Ausgezeichnet mit dem Bergliteratur-Preis »Itas 1974«

2017 ∙ Siebte Auflage

Alle Rechte vorbehalten

© für die deutsche Ausgabe: Athesia AG, Bozen (2003)

© für die italienische Ausgabe: Cierre Edizioni, Verona

Herstellung der deutschen Ausgabe: Athesia-Tappeiner Verlag

Druck: Cierre Grafica, Verona

ISBN 978-88-7073-928-2

www.athesia-tappeiner.com

buchverlag@athesia.it

Inhaltsverzeichnis

»Der gute Gott hat nicht geschrieben,
dass wir der Honig der Erde sind,
sondern das Salz.«

Georges Bernanos

Vorwort

Jetzt, da ich dieses Buch verabschiede, möchte ich all das bestätigen, was ich als Einleitung und Kommentar zur Enquete geschrieben habe, die in der Tageszeitung »L’Adige« im Winter 1971/72 veröffentlicht wurde.

Die Verwirrung und die philosophischen Erwägungen, die sich meiner bemächtigten, haben sich noch nicht gelegt. Ich fühle das Problem noch immer in seiner ganzen brennenden Aktualität. Auch aus diesem Grund habe ich es für richtig empfunden, nichts abzuändern, auch wenn der hier durchscheinende Realismus manchmal als brutaler, entheiligender Verismus anmuten mag.

Die Angst, dass ich gewisse Mythen abbaute, aber gleichzeitig andere, entgegengesetzte, schaffte, hat mich nie verlassen. Oft hat man mir fast vorwurfsvoll oder auch nostalgisch die Frage gestellt, ob ich mit meiner Enquete nicht vielleicht Gefahr laufe, bitteren Essig auf eine als glücklich empfundene Lebensweise zu gießen.

Andere wiederum haben mir gesagt: »Lasst sie doch in Ruhe. Die Bergbauern sind glücklich.«

Doch ist es nicht so, dass die Figur des »glücklichen Wilden« eine reaktionäre Figur ist, und dass nur die »Partisanen der Ordnung« diese Figur beibehalten wollen, weil sie befürchten, dass diese »Glücklichen«, sobald sie mit neuen Ideen in Berührung kommen, sich plötzlich als Ausgestoßene, als Ausgebeutete fühlen und ihre »Unschuld« verlieren?

Eine Figur Graham Greenes sagt: »Das Suchen nach dem Leiden und die Erinnerung an das Leiden sind die einzigen uns verfügbaren Mittel, um die menschliche Lebensbedingung in ihrer Ganzheit zu erkennen.«

Das ist auch die Grundlage meiner Enquete. Sie ist auf ihre Art eine wahre Erzählung (wir haben diese Vorgangsweise jeder anderen vorgezogen). Diese Enquete habe ich als Sonderberichterstatter auch mehr gefühlt und mitgelebt als jede andere. Hätte ich Ähnliches in der Stadt versucht, um den Vorhang über der »Luxuswüste« zu heben, hätte man mich wahrscheinlich abgewiesen.

Die Bauern auf den Südtiroler Berghöfen haben uns – mich und den Bildreporter Flavio Faganello – mit familiärer Gastfreundlichkeit empfangen. Keiner hat sich je geweigert, auf meine Fragen zu antworten, auch wenn diese noch so sonderbar, intim, neugierig, veristisch und indiskret waren.

Wir haben versucht, ihren Optimismus und ihren Pessimismus zu teilen. Was daraus hervorgegangen ist, ist auf menschlicher Ebene wohl außerordentlich positiv. Oft ist es mir geschehen, dass ich mir angesichts ihrer bekümmerten Wünsche, ihrer Ängste und Enttäuschungen ausgehöhlt und ohnmächtig vorkam. Doch was kann ein Journalist anders tun als das, was er gesehen, gehört und gefühlt hat, dem gedruckten Papier anzuvertrauen!

Die Sorge, dass die Berge verlassen werden, dass die Umwelt dadurch eine Abwertung erfahren wird, vor der sie der Mensch durch seine jahrhundertelange Arbeit bewahrt hat, ist mehr als begründet. Das Problem liegt daher, wenn schon, in der Art und Weise, wie man diesen Menschen helfen kann, würdig zu leben, wie man sie in die Lage versetzen kann, auch etwas von dem zu bekommen, was die weniger benachteilte Gesellschaft besitzt.

Ich muss hinzufügen, dass Flavio Faganello und ich den Winter gewählt haben (wir taten dies übrigens auch bei unserer Enquete über die aussterbenden Trentiner Bergdörfer: »Solo il vento bussa alla porta« – Nur der Wind klopft an die Tür), um die wirkliche Isolierung und die damit verbundenen Gefahren besser und unmittelbarer erleben zu können.

Auch aus diesem Grunde haben wir nie eine einmal getroffene Verabredung mit den Höfen versäumt, so schlecht das Wetter auch gewesen sein mag.

Im Übrigen verweise ich den Leser auf die Einleitung »Die Gründe für diese Enquete.«

Aldo Gorfer

Bozen, 22. Januar 1973

Die Gründe für diese Enquete

Bozen, 21. November 1971

Wir beginnen heute mit der Veröffentlichung einer Reihe von Berichten über die Bergbauernhöfe in Südtirol. Es handelt sich in der Regel um so genannte geschlossene Höfe, die Erbhöfe, ein musterhaftes Zeugnis mittelalterlicher, germanischer Besiedlung in hochgelegenen Gebieten, wo das Eigentum ungeteilt vom Vater auf den Sohn übergeht. Grundlage dafür bietet das Theresianische Gesetz aus dem 18. Jahrhundert, mit dem das alte germanische Recht zum Kodex erhoben wurde. Außer der Abgelegenheit, der Selbstgenügsamkeit, der Verlassenheit, der Armut, der wirtschaftlichen Schwäche und Subkultur spielt hier auch ein typisch menschlicher Faktor, nämlich der Ausschluss der »nicht privilegierten« Söhne, eine wesentliche Rolle.

