Jarosch, Lisbeth Last Haven – Tödliche Geheimnisse

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ISBN 978-3-492-98369-3

© Piper Verlag GmbH, München 2018

Litho: Lorenz & Zeller, Inning am Ammersee

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

Cover Motiv: Marjan Apostolovic/shutterstock; graysolid/shutterstock; Aleksandr Stezhkin/shutterstock

Redaktion: Theresa Schmidt-Dendorfer

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

 

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Autoren- und Projektagentur Gerd F. Rumler (München).

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Kapitel 1

»Miss Green?«

Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch und blicke auf. Zwei Männer in schwarzen Uniformen haben soeben das Foyer betreten und kommen direkt auf mich zu. Ich spanne unwillkürlich meine Muskeln an und nehme eine straffere Haltung ein. Sie sehen streng aus. Einer der beiden ist klein und kahl geschoren, außerdem hat er keine Augenbrauen. Mein Blick bleibt jedoch an dem größeren der beiden hängen. Er scheint noch sehr jung zu sein, bestimmt nicht älter als ich. Obwohl die Uniform ihn erwachsener wirken lässt. Ich fühle mich trotz des fehlenden Altersunterschieds sofort untergeben, wie ich so nervös und beklommen vor ihm sitze. Auf seiner Brust prangt das goldene Emblem von Last Haven, ein Anker, umgeben von einem Ring aus Stacheldraht.

»Sind Sie Miss Green?« Der Kahle hebt fragend die nicht vorhandenen Augenbrauen.

»Ja«, antworte ich zurückhaltend und versuche mich an einem Lächeln, das hoffentlich nicht so gezwungen aussieht, wie es sich anfühlt.

»Dann folgen Sie uns bitte!«

Langsam stehe ich auf. Die beiden Männer nehmen mich in ihre Mitte und eskortieren mich nach draußen. Sie halten mich nicht fest und lassen doch keinen Zweifel daran, dass es sinnlos wäre, ihrer Anweisung nicht Folge zu leisten. Aber das habe ich ohnehin nicht vor. Ich weiß ja, dass mir nichts passieren wird. Dennoch sind meine Hände schweißnass und in meinem Kopf hämmert es wie wild. Ich muss mich regelrecht dazu zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Anstatt meinem inneren Impuls zu folgen, einfach auf dem Absatz kehrtzumachen und zurück in meine Wohneinheit zu flüchten.

Draußen wartet ein schwarzer Wagen mit abgedunkelten Scheiben auf uns. Der Kahle steigt vorne ein, der Junge bedeutet mir, auf die Rückbank zu klettern und setzt sich neben mich. Mir fallen seine schlanken Hände auf, als er seinen Gurt anlegt und mich auffordert, es ihm gleich zu tun. Solche Hände passen nicht zu jemandem, der bei den Wächtern arbeitet. Weshalb es gleich zwei von ihnen braucht, um mich zu meinem heutigen Termin zu begleiten, ist mir ein Rätsel. Als würde ich versuchen wollen abzuhauen. Als könnte ich es – wohin sollte ich denn?

Die Fahrt beginnt und ich sitze schweigend auf dem Rücksitz. Meine Hände liegen gefaltet im Schoß. Ich bin darauf bedacht, mich so unauffällig wie möglich zu verhalten, was zu funktionieren scheint. Die beiden Wächter tun so, als wäre ich gar nicht da. Wir verlassen das Firmengelände von Techraid. Kaum sind wir auf der Straße, schaltet der Kahle den Autopiloten des Wagens an, gibt eine Adresse ins System ein und lehnt sich zurück. Ich versuche, mich von meiner Nervosität abzulenken, indem ich aus dem Fenster schaue.

Wir bewegen uns in Richtung Landesinnere. Links und rechts der Straße ragen die hohen Mauern der Industriegebäude auf. Hallen, Kräne und Schlote, die im gerade einsetzenden Regen noch trister erscheinen als sonst. Regen. Der erste seit Wochen. Ich kann mir vorstellen, wie die Farmer gerade jubeln! Obwohl – es ist für uns alle ein Grund zu jubeln.

Schon bald sind wir so weit gefahren, dass ich mich nicht mehr auskenne. Kein Wunder, denn, wenn ich mich recht erinnere, habe ich erst einmal in meinem Leben Ring C verlassen. Das war an meinem achten Geburtstag, vor genau zehn Jahren, und mein Ziel ist heute das gleiche Ziel wie damals.

Allmählich verändert sich die Landschaft draußen. Die klobigen Industriebauten weichen immer mehr großen, hellen Bürogebäuden. Die prachtvoller werden, je weiter wir ins Zentrum kommen. Wir sind noch in Ring B, aber es kann nicht mehr lange dauern, bis wir den Regierungsbezirk erreichen. Von den Außengrenzen zum Landesinneren werden die Ringe immer kleiner, das weiß ich noch aus der Schule. Den Aufbau von Last Haven habe ich seit meiner Kindheit genau im Kopf, dafür haben unsere Lehrer gesorgt.

Der äußere Ring des Landes, Ring D, ist der größte von ihnen. Dort befinden sich die landwirtschaftlichen Flächen für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung. Ich war noch nie dort, weiß aber, dass sich die Farmen bis weit über den Horizont erstrecken. Sie sind größer, als ich es mir überhaupt vorstellen kann, und ausgerüstet mit der besten und effizientesten Erntetechnik, die es auf dieser Welt derzeit gibt. Manchmal stelle ich mir vor, wie es sein muss, dort zu leben. Jeden Morgen die klare Luft einzuatmen und die Sonne auf der Haut zu spüren. Aber das sind nur Tagträume. Mein Platz ist woanders.

Bewegt man sich weiter ins Zentrum, durchquert man den Ring C, in dem ich groß geworden bin und aus dem wir gerade kommen. Er besteht ausschließlich aus Industriefläche, die für die Produktion jeglicher Art von Gütern und die Erzeugung von Strom verwendet wird. Ring B, den wir gerade durchfahren, ist unser Verwaltungszentrum. In den Bürogebäuden, die wir passieren, wird geplant, beraten, entwickelt und organisiert. Auch die meisten Forschungseinrichtungen von Last Haven befinden sich hier. Ich selbst jedoch habe keines der Gebäude, an denen wir vorbei fahren, jemals von innen gesehen und werde es auch niemals tun. Unser Ziel ist Ring A, der Regierungsbezirk. »Das Gehirn von Last Haven«, so wird er in den Nachrichten oft genannt. Denn von dort aus wird alles gesteuert, was im Land passiert, und die geistige Elite des Landes hat dort ihren Sitz.

Es ist bereits Mittag, als wir die schweren Stahltore erreichen, die den Zugang zum Regierungsviertel vor unbefugten Besuchern schützen sollen. Ein schwarz uniformierter Pförtner klopft an das Fenster des Wagens und bedeutet meinen Begleitern, die Scheibe herunterzulassen. Der junge Wächter mit den schlanken Händen reicht einen Umschlag nach vorne. Mit gelangweiltem Blick öffnet der Pförtner ihn und prüft gründlich die Papiere, die sich darin befinden. Schweigend mustert er mich für einen Moment, bevor er den Umschlag zurück gibt und uns passieren lässt. Ich fühle mich unbehaglich unter seinem Blick. Wie eine Ware, die man vor der Annahme gründlich begutachten muss. Dabei ist es ja nicht so, dass ich hier sein will!

