BENUTZERHINWEIS

Die Vorschläge, Anregungen und Tipps in diesem Buch wurden nach dem aktuellen Wissensstand des Autors sorgfältig erarbeitet und von Verlag und Autor geprüft. Jede Anwendung der in diesem Buch angeführten Ratschläge geschieht jedoch nach alleinigem Gutdünken des Lesers. Keinesfalls sind die Anregungen als Ersatz für eine professionelle medizinische Behandlung gedacht. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung des Verlags sowie des Autors ausgeschlossen ist.

BIBLIOGRAFISCHE INFORMATION DER DEUTSCHEN NATIONALBIBLIOTHEK
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar: www.dnb.de

2018

Alle Rechte vorbehalten

© by Athesia Buch GmbH, Bozen

Idee: Hans J. Kienzl, Südtiroler Bauernbund – Roter Hahn

Fotos: Frieder Blickle, Südtiroler Bauernbund – Roter Hahn, Fotolia

Design & Layout: Athesia-Tappeiner Verlag

Druck: Athesia Druck, Bozen

ISBN 978-88-6839-368-7

www.athesia-tappeiner.com

buchverlag@athesia.it

Inhalt

VORWORT

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, geschätzte Leserin und geschätzter Leser, wenn Sie an das Leben oder den Urlaub auf dem Bauernhof denken. Bevor mich Dr. Hans J. Kienzl vom Südtiroler Bauernbund – Roter Hahn auf dieses Thema ansprach, und ich mich an die Recherchen zu diesem Buch gemacht habe, hätte ich mir nie auch nur ansatzweise vorstellen können, dass ich kaum genug Seiten haben werde, um alle meine Gedanken zum Thema Gesundheit auf dem Bauernhof niederzuschreiben. Klar, Erholung und Natur verbinden wir wahrscheinlich alle mit dem Bauernhof, und das tut uns auch gut und stärkt unser Wohlbefinden. Aber ich bin nur so ins Staunen gekommen, wie viele Quellen für unsere Gesundheit wir auf den Bauernhöfen finden können.

Zum Teil von Natur aus reich gesegnet, zum Teil durch den Ideenreichtum und die Geschicklichkeit der Bauern und häufiger noch der Bäuerinnen entstehen richtige Wohlfühloasen, die nicht nur den Großstadtmenschen erden und von der Hektik des Alltages wegholen. Immer öfter entdecken wir die Schätze der Natur wieder und manchmal auch ganz neu. Bienen zum Beispiel liefern uns nicht nur Honig, sondern auch Propolis und die wertvollen Blütenpollen. Obst und Gemüse, Fleisch und Milch aus eigener Erzeugung bringen bei uns Konsumenten das Vertrauen in die Landwirtschaft und ihre gesunden Produkte zurück. Wie wichtig der Umgang mit den Tieren für uns Menschen ist, das zeigen neueste Erkenntnisse in der Medizin. Es müssen wirklich nicht immer Delfine sein, die unseren Kindern zu mehr Seelenglück verhelfen, auch Pferde, Schafe, Ziegen und Hühner haben großes Potenzial. Und auch wenn es paradox klingen mag: Aber der Staub und der Dreck aus Stall und Stadel tun unserer Gesundheit richtig gut. Wer nämlich viel Zeit auf einem Bauernhof verbringt, der erkrankt deutlich seltener an Allergien und Asthma als Stadtkinder.

Aber am besten ist, liebe Leserin, lieber Leser, kommen Sie doch mit mir auf Entdeckungsreise durch die Gesundheit bringende Vielfalt unserer Bauernhöfe und ihrer Produkte. Lassen Sie uns in diese wunderbare Welt des Lebens und des Urlaubens auf dem Bauernhof eintauchen und gemeinsam staunen, wie wohltuend sie für uns sein kann.

Ihr Christian Thuile

Präambel

Von der Lust aufs Land

Die Rollläden werden heruntergefahren, Fensterläden geschlossen, der Hausrat und das Lieblingsspielzeug der Kinder im Auto verstaut: Gleich nach Schulschluss im Sommer treten die meisten Stadtbewohner die Flucht an – hinaus aus der drückenden Hitze, hinauf in luftige Höhen. Was früher für den Adel und für gutbürgerliche Familien die „Sommerfrische“ war, ist heute Urlaub für jedes Alter, jeden Geschmack und jeden Geldbeutel – häufig und zunehmend öfter Urlaub auf dem Bauernhof.

