUNG DER GÖTTLICHEN WEISUNGEN

G. WIR FÜHREN DIE GEMEINDE

H. WIR VERKÜNDIGEN IM VERTRAUEN AUF DEN HEILIGEN GEIST

KAPITEL 2

DIE SUCHE NACH DEM RICHTIGEN TEXT

A. DEN RICHTIGEN TEXT FINDEN

1. Schon gebetet?

2. Welches Bibelwort liegt mir am Herzen?

3. Was braucht die Gemeinde?

4. Welche Thematik legt der Kalender nahe?

5. Gibt es einen vorgeschriebenen Text?

6. Einen alten Hirsch zum frischen Wasser führen?

7. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not!

B. DIE TEXTGRENZEN FESTLEGEN

C. DEN GANZEN RATSCHLUSS GOTTES VERKÜNDIGEN

KAPITEL 3

DIE EXEGESE – DAS METHODISCHE STUDIUM DES TEXTS

A. DER ÜBERBLICK

1. Den Wortlaut des Texts auf sich wirken lassen

2. Textskopus und gedanklichen roten Faden entdecken

3. Den Kontext erfassen

4. Probleme benennen, kreative Gedanken sichern

B. EINZELUNTERSUCHUNGEN

1. Die Textfindung

a. Ursachen für unterschiedliche Textgestalt

b. Methodische Schritte zur Textfindung

2. Der Textvergleich

a. Der Parallelstellenvergleich

b. Der synoptische Vergleich

3. Der historische Hintergrund

a. Die Bedeutung der geschichtlichen Fragestellung

b. Unterschiedliche geschichtliche Fragestellungen

4. Die literarische Form

a. Die Aufgabenstellung

b. Wichtige Gattungen und ihre Besonderheiten

5. Die Textstruktur

a. Die Aufgabe der Strukturanalyse

b. Die Struktur erzählender Texte

c. Die Struktur von Lehrtexten und nicht-erzählenden Texten

6. Die Begriffsstudie

a. Wichtige Grundsätze

b. Methodische Schritte

7. Die theologische Problembetrachtung

a. Die Problemstellungen erfassen

b. Der biblische Befund

c. Der dogmatisch-ethische Befund

d. Der kirchengeschichtliche Befund

C. DIE ZUSAMMENFASSUNG

1. Die Aufgabe des Textthemas und der Textgliederung

2. Die Ausarbeitung eines Textthemas

a. Das Textthema besteht aus einem ganzen Satz

b. Das Textthema enthält Themenangabe und Themenaussage

c. Das Textthema faßt den ganzen Text zusammen

d. Das Textthema ist deskriptiv

3. Die Ausarbeitung einer Textgliederung

KAPITEL 4

DIE MEDITATION – DEN TEXT INS LEBEN FÜHREN

A. BEGRIFF UND AUFGABE DER „PREDIGTMEDITATION“

B. DER ZEITLICHE ORT DER PREDIGTMEDITATION

C. GRUNDSÄTZLICHES ZUR PREDIGTMEDITATION

1. Zeit zur Besinnung nehmen

2. In der Gegenwart Gottes stehen

3. Den Text im Gebet bewegen

4. Einsichten reifen lassen

5. Den Text zur Notwendigkeit werden lassen

6. Den Hörer am Herzen tragen

D. DIE REFLEXION DES BIBLISCHEN TEXTS

E. DIE REFLEXION DER TEXTRELEVANZ FÜR DIE EIGENE PERSON

F. DIE REFLEXION DES PREDIGTHÖRERS

1. Die Reflexion über die Person des Predigthörers

2. Die Reflexion über die Situation des Predigthörers

3. Hörerprofil und typische Gemeindesituationen

G. DIE REFLEXION ÜBER DEN ANLASS DER PREDIGT

H. DAS PREDIGTZIEL BESTIMMEN

KAPITEL 5

DIE KONZEPTION – DIE ABFASSUNG DER PREDIGT

A. DIE PREDIGTSTRUKTUR

1. Die Notwendigkeit einer strukturierten Botschaft

2. Das Basismodell: der deduktive Predigtaufbau

3. Der induktive Predigtaufbau

B. PREDIGTMOTTO UND PREDIGTGLIEDERUNG

1. Das Predigtmotto

a. Ein Kompromiss zwischen Genauigkeit und Einprägsamkeit

b. Auf die Hörer zugeschnitten

c. Kurz und bündig

d. Ein ganzer Satz

e. Keine Frage

2. Die Predigtgliederung

a. Nur die Hauptpunkte übertragen

b. Homogen formulieren

3. Die Präsentation von Predigtmotto und gliederung

C. DIE EINLEITUNG

1. Sinn und Zweck der Predigteinleitung

a. Den guten Willen zum Zuhören sichern

b. Interesse für das Thema wecken

c. Die Konzentration der Zuhörer gewinnen

d. Eine positive Haltung gegenüber dem Verkündiger gewinnen

e. Dem Verkündiger selbst einen motivierenden Start geben

2. Merkmale einer guten Einleitung

a. Die Einleitung ist kurz und bündig

b. Die Einleitung ist interessant

c. Die Einleitung ist zentral

d. Die Einleitung ist zielstrebig

3. Gestaltungsmöglichkeiten

D. DIE TEXTLESUNG

1. Die Bedeutung der Textlesung

a. Zeichen setzen

b. Die Kraft des Wortes Gottes verstehen

c. Die Lesung als Deutung

2. Der richtige Zeitpunkt für die Textlesung

a. Die Textlesung zu Beginn der Predigt

b. Die integrierte Textlesung

3. Die passende Übersetzung

a. Den Charakter des Predigttextes bestimmen

b. Die Zuhörer richtig einschätzen

4. Die lebendige Lesung

5. Die blätternde Gemeinde

E. DIE ÜBERLEITUNGEN

1. Die Funktion von Überleitungen

a. Überleitungen verbinden die Predigtelemente.

b. Überleitungen vermeiden einen schematischen Predigtstil.

c. Überleitungen emöglichen kurze Zusammenfassungen.