Mittlerweile regnet es in Strömen und der Scheibenwischer des Wagens hat einige Mühe, mit den herabfallenden Wassermassen fertig zu werden. Ich drücke mein Gesicht näher an die Scheibe, um mehr zu sehen. Ich weiß, dass sich hier die verschiedenen Ministerien befinden, aber ich kenne kaum eines der Gebäude. Bis auf eines natürlich.

Als die hohen steinernen Mauern des Verteidigungsministeriums vor uns auftauchen, weiß ich sofort, was ich vor mir habe. Kein Bauwerk taucht in den Nachrichten öfter auf als dieses. Obwohl ich mir sicher bin, es bei meinem letzten Besuch im Regierungsbezirk mit eigenen Augen gesehen zu haben, bin ich auch heute nicht weniger überwältigt von seiner unfassbaren Größe.

Direkt daneben befindet sich das MediOffice, ein weißes, zweistöckiges Gebäude. Neben den hohen Mauern des Ministeriums wirkt es mehr als schlicht. Wir sind am Ziel. Ich erinnere mich daran, wie ich das letzte Mal hier war. Es war heiß und im Licht der Mittagssonne strahlten die weißen Wände derart hell, dass es einem in den Augen wehtat. Jetzt, im Regen, sieht es grau und trist aus. Unscheinbar, obwohl hier so vieles entschieden wird. Sofort beschleunigt sich mein Puls wieder, und der Hauch von Gelassenheit, den ich mir während der langen Fahrt so mühsam erkämpft habe, ist innerhalb eines Augenblicks verschwunden.

Auch hier müssen wir unsere Papiere zeigen, bevor wir einfahren dürfen. Eine junge Frau mit hochgestecktem roten Haar und adrettem weißen Kittel kommt uns bereits entgegen, als unser Fahrer vor dem Haupteingang des Gebäudes anhält. Sie trägt einen weißen Schirm, den sie schützend auch über mich hält, nachdem ich ausgestiegen bin. Sie wechselt ein paar Worte mit meinen Wächtern, die daraufhin davon fahren und mich bei der fremden Frau zurücklassen. Mit großen Schritten geht sie zurück ins Haus und ich muss mich beeilen, mit ihr mitzuhalten, um nicht nass zu werden. Ein kurzer Moment der Erleichterung darüber, der Gesellschaft der beiden Wächter endlich zu entgehen; doch dieses Gefühl hält nicht lange an.

Die Eingangshalle ist groß und geräumig und trotz des schlechten Wetters in angenehm warmes Licht getaucht. Überall stehen farbenfrohe Blumentöpfe, die mit Palmen und fremdartigen Gewächsen bepflanzt sind. Das Ambiente soll ohne Zweifel eine heimelige und gemütliche Wirkung erzielen. Bei mir funktioniert dieser Trick jedoch nicht.

Die junge Frau legt den Schirm ab und wendet sich mir zu. »Sie sind also Aida Green.« Ich nicke. »Mein Name ist Andrea Weaving. Ich bin die Assistentin von Dr. Henderson, der heute Ihre Gesundheitsprüfung II durchführen wird. Bitte nehmen Sie noch einen Moment Platz, ich werde ihm Ihre Ankunft melden.« Mit einem höflichen Lächeln bedeutet sie mir, auf einem der weißen Lounge-Sessel Platz zu nehmen, die sich rechts vom Empfangstresen in einer Art Wintergarten befinden. Ich folge ihrer Anweisung, lehne mich in dem bequemen Sitz zurück und versuche, mich zu entspannen. In Gedanken wiederhole ich das, was man mir über die kommenden Stunden erzählt hat.

Die Gesundheitsprüfung II ist im Grunde nur eine reine Routineuntersuchung. Jeder Einwohner von Last Haven ist gesetzlich verpflichtet, sich an seinem achtzehnten Geburtstag im MediOffice einzufinden und sich einer umfangreichen Prüfung der eigenen Gesundheit zu unterziehen. Auf diese Weise soll das Wohlbefinden aller sichergestellt werden, indem Krankheiten frühzeitig erkannt und behandelt werden können. Es gibt im Leben eines jeden Einwohners drei große Screenings: die Gesundheitsprüfung I zu Beginn des achten Lebensjahres, eine weitere mit achtzehn Jahren und die letzte schließlich mit 38. Alle Untersuchungen dienen ausschließlich unserem persönlichen Wohlergehen.

Ich schließe die Augen und atme tief ein und aus. Alle haben das bisher durchgestanden, also schaffe ich das auch. Was soll schon passieren? Mike, der das ganze schon vor Jahren mitgemacht hat, hat erzählt, dass es nicht lange dauert. Nicht schmerzhaft ist. Lediglich etwas unangenehm. Aber was soll’s. Heute Nacht werde ich schon wieder zuhause bei Techraid in meinem gemütlichen Bett liegen. Meg wird zu mir unter die Decke schlüpfen und ich werde ihr haarklein alles erzählen, was ich heute erlebt habe. Sie wird mich ausfragen. Wir werden kichern. Wie Freundinnen das eben so machen. Kein Grund zur Panik also. Wäre da nur nicht die beängstigende Vorstellung … Was, wenn die Ärzte etwas finden?

Der Widerhall von hohen Absätzen auf den hellen Fließen kündigt die Rückkehr von Andrea Weaving an. Wie auf Kommando knipst sie ihr höfliches Lächeln ein, als sie mich erblickt. Das Weiß ihrer Zähne leuchtet unnatürlich zwischen den geschminkten Lippen. Ich kann mich nicht erinnern, bei Techraid jemals eine Frau mit Make-up gesehen zu haben.

»Bitte folgen Sie mir nun, Miss Green!«

Ich brauche mich nicht bitten zu lassen, schließlich kann ich es kaum erwarten, die ganze Prozedur hinter mich zu bringen. Wir gehen durch lange, enge Gänge, die mir wie ein Labyrinth vorkommen und die weit weniger einladend und freundlich wirken als noch das Foyer. Links und rechts von uns ziehen Büros und Labore vorbei. Über einen Aufzug gelangen wir in den ersten Stock, von da an geht es durch weitere Flure, die genauso aussehen wie unten. Schließlich bleibt Andrea Weaving vor einer Tür stehen und klopft an. Rechts von der Tür hängt ein Schild, auf dem in goldenen Buchstaben »Dr. Romulus Henderson« eingraviert ist.

»Herein!«, ruft eine tiefe Stimme von innen. Miss Weaving öffnet die Tür und ich betrete hinter ihr den Raum. Auf den ersten Blick handelt es sich um ein Büro, doch der Raum ist mit weiteren Zimmern verbunden, die mithilfe von schweren weißen Vorhängen abgetrennt sind. Ich nehme an, dass man dahinter direkt in die Behandlungsräume gelangt.