Es ist der Adel, den es zuerst in die „Sommerfrische“ zog. Zunächst vor allem aus wirtschaftlichen Notwendigkeiten: Im Sommer war der landwirtschaftliche Betrieb draußen auf dem Land zu betreuen und zu bearbeiten, denn er stellte die Grundlage für das adelige Leben im Winter in der Stadt dar. Auch aus politischen Gründen sahen sich Kreise der Aristokratie immer wieder gezwungen, zwischen ihren Ansitzen zu wechseln und sich mitunter auf das Land zurückzuziehen. Neben der Notwendigkeit war der saisonale Wohnortwechsel aber schon damals vor allem eines: die reinste Erholung für Körper und Geist.

Mit der Industrialisierung und vor allem mit dem Bau der Eisenbahnen wurde die „Sommerfrische“ immer populärer: Auch gehobene Bürger flüchteten im Sommer aus der Hitze der Stadt und ließen sich im Grünen in eigens errichteten Landhäusern nieder. Wer sich ein eigenes Sommerdomizil nicht leisten konnte, mietete sich in Gasthäusern und Privatquartieren ein.

Im „Deutschen Wörterbuch“ der Gebrüder Grimm, das auch als „Der Grimm“ bekannt ist, wird die Sommerfrische denn auch definiert als „Erholungsaufenthalt der Städter auf dem Lande zur Sommerzeit“ oder als „Landlust der Städter im Sommer“. Und denen wurde alsbald auch einiges zur Unterhaltung geboten: Baden im See, Wandern, Bergsteigen oder Promenadenkonzerte erfreuten schon damals die Sommergäste. Damit läutete die „Sommerfrische“, die im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, auch den Tourismus ein – und findet heute vor allem im Urlaub auf dem Bauernhof gewissermaßen eine Fortsetzung und Neubelebung.

Ein Bett in der Wiese – Ein Genuss für Groß und Klein

Frischluftkur für Körper und Seele

Die Lust aufs Land ist bis heute dieselbe geblieben. Immer noch und zunehmend mehr zieht es Menschen vor allem aus den Städten regelmäßig hinaus aus den tristen Betonwüsten, weg aus der Hitze, die sich in den Häuserschluchten staut, dem Smog, der sich wie eine Glocke über die Dächer legt, und der Hektik, die rund um die Uhr antreibt. Sie suchen Erholung, Ruhe und Entspannung und finden sie – damals wie heute – im Sommer in höheren Gefilden oder im Frühling und Herbst in tiefer gelegenen und milderen Tälern.

Eines finden sie dort noch: saubere, frische Luft. Fernab der Großstädte ist die Luft im wahrsten Sinne des Wortes noch rein, weitgehend frei von Schadstoffen, von Feinstaub und Kohlenmonoxid. Je höher hinaus es geht, umso mehr atmen auch Pollenallergiker auf: Mit jedem Meter nimmt die Pollendichte ab. Gereizte Atemwege können sich in luftiger Höhe also erholen und regenerieren. Außerdem schützt die Luft auf dem Land und am Berg das Herz: Menschen, die auf 1000 Meter Meereshöhe leben, haben laut mehreren Studien ein deutlich niedrigeres Herzinfarktrisiko. Das gilt auch für das Schlaganfallrisiko. Allseits bekannt ist mittlerweile auch, dass die frische Luft – vor allem die Bewegung an der frischen Luft – zudem die Blutwerte deutlich verbessert: Das zeigt sich zum Beispiel bei den Cholesterin- und Blutzuckerwerten.

Tiefes Durchatmen aktiviert die Abwehrkräfte, macht den Kopf klar und die Bronchien frei, lässt Stress und Sorgen vergessen und weckt neue Energien. Abschalten, tief ein- und ebenso tief ausatmen kann man nirgendwo besser als in der freien Natur, auf einer blühenden Wiese oder inmitten von Bäumen. Deshalb ist zunehmend vom „Waldbaden“ die Rede, von der Medizin, die von den Bäumen kommt und deren umfassende Wirkungen auf die Gesundheit noch gar nicht alle bekannt sind.