2. Die Gestaltung von Überleitungen

F. DIE ANWENDUNGEN

1. Die Aufgabe der Anwendungen in der Predigt

2. Voraussetzungen für hilfreiche Anwendungen

a. Selbst in der Nähe Gottes leben

b. Die menschliche Natur gut kennen

c. Breit informiert und interessiert sein

3. Grundsätze für wirkungsvolle Anwendungen

a. Die Anwendungen aus dem Predigttext erwachsen lassen

b. Anwendungen in den Kontext der Christusbeziehung stellen

c. Biblische Gebote und geistliche Prinzipien herausarbeiten

d. Anwendungen theologisch sauber entwickeln

e. Texte problematisieren

f. Gebote und Anwendungsvorschläge unterscheiden

g. Sich am Hörer und seinen Bedürfnissen orientieren

h. Konkret werden und eindeutig sein

i. Fragenkataloge vermeiden

j. Wege zur Umsetzung zeigen

k. Die richtige Anwendungsebene finden

l. Anwendung und Lehre in ein ausgewogenes Verhältnis setzen

m. Anwendungen im Predigtverlauf richtig verteilen

n. Vom Ich zum Wir zu Gott

o. Eine kleine Frageliste

G. DIE ILLUSTRATIONEN

1. Die Aufgabe der Illustrationen

a. Illustrationen stimulieren die Empfindungswelt

b. Illustrationen wecken Assoziationen

c. Illustrationen bewirken Identifikation

d. Illustrationen ermutigen zur Umsetzung

e. Illustrationen unterstützen das Gedächtnis

2. Stilmittel der Illustrationen

a. Verbale Illustrationen

b. Visuelle Illustrationen

3. Der richtige Umgang mit Illustrationen

a. Illustration und Wahrhaftigkeit

b. Illustration und Theologie

c. Illustration und Assoziation

d. Illustration und Identifikation

e. Illustration und Diskretion

f. Illustration und Humor

g. Zeitpunkt, Anzahl und Länge der Illustrationen

4. Quellen für Illustrationen

a. Illustrationen aus der Erlebniswelt der Zuhörer nehmen

b. Anschauliche Predigten hören

c. Beispielsammlungen verwenden

d. Eine Beispielsammlung anlegen

H. DER PREDIGTSCHLUSS

1. Die Bedeutung des Predigtschlusses

a. Der Predigtschluss rundet eine Botschaft ab

b. Der Predigtschluss faßt die wesentlichen Inhalte zusammen

c. Der Predigtschluss motiviert zur Umsetzung des Gehörten

2. Formen des Predigtschlusses

3. Predigtschluss und zeichenhafte Handlungen

4. Grundsätze für die Gestaltung eines Predigtschlusses

a. Der Predigtschluss wird auf das Predigtmotto hin formuliert.

b. Der Predigtschluss wird gut durchdacht

c. Der Predigtschluss ist kurz und bündig

d. Der Predigtschluss enthält keine neuen Gedanken

e. Der Predigtschluss knüpft möglichst bei der Einleitung an

I. DIE LÄNGE DER PREDIGT

1. Faktoren, die die Predigtlänge bestimmen

a. Predigtanlass

b. Hörgewohnheiten der Gemeinde

c. Schwierigkeitsgrad des Texts

d. Lebendigkeit nach Inhalt und Darbietung

2. Grundsätze zur Bestimmung der Predigtlänge

3. Erste Hilfe bei Überlänge

J. DIE FORMALE STIMMIGKEIT DER PREDIGT

1. Die Einheit der Predigt

2. Ausgewogene Proportionen

3. Zielstrebige und gestraffte Vortragsweise

4. Die Redundanz

5. Anspannung und Entspannung

6. Klare Gedankenführung

7. Lebendige Inhalte

8. Inhaltliches Gewicht

9. Der Prediger: das Multi-Kompetenz-Talent

K. DIE THEOLOGISCHE STIMMIGKEIT DER PREDIGT

1. Gott verherrlichen

2. Christus treiben”

3. Glauben wecken

4. Prophetische Weite verkündigen

5. Gesetz und Evangelium unterscheiden

KAPITEL 6

DIE PRÄSENTATION – DER VORTRAG DER PREDIGT

A. DER PLATZ DER RHETORIK IN DER VERKÜNDIGUNG

B. DAS PREDIGTKONZEPT

1. Chancen und Gefahren eines Predigtkonzepts

a. Das Konzept unterstützt das Gedächtnis und gibt Sicherheit

b. Das Konzept zwingt zum sauberen Denken

c. Das Konzept macht eine Predigt leichter wiederholbar

d. Das Konzept verführt zur Schreibsprache

e. Das Konzept behindert die Kommunikation

f. Das Konzept raubt Spontaneität

2. Tipps zur Handhabung des Predigtkonzepts

C. DIE ANREDE

1. Auf die Einstellung kommt es an

2. Die örtlichen Gepflogenheiten

3. Wenn Gäste kommen

4. Das kollektive „Wir“

5. Im Zweifelsfall „per Sie“

D. DER RICHTIGE EINSATZ DER STIMME

1. Atmung

2. Resonanz

3. Artikulation

4. Tempo

5. Volumen

6. Ausdruck

E. VERKÜNDIGUNG UND SPRACHE

1. Problemzone: Fehlerhaftes Deutsch

2. Problemzone: Sterile Schreibe

3. Problemzone: Verbale Übertreibungen und Superlative

4. Problemzone: Fremdwörter und Anglizismen

5. Problemzone: Schachtelsätze und Infoflut

6. Problemzone: Sprache Kanaans

7. Problemzone: Distanzierte Sprache

8. Problemzone: Verwaschene Kernbotschaften

9. Problemzone: Weichmacher

10. Problemzone: Bleibe du selbst!

F. GESTIK, MIMIK, BLICKKONTAKT

1. Bedeutung und Wirkung der Körpersprache

a. Die Körpersprache interpretiert Worte

b. Die Körpersprache transportiert Gefühle

c. Die Körpersprache visualisiert Inhalte

d. Die Körpersprache steigert Aufmerksamkeit u. Konzentration

e. Die Körpersprache motiviert den Redner

2. Die äußere Erscheinung

a. Die Kleidung

b. Die Körperhaltung

3. Gestik und Mimik

a. Die große Gestik

b. Die kleine Gestik

c. Die Mimik

d. Die sieben wichtigsten Grundsätze zu Gestik und Mimik

e. Unarten auf der Kanzel

4. Der Blickkontakt

a. Die Bedeutung des Blickkontakts für die Verkündigung

b. Hilfen zu einem guten Blickkontakt

G. KANZEL UND REDNERPULT

1. Die Funktion der Kanzel

2. Die Merkmale einer guten Kanzel

3. Der Kanzeltest

4. Das freie Stehen

H. DER UMGANG MIT VORTRAGSFEHLERN UND GEFÜHLEN

1. Der Umgang mit Vortragsfehlern

a. Der Steckenbleiber

b. Der Versprecher

c. Der Vergreifer

d. Der Patzer in der Gestik

2. Der Umgang mit Gefühlen

a. Unsicherheit und Angst (Lampenfieber)