An dem großen Eckschreibtisch, der fast die Hälfte des Raumes einnimmt, sitzt ein hochgewachsener, kräftiger blonder Mann mit buschigen Augenbrauen und einer Lesebrille auf der Nase.

Er blickt auf, legt die Brille beiseite und steht auf. »Guten Tag, Miss Green. Mein Name ist Romulus Henderson. Ich werde Sie durch die heutige Gesundheitsprüfung führen.«

Ich schüttle ihm die Hand und ein kurzer Schauer jagt mir über den Rücken. Die Stimme des Arztes klingt freundlich, doch seine stechenden grauen Augen blicken mich an, als könne er direkt durch mich hindurchsehen. Und sie sind unnatürlich hell. Reiß dich zusammen, Aida!, schimpfe ich mich selbst und versuche, mir meine Anspannung nicht anmerken zu lassen.

»Miss Weaving, Sie können gehen. Ich werde Sie rufen, wenn wir mit der Untersuchung fertig sind.« Die junge Frau nickt höflich und verlässt den Raum. Dr. Henderson zeigt auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Bitte nehmen Sie doch Platz!«

Er lässt sich ebenfalls nieder und faltet die Hände vor sich auf dem Schreibtisch. Ich versuche, sein Alter zu schätzen, aber es fällt mir schwer. Er ist älter als ich, aber vermutlich nur wenige Jahre. Sein Gesicht könnte nett wirken, wenn er nicht diese unheimlichen Augen hätte.

»Nun, Sie sind heute also hier für die Gesundheitsprüfung II. Keine Sorge, die Untersuchungen werden nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen und sind weder schmerzhaft noch anstrengend. Ich werde Ihnen zunächst ein wenig Blut abnehmen. Anschließend werden wir Sie mithilfe des Körperscanners gründlich durchleuchten. Der Scan dauert etwa eine halbe Stunde, danach haben Sie es im Grunde schon geschafft.« Er lächelt mir aufmunternd zu und ich bemühe mich, sein Lächeln zu erwidern. Eine reine Kontrollmaßnahme also. Sie dient meinem Wohl, das darf ich nicht vergessen.

»Haben Sie innerhalb der letzten Monate irgendwelche Beschwerden gehabt?«

»Nein.« Meine Stimme fühlt sich ganz kratzig an, so wenig habe ich sie heute benutzt.

»Hervorragend!« Er macht sich eine Notiz. »Dann können wir direkt loslegen. Haben Sie noch Fragen, Miss Green?«

Ich habe das Gefühl, unter seinem Blick zu schrumpfen, doch ich nehme all meinen Mut zusammen und räuspere mich. »Ja. Wann erfahre ich die Ergebnisse meiner Untersuchungen?«

Dr. Henderson lehnt sich gelassen in seinem Stuhl zurück. »In zwei Tagen. Wir schicken das Ergebnis digital an die für Sie zuständige Stelle. Das ist in Ihrem Fall die Firma Techraid.«

»Was passiert, wenn Sie bei der Untersuchung irgendwelche Krankheiten feststellen?«

»Das hängt davon ab, in welcher Schwere sie vorliegen. Die üblichen Beschwerden, die während der Gesundheitsprüfung erkannt werden, können mit einfachen Mitteln behandelt werden. Aber machen Sie sich keine Sorgen.« Er hebt beruhigend die Hände. »Ein negativer Befund ist äußerst selten und ich bin mir sicher, dass Sie kerngesund sind.«

Ich nicke. Das gleiche habe ich auch von meinen Mitbewohnern und Kollegen gehört. Tatsächlich weiß ich von keinem Fall, in dem es nach der Prüfung zu ernsthaften Problemen gekommen ist, doch muss das nicht viel heißen – die meisten Leute halten sich bedeckt, wenn es um ihren gesundheitlichen Zustand geht und würden mit einem negativen Bescheid kaum hausieren gehen. Krankheit wird gleichgesetzt mit Leistungsabfall und niemand will den Eindruck erwecken, nicht voll arbeitsfähig zu sein.

Dr. Henderson erhebt sich. Er wirkt ein wenig schwerfällig. »Wenn es keine weiteren Fragen gibt, schlage ich vor, dass wir beginnen. Sie haben noch einen weiten Rückweg und wollen sicher nicht allzu spät nach Hause kommen. Bitte folgen Sie mir.«

Er schiebt den weißen Vorhang, der nach rechts führt, zur Seite und ich folge ihm. Wie ich bereits geahnt habe, handelt es sich bei dem angrenzenden Raum um ein Behandlungszimmer. Es ist groß und die Einrichtung ist eher spärlich. Ich fühle mich etwas verloren und bin froh, als ich nach Aufforderung von Dr. Henderson auf der ausladenden Liege in der Mitte des Raumes Platz nehmen kann. Ich soll meinen Arm freimachen. Nachdenklich beobachte ich den Arzt dabei, wie er die Spritze vorbereitet. Als er meine Haut mit einem Tuch desinfizieren will, jagt mir erneut ein Schauer über den Rücken und die Härchen an meinen Armen stellen sich auf. Der Arzt blickt kurz zu mir auf und wendet sich dann mit leisem Lächeln wieder der Kanüle zu. Ich ärgere mich über meine Unruhe und denke, dass er mich für ein schreckhaftes dummes Ding halten muss. Und wahrscheinlich hat er damit auch recht. Ich kann mir mein Unbehagen selbst nicht erklären, doch die ganze Umgebung hier wirkt auf mich irgendwie bedrohlich. Die weißen Kittel, die nackten Wände, die ganzen medizinischen Apparate – sie jagen mir Angst ein.

Ein kleiner Stich und ich kann sehen, wie dunkelrotes, fast schwarzes Blut aus meinem Arm in die Spritze strömt.

»Alles in Ordnung?«

Ich nicke und versuche erneut, ein Lächeln zustande zu bringen. Nach der vierten Ampulle klebt Dr. Henderson mir ein Pflaster auf den Arm und ich folge ihm in einen weiteren Nebenraum. Ich weiß, was mir jetzt bevorsteht.

»Der Körperscanner«, erklärt Dr. Henderson unnötigerweise.

Mike hat mir von dem Scanner erzählt. Eine große Säule aus teils durchsichtigem und teils milchigem Glas befindet sich in der Mitte des Raumes.

»Innerhalb der nächsten halben Stunde wird der Scanner Ihren gesamten Körper durchleuchten. Er erfasst Gewicht, Körperfettanteil, Größe und Zustand von inneren Organen sowie Knochen und detektiert jegliche Anomalien.« Der Arzt drückt einen Knopf an der gläsernen Zelle und mit einem leisen Zischen schwingt die Türe zur Seite. Ich spüre, wie sich mein Herzschlag ein klein wenig beschleunigt.

»Wenn Sie sich nun bitte freimachen würden, Miss Green.« Dr. Henderson zeigt auf eine mit einem Vorhang abgetrennte Kabine, wo ich meine Sachen ablegen kann. »Anschließend treten Sie bitte auf die Markierung hier am Boden.« Er deutet auf eine Stelle in der Glaszelle.