Eine Handvoll Heu für die Kuh, eine Streicheleinheit für das Kälbchen: Kinder lieben Tiere.

Wer im Frühling oder Sommer bereits durch Apfelwiesen oder Wälder spaziert oder gejoggt ist, im Winter mit Schneeschuhen oder auf Tourenskiern die Landschaft erkundet hat, wer also in Ruhe die Landschaft genossen und auf sich wirken hat lassen, der kennt die vielfältigen positiven Effekte der Landluft aus eigener Erfahrung.

Wohlfühlen und mitmachen

Wohl dem, der hier leben darf. Zum Beispiel auf einem Bauernhof, inmitten der Natur, umgeben von frischer Luft, duftenden Wiesen und Kräutern, mit Hunden, Katzen, Hühnern, Kühen und dem Gemüsegarten oder den Apfelbäumen vor der Tür. In der Tat ist das Leben auf einem Hof nicht nur ein Leben im Rhythmus der Jahreszeiten und im Einklang mit der Natur, sondern auch ein für Körper und Geist höchst gesundes Leben. Daran lassen die Bauern gerne auch andere teilhaben: Sie öffnen ihre Höfe für Urlauber. Ob auf einem traditionellen Viehhaltungsbetrieb am Berg oder einem Hof inmitten von Obstwiesen in tieferen Lagen: Auf jedem Bauernhof gibt es Erholung pur und jede Menge zu erleben. Denn Bauernhöfe sind Wohlfühloasen gleichermaßen wie Erlebnisorte: Im Heubad relaxen oder in der Sauna schwitzen kann man ebenso wie beim Brotbacken zuschauen, die Kühe melken, beim Heuen helfen oder beim Saftpressen und Butterschleudern vieles über naturnahe Produkte erfahren. Denn was aus Milch, Obst, Getreide und Kräutern hergestellt wird, kommt nicht nur ohne Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker aus, sondern ist einer jeden Feinkostabteilung mehr als nur würdig.

Herzlich willkommen: Viele Bauern lassen Urlauber teilhaben an dem Leben auf ihrem Hof.

Ankommen und daheim fühlen

Nicht zuletzt findet man auf vielen Höfen heute noch eine Gemütlichkeit und Geselligkeit, die man andernorts vergeblich sucht: Mit den Bauersleuten ein gutes Glas Wein trinken, in der guten alten Stube beisammensitzen, am großen Tisch gemeinsam Karten spielen, den Klängen der Familienmusik lauschen oder miteinander ein Liedchen anstimmen: Urlaub auf dem Bauernhof ist da, wo man sich daheim fühlt, wo sich bäuerliche Urtümlichkeit und moderner Komfort verbinden, wo Körper und Geist aufatmen und Erholung finden.

Genau das liegt voll im Trend: So gaben allein in Deutschland über zehn Millionen der über 14-Jährigen an, dass sie gerne auf einem Bauernhof urlauben oder dort gerne einmal ihren Urlaub verbringen würden. Es sind vor allem die Stadtbewohner, die den Lärm von Autos, Flugzeugen und Fabriken an ihren arbeitsfreien Tagen gegen das Gegackere von Hühnern, das Miauen der Katzen und das Muhen der Kühe eintauschen wollen. Ganz so wie damals zu Zeiten der „Sommerfrische“. Und das zu Recht, wie Sie in diesem Buch lesen werden. Denn auf Bauernhöfen kann man gesunden, sich erholen und genießen – und das mit Leib und Seele.

Gesunden: Landluft heilt

Dem Heuschnupfen stinkt’s auf dem Bauernhof

Die Nase läuft, die Augen tränen, und auf der Haut entstehen juckende Quaddeln: Allergien sind weit verbreitet – und nehmen immer weiter zu. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) leiden 25 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland unter einer Allergie. Betroffen sind dabei vor allem Stadtkinder. Denn wer auf einem Bauernhof aufwächst, ist geschützt – so paradox es für viele klingen mag: durch den Dreck und den Staub aus Stall und Stadel. Und das ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen.

Dreck und Staub lassen sich auf einem Hof nicht vermeiden – zum Glück, denn es ist wahrhaft gesunder Schmutz.