b. Überlegenheit und Macht

c. Unmut und Ärger

d. Enttäuschung und Resignation

KAPITEL 7

SONDERFORMEN UND KREATIVE ANSÄTZE

A. DIE THEMENPREDIGT

1. Möglichkeiten und Grenzen der Themenpredigt

2. Die Ausarbeitung einer Themenpredigt

a. Den Rahmen abstecken

b. Alle für das Thema relevanten Stellen sammeln

c. Die Stellen im Kontext untersuchen

d. Zu einer fundierten Gesamtschau finden

e. Die Aussagen zu einer Systematik ordnen

f. Die Predigtgliederung erstellen

g. Repräsentative Belegstellen für die Predigt auswählen

B. DIE LEBENSBILDPREDIGT

1. Möglichkeiten und Grenzen der Lebensbildpredigt

2. Die Ausarbeitung einer Lebensbildpredigt

a. Das Persönlichkeitsprofil herausarbeiten

b. Das Typische herausarbeiten

c. Das Lebensmotto bestimmen

d. Die Gliederung der Predigt erstellen

e. Die Anwendungen finden

3. Gestaltungsmöglichkeiten der Lebensbildpredigt

C. DIE ANDACHT

1. Wesen und Zielsetzung der Andacht

2. Praktische Schritte zur fertigen Andacht

a. Den passenden Text auswählen

b. Den Text auslegen

c. Die Kernbotschaft bestimmen

d. Anwendungen und Illustrationen suchen

e. Die zündende Idee entdecken

f. Variationen zum Thema

D. KREATIVE PREDIGTFORMEN

1. Die kreativ unterbrochene Predigt

2. Die Erzählpredigt

3. Das Predigtschauspiel

4. Die Dialogpredigt

5. Die interaktive Predigt

6. Die Liedpredigt

7. Die Bildmeditation

EIN WORT ZUR ERMUTIGUNG

ANHÄNGE

ANHANG 1: LÖSUNGEN ZU DEN ÜBUNGSAUFGABEN

1. Skopus und gedanklichen „roten Faden“ entdecken

2. Den Kontext erfassen

3. Die Textfindung

4. Der synoptische Vergleich

5. Der historische Hintergrund

6. Die literarische Form

7. Die Textstruktur

8. Die Begriffsstudie

9. Textthema und Textgliederung

10. Lösungen zur Meditation

11. Predigtmotto und Predigtgliederung zu Kolosser 1,21-23

ANHANG 2: LITERATURVERZEICHNIS UND SOFTWARE

ANHANG 3: LITERATURHINWEISE ZUR EXEGETISCHEN ARBEIT

ANHANG 4: PERSONEN- UND SACHREGISTER

Vorwort

„Stell dir vor, unser Pastor hat mich gebeten zu predigen. Er hat mir sogar schon einen Termin genannt und einen Text gegeben“, sagte mein Vater. Dann schaute er etwas hilflos zum Boden. „Aber er hat mir nicht verraten, wie man es macht.“ Das war der Einstieg in eine langjährige Arbeit als Laienprediger und Prädikant in Evangelischer Kirche und landeskirchlicher Gemeinschaft. Wenn Sie diese Zeilen lesen, sind Sie schon deutlich besser dran als mein Vater. Vielleicht hat Ihnen Ihr Pastor nicht nur Termin und Text genannt, sondern Sie auch auf dieses Buch aufmerksam gemacht. Oder Sie haben sich selber auf die Suche nach einer praxisgerechten Einführung in den Predigtdienst begeben und sind mit diesem Titel fündig geworden. Jawohl, predigen muss man nicht einfach so können; man kann es auch lernen. Und ich nehme Sie gerne an die Hand und führe Sie Schritt für Schritt durch alle wichtigen Themen, die Sie dazu kennenlernen müssen.

Dass dieses Buch nun in einer sechsten überarbeiteten und erweiterten Auflage erscheinen kann, freut mich sehr. Ich habe den gesamten Textbestand gründlich durchgesehen, sprachlich und inhaltlich überarbeitet und aktualisiert. Ganze Abschnitte wurden neu verfasst und das Buch um wichtige Themen erweitert. Auch die Übungsaufgaben habe ich didaktisch neu gestaltet und noch stärker auf das Ergebnis einer fertigen Predigt hin formuliert. Ich denke, dass Sie von dieser Arbeit profitieren werden und noch verständlicher und praxisnäher an die Verkündigungsarbeit herangeführt werden. Eine Reihe von theologischen Ausbildungsstätten setzt die vorliegende Predigtlehre als Lehrbuch für den Fachbereich Homiletik ein. Für das Vertrauen, das meine Kollegen an anderen Schulen mir dadurch entgegenbringen, möchte ich mich herzlich bedanken. Inzwischen sind sogar Übersetzungen im Niederländischen und im Ukrainischen erschienen. Das alles ist mehr, als ich bei der Erstabfassung 1995 jemals erhoffen konnte.

Was erwartet Sie nun auf den vielen Seiten, die Sie sich als Lektüre vorgenommen haben? Im ersten Kapitel möchte ich Ihnen Wesen und Aufgabenstellung biblischer Verkündigung vorstellen. Danach geht es um die Frage, wie Sie zum „richtigen“ Bibeltext für Ihre Predigt finden. Im Mittelpunkt des Buchs stehen die Kapitel 3 bis 6. Dort beschreibe ich zunächst, wie Sie einen Bibeltext auslegen und exegetisch durchdringen. Wie Sie Ihre Hörer richtig verstehen und konkrete Predigtziele formulieren, schauen wir uns in Kapitel 4 an. In Kapitel 5 werde ich Ihnen alle wichtigen Bausteine der Predigt vorstellen und Ihnen zeigen, wie aus diesen vielen Einzelteilen eine abgerundete Botschaft wird. Richtig ernst wird es, wenn Sie dann auf der Kanzel stehen und Ihre guten Gedanken präsentieren müssen. Die dazugehörigen rhetorischen Grundlagen bekommen Sie in Kapitel 6. Zum Schluss bespreche ich Sonderformen der Verkündigung und kreative Predigtzugänge, damit Sie beispielsweise für eine gute Themenpredigt gerüstet sind oder Ihre Gemeinde durch unerwartete Verkündigungsformen aus dem stumpfen Kanzeltrott herausholen können. Übungsaufgaben sollen Sie dazu verführen, sich selber auszuprobieren und vom Leser zum Täter zu werden. Wenn Sie also möchten, gehen wir gemeinsam den gesamten Weg „Vom Text zur Predigt“.

Natürlich bin ich mir auch der Grenzen dieses Buchs bewusst. Ich verstehe meinen Beitrag nicht als einen neuen homiletischen Wurf und schon gar nicht als eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Ansätzen und Konzepten. Ich bin vielmehr an der gemeindlichen Praxis interessiert und möchte gerade auch engagierten Nichttheologen brauchbares Werkzeug für den „Dienst am Wort“ an die Hand geben. Außerdem will Methodik gründlich geübt sein. Wenn Sie dieses Buch durchstudiert haben, bleibt es Ihnen überlassen, die Inhalte mit eigenen Erfahrungen Fleisch und Blut werden zu lassen. Und dann ist die Verkündigung immer noch ein geistliches Geschehen, das sich mit der besten Methodik nicht erfassen lässt und zu dem man auch nicht durch rhetorisches Geschick berufen wird. Der Geist sucht sich Methoden. Aber umgekehrt garantiert die Methode nicht den Geist. Der Weg der Verkündigung ist der Weg von oben nach unten und nicht der Weg von unten nach oben. Das sollte uns stets bewusst sein.

Nun hoffe ich, dass Sie neugierig geworden sind. Ein gutes Stück Arbeit liegt vor uns. Packen wir es also gemeinsam an!