»Der Scan dauert etwa eine halbe Stunde. Keine Sorge, Sie werden dabei nichts spüren. Ich lasse Sie währenddessen allein. Sie dürfen sich innerhalb der Markierung frei bewegen, der Scanner korrigiert Bewegung automatisch. Sobald die Prozedur beendet ist, hole ich Sie hier wieder ab.«

Ich ziehe den Vorhang der Umkleide zu und fange langsam an, meine Sachen auszuziehen. Ich gebe mir Mühe, dabei so auszusehen, als würde es mir nichts ausmachen, mich vor einem wildfremden Mann nackt zu zeigen. Obwohl er mich hinter dem Vorhang ja noch gar nicht sehen kann. Ich schnüre meine Schuhe auf, hänge meine braune Arbeitskleidung über einen Stuhl, schäle mich aus meiner Unterwäsche. Dr. Henderson hat sich derweil dankbarerweise abgewandt, um einige Einstellungen am Körperscanner vorzunehmen. Ich überlege, ob ich versuchen soll, meine Blöße mit den Händen abzudecken, und komme zu dem Schluss, dass das lächerlich wäre.

Ich räuspere mich und Dr. Henderson tritt zur Seite, um mich in den Scanner zu lassen. Ein goldener Kreis kennzeichnet den Bereich, in den ich mich stellen soll. Der Arzt drückt einen Knopf und die Tür schließt sich langsam. Kein Laut dringt in meine Zelle, doch wenige Sekunden später deutet ein leises Summen an, dass die Messung gestartet wurde. Durch das Glas sehe ich, wie Dr. Henderson den Raum verlässt. Dann bin ich allein.

 

Als er eine halbe Stunde später wieder kommt, fühlen sich meine Beine schon müde an und ich bin froh, der Glaszelle zu entkommen. Eilig streife ich meine Klamotten über und nehme dankbar zur Kenntnis, dass Dr. Henderson sich erneut taktvoll abwendet, um mir die Situation so wenig unangenehm wie möglich zu machen. Anschließend gehen wir zurück in sein Büro und er stellt mir ein paar Fragen über meine Arbeit. Über Beschwerden, die ich in den letzten Jahren hatte, meinen Ernährungsplan und solche Dinge.

Als Miss Weaving hereinkommt, um mich zurück zu bringen, reicht er mir seine Hand zum Abschied. Ich verlasse gerade den Raum, als er mich zurückruft. Mit ungutem Gefühl im Magen bleibe ich stehen, drehe mich um und blicke ihn erwartungsvoll an. Er erwidert meinen Blick seltsam ausdruckslos und ich habe das Gefühl, gerade ein zweites Mal durchleuchtet zu werden.

»Alles Gute zum Geburtstag, Miss Green!«, sagt er dann knapp. Ein flüchtiges Lächeln, dann greift er nach seiner Lesebrille und widmet sich wieder seinen Unterlagen. Ein wenig verwirrt folge ich Miss Weaving zum Ausgang.

 

Es ist schon dunkel, als unser Wagen langsam auf das Firmengelände von Techraid rollt. Als ich mich auf den Weg Richtung Schlafsäle mache, frage ich mich, ob Meg noch wach ist. Die Wohnanlage C23 liegt dunkel und scheinbar verlassen vor mir. Doch ich weiß, dass hinter jedem der Fenster mindestens fünf meiner Kollegen schlafend in ihren Betten liegen, um sich für den kommenden Arbeitstag auszuruhen. Die Flure sind ebenfalls dunkel, aber ich brauche kein Licht. Ich kenne diesen Weg in- und auswendig. Ich drücke die Tür zu meinem Schlafsaal auf und schlüpfe hinein. Drinnen empfängt mich der ruhige Atem meiner schlafenden Mitbewohnerinnen. Ein erleichtertes Seufzen entweicht mir. Endlich bin ich wieder zuhause. Alles hier ist mir so vertraut wie meine rechte Hand – die schlichten, zweistöckigen Betten, der große graue Einbauschrank, in dem wir unsere Kleidung aufbewahren. Der helle, schmucklose Tisch, an dem genau acht Personen Platz finden können. Acht Plätze, für die sieben Frauen, die mit mir in dieser Wohneinheit leben, und mich.

Geräuschlos entledige ich mich meiner Kleidung und lege mich ins Bett. Ich atme tief durch und versuche, mich zu entspannen, doch meine Gedanken kehren immer wieder zurück zum MediOffice. Zu Dr. Romulus Henderson und der stillen, bedrohlichen Atmosphäre in den Behandlungsräumen.

»Hey, Aida!«, flüstert plötzlich eine leise Stimme.

Ich blicke nach oben und sehe schemenhaft durch die Dunkelheit das grinsende Gesicht von Meg über mir auftauchen. Ihre dicken schwarzen Haare hängen über den Rand des Stockbetts und reichen fast bis zu mir herunter. Wenige Sekunden später ist sie schon die Leiter heruntergeklettert und schiebt mich zur Seite, um sich neben mich zu legen.

»Und, wie war es? War es so, wie Mike erzählt hat?«

Wir reden die halbe Nacht lang und ich erzähle Meg alles, was ich erlebt habe. Ich erzähle ihr von den Wächtern, dem MediOffice mit seinen kahlen Fluren, von Romulus Henderson und seinen eisigen Augen, von meiner Beklemmung und Verwirrung. Meg war schon immer eine gute Zuhörerin und so ist es auch diesmal. Sie will alles ganz genau wissen und durchleidet mit mir die Ereignisse des heutigen Tages noch einmal. Als sie beteuert, dass ihr jetzt schon unwohl dabei ist, wenn sie sich vorstellt, in ein paar Monaten selbst ins MediOffice zu müssen, muss ich schmunzeln. Mir ist klar, dass sie das nur um meinetwillen sagt. In Wirklichkeit gibt es kaum etwas, wovor Meg Angst hat. Im Gegenteil, während ich mich vor jeder neuen Situation fürchte und mich in meine gewohnte Umgebung zurück wünsche, kann Meg es kaum erwarten, etwas Aufregendes zu erleben. Für mich bedeutet das Leben hier bei Techraid mit seinem geregelten Tagesablauf, den braunen Overalls und denselben Gesichtern Tag für Tag Sicherheit, Geborgenheit. Für Meg ist es wie ein Gefängnis.

Aber ich weiß zu schätzen, dass sie mir gut zureden möchte. Bevor sie wieder nach oben in ihr Bett verschwindet, drücke ich sie kurz an mich und denke mir, dass unser Leben hier doch gar nicht so schlecht ist, wie sie manchmal denkt.

Kapitel 2

Der Tag beginnt wie jeder andere Tag bei Techraid: mit dem Klingeln des Weckers um sechs Uhr morgens. Während die übrigen Bewohnerinnen der Wohneinheit C23 zügig aus ihren Betten kriechen, drehe ich mich mit einem leisen Fluch noch einmal um. Ziehe mir die Decke über den Kopf, um der Helligkeit im Raum zu entgehen. Ich habe schlecht geschlafen, weil Elaine sich im Bett nebenan die ganze Nacht über mit Albträumen hin und her geworfen hat. Das geschieht in letzter Zeit ständig und ich habe das Gefühl, dass ich unter Elaines Albträumen mindestens ebenso sehr leide wie sie selbst.