Egal ob Pollenallergie, die sich vor allem als Heuschnupfen äußert, allergisches Asthma bronchiale oder Allergien gegen Nahrungsmittel oder Hausstaub: Es handelt sich immer um eine Überreaktion des Immunsystems, das normalerweise auf Krankheitserreger reagiert und sie bekämpft. Eine Allergie tritt dann auf, wenn das Immunsystem eigentlich harmlose Substanzen (sogenannte Allergene) als Feind ansieht und zur Abwehr sogenannte IgE-Antikörper bildet. Diese Reaktion auf den körperfremden Stoff ist deutlich übertrieben und nicht notwendig. Man spricht von einer immunologischen Reaktion. Meist nicht beim erstmaligen, sondern erst beim wiederholten Kontakt mit einem Allergen lösen die Antikörper eine Freisetzung von Stoffen aus, wie es zum Beispiel Histamin ist. In der Folge treten Juckreiz, Magen-Darm-Beschwerden oder Brennen und Schwellungen im Mundraum auf – in einigen Fällen führt dies hin bis zum lebensbedrohlichen Kreislaufversagen im anaphylaktischen Schock.

Allergien vorbeugen am Hof

Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, zeigen solch eine Überreaktion des Immunsystems nur selten. Ihr Risiko, an Asthma und Heuschnupfen zu erkranken, ist nur halb so hoch wie das von Gleichaltrigen, die in der Stadt aufwachsen. Der Grund dafür wurde mittlerweile mehrfach wissenschaftlich erforscht und bestätigt: Es ist der Kontakt mit vielen Keimen in frühester Kindheit, der vor extremen Immunreaktionen schützt.

Im Heu herumtollen gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen von Kindern – selbst wenn es piekst und kratzt.

Laut der Münchner Kinderärztin und Allergologin Dr. Erika von Mutius, die mit Kollegen aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden an diesem Phänomen geforscht hat, könne der Schutzfaktor bei Asthma und Heuschnupfen bei 70 bis 80 Prozent liegen. Dr. Mutius und ihren Kollegen ist es gelungen, in einer der bisher besten Studien auf diesem Gebiet den Grund dafür herauszufinden.1 2015 haben sie den sogenannten Bauernhof-Effekt im Fachmagazin „Science“ erläutert. Demnach ist es ein ganzer Cocktail aus pflanzlichen und mikrobiellen Substanzen, der Stall und Stadel für die Allergieprävention so wertvoll mache, erklärt Dr. Mutius.

Eine besondere Rolle falle aber der Hülle abgestorbener Bakterien zu, die eigentlich im Kuhmist leben, aber auch im Stallstaub reichlich vorhanden sind: Sogenannte Endotoxine, das sind Bestandteile der Zellmembran dieser Bakterien, wirken wie ein Beruhigungsmittel auf das Immunsystem: Sie aktivieren das Enzym A20, das sich in den Schleimhäuten der Atemwege befindet und Entzündungsreaktionen im Körper steuert. Ist es reichlich vorhanden, wird das Immunsystem beruhigt, eine allergische Reaktion bleibt aus. Bei Asthmatikern ist dieses Enzym nur in geringem Maße in der Schleimhaut vorhanden.

Den Zusammenhang zwischen Endotoxinen und dem Enzym A20 erhoben die Forscher zunächst im Mäuseversuch: Sie ließen Mäuse zwei Wochen lang regelmäßig Endotoxine einatmen. Danach wurden diese Mäuse und jene einer Kontrollgruppe, die keine Endotoxine inhaliert hatten, Hausstaubmilben ausgesetzt. Das Ergebnis: Die mit Endotoxinen behandelten Mäuse entwickelten keine allergischen Symptome, die unbehandelten Mäuse hingegen schon.

Wer sich viel mit Tieren abgibt, trainiert damit sein Immunsystem.

Diesen Effekt konnten die Wissenschaftler im Lungengewebe von Menschen ebenfalls beobachten. Außerdem untersuchten sie auch die Gene von 500 Bauernhofkindern. Das Enzym A20 wird von einem Gen produziert. Ist die Aktivität von A20 durch eine Genmutation vermindert, leiden auch Bauernhofkinder häufiger an Asthma.