Bergneustadt, den 3. Juni 2008

Wolfgang Klippert

Kapitel 1

Die Aufgabe der Predigt

Wenn ich auf der Kanzel stehe, schießen mir gelegentlich ganz sonderbare Gedanken durch den Kopf. Sie klingen etwa so: „Was machst du eigentlich hier oben? Woher nimmst du dir das Recht, von der Kanzel her in das Leben anderer Leute eingreifen zu wollen? Warum predigst du überhaupt? Was gehen dich die vielen Leute an?“ Natürlich fange ich mich genauso schnell, wie mich diese Gedanken überfallen haben. Was würde die Gemeinde denken, wenn ich mich plötzlich in Schweigen hüllen und die Kanzel still verlassen würde. Außerdem sind diese verunsichernden Fragen schnell beantwortet. Was mache ich hier oben? Ich predige. Wer gibt mir das Recht zu predigen? Nun, ich fühle mich in die Verkündigungsaufgabe gerufen und weiß mich von ungeistlichen Motiven frei – zumindest fast frei, wie ich mir ehrlicherweise eingestehen muss. Und warum predige ich? Weil die Predigt einen wesentlichen Bestandteil des gemeindlichen Lebens ausmacht und fest in der Heiligen Schrift verankert ist. Außerdem hat man mich eingeladen zu predigen. Ich tue nur, was man von mir erwartet. Kurze Fragen – schnelle Antworten. Vielleicht zu schnell? Wir müssen schon ein wenig genauer darüber nachdenken, was Predigt ist. Nur wer weiß, was er tut, tut das, was er tut, richtig. Was tun wir also, wenn wir predigen?

A. Wir erfüllen einen göttlichen Auftrag

Die Verkündigung des Evangeliums in aller Welt und die Predigt in der Gemeinde sind keine Sonderpfründlein redefreudiger und mitteilsamer Mitchristen, die sich gerne im Vordergrund sehen und die Verbesserung der Welt betreiben wollen. Sie ist vielmehr der spezielle Auftrag Gottes an seine Gemeinde. Der Missionsauftrag Jesu fordert zur Evangelisation auf.1 Die Praxis der Jünger zeigt, dass sie die Verkündigung als wesentliches Mittel zur Erfüllung dieses Auftrags verstanden haben. Denn der Glaube kommt aus der Predigt, wie Paulus sagt.2 Auch die Weiterführung der zum Glauben Gekommenen ist im Missionsbefehl Jesu mit der Verkündigungsaufgabe verknüpft: „Lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch gesagt habe.“3 Die Predigt spielte deshalb in der Evangelisation, im Gemeindeaufbau und in der Gemeindepflege der ersten Christen eine wichtige Rolle. Sie nahm diesen Stellenwert nicht nur deshalb ein, weil sie aus pragmatischen Gründen sinnvoll und notwendig erschien, sondern weil sie als Auftrag Gottes verstanden wurde. Wenn wir predigen, erfüllen wir deshalb einen göttlichen Auftrag. Die Verkündigung erhält so eine andere Bewertung und Würde, als wenn wir sie bloß als geistliche Rede von religiös Interessierten an religiös Interessierte verstehen würden.

Auch wenn jeder Christ aufgerufen ist, seinen Glauben zu bezeugen und ihn anderen mitzuteilen, ist der Auftrag der Verkündigung nicht jedem Einzelnen in der Gemeinde anvertraut. Jeder darf und soll sich äußern. Die Gottesdienste der ersten Gemeinde lebten geradezu von diesem Grundsatz. „Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Sprachenrede, hat eine Offenbarung, hat eine Auslegung, alles geschehe zur Erbauung.“4 Trotzdem gibt es die besondere Gabe und Aufgabe der Dienstes am Wort. Sie zeigt sich bei Evangelisten, bei Lehrern oder bei Hirten, die ebenfalls fähig zur Lehre sein sollen.5 Der spezielle Auftrag zur Verkündigung liegt dort vor, wo Gabe und Berufung zueinanderfinden. Heute ist es weithin üblich geworden, ausschließlich gabenorientiert zu denken. Wer die Gaben zur Verkündigung hat, der soll auch predigen dürfen. Dabei wird der Aspekt der Berufung oft viel zu sehr vernachlässigt. Das Recht zum Predigtdienst lässt sich nicht aus attestierter Beredsamkeit ableiten oder mit dem Nachweis einer irgendwie gearteten homiletischen Ausbildung begründen. Für eine Bevollmächtigung zum Dienst reicht das nicht aus. Jeder, der auf der Kanzel steht, sollte wissen, dass er im Namen Gottes dort steht.

Ob eine Berufung zum Verkündigungsdienst vorliegt, ist nicht immer leicht zu erkennen. Vier hilfreiche Kriterien nennt Charles H. Spurgeon.6 Er führt auf: den starken Wunsch zur Verkündigung, die vorhandenen Gaben zur Verkündigung, die göttliche Bestätigung durch bereits entstandene Frucht und die menschliche Bestätigung durch die Gemeinde. Wenn diese vier zusammenkommen, können wir sicherlich von einer göttlichen Berufung sprechen. Die vollzieht sich übrigens immer innerhalb des Rahmens, den die Heilige Schrift selbst steckt. So erwarten wir beispielsweise keine Berufung für einen Menschen, der nicht selbst eine Lebenserneuerung durch Christus erfahren hat und der in diesem Sinne nicht Zeuge Jesu sein kann. Wenn Sie predigen, müssen Sie also zwei Dinge wissen: Sie müssen wissen, dass Gott Sie berufen und dass er Ihnen die notwendigen Gaben gegeben hat. Die Einsicht zu beidem kann reifen und führt Sie in einen spannenden Prozess, in dem Sie zu sich selbst und zu Ihrer Aufgabe finden.

B. Wir verkündigen eine frohe Botschaft

Predigen ist eine der schönsten Aufgaben, die es gibt. Das sage ich nicht, weil ich die Last der Verantwortung, das Ringen um die Gemeinde oder die Mühen der Vorbereitung nicht kennen würde. Aber wer in der Verkündigungsarbeit steht, nimmt Teil an der Ausbreitung der frohen Botschaft von der Rettungstat Gottes. Er ist ein Botschafter an Christi statt und ruft den Menschen zu: „Lasst euch versöhnen mit Gott.“7 Der froh machende Grundzug des Evangeliums kommt nicht nur in der evangelistischen Verkündigung, sondern auch in der Gemeindepredigt zum Ausdruck. So versteht sich Paulus beispielsweise den Korinthern gegenüber als „Gehilfe zur Freude“.8 Selbst seine ermahnenden Worte sind ein wesentlicher Bestandteil seiner liebevollen Fürsorge für die Gemeinde. Dass Paulus trotz aller Auseinandersetzungen und Anfeindungen das Wort Gottes freudig verkündigt hat, hören wir als Grundton in allen seinen Briefen heraus.

Die Predigt der Frohen Botschaft erfordert deshalb frohe Prediger. Ich kann jeden verstehen, der unter der Verantwortung des Predigtdienstes manchmal schwer zu tragen hat. Aber wenn er den Verkündigungsauftrag vorwiegend und beständig als Mühe und Belastung empfindet, ist irgendetwas schiefgelaufen. Wer predigt, muss wissen, dass er es mit der besten Botschaft der Welt zu tun hat. Er muss wissen, dass er den Menschen die Liebe Gottes vor Augen malen darf. Er muss, wenn er Sünde, Schuld und Gericht beim Namen nennt, den Blick schon auf die angebotene Gnade gelenkt haben. Er muss zutiefst davon überzeugt sein, dass Gott jeden Menschen zurechtbringen kann und dass der Geist Gottes in der Lage ist, die verworrensten Verhältnisse zu ordnen und innere Heilung zu bewirken. Kurz: Er muss das innere Wesen des Evangeliums verstanden haben und zutiefst von seiner Richtigkeit und Wirksamkeit überzeugt sein! Wenn Sie predigen, bringen Sie den Menschen diese fantastische Nachricht. Die Gemeinde spürt es Ihnen ab, ob Sie auf der Kanzel freudlos Ihre Pflicht erfüllen oder aus der Mitte dieses Evangeliums schöpfen.