»Was zum Teufel hast du denn vor?« Das Gesicht von Meg erscheint plötzlich über mir. Unsanft wälzt sie mich zur Seite und macht sich in meinem Bett breit, während sie versucht, mir die Decke vom Gesicht zu ziehen. »Willst dich wohl vor der Arbeit drücken? Das könnte dir so passen!« Meg setzt eine strenge Miene auf, die in ihrem fröhlichen Gesicht mit dem großen Mund und den lustigen Augen so fehl am Platz wirkt, dass ich unwillkürlich lachen muss.

»Ich würde alles geben für nur eine weitere Stunde Schlaf!«, murmele ich. Trotzdem setze ich mich langsam auf.

Meg hebt fragend die Augenbrauen und deutete mit dem Kopf nach nebenan. »Elaine schon wieder?«, fragte sie flüsternd und verdreht die Augen.

Ich nicke und beginne wie jeden Morgen, Megs dichtes schwarzes Haar zu einem langen Zopf zu flechten. Anschließend bindet sie mir mein eigenes, schulterlanges hellbraunes Haar nach oben. Was wesentlich schneller geht. Es gab eine Zeit, da habe ich Meg regelrecht um ihre Mähe beneidet. Aber im Grunde sind solche Dinge hier egal. Eine Frisur muss praktisch sein, nicht schön.

Meg steht auf und zieht mich schwungvoll auf die Füße. Ich greife nach frischer Wäsche und meinem braunen Arbeitsoverall. Die anderen unserer sechs Mitbewohnerinnen haben sich bereits umgezogen. Eine Reihe von braungekleideten Frauen unterschiedlichen Alters drängt sich an uns vorbei. Meg hakt sich bei mir ein und zusammen schlendern wir in Richtung Gemeinschaftsbadezimmer unserer Wohneinheit, um uns für den Arbeitstag frisch zu machen.

 

Die Firma Techraid, bei der Meg und ich arbeiten, ist mit ihren bestens ausgebildeten Mitarbeitern und modernen Produktionsanlagen das stählerne Herz der Rüstungsindustrie des Landes Last Haven. Auf einem riesigen Firmengelände in Ring C werden in höchster Effizienz Rüstungsgüter jeglicher Art produziert. Die Aufträge hierfür erhält Techraid ausschließlich vom Verteidigungsministerium. Dessen Hauptaufgabe besteht in der Sicherung der Grenzen von Last Haven gegen die sich im Bürgerkrieg befindlichen Nachbarländer. Die Geschichte unseres Landes ist noch jung. Im Angesicht der drohenden Übervölkerung der Welt haben sich die Menschen hier vor Jahren dazu entschieden, einen neuen Staat zu gründen. Wissenschaftler, Politiker, die geistige Elite der Welt. Sie alle haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam einen Weg zu finden, das Problem in den Griff zu kriegen. Kontrollierte Fortpflanzung, Automatisierung von Prozessen – jahrzehntelang wurden die verschiedensten Konzepte erprobt, evaluiert und weiterentwickelt. Doch was als reines Forschungsprojekt gestartet hatte, wuchs mit der Zeit weit über dieses Ziel hinaus. Als Last Haven vor etwa 200 Jahren schließlich seine Unabhängigkeit erklärte, lief die Abspaltung aus dem bisherigen Staatenbund nicht gewaltfrei ab.

Dennoch kam die Entscheidung gerade noch rechtzeitig. Nur wenig später kollabierte die Weltwirtschaft bei einer Bevölkerungszahl von mehr als fünfzig Millarden Menschen. Das Chaos brach quasi über Nacht aus. Kriege um Wasser und Land überzogen die gesamte Erde in einer blutigen Serie, die noch immer anhält. Putsche, Militärdiktaturen und Bürgerkrieg – das Gesicht der Welt hat sich drastisch verändert. Bis heute ist Last Haven der einzige Staat auf dem amerikanischen Kontinent, der den sogenannten Übermaßexzessen nicht zum Opfer gefallen ist. Im Gegenteil. Last Haven ist für die Menschheit der letzte, sichere Hafen, so haben es sich die Gründer unseres Landes vorgestellt, und aus diesem Grund haben sie den Anker auf unser Wappen gesetzt. Während außerhalb unserer Mauern Tod und Hunger herrschen, hat sich unser Land nach Jahren der Disziplin und des Verzichts zu einem funktionierenden System entwickelt. Disziplin, Kontrolle, Mut. Das sind die drei Pfeiler, auf die unsere Gesellschaft gebaut ist. Es sind die ersten Worte, die wir lernen, auch wenn wir erst später verstehen, was sie für uns bedeuten.

Heute steht Last Haven dank dieses Programms für die modernste Technik der Welt. Jeder von uns hat seinen Teil zur Aufrechterhaltung der Gesellschaft beizutragen. Weil wir nicht zulassen dürfen, dass wir das rechte Maß genauso überschreiten, wie die Menschen außerhalb unserer Grenzen. Sie bezahlen für ihren ausschweifenden Lebensstil und ihre fehlende Weitsicht. Während wir in Last Haven einen sicheren Lebensstandard haben. Der Verzicht auf Familie, Freizeit und Ungebundenheit ist der Preis, den jeder einzelne Tag für Tag dafür entrichtet. Wir haben uns unseren Wohlstand hart erarbeitet und viele Opfer dafür gebracht. Wir alle hier verdienen ihn und sind stolz auf das, was wir gemeinsam geleistet haben.

So auch Meg und ich. Wir führen ein unkompliziertes Leben, das sich von morgens bis abends um die Arbeit dreht. In dem jeder Tag dem vorherigen ähnelt. Jeder von uns seinen festen Platz hat, seine Rolle spielt. Wir haben uns in dieses System gefügt. Ich in stiller Akzeptanz und ohne große Ansprüche, Meg in unterdrückter Wut und mit dem Gefühl, in Langeweile zu ersticken. Aber uns geht es gut – im Gegensatz zum Rest der Welt. Dafür sollten wir Last Haven jeden Tag dankbar sein.

 

Im Speisesaal wimmelt es bereits von anderen Techraid-Mitarbeitern, als Meg und ich zur Essensausgabe gehen. Wir holen unser Frühstück ab. Ich halte mein dunkelgraues Mitarbeiterarmband gegen den Scanner und warte. Wenige Sekunden später erscheint ein Tablett mit einer Scheibe Brot, einem halben Apfel und einem Glas Milch in der Ausgabe.