Ganz allgemein gilt aber, dass eine Bauernhof- und Tierhaltungsumgebung ein ausschlaggebender Faktor für ein ausgeglichenes Immunsystem ist, das in der Folge Allergene wie Hausstaub und Pollen ignoriert. Wenn Kinder also im Heu hüpfen oder sich an das Kälbchen kuscheln, mögen sie für städtische Verhältnisse danach vielleicht etwas ungewöhnlich riechen – die Gesundheit aber freut’s.

Dreck trainiert die Abwehrkräfte

Die Studie von 2015 bestätigt damit das Ergebnis einer ähnlichen Forschungsarbeit, an der die Münchner Allergologin Dr. Erika von Mutius bereits 2002 beteiligt war.2 Damals wurden Kinder zwischen sechs und 13 Jahren aus ländlichen Gegenden Deutschlands, Österreichs und der Schweiz untersucht und deren Eltern zu Heuschnupfen und Asthma befragt. Blutproben wurden entnommen und außerdem die Höhe von Endotoxinen in den Betten der Kinder untersucht, die auf dem Land generell höher ist als in städtischen Haushalten. Dabei zeigte sich, dass die Endotoxinhöhe in Staubproben der Kindermatratzen umgekehrt abhängig war vom Aufkommen von Heuschnupfen, atopischem Asthma und atopischer Sensibilisierung. Einfach ausgedrückt: Je mehr Endotoxine im Kinderbett gefunden wurden, umso seltener litt das Kind unter Heuschnupfen oder Asthma. Bereits damals resümierten die Forscher, dass der Kontakt mit Endotoxinen in der Umwelt eine wesentliche Rolle in der Entwicklung von Toleranzen gegenüber Allergenen spiele, die in der natürlichen Umwelt vorkommen.

Wussten Sie, dass …

… wer auf einem Bauernhof aufwächst oder dort oft Urlaub macht, gute Chancen hat, ohne Heuschnupfen und Asthma durchs Leben zu kommen?

Dass Staub und Dreck – wider Erwarten – gesund halten, das fand auch eine Kinderärztin aus Chicago in den USA heraus. In ihrer Studie3 erklärte Dr. Ruchi Gupta, dass Stadtkinder im Vergleich zu Landkindern nicht nur häufiger an Asthma, Ekzemen und Heuschnupfen leiden, sondern auch öfter von Nahrungsmittelallergien geplagt werden. Demnach steigt mit einer höheren Bevölkerungsdichte auch die Wahrscheinlichkeit für empfindliche Reaktionen auf bestimmte Lebensmittelbestandteile. In der in den USA durchgeführten Studie wurden Gesundheitsaussagen von fast 40.000 Kindern und Jugendlichen bis zu einem Alter von 18 Jahren analysiert. Nach Auswertung der Ergebnisse stellte sich heraus, dass in den Städten 9,8 Prozent der Kinder unter Nahrungsmittelallergien litten, im ländlichen Raum hingegen nur 6,2 Prozent allergisch auf manche Speisen reagierten.

Auch in anderen Bereichen wie etwa bei Asthma, Ekzemen, Heuschnupfen oder Bindehautentzündung reagieren Stadtkinder demnach nachweislich empfindlicher als Kinder auf dem Land. Ein Grund dafür sei laut Dr. Gupta der Feinstaub in den Städten, der das Immunsystem stark belaste.

Eine weitere Erklärung ist auch als „Dschungel-Hypothese“ bekannt geworden: Das Immunsystem wird gerade in der frühen Kindheit aufgebaut und geprägt. Kommen die Abwehrkräfte in dieser frühen Zeit vermehrt mit unbekannten Bakterien, Keimen und Krankheitserregern in Kontakt, gehen sie daraus gestärkt hervor. Das Immunsystem wird also regelrecht trainiert, wenn sich Kinder im Stall und Stadel, im Dreck und Staub und in der Nähe von Tieren aufhalten. Werden die Abwehrkräfte hingegen nur selten gefordert, dann reagieren sie häufig mit allergischen Reaktionen auf eigentlich harmlose Substanzen. Dreck hält also gesund – resümiert Dr. Gupta in ihrer Studie.