C. Wir predigen, was wir in gründlicher Exegese erarbeitet haben

Ausgangspunkt unserer Verkündigung ist die Heilige Schrift. Sie ist Gottes bleibendes Wort an seine Gemeinde im Wandel der Zeiten. Unsere persönlichen Ansichten zu Gott und der Welt werden unwillkürlich in unsere Predigt einfließen. Aber sie sind sekundär. Sie müssen sich am Maßstab der Bibel messen lassen und sind nie selbst Grundlage unserer Predigt. Wir sind auch keine biblischen Apostel und Propheten, die das Wort Gottes direkt vom Himmel her empfangen. Wir halten es bereits in unseren Händen. Wir bitten darum, dass Gottes Geist in unserer Predigt kräftig zu Worte kommt. Aber dieser Geist, der die Bibel durchdringt, ersetzt sie nicht, geht nicht über sie hinaus oder an ihr vorbei. Predigt ist deshalb im Kern immer Auslegungspredigt. Sie arbeitet an der Schrift, versucht, sie in ihrem Selbstverständnis zu erfassen und dann der Gemeinde zu entfalten und als Anrede Gottes nahezubringen. Die Predigt ist deshalb das Ergebnis einer intensiven Bemühung um das, was Gott bereits gesagt hat. Daher ist eine gründliche Exegese die Basis aller Verkündigung!

Ich gehe einmal davon aus, dass Sie diesen thesenhaften Aussagen grundsätzlich zustimmen. Die Umsetzung in die Praxis fällt uns aber schwer. Viele Predigten gehen oberflächlich über den Bibeltext hinweg. Sie sind kaum in das Wort eingetaucht. Alles ist auf schnelle und griffige Anwendungen ausgelegt. Der Verkündiger will möglichst auf direktem Weg „zum Eigentlichen“ kommen – zu „seiner“ Botschaft. Wenn uns die Bibel so wichtig ist, wie wir sagen, dürfen wir sie in der Praxis nicht stiefmütterlich behandeln. Auf drei Fallen möchte ich Sie aufmerksam machen, in die wir im Blick auf die Exegese immer wieder gerne hineintappen:

1. Die Bekanntheitsfalle

Der erste Feind für eine gründliche Exegese ist unsere vermeintliche Kenntnis des Texts. Wer viel mit dem Wort Gottes umgeht, erarbeitet sich auf die Dauer einen großen Schatz an Bibelwissen und theologischen Einsichten. Diese Vorkenntnisse schwirren wie Fertigbauteile in unseren Köpfen herum, wenn wir an einen neuen und vielleicht doch so vertrauten Predigttext herangehen. Wer macht schon zu Joh 3,16 eine ausführliche Exegese? Diese zentralen Aussagen über die Liebe Gottes, der seinen einzigen Sohn für uns gegeben hat, sind uns so vertraut, dass wir gleich zur Anwendung übergehen können – so glauben wir. Aber genau damit verpassen wir die Chance, dem Bibelwort neu zu begegnen, es tiefer zu verstehen und unsere bisherigen Ansichten zu schärfen und korrigieren zu lassen. Auf die Dauer führt das zu der skurrilen Situation, dass wir am gedeckt Tisch verhungern. Und die Gemeinde hungert mit. Ein junger Pastor klagte nach fünfjähriger Dienstzeit, dass er der Gemeinde nichts mehr zu sagen hat. Er hatte sein ganzes angelerntes Wissen in seiner Verkündigung erschöpft. An bekannten Texten wieder gründlich zu arbeiten wäre ein möglicher Weg, um aus dieser Sackgasse herauszufinden.

2. Die Zeitfalle

Ein anderes Problem ist der Zeitmangel, der jeden engagierten Menschen heute plagt. Eine Predigt halten ist eine Sache; sich gründlich vorbereiten eine andere. Deshalb tappen wir in die nächste Falle und greifen zu Instant-Verfahren, die schnelle Ergebnisse garantieren. Der Kommentar im Bücherregal beantwortet alle exegetischen Fragen und liefert sogar fertige Lösungen für die Übertragung ins Leben. Der schnelle Klick im Internet eröffnet ungeahnte Möglichkeiten: bereits ausgearbeitete Predigten herunterzuladen und fremde Gedanken durch Kopieren/Einfügen in eigene zu konvertieren. Wir leben in der Zeit des „Leicht-gemacht“. „Kochen leicht gemacht“, „Englisch in nur 7 Tagen“ – da fügt sich die „Exegese im Handumdrehen“ gut ein. Wer die zeitliche Belastung im Gemeindedienst kennt und um die starke Beanspruchung im beruflichen Leben weiß, wird die Problematik nicht unterschätzen. Für die meisten muss die Predigtvorbereitung noch irgendwie in den engen Zeitplan hinein. Aber geistliche Arbeit braucht auch Freiräume, um selbstständig zu denken und Erkenntnisse reifen zu lassen. Andernfalls wird unsere Predigt zum „Schnellschuss“, der vielleicht sogar einmal gelingen mag – aber nicht vom Prinzip her, sondern als unverdiente Gnade!

3. Die Anwendungsfalle

In unseren Köpfen hat sich weithin die Vorstellung festgesetzt, dass wir ganz schnell zur Umsetzung des Bibelwortes ins Alltagsleben gelangen müssten. Das ist ein Stück pietistisches Erbe, das an sich einen guten Sinn macht: „Was hat die Bibel mir konkret zu sagen?“, lautet die Frage, die wir uns stellen sollen. Aber wir stellen uns diese Frage oft zu früh. Wir haben den Text gerade einmal durchgelesen, und schon beginnen wir, uns mit seiner Bedeutung für die Gemeinde zu beschäftigen. Der gesunde Drang zur Anwendung wird zum ungesunden Zwang, der uns den Blick für eine gründliche Exegese verstellt. Sie kennen das? Sie drängen zum zweiten Schritt und haben den ersten noch nicht richtig getan? Befreien Sie sich aus der Zwangsjacke der schnellen und unmittelbaren Anwendung, damit Sie das Wort tief genug bedenken. Zunächst geht es um die Frage: „Was sagt der Text an sich?“; danach erst fragen wir: „Was sagt der Text für mich?“

D. Wir führen in die Heilige Schrift hinein

Paulus ermutigt seinen jungen Mitarbeiter Timotheus dazu, das Wort zu predigen.9 Aktuelles Tagesgeschehen, Kultur und Politik und das ganze Umfeld unseres Lebens müssen natürlich in der Verkündigung vorkommen. Aber wir betrachten sie vom Wort Gottes her und stellen sie „unter das Wort“. Obwohl wir dieses gute Anliegen haben, können wir die Gemeinde trotzdem messerscharf an der Bibel vorbeiführen. Es gibt viele unterschiedliche Spielarten einer solchen subtilen Verführung. Die drei häufigsten müssen Sie auf alle Fälle kennen.