Wir haben für unsere Enquete nicht rein zufällig solche Höfe ausgewählt, die man nur zu Fuß erreichen kann, und ebenso haben wir nicht zufällig den Winter genommen. Wir wollten aus nächster Nähe die Kontraste zwischen dem Überfluss der bürgerlichen Gesellschaft in den Städten und der »naturalistischen« Lebensweise auf den Höfen begreifen lernen.

Wir haben weiters einen Mittelweg zwischen journalistischer Untersuchung, Erzählung und Reise-Tagebuch gewählt und damit die Verpflichtung übernommen, unserer Reportage Wirklichkeitstreue und der Beschreibung Kontinuität zu geben, auch wenn uns die Gefühle manchesmal ein wenig durchgegangen sind. Wir bekamen beeindruckende Erzählungen von den Menschen und über die Menschen. Das dokumentieren auch die Bilder von Flavio Faganello.

Es ist wohl verständlich, dass wir nur einige Fälle aufgreifen konnten, und vielleicht waren es gar nicht die verzweifeltesten und dramatischesten. Denn es gibt in Südtirol rund 5000 abgelegene Höfe, die nur zu Fuß oder über rudimentäre Seilbahnen erreichbar sind. Auf ihnen wohnen rund 20.000 Menschen, fast so viele wie in der Stadt Meran.

Schwierigkeiten gab es genug: die Sprache, das Misstrauen, der verschlossene Charakter der Leute, die Jahreszeit, die schwierigen Wege, schwierig für den, der sie nicht kennt (manchmal auch für den, der sie kennt), das oftmals nicht rechtzeitige Erkennen der menschlichen Probleme und anderes mehr.

Wir haben versucht, die Mauer der Unsicherheit und des Verdachts gegenüber unseren Fragen abzubauen, unsere Fragen waren von einer Art, wie sie diesen Leuten vielleicht noch nie gestellt worden sind, und das von Personen, die sie nicht kannten, die unerwartet zu ihnen kamen und nicht einmal ihre Sprache sprachen.

Manchmal erschien uns diese Enquete ein verzweifeltes Unternehmen und der Mut wollte uns verlassen. Es gelang uns nicht immer, den Menschen richtig in seine Umwelt hineinzustellen, obwohl er dort durch viele Generationen hindurch gehandelt und sich weitergebracht hat. Es überkam uns auch der Zweifel, ob wir nicht ihren Ansichten Gewalt antun und ein Standardbild, ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit weiterleiten würden.

Wir haben es mit Absicht vermieden, in Folklore und gescheiter Geschichte zu machen, Südtirol als eine Ansichtskarte mit schönen Trachtenmädchen, Schlössern, Musikkapellen, Geranien auf den Fensterbrettern, und mit seinen Dolomiten zu schildern.

Denn das ist nicht das Wesen der Berghöfe, die oft fast 1900 Meter und höher gelegen sind. Wir haben deshalb auch nur selten in den Büchern oder bei gelehrten Leuten nach Legenden und Geschichte gesucht.

Was wir erzählen, ist uns von den Hauptdarstellern in erster Person gesagt worden. Wir wollten ihre Phantasie, ihre Anpassungsfähigkeit und ihre Gläubigkeit ermessen. Denn die Gefahr war gegeben, auf der »Autobahn des Mythos« dahinzufahren, aber auch jene, diese Mythen zu zerstören und an ihrer Stelle andere, entgegengesetzte, zu schaffen.

Uns interessierte das Leben des Menschen in seiner verwurzelten Tradition, das Leben der Ausgestoßenen, der Horizont eines landwirtschaftlichen Unterproletariats.

Wir müssen hinzufügen, dass uns einige Südtiroler an die Hand gegangen sind: Sie haben uns begleitet, sie haben gedolmetscht, sie sind uns zu lieben Freunden geworden. Wir haben uns gegenseitig verstanden, wir haben zusammen Tage der Bitternis und Tage der Hoffnung gelebt.

Das Bild zeigt einen abgelegenen Hof auf dem Naturnser Berg im unteren Vinschgau.

Die Grenze

Grub-Hof (Naturns),
am 3. November 1971

Uns packte ein bestechendes Gefühl von Unwirklichkeit. Vor uns blickte der gekreuzigte Christus hinunter ins Tal, das Kreuz war mit Mörtel am Felsen befestigt. Der beschwerliche Weg führte weiter zum Schnatz-Hof, wo die menschliche Besiedelung aufhört. Dahinter beginnt die Felsenwelt des Schnatzer Leger, die Kirchbachspitze ragt kühn in den Himmel.

Der andere Weg führt sanft zu einer gelben Lichtung, auf der, von Zäunen umgeben, der Grub-Hof steht.

Man sieht das alles wie von einem Flugzeug aus. Tausend Meter unter uns lag das Tal, breit, melancholisch in seiner Vielfarbigkeit, mit den vielen engen Ortschaften auf den Ablagerungskegeln. Die Etsch windet sich zwischen den fast quadratisch geordneten Obstwiesen hindurch.

Der Kontrast zwischen dort unten und hier oben ist fast schwindelerregend. Man hätte den Eindruck, in die Einsamkeit des Alls einzutreten, wenn nicht ununterbrochen der geräuschvolle Atem des Lebens vom Wind heraufgetragen würde. Denn wenn wir dem Tal den Rücken kehren und hinaufblicken zum aufblitzenden Eisenkreuz auf der Kirchbachspitze, 3079 Meter hoch oben, ist alles nur Einsamkeit.

Und doch ist ein Bezugspunkt zwischen zwei Lebensweisen gegeben: Unten, tief unten im Vinschgauer Tal, das einem von hier oben aus gesehen wie eine Miniatur-Plastik erscheint, herrscht die andere Lebensweise. Sie äußert sich in Jukebox, Traktoren, Neonlichtern, Asphalt, Leuten, die sich kennen oder auch nicht kennen, aber auf jeden Fall einander begegnen. Die andere Lebensweise ist geprägt von fast mittelalterlicher Einsamkeit, sie ist ein zugleich bezauberndes und beunruhigendes Spiegelbild eines noch lebenden Mythos. Sie baut auf auf den Gedanken, dass »der Bauer der erste Sohn des Vaterlandes ist«.