Dies gilt natürlich vor allem für die frühen Kindheitsjahre, in denen erst Antikörper gegen verschiedenste Erreger gebildet und ein starkes Abwehrsystem aufgebaut werden müssen. In diesem Fall gilt: je mehr, desto besser. Je länger Kinder in der Bauernhof-Umgebung verbringen dürfen, umso mehr profitiert das Immunsystem davon.

Therapeuten auf vier Pfoten

Sie sind treue Begleiter, putzige Spielkameraden, geduldige Zuhörer, oft Seelentröster und für manche tatsächlich die besseren Menschen: Hunde, Katzen, Kühe, Hasen und all die anderen mehr oder weniger kuscheligen Vier- und Zweibeiner sind bei Weitem nicht nur Schmusetiere, sondern wahre Therapeuten. Für Groß und Klein.

Während die einen bei Tieren sofort an Bakterien, Viren und Allergien denken, können sich die anderen ein Leben ohne ihren treuen Begleiter gar nicht mehr vorstellen. Sicher, das mehr oder weniger enge Zusammenleben mit Tieren kann auch mit Risiken verbunden sein. Es besteht die Gefahr, gekratzt und gebissen zu werden, sich mit unterschiedlichen Erregern zu infizieren oder eine Allergie gegen die haarigen Vierbeiner zu entwickeln. Durch die Einhaltung hygienischer Maßnahmen sowie durch tierärztliche Überwachung können diese Risiken aber erheblich reduziert werden. Nicht nur deshalb überwiegen der Nutzen und die positiven Auswirkungen von Tieren auf Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen deutlich. Das hat die Studie „Heimtierhaltung – Chancen und Risiken für die Gesundheit“ des Robert-Koch-Institutes (RKI) in Deutschland4 klar ergeben. Sie hat das Zusammenleben von Mensch und Tier sowie dessen Auswirkungen vor allem auf den Menschen untersucht.

Besser als fast jede Medizin

Einer der vielen gesundheitsfördernden Aspekte im Zusammenleben zwischen Mensch und Tier ist für das Robert-Koch-Institut eine höhere Lebenszufriedenheit. Dafür sind verschiedene Faktoren von Bedeutung, beispielsweise eine sinnvolle Betätigung, ein günstiges soziales Umfeld und die Bewältigung von beruflichem und privatem Stress. Das Versorgen eines Tieres sehen die meisten als sinnvolle Beschäftigung an, weil diese das Gefühl vermittelt, gebraucht zu werden. Die Pflege des Tieres bzw. der Tiere stärkt das Selbstvertrauen und sorgt dafür, dass der Pflegende auch auf seine eigenen Bedürfnisse mehr achtet und für sich selber besser sorgt.

Außerdem kann die Interaktion mit Tieren helfen, Aggressionen und Stress abzubauen. Dies lässt sich im Blutdruck messen, der beim Beobachten oder beim Kontakt mit Tieren signifikant sinkt. Die Haltung eines Tieres führt unweigerlich auch zu vermehrter körperlicher Bewegung, da Tiere normalerweise regelmäßigen Auslauf benötigen. Das hat positive gesundheitliche Auswirkungen wie bessere Blutdruckwerte, günstigere Cholesterin- und Blutfettwerte und einen geringeren Medikamentenkonsum. Mit der gesteigerten Bewegungsfreude verbunden sind auch vermehrte Sozialkontakte, die nachgewiesenermaßen für ein zufriedenes und gesundes Leben ebenso wichtig sind.

Eine Karotte und etwas Klee, kuscheln und streicheln: Mit viel Liebe und großer Fürsorge kümmern sich Kinder um die Tiere auf dem Hof.