1. Die „schöngeistige“ Predigt

Der Verkündiger möchte seine Zuhörer in eine meditative Atmosphäre versetzen und sie mit ruhiger Stimme und getragenem Ton auf eine innere Reise mitnehmen. Die Gedanken kreisen um das Bibelwort, ohne allzu konkret zu werden. Wunderschöne nachdenkliche Formulierungen und Anspielungen sollen Bilder und Vorstellungen wecken, die den Hörer aus dem Alltagstrubel herausführen und ihn zu sich selbst finden lassen. Ein gedanklicher Fortschritt und ein Aufbau der Ansprache sind nur schwer zu erkennen. Die ganze Rede wirkt ästhetisch schön und vermittelt den Eindruck eines Kunstwerks, das man still betrachten und auf sich wirken lassen kann.

Ich will nicht leugnen, dass es nicht auch Anlässe geben kann, bei denen eine stille Betrachtung mit meditativem Charakter goldrichtig ist. Aber die Predigt darf nicht zur schöngeistigen Rede oder zum ästhetischen Kunstobjekt verkommen. Damit wird die Gemeinde nicht in die Schrift hineingeführt, sondern oberflächlich an ihr vorbei.

2. Die „Geschichtchen-Predigt“

Jede Predigt lebt von lebendigen Illustrationen und Anwendungen. In der „Geschichtchen-Predigt“ treten diese allerdings so stark in den Vordergrund, dass sie die Aussage des biblischen Texts in den Hintergrund drängen. Eine Anekdote reiht sich an die andere. Ein Geschichtchen jagt das andere. Es wurde zwar am Anfang ein Bibelwort verlesen, und das erste Beispiel hatte auch noch einen inhaltlichen Zusammenhang damit. Der ist aber mittlerweile schon lange verloren gegangen. Weil solche Predigten meist aus dem prallen Leben schöpfen und konkrete Erfahrungen anschaulich schildern, werden sie als sehr lebendig und ermutigend empfunden. Der Mangel an biblischer Substanz fällt vielen nicht auf – nicht einmal dem Prediger selbst. Geschichten sind gute Diener, aber wehe, wenn sie zu Herren werden und dem Wort den Garaus machen!

3. Die „Sprungbrett-Predigt“10

Eine dritte Predigt-Unart ist weitverbreitet und nur schwer zu erkennen. Der Prediger geht zwar scheinbar von einem biblischen Text aus, benutzt ihn aber lediglich als Aufhänger für andersartige Gedanken, die im Text selbst nicht vorkommen. Der verlesene Bibelabschnitt wird als eine Art Wäscheleine missverstanden, an der man gute und irgendwo in der Bibel fußende Aussagen lose aufhängen kann. Er wird zum Sprungbrett für eigene, dem Text aber meist wie Kuckuckseier unterschobene Inhalte. Diese „Sprungbrett-Predigt“ gibt es in zwei Varianten. Entweder sucht sich der Verkündiger ein Stichwort innerhalb des Textabschnittes, mit dem er für die gesamte Predigtdauer abhebt. Oder er sucht sich von Vers zu Vers je ein neues kleines Sprungbrett und hangelt sich auf diese Weise durch den Predigttext hindurch. So wird die Gemeinde vom Garten Eden bis zum himmlischen Jerusalem einmal quer durch die ganze Heilige Schrift gejagt; was ihr aber der konkrete Predigttext zu sagen hat, weiß keiner so ganz genau.

Natürlich kann sich der Heilige Geist auch mit allen oben genannten Fehlformen der Predigt verbinden und Frucht wirken! Das möchte ich auf keinen Fall bestreiten! Es ist auch erlaubt, Linien quer durch die ganze Schrift zu ziehen oder thematisch zu predigen. Aber wir werden der mit der Predigt gestellten Aufgabe nicht gerecht, wenn wir die Selbstaussage des Bibelwortes nicht mit einer gründlichen Exegese entfalten und die Gemeinde oberflächlich darüber hinwegführen. Eine in der Schrift verankerte Predigt führt in den Text und die darin enthaltene Selbstaussage hinein.

E. Wir richten das Wort als Anspruch und Zuspruch aus

Obwohl die Predigt den biblischen Text gründlich erläutert und entfaltet, darf sie sich nicht in einem biblisch-theologischen Vortrag erschöpfen. Der hat natürlich auch seinen Platz, genauso wie eine stärker auf Lehrvermittlung ausgerichtete Predigt.11 Aber das eigentliche Anliegen der Verkündigung ist es, den Menschen den Anspruch und den Zuspruch Gottes, wie er in seinem Wort zum Ausdruck kommt, vor Augen zu halten. Der Prediger bietet das Evangelium nicht wie eine Ware mit unverbindlicher Preisempfehlung feil, die sein Kunde je nach Belieben einpackt oder im großen Angebot der weltanschaulichen Vielfalt liegen lässt. Der Prediger tritt vielmehr als Herold Gottes auf, der die Menschen vor die Autorität des lebendigen Gottes stellt und seine Worte als verbindliche Weisung übermittelt. Selbst die evangelistische Botschaft, die um den Menschen wirbt, ruft in Stellvertretung Christi zur Versöhnung auf und erwartet vom Menschen den „Gehorsam des Glaubens“.12 Predigen heißt, Autorität ausüben und im Namen Gottes den Anspruch und den Zuspruch der Bibel als verbindlicher Willensäußerung Gottes verkündigen.

Wer predigt, muss sich deshalb seiner hohen geistlichen Verantwortung bewusst sein. Er darf niemals seinen eigenen „Willen zur Macht“ mit dem vom Herrn gegebenen Auftrag verwechseln. Er darf keine Autorität aus sich selbst heraus beanspruchen, sondern sie immer nur als von Gott abgeleitet und autorisiert verstehen. Er muss darum ringen, dass er seine eigene Sicht der Dinge nicht mit der Sicht des göttlichen Wortes vermischt und die Menschen unter seinen eigenen Anspruch stellt. Gleichzeitig muss er wissen, dass er im Namen des Herrn auf der Kanzel steht und dass er und die Gemeinde sich diesem Wort zu stellen haben. Martin Lloyd-Jones, einer der bedeutendsten Verkündiger Englands im 20. Jahrhundert, soll den Kern der Predigt einmal so beschrieben haben: „Predigen heißt, gesunde Theologie aufs Feuer setzen.“13 Gesund muss die Theologie sein, sonst verliert sie ihre innere Legitimation. Aber sie muss auch aufs Feuer gesetzt werden, wenn die Hörer keinen dünnen Predigtaufguss aus allerlei Lieblichkeiten und Unverbindlichkeiten vorgesetzt bekommen sollen.

F. Wir ermutigen zur Umsetzung der göttlichen Weisungen

Es gehört zum Wesen des Evangeliums, Menschen zu verändern und erneuernd in ihr Leben einzugreifen. Die frohe Botschaft der Errettung durch Christus aus Gottes Gnade heraus befreit von Schuld, Bindungen und Zwängen. Ein neues Leben wird möglich, das durch die Kraft des Geistes Gottes von innen heraus getragen wird. Neue Werte und Maßstäbe prägen dieses Leben. Das Wort Gottes informiert uns deshalb nicht bloß über geistliche Zusammenhänge, es richtet auch nicht nur den Anspruch der Verbindlichkeit an uns, es will vor allem motivieren und in Bewegung setzen.