Hier oben findet man den Menschen in der ganzen Weite der Natur, allein, wie auf einer magischen Leinwand. Er ist Held, Unterlegener, er ist arm, leidend und der Vergangenheit verhaftet. Die Grenze, die man ganz genau wahrnehmen kann, verläuft längs einem kahlen Geländestreifen, der die dicht bevölkerten Gemeinschaftssiedlungen zu Füßen der Berge von den besiedelten Bergterrassen trennt. Doch dieses Niemandsland ist eigentlich nur ein Symbol. Es wird von alten Wasserwaalen (im Vinschgau und im Burggrafenamt gibt es rund 800 Kilometer Waale) und von einem Weg durchzogen und eine Reihe von Bildstöcken steht am Weg entlang.

Die eigentliche Trennungslinie ist nur in der Psyche zu finden. Sie ist wie das Pizzikato einer Geige in einem leeren Konzertsaal. Wer auf der Straße vorbeigeht, hört zwar den Ton, er weiß, dass jemand spielt, aber sein Gesicht kennt er nicht.

Mein guter Freund Peter murmelte diese Worte mit Bitterkeit, doch ohne Härte, als wir die gelbliche Lichtung erreichten. Seine Worte besagten mehr als eine lange Rede. Er zeigte hinunter auf den Meraner Talkessel, über dem unter der warmen Herbstsonne der Smog wie blauer Nebel lag. Er zeigte auf die Berge von »Meran 2000«, und ich dachte an den grausamen Green’schen Begriff vom »erschreckenden Egoismus des Ausgeschlossenseins«. Dort der »Zauber der Eleganz«, hier die Selbstgenügsamkeit eines kleinen, ländlichen Bürgertums, das sich jetzt schnell und unaufhaltsam in ein landwirtschaftliches Unterproletariat verwandelt und immer mehr an den Rand gedrängt wird.

Und doch hat man vom Grub-Hof1 den Eindruck, als stünde man vor einem Patriarchat, dessen Figur verloren gegangen zu sein scheint.

Wir machten das Holzgatter auf und betraten den Weg, der über die weichen, grasbewachsenen Hänge führt. Und es war uns, als hätten wir die auf uns lastenden Nöte abgeworfen, um in eine Welt einzutreten, in der es keine Zeit gibt, dafür aber viele kleine Dinge und kleine Aufregungen, die einen tiefen Eindruck hinterlassen.

Der Grub-Hof erweckt den Eindruck eines Patriarchates, das verloren gegangen zu sein scheint ...

Zuerst begegneten wir Kranz. Der Hof lag vor uns im Grünen, die Felsen des Kleinen Jöchl bildeten einen scharfen Kontrast dazu. Kranz kam die Wiese herunter und bellte wütend. Dann wartete er, bis der Wasserstrahl der Beregung Richtung änderte und fing wieder zu bellen an, doch nicht mit jener Wut, die Hunde haben, wenn sie die Bosheit der Menschen kennen gelernt haben. Peter rief ihm mehrere Worte zu und Kranz, der Bernhardiner, empfand sie offenbar als einen Akt der Höflichkeit, denn er machte kehrt und lief zum Hof zurück. Dort warteten unsere beiden Reisegefährten bereits auf uns. Sie waren schon vorher mit der Seilbahn heraufgefahren. Sie riefen uns zu, dass Kranz ein recht gebildeter Hund sei.

Dem stimmte Peter bei. »Auf den Berghöfen ist der Hund König«, sagte er. »Er ist frei und ein Mitglied der Gemeinschaft. Daher ist er auch so aufmerksam und zutraulich.«

Doch dann hielt er unvermittelt an. Auf dem Söller des Hauses sah er an einem Pfosten einige Wolltücher hängen. Mir schienen es sonderbare schwarze Fahnen zu sein. In Wirklichkeit waren es zum Trocknen aufgehängte Lumpen.

»Heute backen sie Brot«, sagte er. »Man sollte sie dabei nicht stören, denn beim Brotbacken geht es in der ganzen Familie drunter und drüber. Auf einem Hof ist das Brotbacken ein wichtiges Ereignis, eine Zeremonie, die ja bedeutet, dass man wieder für einige Monate zum Leben hat.«

Mit den Lumpen hatten sie den großen Backofen von der Asche gereinigt, die das die ganze Nacht durch brennende Feuer verursacht hatte.

Peter befürchtete, unser Besuch könnte die Leute auf dem Hof stören. Und das würde bedeuten, dass wir die zwei Stunden beschwerlichen Aufstieges auf dem gefährlichen Weg von Naturns herauf umsonst gemacht hätten. Mit anderen Worten: dass der Bauer und seine Angehörigen aus Zeitmangel nicht mit uns sprechen würden und wir das Milieu, in dem sie lebten, nicht kennen lernen würden. Peters Rücksichtnahme, für uns vielleicht nicht ganz verständlich, ist erklärbar, wenn man bedenkt, dass er selbst auf einem Bergbauernhof geboren und aufgewachsen ist. »Der gegorene Teig«, sagte er in seiner phantasievollen Tiroler Sprechweise, »ist wie ein kleines Kind: Man darf ihn nie aus den Augen lassen.«

Es kam dann alles anders. Ich hatte eben noch Zeit, das Bild dieses Hofes, dieser einsamen Gemeinschaft, in mich aufzunehmen. Um leben zu können, ist diese Menschengemeinschaft auf ein Stück Erde angewiesen, das vergangene Generationen dem Wald oder dem Heideland abgerungen hatten.

Die gesamte Bauersfamilie hatte sich in der Zwischenzeit auf dem Treppenabsatz am Hauseingang versammelt. Kranz stand in der ersten Reihe. Sie warteten auf uns, neugierig und überrascht.

Jedesmal, wenn ich zu einem einsamen Südtiroler Berghof kam, hat mich dieses Gefühl beschlichen, das Gefühl, plötzlich eine Mauer des Misstrauens vor mir zu haben, die Angst, etwas zu zerstören oder schlecht zu begreifen, einen Mythos zu schaffen oder bestehende Mythen zu zerstören.

Aber der Kontakt zu den Menschen war niemals unfruchtbar. Es gibt sich ganz einfach. Man entdeckt das alteingesessene Gesetz der Gastlichkeit und den natürlichen Drang dieser Menschen, neue Gesichter zu sehen.