Viele Menschen, in erster Linie ältere, leben heute allein, sie haben oft keine Angehörigen und Verwandten mehr und fühlen sich nicht gebraucht und unnütz. Ein Tier ist für sie vielfach eine wichtige Lebensaufgabe, die ihre Lebensqualität erheblich steigert. Der Hund oder die Katze ist der oft vermisste Kommunikationspartner, der einfach nur da ist, geduldig zuhört und Probleme vergessen lässt. Ein Tier ist oft mehr als ein Mensch in der Lage, ein Lächeln zu schenken. Deshalb kommt die Studie des Robert-Koch-Instituts zu dem Schluss, dass sich gerade bei älteren und chronisch kranken Menschen durch ein Tier häufig der subjektive Gesundheitszustand verbessert, was auch zur Folge hat, dass Ärzte weniger oft aufgesucht werden. Aus diesem Grund setzen zunehmend auch Altenheime auf Streichelzoos oder zumindest den ein oder anderen tierischen Mitbewohner. Nicht zuletzt leiden Menschen, die mit Tieren zusammenleben bzw. regelmäßig Kontakt zu Tieren haben, seltener an Depressionen und Aggressionen.

Die Kraft von Streichelzoos

Besonders Kinder fühlen sich zu Tieren hingezogen. Für sie gibt es nichts Schöneres als einen Besuch im Zoo, am besten in einem Streichelzoo. Die ersten Zoos dieser Art wurden bereits in den 1930er Jahren errichtet, etwa in Leipzig oder München. Der Begriff „Streichelzoo“ entstand aber erst in den 1970er Jahren und geht auf den Veterinärmediziner und Zoodirektor Wolfgang Salzert zurück, der in Rheine im deutschen Nordrhein-Westfalen den ersten Streichelzoo einrichtete. Er vermittelt dem Besucher ein „intensives Tiererlebnis“ und ermöglicht neben der physischen Nähe auch die „psychische und emotionale Nähe“ vom Menschen zum Tier.

Während der Besuch im Streichelzoo aber nur ein kurzzeitiges Erlebnis ist, das normalerweise mit vielen anderen Kindern geteilt werden muss, ermöglicht ein Bauernhof ein längeres und intensiveres Tiererlebnis. Was gibt es für die Kleinen – und auch Großen – Schöneres, als ein flauschiges Küken zu streicheln, zu beobachten, wie blinde Katzenbabys erst nach einigen Tagen allmählich die Augen öffnen und auf Erkundungstour gehen, mit dem Ziegenkitz über die Wiese zu springen, das Kälbchen am Kopf zu kraulen oder dem kleinen Hund in seine treuen Augen zu blicken?

Liebe auf den ersten Blick: „Hallo, ich heiße Lisa, und wie heißt du?“

Ganz nebenbei lernen die Kinder eine Menge fürs Leben: Stall ausmisten, Hühner füttern und Pferde striegeln zeigen ihnen, dass Tiere auf ihre Pflege und ihren Schutz angewiesen sind. Das stärkt das Verantwortungsbewusstsein. Auch ein respektvoller Umgang muss erst gelernt werden – spätestens dann, wenn der Hund sich nicht aus seiner Hütte ziehen lässt und deshalb auch mal seine Zähne zeigt und bedrohlich knurrt. Außerdem brauchen auch Kühe, Schafe und Hühner einen geregelten Tagesablauf mit fixen Ruhezeiten – mit dem Streicheln und Schmusen müssen kleine und große Tierliebhaber dann warten.

Schon nach kurzer Zeit teilen die Kleinen dann wie selbstverständlich ihr Wurstbrot mit dem Hund oder bringen der Miezekatze ihre Milch – notfalls im Suppenteller aus der Küche. Auch diejenigen, für die eine Kuh schon lange nicht mehr lila ist, staunen nicht schlecht, wenn sie erstmals erleben, wie die Milch oder das Ei direkt vom Stall auf den Frühstückstisch kommt. Auf einem Bauernhof gibt es also nicht nur jede Menge zu erleben, sondern auch zu lernen.