Meg, die dasselbe bekommt, reibt sich voller Vorfreude die Hände. »Hmmm, Erdbeermarmelade! Heute muss unser Glückstag sein!«

Ich verdrehe die Augen und suche nach einem freien Tisch. Die Essensrationen sind während der letzten Monate spürbar kleiner geworden. Wir wurden von unseren Vorgesetzten darüber informiert, dass Last Haven aufgrund von Missernten während der letzten Jahre aktuell Probleme mit der Lebensmittelversorgung hat. Wir haben von den schlechten Ernten in den Nachrichten zwar erfahren, aber dass das Problem so dringlich ist, war uns bisher nicht bewusst. Von nun an wird also strenger rationiert. Disziplin, rezitiere ich in Gedanken und ermahne mich, dass Undankbarkeit eine Untugend ist. Ich habe immer noch mehr als die meisten Menschen auf dieser Welt.

Wir haben uns gerade niedergelassen, als ein wild aussehender Mann mittleren Alters mit struppigem kurzem Bart und schwarzem Haar angetrottet kommt. Mit einem lauten Stöhnen setzt er sich zu uns.

»Morgen, Mike«, murmele ich mit vollem Mund und lächele ihm zu.

»Guten Morgen, meine zwei Hübschen. Die Sonne geht auf, wenn ich euch sehe!«

»Lass stecken, Mike!« Meg zwinkert ihm zu.

»Das ist ja ein richtiges Festmahl!« Mike wirft einen spöttischen Blick auf unsere Teller.

Meg sieht ihn skeptisch an. »Sag bloß, du hast mehr bekommen?«

Mike schüttelt den Kopf. »Schön wär’s!«

Ein paar Kollegen kommen vorbei und unterbrechen uns. Sie klopfen Mike auf die Schulter und wünschen uns einen guten Morgen. So ist es immer mit Mike. Er kennt hier alles und jeden. Und jeder kennt ihn. Für Meg und mich ist das manchmal nervig, zu oft aber auch ungeheuer praktisch. Deshalb verdrehen wir nur die Augen und sagen gar nichts.

»Was gibt’s Neues bei dir?«, frage ich und gähne herzhaft, als wir wieder allein sind.

»Alles beim Alten.« Mikes Blick bleibt an einem der Bildschirme hängen, die im gesamten Speisesaal angebracht worden sind. Sie dienen unserer Unterhaltung und geben uns die Möglichkeit, uns über das aktuelle politische Geschehen zu informieren. Ich drehe den Kopf, um sehen zu können, was seine Aufmerksamkeit fesselt. Es ist der Zusammenschnitt eines Interviews mit unserem Präsidenten Chester Fields, das er am Vorabend anlässlich der zunehmenden Dringlichkeit der Probleme mit der Lebensmittelversorgung gegeben hat. Der Ton ist zu leise, als dass ich seine Worte von hier aus verstehen könnte, daher wende ich mich wieder meinen Freunden zu.

»Sieht ein bisschen abgespannt aus, der Gute. Meint ihr nicht auch?«, sagt Mike besorgt. Ich drehe mich noch einmal kurz zum Fernseher, um zu sehen, ob Mike recht hat. Jetzt, wo ich darauf achte, fällt mir sofort auf, was er meint. Chester Fields’ Gesicht ist blass und glänzend. Dunkle Schatten haben sich um seine Augen gebildet. Der große Druck, der schon seit Monaten auf ihm lastet, muss ihm ganz schön zusetzen.

»Ja, er sah schon mal besser aus.« Megs Stimme klingt gelangweilt. Für Politik hat sie ebenso wenig übrig wie ich.

Mikes Miene ist dagegen grüblerisch. »Ich hoffe, er hält noch ein bisschen durch. Momentan gibt er keine gute Figur ab. Lange werden sich die Ratsmitglieder das Ganze nicht mehr ansehen!«

Nach allem, was ich während der letzten Tage am Rande mitbekommen habe, könnte Mike damit durchaus recht haben. So wie es derzeit aussieht, wartet man eigentlich nur darauf, dass Chester Fields jeden Moment seines Amtes enthoben wird. Womöglich ist der einzige Grund, weshalb es noch nicht soweit gekommen ist, die ungewöhnliche Beliebtheit des Präsidenten in der Bevölkerung. Der Rat hat Skrupel, diese Entscheidung zu treffen, hat Mike mir neulich erklärt. Sie haben Angst davor, dass es Unruhen oder Streiks geben könnte, insbesondere in den äußeren Ringen. Unserem Ring. Denn hier ist Chester Fields besonders angesehen.

»Mike, es ist zu früh für Politik, okay?« Meg schnalzt ungeduldig mit der Zunge und stürzt ihr Glas Milch in einem Zug herunter.

Ich muss grinsen, weil ich daran denke, dass Meg sich auch zu keiner anderen Zeit des Tages für politische Themen erwärmen könnte. »Was steht heute an, Mike?«, frage ich, um das Thema zu wechseln.

Mike wendet seine Aufmerksamkeit vom Bildschirm ab und fährt sich nachdenklich durchs struppige Haar. »Fran hat heute ihren letzten Tag.«

»Die Glückliche!« Meg seufzt frustriert. »Was würde ich dafür geben, wenn ich mit ihr tauschen und diesem Mistladen ein für alle Mal den Rücken kehren könnte!«

»Meg!«, sage ich eindringlich. Nervös sehe ich mich um, um zu sehen, ob irgendjemand uns zuhört. Schon einmal hat es Ärger gegeben, als Meg uns eines Tages lauthals verkündet hat, dass sie die erste Gelegenheit nutzen würde, um von hier abzuhauen. Mit solchen Äußerungen muss man hier vorsichtig sein. Sonst kann es einem passieren, dass man Besuch von Vertretern des Nachrichtenministeriums bekommt und sich lang und breit darüber belehren lassen muss, weshalb Dankbarkeit gegenüber unserem System angebracht ist.

Ein seltsamer Ausdruck tritt auf Mikes Gesicht. »Hmm.«

Ich runzle die Stirn »Was hast du denn? Freust du dich nicht für Fran?« Francis Lang ist eine langjährige Freundin von Mike und arbeitet wie er als Anlagenführer in der Schusswaffenproduktion. Anlässlich ihres sechzigsten Geburtstags, der heute ist, endet ihr Dienst bei Techraid und sie wird in den wohlverdienten Ruhestand entlassen.

»Ich weiß nicht. Irgendwie …« Mike verstummt.

»Irgendwie was?« Er antwortet mir nicht. Ich meine zu wissen, was ihn belastet. »Es wird ihr dort gut gehen, mach dir keine Sorgen,« sage ich.

Wie auch alle anderen wird Fran mit dem Austritt aus der Firma in eine andere Unterkunft umgesiedelt werden. Es gibt einfach nicht genug Platz, um alle hier zu behalten. Schließlich rücken jedes Jahr neue Mitarbeiter nach. Im Grunde aber kann ich Meg nur zustimmen. Keine Arbeit mehr, die Gesellschaft von Gleichaltrigen, so viel Freizeit, wie man sich nur wünschen kann – das hört sich auch in meinen Ohren nach einer deutlichen Verbesserung an.

»Vielleicht kannst du einen Antrag stellen, sie dort einmal zu besuchen?«, schlage ich vor.