Der Grub-Hof steht auf einem Hang und ist mit seiner weißen Fassade der Mittagssonne entgegengerichtet. Wenn man ihn von den darüber liegenden verlassenen, terrassenförmig angeordneten Feldern, die zu einem anderen Hof gehörten, in den Blick bekommt, entsteht der Eindruck, als wäre er in die Falten des Berges hineingequetscht.

Die beiden breiten Dachflügel, mit steinbeschwerten schwarzen Schindeln gedeckt, finden ihre Fortsetzung im Dach des daneben gelegenen Schafstalles (Schofstoll) und des Viehstalles (Stoll). Sie sehen aus wie ausgebreitete Rabenflügel.

An der Ecke steht ein Kruzifix unter einem anmutigen, kleinen, dreieckigen Dach. Das Kreuz wurde 1949 aufgestellt, zugleich mit jenem auf der gelblichen Lichtung, durch die wir gekommen waren. Der Steig wird zum gepflasterten Weg, die Steine glänzen. Tiere und Menschen sind darüber hinweggegangen. In seiner Kürze hat er fast die Fröhlichkeit eines Dorfweges. Dann ist da der Schuppen für den Seilbahnmotor, das große Wohnhaus, die zwei Ställe, der Hofplatz mit dem Brunnen. Das ist alles. Dahinter wird der Weg wieder zum Steig und führt durch ein Gatter und zwischen dem zu beiden Seiten verlaufenden Zaun hinunter ins tiefe Trogltal.

Auf den Hängen erblickt man die Sonnenberghöfe Gallmein, Pichele, Innerforch und Unterstell bis dorthin, wo der Bergrücken eine Biegung macht und der Horizont sich weitet. Dahinter beginnt das schöne, aber wilde Schnalstal.

Auf dem Grub-Hof gibt es kein elektrisches Licht. Die Höfe Unterstell und Innerforch haben eigene kleine Elektro-Werke eingerichtet. Die Seilbahnen aber werden hie wie dort mit Dieselmotoren betrieben.

Als wir ankamen, rief uns einer der kleinen Buben des Bauern ein »ciao« entgegen. Auf dem Schafstall sind große Bockshörner angenagelt. Josef, der Bruder des Bauern, den der ungewohnte Lärm aus dem Stall hervorgelockt hatte, sagte, er hätte einige dieser gewaltigen Exemplare noch lebend gesehen. »So hoch waren sie«, sagt er und zeigt auf den Zaun bei den Eschen, »und wild waren sie wie Stiere.«

Der Hof bietet den einfachen, aber freundlichen Anblick, wie ihn die landwirtschaftlichen Ansitze, die ihre traditionelle Selbstgenügsamkeit noch nicht zur Gänze eingebüßt haben, in Tirols Bergen aufweisen: Fenster mit tiefen Leibungen, großer Holzgiebel, reichlich verziert von fleißigen Handwerkern. In einen Balken ist in Großbuchstaben der Name der Leute eingraviert, die den Hof 1747 erbaut haben, dann noch ein zweites Mal in die Mauer neben dem Stubenfenster: Jos. Rotmm 1748.

Der Bauer bemerkt dazu, dass der Hof als vererbbare, landwirtschaftliche, ständig bewohnte Einheit viel, viel älter sei. Er reicht zurück bis ins 14. Jahrhundert, vielleicht noch weiter. Das neue Wohnhaus ist nichts anderes als eine Weiterentwicklung, eine »Verbesserung« des alten, nicht mehr den Erfordernissen entsprechenden Gebäudes, das jetzt zum Schafstall »degradiert« worden ist. In der Tat weist das Wohngebäude, halb aus Stein, halb aus Holz, in verschiedenen Teilen Züge dieser »Veredelung« auf, darunter in den hell-dunklen Verzierungen rund um die Fenster und im Torbogen.

Wenn man der Geschichte eines Vinschgauer Berghofes nachgeht, erfährt man, dass das Entstehen bis ins Mittelalter zurückreicht, als auch die höher gelegenen Gebiete gerodet wurden. Die menschliche Besiedlung erfolgte in einem langen Wechsel der Generationen, die damals wie heute der Erde das Lebensnotwendige abrangen: Hier handelt es sich um einen zwischen zwei tief eingeschnittenen Tälern gelegenen Kegel auf rund 1500 Meter Höhe.

Dass der Besitz als Ganzes erhalten geblieben und nicht aufgesplittert worden ist, mit all den nachteiligen Folgen, von denen zum Beispiel eine die Verödung wäre (weil die vielen Mäuler nicht mehr gestopft werden können, geht man weg), ist dem Erbhof-Gesetz oder Gesetz über den »geschlossenen Hof« zuzuschreiben. Diese Einrichtung beruht auf dem germanischen Brauch und wurde von Kaiserin Maria Theresia mit dem bekannten Erlass vom 11. August 1770 zur Norm erhoben.

Das Backen des Roggenbrotes im Küchen-Backofen gehört wesentlich zur Selbstgenügsamkeit des Hofes.

Die strenge Erbfolge, eine dem lateinischen Recht unbekannte Einrichtung, entspringt einem Gewohnheitsrecht, das bis auf die germanische Besiedelung der Berggebiete zurückgeht. Eine Folge davon war die Entwicklung der menschlichen Streusiedlungen, deren einzelne Glieder mit der Gemeinschaft durch regelmäßige politische, wirtschaftliche und religiöse Bande verbunden waren.

Der Grub-Hof steht am Hang und richtet seine weiße Fassade der Mittagssonne entgegen.


1 Der Grub-Hof wird von 12 Personen bewohnt. Er ist ein charakteristischer Bergbauernhof,wiemansie in der Gemeinde Naturns im unteren Vinschgau findet.Er liegt auf 1475 Metern Meereshöhe, etwa zwei Wegstunden von Naturns entfernt, auf einem abschüssigen Kegel zwischen den tief in die Landschaft einschneidenden Tälern des Naturnser und des Lahnbaches. Von hier aus geht der Weg weiter hinauf zur Kirchbachspitze (3079 m) und führt dann hinunter ins Schnalstal. Durch eine Seilbahn wird Naturns (554 m) mit dem Rofen-Hof (1034 m) verbunden. Vom Rofen-Hof aus gehen zwei weitere Seilbahnen nach oben, von denen eine die Verbindung zum Grub-Hof herstellt.