Die Hippotherapie – Pferde als Medizin

Tiere können aber noch viel mehr – nämlich heilen. Das wird in der Physiotherapie bereits seit Längerem genutzt. Dort werden Pferde als Heilmittel eingesetzt – Hippotherapie nennt sich diese Form des therapeutischen Reitens. Sie kommt bei Störungen des Bewegungsapparates infolge von neurologischen Erkrankungen zum Einsatz. Laut einer Dokumentation über die Bewertung der Hippotherapie als Heilmittel5 wird angenommen, dass die Schwingungen, die während des Reitens vom Pferd auf den Menschen übertragen werden, Einfluss haben auf dessen motorische Funktionen. Die Bewegungsimpulse, die vom Pferd ausgehen, sind demnach dem Bewegungsablauf des Menschen beim Gehen sehr ähnlich und aktivieren den Rumpf in den drei Dimensionen vorwärts und rückwärts, hoch und tief sowie seitwärts. Die Kräfte wirken sich auf die rumpfnahen Muskeln, auf das Gleichgewicht, den Tastsinn und die Kopfkontrolle aus. Auch die Arme und die Mundrhetorik werden laut der Studie beim Reiten beeinflusst. Außerdem ist die Hippotherapie eine „umfassende Therapieform, bei der die kommunikativen Fähigkeiten, die Selbstständigkeit und das Selbstwertgefühl und damit die Entwicklung der Persönlichkeit insgesamt gefördert und gefestigt werden sollen“. In der Physiotherapie wird die Hippotherapie bei Menschen mit neurologischen Bewegungsstörungen ergänzend oder alternierend eingesetzt.

Ganz allgemein wird die Therapie mit den Pferden bei zerebralen Bewegungsstörungen unterschiedlichster Art, Ursache und Ausprägung eingesetzt, zum Beispiel bei erhöhtem Muskeltonus (Verspannungen, Spastik, Dystonie), bei Störungen der Gleichgewichtsfunktion (Ataxie) oder bei unwillkürlichen Bewegungen (Chorea oder Athetose). Alle diese Erkrankungen können Folgen von frühkindlichen Hirnschädigungen, Schädelhirntraumen, Schlaganfall, chronisch-neurologischen Leiden wie Multiple Sklerose oder anderen Erkrankungen des zentralen Nervensystems sein. Auch bei Lähmungserscheinungen durch Schädigung des Rückenmarks oder Muskelschwächen kann die Hippotherapie eingesetzt werden. Als Therapieziele werden die Kräftigung der rumpfnahen Muskeln genannt, die Verbesserung der Gleichgewichtskontrolle, die Förderung der Koordination, die Verbesserung von Atem- und Kreislauffunktion, die Verbesserung des Gangbildes, die Förderung sozialer Kommunikation sowie die Stärkung des Selbstwertgefühles und die Förderung der Lebensfreude.

Erfolgreich wie die Delfintherapie

Ähnliche Ergebnisse hat eine zweite Studie aus dem Jahr 2008 bei Patienten mit Multipler Sklerose6 gebracht. 16 MS-Patienten wurden drei Monate lang jeweils zweimal pro Woche einer 30-minütigen hippotherapeutischen Einzelbehandlung unterzogen. Dabei zeigten sich nach Abschluss der Testphase sowohl beim Gleichgewicht als auch bei Gehfähigkeit, Spastik und Lebensqualität signifikante Verbesserungen.

Auf dem Rücken der Pferde finden viele nicht nur das Glück dieser Erde, sondern auch Heilung und Linderung vieler Beschwerden.

Auch in der Psychotherapie hat die Hippotherapie gute Erfolge gezeigt. Sie wird eingesetzt bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, bei Verhaltensstörungen oder mentalen Einschränkungen sowie bei Störungen der zwischenmenschlichen Kommunikation. Laut der „Dokumentation über die Bewertung der Hippotherapie als Heilmittel“ soll die Therapie auf dem Rücken der Pferde dabei helfen, Ängste zu mindern, Selbstsicherheit aufzubauen und das Sozialverhalten positiv zu beeinflussen.

Schließlich hat sich Reiten auch bei seelisch, geistig und/oder körperlich behinderten Menschen als Möglichkeit bewährt, die Lebensqualität zu erhöhen und die soziale Integration zu fördern oder gar Leistungssport zu betreiben.

Natürlich muss für die Hippotherapie das Pferd bestimmte Voraussetzungen erfüllen: So sind Temperament, Charakter, Körperbau, Größe sowie Reife und Ausbildung des Tieres wesentliche Faktoren. Ausschlaggebend für den Erfolg der Hippotherapie ist jedoch die individuelle Bindung und Beziehung zwischen Mensch und Tier.

Ist dies gegeben, kann die Hippotherapie vergleichbar sensationelle Ergebnisse bringen wie die bekanntere Delfintherapie in Amerika. Vor allem bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen wirkt der Umgang