Meg lacht höhnisch auf. »Ja klar! Eher fällst du auf der Stelle tot um, als dass du für so was hier in diesem verfluchten Saftladen einen freien Tag bekommst!« Sie schnaubt.

Einige der Kollegen an den Nachbartischen drehen neugierig die Köpfe zu uns. Ich werfe Meg einen ärgerlichen Blick zu, der sie zum Schweigen bringt. Obwohl sie damit vermutlich recht hat. Einen freien Tag zu bekommen, ist so gut wie unmöglich. Wochenenden, Urlaub, all diese Dinge kennen wir nur aus Erzählungen hinter vorgehaltener Hand und Reportagen über die Zeit vor Last Haven. Und jetzt sehen wir ja, wohin das geführt hat.

»Mach dir keine Sorgen um Fran. Ich bin mir sicher, dass es ihr, wo immer sie auch landen wird, sehr viel besser gehen wird als uns hier.« Ich drücke freundschaftlich Mikes Arm.

»Oh ja, darauf wette ich!«, stimmt Meg mir vehement zu.

Mike grummelt noch ein wenig vor sich hin, schneidet das Thema jedoch während des restlichen Frühstücks nicht mehr an. Auch Megs Laune hebt sich allmählich wieder. Wir verabschieden uns von Mike in Richtung Werkstatt. Meg und ich geben ihm wie jeden Morgen ein Küsschen auf die Wange. Mike knufft uns freundschaftlich in die Seite und wünscht uns einen schönen Arbeitstag.

»Er ist in letzter Zeit ein bisschen melancholisch, meinst du nicht auch?«, spottet Meg auf dem Weg zur Werkstatt.

Ich hebe die Hand, um Craig zu grüßen, der uns unterwegs überholt. Er ist der Werkstattleiter und Megs und mein direkter Vorgesetzter. Craig nickt uns beiden zu und tippt streng auf eine nicht vorhandene Uhr an seinem Handgelenk.

»Was will der denn, wir haben noch zehn Minuten«, mault Meg leise.

»Mike macht sich einfach Sorgen«, versuche ich unseren Freund zu verteidigen. »Fran war ihm wie eine große Schwester. Es ist nicht leicht für ihn, sich von ihr zu verabschieden.«

Ich habe Mitleid mit Mike und stelle mir vor, wie es mir selbst in seiner Situation gehen würde. Tatsächlich ist Mike in meinem Leben ziemlich genau das, was Fran für Mike gewesen ist. Ich kenne ihn schon, solange ich denken kann. Als ich mit acht Jahren zu Techraid kam, war Mike mein Tutor. Er hat sich meiner angenommen und sich wie ein großer Bruder um mich gekümmert. Das tut er bis heute. Er und Meg sind für mich mehr als nur Freunde oder Kollegen. Wir sind hier alle eine Familie, genauso, wie es sich die Gründer von Last Haven damals vorgestellt haben. Die Jüngeren profitieren von den Erfahrungen der Älteren, wir kümmern uns umeinander und verbringen unsere Arbeits- und Freizeit gemeinsam. Soziale Kontakte werden als wertvoll betrachtet und ihre Bildung gefördert, denn ein zufriedener und gut eingebundener Arbeiter bringt bessere Leistungen als ein frustrierter, einsamer. Glücklicherweise wird es noch Jahre dauern, bis Mike in den Ruhestand geschickt wird. Doch wenn ich daran denke, kann ich durchaus verstehen, dass er wegen Frans Abschied ein wenig durch den Wind ist.

»Ach, Aida, du bist wie ein Engel!« Meg lacht und legt einen Arm um mich. »Du hast für alles Verständnis und siehst immer nur das Beste in den Menschen! Ich wünschte, ich wäre so wie du!«

»Ich kenne jemanden, der darüber sehr enttäuscht wäre.« Wir betreten die Werkstatt und ich nicke anzüglich in Richtung eines jungen Mannes in dunkelbrauner Arbeitskluft.

Er steht an einer der Drehmaschinen und grüßt uns freundlich. Meg wird ein wenig rot und gibt mir einen kleinen Schubs, bevor sie unserem Kollegen zuwinkt. Chris ist ein paar Jahre älter als wir beide und ich muss mir eingestehen, dass er unheimlich gut aussieht. Er ist groß und schlank, hat kräftige Hände und dichtes, helles Haar. Wir kennen ihn schon seit Jahren, doch erst seit einigen Monaten fällt mir auf, dass Chris und Meg sich eindeutig zueinander hingezogen fühlen. Ihre Schwärmerei für Chris ist so ziemlich das Einzige, womit man Meg ärgern kann, und ich nutze diese Tatsache immer wieder gerne aus. Obwohl ich sie insgeheim auch ein wenig beneide. Nicht direkt wegen Chris selbst, sondern vielmehr darum, dass die beiden so glücklich zusammen sind. Manchmal wünsche ich mir nichts sehnlicher, als mich ebenfalls zu verlieben. Dem Alltagstrott für eine Weile entkommen zu können. Ich denke zurück an meine kurze Romanze mit Robbie aus der Produktion. Das Ganze ist mittlerweile schon zwei Jahre her und mir eher peinlich, als dass ich mich in diese Zeit zurücksehne. Denn auch wenn ich Robbie natürlich gemocht habe, so richtig verliebt bin ich eigentlich nicht gewesen. Und so leuchtende Augen wie Meg hat, wenn sie Chris sieht, habe ich ganz sicher nie dabei gehabt. Als Robbie sich schon nach wenigen Monaten von mir getrennt hat, habe ich nicht geweint und war insgeheim sogar ein wenig erleichtert. Seitdem gab es keinen mehr, für den ich wirklich geschwärmt habe, und das finde ich mehr als schade.

 

Nach einer kurzen Besprechung mit Craig gehen wir an die Arbeit. Die Herstellung eines Prototypen für ein Raketenabwehrsystem beschäftigt das ganze Team bereits seit Tagen. Meine Aufgabe besteht in der Fertigung der Zahnräder. Im Grunde haben Meg und ich mit unserem Job Glück gehabt. Mike, der als Anlagenführer tagein und tagaus das Gleiche zu tun hat, beneidet uns um die Arbeit in der Werkstatt, wo immer wieder neue Aufgaben auf uns warten. Früher war er selbst hier tätig, doch vor einigen Jahren wurde er in die Produktion versetzt.

Der achtjährige Jaden, unser Lehrling, schleicht an mir vorbei und gesellt sich zu Chris, der sich geduldig um ihn kümmert. Ich habe den schüchternen Kleinen längst ins Herz geschlossen und zwinkere ihm aufmunternd zu.

Ich überprüfe die Fräsmaschine auf ihre Funktionstüchtigkeit, nehme die nötigen Einstellungen vor und konzentriere mich auf die Arbeit. So gut ich kann. Die Müdigkeit macht es mir schwer und die Stunden ziehen sich unangenehm in die Länge. Immer wieder unterbreche ich meine Beschäftigung und laufe ein paar Schritte durch die Werkstatt, um meinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.