Sie haben kein Recht auf Liebe

Grub-Hof (Naturns),
am 3. November 1971

Der mittelalterliche Weg, der von Naturns zum Grub-Hof hinaufführt, wird Kirchweg genannt, weil er die Höfe mit der Kuratialkirche und natürlich auch mit dem Dorf verbindet. Dieser Kirchweg zeugt in beeindruckender Weise von den vielen Menschen, die im Verlaufe der Jahrhunderte darüber hinweggeschritten sind: Die in die Felsen eingehauenen Stufen oder auch die verschiedenen Raststellen mit dem Ausblick auf das Tal, die sich manchmal unter dem Schutz einer Gruppe von Lärchen oder kräftigen Eichen befinden, zeugen davon. Besonders aber die holzüberdachten Bildstöcke mit dem Kruzifix oder der Madonnenstatue in der Nische. Man sagt, dass jeder Berghof ein solches Bildstöckl hat, als frommer Weggeleiter für den Wanderer, aber noch mehr: als äußerer Ausdruck tiefer Frömmigkeit, eng verbunden mit dem Glauben und Wissen um die Feindlichkeit der Natur und die Härte des Lebens.

Weiters begegnet man Bildstöcken, die an plötzlichen Tod erinnern. Sie sind wie die Kreuze auf Gräbern von Soldaten, die auf fremder Erde gefallen sind. Wir verhalten den Schritt und lesen die fromme Beschreibung vom tragischen Tod des uns unbekannten Josef Pratzner, der 1904 im Wasserwaal ertrunken ist.

Die Toten werden in Tragbahren den schmalen Weg hinuntergetragen. Vier Träger lösen einander ab. Der Abstieg ist steil und der Weg so schwierig, dass der Tote manchmal in der Bahre fest- und diese auf den Rücken des Trägers gebunden werden muss.

Der Totenzug hält bei jedem Kruzifix an. Am Eingang der Kirche von Naturns wartet der Priester. Viele erinnern sich noch, wie vor nicht allzulanger Zeit die Toten auf eine Art Traggestell gebunden und unbedeckt bis zum unteren Ende des Weges getragen wurden. Dort warteten der Arzt und der Pfarrer – und die Bahre. Der Arzt untersuchte die Leiche und gab sie für die Beerdigung frei, der Pfarrer stand dabei, während die Leiche schnell in die Bahre gelegt und diese zugenagelt wurde.

Dieser Brauch war besonders beeindruckend, aber in keiner Weise makaber. Er versinnbildlichte in liebevoller Weise die Abschiednahme vom irdischen Leben mitten in der freien Natur, unter den Augen der Gemeinschaft der Lebenden. Im Mittelalter war dieser Brauch weit verbreitet.

Die Wege, die die Höfe mit den Ortschaften verbinden, waren und sind von gleich großer Bedeutung wie heute die Seilbahnen (Pahndl). Und gleich wie die unwegsamen Steige im Winter bei Schnee, Eis und Lawinengefahr eine stete Bedrohung bergen, sind auch die Seilbahnen gefährlich. Es ist eines der vielen Abenteuer, das diese zur Einsamkeit verurteilten Menschen tagtäglich eingehen.

Der Mythos vom Berghof ist tief verwurzelt und wird von einer wohl wertvollen Tradition stets hochgehalten. Geht man aber diesem Mythos ohne Voreingenommenheit und mit Menschlichkeit auf den Grund, dann entdeckt man dahinter viel Leid, Entbehrung, Armut, sogar Ungerechtigkeit und Ausbeutung. In den Regionen mit lateinischer Tradition ist nur das Kulturland Privatbesitz, während Wälder und Wiesen der Gemeinschaft gehören. In Südtirol liegen die Dinge entgegengesetzt. Deshalb ist es oft schwer, diese Einstellung zu verstehen.

Der Begriff des Hofes in Südtirol geht über die lateinische Bedeutung von mansio hinaus. Hof bedeutet hier, dass jede Einheit aus Wiesen, Feldern, Wald, Kühen, Schweinen, Schafen, Ziegen, Bienenstand, Mühle, Backofen, Käserei, Wasserquellen und Bewässerungsgräben besteht.

Der Hof ist etwas Unabhängiges. Von auswärts braucht man nur Kaffee, Zucker, Salz, Tabak, Öl, den Tierarzt, den Arzt, Medizinen, den Priester, während die Außenwelt ihrerseits mit Steuerforderungen, bei Wahlen und bei der Einberufung der jungen Männer zum Militärdienst sich meldet.

Der Bauer ist eine Art Feudalherr. Bauer bedeutet nicht das, was wir unter dem Begriff »contadino« (Bauer als »Diener der Erde«, d. Ü.) verstehen, sondern »Herr der Erde«. So wie die Bäuerin die »Herrin des Hauses« ist. Der Bauer ist der »privilegierte Erbe«, er hat das Ahnerbrecht. Er ist der Mann, dem der Vater den Besitz übergibt mit der Verpflichtung, diesen als Ganzes der nächsten Generation weiterzugeben. Seine Brüder können als Knechte auf dem Hof bleiben oder den Hof mit einer kleinen Erbschaft verlassen.

Aus dieser Sicht beinhaltet der Begriff Hof (nicht nur jener auf dem Berg) auch den althergebrachten Begriff der Burg. Während aber der Burgadel schon längst untergegangen ist, hat der landwirtschaftliche Adel, der Bauernstand, standgehalten und die Tradition getreu fortgeführt, und das trotz der Erschütterungen, denen er ausgesetzt ist. Das alles mündet in das politische Ziel, eine ganz besondere Art von Südtiroler Heimat zu erhalten. Man muss sich fragen, ob das heute noch zeitgemäß ist.

Es schien mir angebracht, zu Beginn meiner Untersuchungen durch Angabe bestimmter Elemente jene Normen verständlich zu machen, die für den Betrieb des geschlossenen Hofes und für die charakteristische Besiedelung der Berggebiete notwendig sind. Die Symbiose von Milieu und Mensch legt hier Zeugnis ab vom menschlichen Umweltschutz, mit einer Klarheit und Eindeutigkeit, wie man sie kaum irgendwo anders finden kann2.