Wenn Sie in der Predigt mit diesem Evangelium umgehen, müssen Sie diese innere Zielrichtung des Wortes Gottes ganz fest ins Auge gefasst haben. Sie dürfen nicht einfach nur informieren wollen, Sie müssen auch motivieren, neue Sichtweisen und geistliche Ziele vermitteln. Wo eine Predigt nur „richtig“ ist, sie aber nicht auf Motivation und Transformation hin angelegt wird, verfehlt sie ihr Ziel! Ich sehe, dass meine Predigtziele oft zu oberflächlich bedacht sind. Ich bin zufrieden, wenn ich meinen „Dienst getan“ habe. Mir reicht es, wenn ich die Wahrheiten des Predigttexts theologisch sauber und richtig darstellen konnte. Ich freue mich über eine wache Zuhörerschaft und eine nette Atmosphäre. Alles schön und gut. Aber wohin wollte der Bibeltext uns eigentlich bewegen? An welchen Stellen drängt er in die Praxis des geistlichen Lebens? Konnte ich dazu eine Sicht gewinnen? Und ist es mir gelungen, diese innere Zielsetzung des Wortes als Motivation an die Hörer heranzubringen? Das scheint mir die entscheidende Frage! Predigen heißt motivieren, den Hörern ein Motiv geben, sich mit ihrem ganzen Leben auf das Evangelium einzulassen. Das Ziel Gottes sind veränderte Menschen, die ihren Gott verherrlichen. Dafür predigen Sie!

G. Wir führen die Gemeinde

Die Verkündigung zielt nicht nur auf die Veränderung des Einzelnen. Sie ist auch ein wesentliches Mittel, um die Gemeinde als Ganze zu leiten und zu führen. Es wäre deshalb kurzsichtig, eine Predigt lediglich als ein Einzelereignis zu verstehen, das mit dem Amen sein Ende gefunden hat. Jede Predigt ist integraler Bestandteil der Gesamtverkündigung der Gemeinde und damit ein wichtiger Beitrag zum Anstoß und zur Begleitung von Entwicklungsprozessen, die für ein gemeinsames Weiterkommen wichtig sind. Als Verkündiger fragen Sie also nicht nur danach, was der Text sagt und wie Sie ihn motivierend in das Leben Ihrer Zuhörer hineinsprechen können. Sie müssen Ihre Botschaft auch als konkreten Beitrag werten, um die Gemeinde als solche nach vorne zu bringen und zu führen. Natürlich muss nicht jeder, der auf der Kanzel steht, ein offizielles Leitungsamt in der Gemeinde innehaben. Aber jeder, der leitet, sollte dies auch durch die Verkündigung tun. Fällt es nicht auf, dass Paulus als Qualifikation für einen Ältestendienst unter anderem die Fähigkeit nennt, biblische Lehre kommunizieren zu können?14 Die fundamentalen Dienste, die wesentlich zur Entwicklung der Gemeinde beitragen, sind ebenfalls vorwiegend wortorientiert. Paulus führt Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer auf.15 Er selbst hat in den von ihm gegründeten Gemeinden offensichtlich systematisch gepredigt. Nur so war es ihm möglich, „den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen“16 und den neu hinzugekommenen Glaubensgeschwistern die nötigen Fundamente des Glaubens zu vermitteln.

Verkündigung ist also immer Führung der Gemeinde. Wer Gemeinde leitet, wird dies deshalb gezielt von der Kanzel aus tun. Johannes Reimer spricht in diesem Zusammenhang von „kerygmatischer Leitung“ und beschreibt eine entsprechende Führungspersönlichkeit als jemanden, „der die Vision dessen, was die Gemeinde und ihre einzelnen Mitglieder sein sollen, im Blick behält“, dies von Gottes Wort her sorgfältig entwickelt und von der Kanzel her verständlich und praktikabel vermittelt.17 Nicht jeder, der auf der Kanzel steht, muss die Gabe und Aufgabe eines solchen kerygmatischen Leiters haben. Aber jeder sollte sich dessen bewusst sein, dass er mehr als eine Einzelpredigt abliefert. Er hat Anteil an der Gesamtentwicklung der Gemeinde und denkt deshalb vom großen Ganzen her.

H. Wir verkündigen im Vertrauen auf den Heiligen Geist

Bei allem Ringen um eine autoritative und motivierende Predigt gehört es zu den ernüchternden Erfahrungen eines Verkündigers, dass er geistliche Frucht durch keine noch so schönen und gewaltigen Worte herbeireden kann. Dass man Ihnen gerne zuhört, dass Sie eine schöne Atmosphäre verbreiten, dass Sie die Leute emotional mitnehmen und ihnen vollmächtig etwas sagen können – das alles ist wunderbar, aber noch nicht unbedingt Zeichen geistlicher Frucht. Andere Predigten sind geist- und kraftlos, obwohl sie gut ausgearbeitet und geschliffen vorgetragen wurden. Den Korinthern macht Paulus diesen Zusammenhang bewusst und stellt klar: „Meine Rede und meine Predigt (bestand) nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern in der Erweisung des Geistes und der Kraft.“18 Geistliche Frucht kann nur durch die Wirksamkeit des Geistes entstehen, durch nichts sonst. Der Geist Gottes aber bleibt souverän. „Der Wind weht, wo er will“,19 sagt Jesus im Blick auf dessen Wirksamkeit. Wir können ihn weder durch eine gute Methodik ersetzen noch ihn herbeizwingen. Er kann einen Menschen durch das einfache Hören auf die Textlesung verändern, weil er sich mit seinem Wort ganz grundsätzlich verbunden hat.20 Wir glauben oft, dass die eigentliche geistliche Kraft in unserer Predigt liegt. „Soweit das Wort, liebe Gemeinde, und nun zu meiner Predigt!“ Diese viel gebrauchte Wendung wirkt nicht nur ungeschickt, sondern verrät vielleicht auch etwas über unsere innere Haltung. Gottes Geist kann durch unsere Predigt wirken. Er handelt aber auch ohne unsere Predigt und vielleicht manchmal sogar trotz unserer Predigt. Das macht uns demütig und hält uns abhängig von Gott.

Einen bedenklichen Trend sehe ich darin, den Segen Gottes und die von ihm gewirkte Frucht quantifizieren zu wollen. „Ich bete und predige dafür, dass am Ende der evangelistischen Botschaft zehn Personen zum Glauben kommen.“ „Wir erbitten vom Herrn eine Verdoppelung unserer Mitgliederzahlen in drei Jahren. Auf diese Zielsetzung hin verkündigen wir. Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Und außerdem sollen wir ganz viel Frucht bringen.“ Richtig ist, dass wir Ziele brauchen; deshalb werde ich Ihnen später zeigen, wie wir konkrete Predigtziele formulieren (S. 115). Richtig ist, dass bei Gott kein Ding unmöglich ist und dass Gott „mehren“ möchte und „nicht mindern“.21 Falsch ist, dass wir von Gott gegebene Aufträge und Verheißungen eigenwillig und ohne biblische Begründung in messbare Zahlen und Termine fassen und sie ihm anschließend zur gefälligen Erledigung vorlegen. Wer so verfährt, beweist nicht etwa hohen Glaubensmut. Er ist ganz einfach moderner Wachstumsideologie und dem Glauben an die Machbarkeit aller Dinge aufgesessen. Gott ist Gott. Er hat sich ohne Abstriche an seine eigenen Verheißungen gebunden und ermutigt uns, ihn beim Wort zu nehmen. Aber er lässt sich aus seinen Zusagen keinen Strick drehen und mit zeitgemäßen Optimierungs- und Maximierungsmethoden an die Leine legen.