Als wir etliche Stunden später beim Mittagessen sitzen, bin ich bereits so müde, dass mir fast die Augen zufallen. Die Pause ist lang, damit wir nach dem Essen noch unseren Freizeitbeschäftigungen nachgehen können. Als Ausgleich zur Arbeit. Sport, Handarbeiten, die unsere Fingerfertigkeit und Fitness trainieren und dabei gleichzeitig Spaß machen. Oder auch einfach Fernsehen, entspannen, plaudern.

Meg schimpft lautstark gegen Craig, der am Morgen Jaden eine saftige Standpauke gehalten hat, aber ich höre nur mit einem Ohr hin. Der Junge hatte zuvor aus Versehen eine Flasche Schmieröl fallen lassen und Craig war daraufhin außer sich gewesen vor Wut.

Mein Blick wandert von Megs Gesicht über ihre Schulter wieder auf einen der großen Bildschirme, wo gerade ein Liebesfilm ausgestrahlt wird. Drumherum sitzen zahlreiche meiner Kollegen und lassen sich von der seichten Unterhaltung berieseln, bevor sie zurück zur Arbeit müssen. In der Hauptrolle erkenne ich trotz mäßigem Interesse Melody Blue-Sky, die wohl bekannteste Schauspielerin des Landes. Sie arbeitet für das Nachrichtenministerium, in dessen Verantwortungsbereich sämtliche Medien von Unterhaltung bis hin zu Nachrichten fallen. Aufgrund ihrer Schönheit ist sie jedoch auch noch weit über die Grenzen von Last Haven hinaus bekannt. Verführerisch lächelt sie in die Kamera und schüttelt ihre blonde Lockenpracht, als ich aus meiner Träumerei gerissen werde.

»– Ich meine, was bildet der sich eigentlich ein?« Megs Stimme ist lauter geworden. Ich spüre instinktiv, dass gerade meine Zustimmung verlangt wird und nicke energisch mit dem Kopf. Meg scheint jedoch zu merken, dass ich nicht bei der Sache bin.

»Du bist ganz schön müde, hab ich recht?«

»Hmm.«

»Am besten legst du dich auf eine der Bänke dort drüben und versuchst, noch ein bisschen zu schlafen. Ich weck dich dann auf, wenn’s weiter geht.«

Ich nicke dankbar und trotte in Richtung der Bänke, die sich in der Ecke des Speisesaals befinden. Hier ist etwas weniger los und ich mache es mir so gemütlich, wie es die kahlen, kissenlosen Sitze eben möglich machen. Sofort fallen mir die Augen zu und innerhalb kürzester Zeit bin ich auch schon eingeschlafen.

Megs Weckruf dringt unangenehm und dröhnend mitten in meinen Tiefschlaf hinein. Ich öffne langsam die Augen und quäle mich hoch.

»Wir müssen leider. Sonst gibt’s wieder Ärger mit Craig.«

Ich weiß, dass Meg recht hat und stehe schwerfällig und wacklig auf. Bei Unpünktlichkeit kann Craig tatsächlich sehr ungemütlich werden. Ich will es definitiv nicht darauf ankommen lassen, heute ebenfalls noch eine Standpauke zu erhalten.

Zurück in der Werkstatt gehe ich wieder an die Fräsmaschine, doch es fällt mir schwer, einen klaren Kopf dabei zu behalten. Immer wieder spüre ich den argwöhnischen Blick meines Chefs auf mir und hoffe inständig, dass ich den Nachmittag ohne Fehler überstehe. Ich spanne einen neuen Bohrer ein und stelle fest, dass er stumpf ist. Jaden, denke ich sofort. Sich darum zu kümmern, dass das Werkzeug in einwandfreiem Zustand ist, gehört eigentlich zu seinen Aufgaben.

»Aida, bist du bald fertig? Was dauert da denn so lange?!« Craigs Stimme klingt ungeduldig und seine Laune ist noch immer schlecht.

In der Hand hält er einen handlichen Rechner, auf dem er sich hin und wieder Notizen zu unserer Arbeit macht. Er muss seinem Vorgesetzten regelmäßig berichten, ob wir unsere Sache gut machen oder nicht. Ich hoffe, dass er heute gnädig ist und auf einen Vermerk zu meiner Langsamkeit verzichtet. Sonst könnte ich bald selbst Besuch vom Nachrichtenministerium bekommen und mir lang und breit anhören, dass meine Beschäftigung hier kein Spaß, sonder ein Privileg ist, das ich entsprechend würdigen sollte. Ich habe diese Erfahrung zwar noch nie gemacht, weiß aber von Kollegen, dass die Sitzungen sehr lästig sind. Ich seufze, entschuldige mich für meine Trödelei, nehme den stumpfen Bohrer und mache mich auf den Weg zum Schleifbock.

Noch bevor ich weiß, wie mir geschieht, zieht es mir die Beine unter dem Körper weg und ich kippe nach hinten. Reflexartig drehe ich den linken Arm rückwärts, um meinen Kopf vor dem harten Aufprall auf dem gefliesten Boden zu schützen. Ein unbeschreiblicher Schmerz durchzuckt meinen Arm, als ich mit meinem ganzen Gewicht auf meiner angewinkelten linken Hand lande. Ich schreie auf und krümme mich auf dem Boden zusammen. Nur wenige Augenblicke später taucht Megs erschrockenes Gesicht über mir auf.

»Aida! Was ist passiert? Hast du dir was getan?«

»Meine Hand!« Ich stöhne und versuche, mich aufzusetzen. Der Schmerz treibt mir die Tränen in die Augen. Eilig wische ich mir mit der unverletzten Rechten übers Gesicht, damit die anderen es nicht merken. Auch Craig, Jaden und Chris haben sich mittlerweile um mich versammelt und blicken besorgt auf mich herab.

»Kannst du aufstehen?« Meg lässt von mir ab und rutscht ein wenig zurück, um mir Platz zu machen. »Soll ich dir helfen?«

Ich schüttle den Kopf und bewege probehalber beide Beine. Alles in Ordnung, sie funktionieren ohne Probleme. Auch mein rechter Arm ist unverletzt und ich kann ihn benutzen, um mich mühsam hochzuhieven. Dabei durchfährt ein wilder Schmerz meine linke Schulter, doch ich beiße die Zähne zusammen und versuche, den Arm zu beugen. Es gelingt besser als erwartet, obwohl das Stechen in meinem Handgelenk mittlerweile bis zum Ellbogen strahlt.

»Geht es?« Megs Stimme zittert.

»Ich glaube schon. Aber meine Hand …« Ich betrachte das Gelenk, das bereits beginnt, anzuschwellen und sich zu verfärben. »Ich glaube, sie ist gebrochen.«

»Ganz sicher sogar.« Craig mischt sich nun mit ernstem Gesicht ein. »Ich hab das Knacken gehört.«

Bei der Vorstellung wird mir schlecht. Und ein wenig schwindelig. Meg hilft mir, mich auf dem nächstgelegenen Stuhl niederzulassen.

»Dann muss sie ins MediOffice«, sagt Chris bestimmt.

»Ja, ich rufe einen Sanitäter.« Craig steht auf und verschwindet in seinem Büro, das direkt an die Werkstatt grenzt.