Zum Grub-Hof auf dem Naturnser Berg bin ich eigentlich nur durch Zufall gekommen, ich habe aber dort den echten Erbhof empfunden. Der Hof ist, wie übrigens auch die benachbarten Gehöfte, eine Oase inmitten der unfruchtbaren linken Vinschgauer Bergflanke.

Die Bewohner zeigten trotz aller Herzlichkeit eine gewisse Zurückhaltung, fassten allerdings nach dem ersten Misstrauen mehr Zutrauen, was angesichts eines solch impertinenten Eindringens von Journalisten, die dann auch noch wunderliche Fragen stellten, wohl begreiflich war. Aber gerade darin zeigten sie auch die Einfachheit ihres Lebens.

Es war ein wunderschöner Herbsttag. Die lange Trockenheit hatte die Getreide- und Kartoffelernte beeinträchtigt. Und doch habe ich keinen Unmut gefunden, sondern den Eindruck, dass man sich innerlich damit abgefunden hatte.

Der Bauer Hans, in Hemdärmeln und breiten Hosenträgern, redete mit uns, während er mit einer langen Holzschaufel das Roggenbrot aus dem Backofen nahm. Aus der Stube reichten sie ihm durch eine Öffnung die ungebackenen Brotlaibe und er schob sie mit der Holzschaufel in den Backofen. Die große, rußgeschwärzte Küche glich einer prähistorischen Arbeitsstätte. Auf dem Herdfeuer kochte das Essen für die Familie und das Futter für die Tiere.

Alles war eingehüllt in penetranten Geruch von Hefe, Mist, Rauch, Fett und Schafen. Die Bäuerin Anna und die Kinder gingen ein und aus und trugen Brot und Holz.

Acht Kinder waren es, das kleinste, Frieda, noch in der Wiege. Anna erwartet ein weiteres Kind. Sie stammt vom Innerforch-Hof jenseits des Trogltals. Sie schien über unseren Besuch etwas verlegen und lächelte nur, so, als ob sie das alles nicht verstehen würde.

Auf dem Gang (Lab) befinden sich die Türen zu den Zimmern. Der Oberboden ist schwarz von jahrhundertealtem Ruß.

Die Stubentür ist die erste rechts. Die Stube ist der eigentliche Gemeinschaftsraum. Das Stubenfenster ist gegen die Sonne gerichtet. Die Stube ist zur Gänze mit Holz getäfelt. In der Mitte der verzierten Oberdecke kann man das Datum 1838 lesen. Der große Ofen, von einem Holzgestell umgeben (Ofenbrücke), auf dem man fein warm schlafen kann, befindet sich auf der einen Seite. In der Ecke neben dem Fenster steht ein Tisch. Er steht so, dass er die Südsonne voll empfangen kann. Darüber hängt zwischen Efeu das Kruzifix. Darum herum hängen Heiligenbilder und Familienerinnerungen.

An diesem Tag herrschte in der Stube großes Durcheinander. Sie war voller Bretter mit ungebackenen Brotlaiben. Adolf, der halbblinde Bruder des Bauern, schob die Bretter durch die Öffnung in der Wand, durch die normalerweise das Essen aus der Küche durchgereicht wird. Weiters befand sich in der Stube der große Zuber, in dem der Brotteig zubereitet wurde.

Schon am Tag vorher hatten sie mit der Arbeit begonnen. Dann waren sie um zwei Uhr früh aufgestanden, um den Backofen auf die richtige Temperatur aufzuheizen. Jetzt verstanden wir auch, warum Anna so verlegen war. Bei dem großen Durcheinander in der Stube konnte sie die Gäste nicht gebührend empfangen.

Da war auch ein Mädchen vom Rofen-Hof, das heraufgekommen war, um zu helfen. Brot wird nur zwei- oder dreimal im Jahr gebacken. Was jetzt gebacken wird, muss für den ganzen langen Winter reichen. Das Brot ist ja auch die Grundnahrung der Bauern.

Adolf war eher schweigsam. Er lachte verlegen. Dem blonden Mädchen hingegen machte das Reden Spaß. Ist sie verheiratet? Will sie heiraten? Hat sie einen Schatz? Hat sie geliebt? Vielleicht hat ihr noch nie jemand diese heiklen Fragen gestellt. Sie wehrt ab. Was heißt heiraten? Und wohin sollte sie gehen? Ins Dorf hinunter oder auf einen anderen Hof?

Inzwischen vergeht die Zeit, es wird Abend, Melancholie erwartet uns hinter jeder Biegung des Weges und in den langen einsamen Nächten.

Josef, der andere Bruder des Bauern, sagt uns, dass es unmöglich sei zu heiraten. »Wie und wo sollte ich leben?«, sagt er. Er war in ein Mädchen verliebt, aber auf ihrem Hof konnte er nicht bleiben. Er und Adolf, der Gefahr läuft zu erblinden, sind keine »bevorzugten Erben«. Sie arbeiten für den Bauer. Sie haben nur ihre Hände und ein Dach über dem Kopf. Zwei Brüder des verstorbenen Vaters leben in Naturns. Sie müssen vom Hof erhalten werden, weil das Testament es so festgelegt hatte. Sie bekommen jährlich einen Zentner Weizen, einen Zentner Gerste, einen Zentner Kartoffel, anderthalb Zentner Roggen usw. Wenn infolge der Trockenheit die Ernte verloren geht, müssen sie die Lebensmittelvorräte kaufen.