Wenn ich die Souveränität des Geistes so stark betone, möchte ich Sie nicht entmutigen oder verunsichern. Im Gegenteil: Es ist nicht gleichgültig, ob Sie predigen oder nicht. Es ist auch nicht gleichgültig, ob Sie das im Glauben tun oder aus nagendem innerem Zweifel. Sie dürfen und sollen sich Ziele stecken und auf der Kanzel beherzt angehen. Entscheidend aber ist die Haltung, in der Sie predigen, die Tatsache, dass Sie wirklich Gottes Wort verkündigen, und dass Sie auf die Kraft seines Geistes setzen und nicht auf Ihre Möglichkeiten. Bereiten Sie sich vor, als ob alles an Ihnen läge, aber predigen Sie in dem Bewusstsein, dass alle geistliche Frucht Gabe Gottes ist und zu seiner Zeit und an seinem Ort allein von ihm gewirkt wird. Das treibt Sie ins Gebet und hält Sie in einer gesunden Abhängigkeit von Ihrem Herrn. Sie sind nur Botschafter, nicht der Herr selbst. Frucht ist Gottes Sache!

Diese kurzen Überlegungen zum Wesen der Verkündigung haben Ihnen auf der einen Seite Inhalt und Größe der Aufgabe und Ihre Verantwortung als Prediger bewusst gemacht. Auf der anderen Seite waren sie hoffentlich auch eine Ermutigung. Vom Herrn in den „Dienst am Wort“ gerufen zu sein ist eine wunderbare Sache. Ich predige gerne; und ich hoffe, dass Sie das auch tun werden. Mit dieser großen Aufgabe und dieser positiven Grundeinstellung gehen wir jetzt gemeinsam ans Werk.

Ich stelle Ihnen alle Arbeitsschritte vor, die Sie zu einer ansprechenden und in der Schrift verankerten Predigt führen. Als Beispieltext arbeiten wir an einer sehr schönen Passage aus dem Kolosserbrief: Kol 1,21-23. Dieser Abschnitt ist ein Kerntext unseres Glaubens, weil er von der Versöhnung durch Jesus Christus spricht. Er ist kurz und prägnant und eignet sich ausgezeichnet für unser gemeinsames Vorhaben. In jeweils abgeschlossenen Kapiteln zeige ich Ihnen, worum es geht und worauf es ankommt. Anhand von Übungsaufgaben können Sie die einzelnen Arbeitsschritte selbst ausprobieren und Ihre eigenen Erfahrungen machen. Im Anhang finden Sie meine Lösungsvorschläge. Sie dienen zur Selbstkontrolle und geben Ihnen eine Vorstellung davon, wie das fertige Ergebnis aussehen könnte. Vielleicht sind Sie in Sachen Predigt schon lange kein Anfänger mehr. Dann können Sie die Aufgaben einfach übergehen. Sie selbst entscheiden, auf welche Übung Sie sich einlassen möchten, und Sie selbst wissen, was Sie schon können und was Sie noch vertiefen wollen.

Kapitel 2

Die Suche nach dem richtigen Text

Wer hätte nicht schon ausgiebig über seiner Bibel gesessen und sie verzweifelt von vorne nach hinten, kreuz und quer durchgeblättert, um auf das „richtige“ Wort zu stoßen!? Da hat man tausend Seiten Bibel vor sich, findet aber die passenden zehn Verse nicht. Die oft mühsamste Aufgabe in der Vorbereitung einer Predigt ist deshalb die Suche nach dem geeigneten Text. Es soll ja nicht irgendein Wort sein, sondern eines, das den Nerv der Gemeinde trifft. Folgende Überlegungen helfen mir bei der Textsuche in der Regel weiter.

A. Den richtigen Text finden

1. Schon gebetet?

Meistens fällt es mir zu spät ein, dabei gehört es an den Anfang: das Gebet um das richtige Wort. Verkündigung ist ein geistliches Geschehen. Deshalb müssen wir es auch geistlich angehen. Im Gebet öffnen wir uns für Gottes Gedanken und stellen unsere eigenen Vorstellungen zunächst einmal in den Hintergrund. Manchmal glauben wir sehr schnell zu wissen, was dran ist. Vor Gott zur Ruhe gekommen, können sich neue Sichten ergeben. Vielleicht haben wir aber umgekehrt keinen blassen Schimmer, worüber wir predigen sollten. Im Gebet kann Gott Gedanken in unser Blickfeld rücken, die uns vorher völlig entgangen waren. „Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, der bitte Gott“, ermutigt Jakobus.22 Diese Zusage gilt auch für die Suche nach dem richtigen Text.

2. Welches Bibelwort liegt mir am Herzen?

Was einen selbst bewegt, kann man meist motivierend weitersagen. Es kommt von Herzen und geht zu Herzen. Das ist die beste Voraussetzung für eine motivierende Verkündigung. Sie müssen allerdings selbstkritisch darauf achten, nicht ständig Ihre Lieblingstexte und -themen abzuhandeln. Die sind der Gemeinde schnell bekannt und wirken auf die Dauer abgestanden. Bevor Sie auch nur den Mund aufgemacht haben, erahnen schon alle, um was es gehen wird: „Pass auf, er predigt heute bestimmt wieder über sein Lieblingsthema, die Endzeit. Darüber spricht er immer, wenn der dran ist. Ich bin nur gespannt, von welcher Seite er es heute aufzieht.“ Predigen Sie über Texte und Themen, die Sie selbst bewegt haben; aber bleiben Sie dabei selbstkritisch und durchbrechen Sie eingeschliffene Gewohnheiten. Die Gemeinde wird positiv überrascht sein!

3. Was braucht die Gemeinde?

Es wird nur wenige Situationen geben, in denen Sie auf ein ganz spezifisches Bedürfnis der Gemeinde eingehen müssen: ein besonderer Anlass wie Taufe oder Abendmahl oder ein wichtiges Ereignis im Gemeindeleben. In der Regel ist es aber wichtig zu wissen, welche geistlichen Defizite und Probleme grundsätzlich vorhanden sind. Braucht die Gemeinde einen Blick für Mission, für Mitarbeit und Einsatz von Gaben oder für Gebet? Zu jedem der Themen sind viele einzelne Texte möglich. Wenn Sie die inhaltliche grobe Richtung der Predigt festlegen, grenzen Sie die Zahl möglicher Texte ein und erleichtern sich damit die Auswahl.

4. Welche Thematik legt der Kalender nahe?