Ich setzte mich auf den Rand des Brunnens, ein Holztrog. Kranz legte seinen Kopf in meinen Schoß und wollte, dass ich ihn streichelte. Wenn ich aufhörte, hob er den Kopf und leckte mir das Gesicht. Deshalb musste ich ihn streicheln oder meinen Kopf unter die Wasserrinne halten. Ich fragte Josef: »Wenn Sie eine Arbeit finden würden, würden Sie dann nach Naturns hinuntergehen?«

Josef: »Sofort.«

»Was macht ihr im Winter?«

»Wir arbeiten im Stall, dreschen das Korn, hacken Holz, machen Butter und Käse. Gegen sieben Uhr abends wird zu Abend gegessen. Dann lesen wir und plaudern. Um acht Uhr wird zu Bett gegangen. Und das jeden Tag. So ist es.«

»Fühlt ihr die Seele des Hofes? Ich meine, fühlt ihr in der Einsamkeit das Herumstreichen der vergangenen Generationen eurer Familie?«

Josef verstand nicht gleich, da fragte ich ihn:

»Seht ihr die Geister der Toten? Glaubt ihr an sie?«

»Das ist noch nie vorgekommen. In meinem Leben ist das nie passiert. Aber sie sagen, dass es vorkommt.«

»Aber Sie, glauben Sie daran?« »Nicht viel.«

»Ja oder nein?«

»Mehr nein als ja.«

»Und die Bäurin Anna, glaubt sie daran?«

»Ja, weil die Leute vom Innerforch-Hof sie gesehen haben.«

Endlich legte Josef die Verlegenheit und Teilnahmslosigkeit ab ...

Und jetzt endlich legt Josef die Verlegenheit und Teilnahmslosigkeit ab. Es brach aus ihm heraus und wurde die erste lange Rede, auf die er sich einließ. Er wandte sich gegen die Eschen hin und wies auf das abgründige Tal unter uns, eine enge Schlucht zwischen den gelben Wiesen, in Richtung Platzwies und Kirchgraben. Ein Geigenspieler, der von Tabland heraufgekommen war, um im Hof zum Tanz aufzuspielen, war in den Abgrund gestürzt. Als sie ihn fanden, atmete er noch, aber er war schon ganz schwarz. Josef erinnert sich noch an das Jahr. Es war 1949.

In dieser Gegend hatten sie auch einen Geistlichen gesehen, der mit dem Allerheiligsten heraufgekommen war. Er gelangte bis oberhalb des Felsens, dann wurde er nicht mehr gesehen.

Dafür wurde er kurz oberhalb Naturns gesehen, wie er auf die Höfe zuging.

Ich fragte: »Wird auf den Höfen getanzt?«

Josef: »Manchmal schon. Aber der Pfarrer wollte es nicht.«

Neben uns befindet sich eine Reihe großer Steine und Baumstöcke. In einen war ein Dengelstock hineingetrieben, auf dem die Sensen geschärft werden. Das zeigt, wie wichtig die Wiesen für einen Hof sind.

Josef ging in den Stall, ein weites und massiges Gebäude. Die Grundmauern sind aus Stein gebaut, darauf der fast monumentale Heustadel aus Holz. Im Stall sind eine Menge Kühe und auch große Schweine. Von den Balken hängen welke Blumensträuße herunter. Es sind die Reste der Palmbesen, jener Kränze, die am Palmsonntag jeder Bauer auf den Hof bringt. Die Kränze werden zerteilt und die einzelnen Teile an den lebenswichtigsten Stellen des Besitzes niedergelegt, in den Ställen, auf den Feldern und im Haus.

Während der Ungewitter werden Kräuter verbrannt, die am 8. September und am 15. August in der Kirche geweiht worden sind. Die beiden Feiertage sind der Muttergottes (Rosenkranz-Sonntag und Maria Himmelfahrt) geweiht.

Ich fragte Josef: »Glaubt ihr an die segensreiche Wirkung dieser Symbole?«

Josef: »Ja, es ist immer so gewesen.«

Peter rief vom Balkon herunter. Dort oben, unter dem Dach, befindet sich die Schule. Die Kinder der benachbarten Höfe kommen dort zusammen. Gar einige Generationen haben dort lesen und schreiben gelernt und wie man ein Gebetbuch benutzt. Sechs Bänke sind da, die offenen Fenster gehen aufs Tal hinaus, am Eingang ist ein zweisprachiges Schild angebracht, und es erinnert an die Bürokratie: »Während des Unterrichts dürfen die Lehrpersonen nicht gestört werden«, besagt es.

Mit der Seilbahn war ein Mann von Naturns heraufgekommen und hatte die Wände neu gestrichen. Dafür bekam er einen großen Teller mit Kraut und Schweinefleisch und ein halbes Liter Wein. Der Wein ist nur für die Gäste da und für die Festtage, aber auch für die Tage, an denen besonders hart gearbeitet werden muss, wie etwa beim Brotbacken.

»Am letzten Sonntag war Muttertag«, hatte Erika in das Tagebuch geschrieben, das ich auf einer Schulbank fand. »Ich habe schon lange darauf gewartet. Zum Muttertag habe ich der Mutter viele Sachen geschenkt. Ich habe ihr Vergissmeinnicht und Orangen geschenkt. Ich habe die Mutter sehr gern. Wenn ich krank bin, pflegt sie mich und macht mich gesund.«

Alfred übersetzt mir einen anderen Satz: »Wir sind mit der Seilbahn nach Naturns hinuntergefahren und mit dem Autobus nach Schnals. In Karthaus hat uns der Pfarrer die Kirche gezeigt, wo Jesus im Grabe liegt.«

Peter rief: »Für diese Leute liegt Christus noch im Grabe!«

Josef sagte, dass die Kinder nicht nach Naturns hinunter zur Mittelschule gehen können. »Wie sollte man das machen? Im Winter ist es gefährlich und wir haben nicht genug Geld, um sie unten erhalten zu können. Abgesehen davon braucht es sie hier zur Arbeit.«

Der Kreis des Zwanges schließt sich. Das letzte Wort heißt immer: »Aber was will man machen? Unser Leben ist halt einmal so.«

Es gibt keine Lösung. Sie müssen sich dem Schicksal anvertrauen. Das einzige, was bleibt, ist der Glaube. Dieser ist tief verwurzelt und mit vielen Symbolen verbunden. Am Sonntag geht man zur Kirche und trifft sich mit den Leuten. Die Frau hat die Kinder und die Arbeit.

»Habt ihr Angst?«, frage ich noch. »Wovor?«, wundern sie sich. »Zu uns herauf kommt niemand.«

Die Angst liegt in der Einsamkeit. Sie lässt die Menschen vorzeitig verwelken, sie lässt sie sonderlich gealtert erscheinen.

Josef oder Adolf kann man sich eigentlich auch in keinem anderen Ort vorstellen als dort, wo die Stube ist, das Brot, der Speck, der Hund, die Seilbahn. Denn sie können diese so genannte Freiheit nicht verlassen. Vielleicht würden sie in die Fabrik gehen, aber sie würden wieder zurückkehren. Jeden Tag wagen sie in der Seilbahn ihr Leben, aber sie haben kein Recht auf Liebe. Es ist schwer, aus diesem Kreis mit seinem Zwang auszubrechen.

Hans, der Grubhof-Bauer, wollte uns zum Essen dabehalten. Aber wir glaubten, dass es nicht richtig sei, während des Brotbackens und bei all dem Durcheinander zu bleiben.

Wir ersuchten sie, mit der Seilbahn zum Rofen hinunterfahren zu dürfen. Ein Mädchen setzte die Seilbahn in Bewegung. Die zwölf Bewohner des Grub-Hofes standen oben auf der Stiege und grüßten uns. Kranz war wieder in der vordersten Reihe. Die Seilbahnkiste löste sich von der Wiese, machte einige Sprünge und schoss in die Tiefe.

Es war aufregend. Flavio sagte angstvoll: »Heute nacht habe ich vom Tod geträumt. Er war blau gekleidet und hatte einen hässlichen roten Hut auf. Er ging durch mich hindurch.«

Tausend Meter unter uns war das Tal. Warum eigentlich sollte der Tod blau angezogen sein und einen hässlichen roten Hut tragen?

Uralte landwirtschaftliche Gerätschaften lehnen am Stall des Grub-Hofes.

Der Lint-Hof auf der Naturnser Nörderseit. Man sieht klar die winterliche Begrenzung des Sonnenscheins, gegenüber das Gebiet der Sonnseite und unten das flache Vinschgau.


2 Die Literatur über den geschlossenen Hof in Südtirol ist umfangreich. Wir weisen hier auf zwei italienische Werke hin: Von A. Renato Toniolo, «Considerazioni geografiche sull’istituto del ›Maso chiuso‹ (Geographische Betrachtungen über die Einrichtung des Geschlossenen Hofes), herausgegeben bei der Accademia nazionale dei Lincei, Rom, 1950; von Fausto Stefanelli, »Il ›Maso chiuso‹ dell’Alto Adige« (Der Geschlossene Hof in Südtirol), bei Alpi Giulie, 1947. Zwei Studien neueren Datums befassen sich hingegen mit den modernen soziologischen und ökologischen Aspekten des Problems: Von Alfredo Casera, «Ecologia e abitazione rurale» (Ökologie und ländliches Wohnen) 1971, und von E. Wolf »Cultural Dissonances in the Italian Alps«, 1962.

Die Diaspora des Lint-Hofes

Lint-Hof (Naturns),
am 3. November 1971

Auf dem Lint-Hof3 trafen wir den Bauer nicht an. Er war ins Tal hinunter gegangen zum Hubertusfest, der Hubertusjagd. Er nahm an der Gemeinschaftsjagd der Naturnser Jäger teil.

Um 5.30 Uhr früh hatten sie sich in der Kapelle des Schlosses Dornsberg zur Messe versammelt. Dann waren sie auf die Jagd gegangen und anschließend zu einem gemeinsamen Essen.

Lint bedeutet Linde und ist der heilige Baum der althochdeutschen Sagas. Die Ortsbezeichnung ist mit dem Hof entstanden. Eingeführt wurde sie von den Besiedlern dieses Waldgebietes. Sie hielten sich an den germanischen Brauch, die Orte nach ihren Umweltmerkmalen zu benennen.

Der Hof liegt direkt oberhalb des Schlosses Dornsberg, mit dem er durch ein altes Feldtelefon verbunden ist. Eine Schwester des Bauern hat dort hinuntergeheiratet.

Von einigen Stellen aus kann man den großen, gotischen Schlossbau auf dem Felsen sehen. Der romanische Turm ragt aus dem Dach hervor. Darunter breitet sich das flache Etschtal aus.

Die Gebäude des Lint-Hofes sind in Dreiecksform auf dem Hang, mitten in einer großen Lichtung, angeordnet. Gleich daneben, im kleinen Tal, durch das der Linterbach fließt, fängt der Wald an. Die von Wildbächen geformten Einschnitte sind dicht bewachsen. Weiter hinten, jenseits des Pichbergs, liegen auf großen Lichtungen andere Höfe bis hinüber zum Bichler.

Das Wasser des Linterbaches reicht aus, um die Turbine der kleinen Elektrozentrale des Hofes zu treiben. Es berührt eigenartig, wenn man in der Stube Radio- und Fernsehgerät erblickt. Da es sich außer dem Ecktisch um die einzigen Möbelstücke handelt, haben sie auch die Funktion, den Raum auszufüllen, wie dies etwa in den Wohnzimmern der Arbeiterwohnungen der Fall ist. Jedesmal, wenn Barbara das Bügeleisen einschaltet, wird die Lampe über dem Tisch zu einem schwachen roten Pünktchen. Das violette Dämmerlicht des Novemberabends dringt in die Stube ein und mit ihm Trauer und Stille. Man möchte sich an den Ofen setzen und den Träumen hingeben.

Bis vor wenigen Monaten konnte man den Lint-Hof nur zu Fuß erreichen. Jetzt bauen sie an einer Straße hinauf zum Mausloch, der Naturnser Alm. Damit werden die am Rande des Naturnser Waldes gelegenen Höfe, rechterhand im unteren Vinschgau, aus der jahrhundertealten Isolierung befreit.

Sie sagen, dass der eine und andere diese Straße mit Misstrauen betrachtet hat, aber jetzt, da sie einmal gebaut ist, sind alle zufrieden. Im Gegensatz zur gegenüberliegenden Talflanke, die unfruchtbar und von der Sonne ausgebrannt ist, bildet hier der Wald das hervorstechendste Merkmal. Die Siedler haben sich durch den wilden Wald einen Weg aufgetan.

Die Höfe stehen, wie schon gesagt, auf anmutigen Lichtungen, der Mensch fühlt sich harmonisch mit der Natur verbunden. Aber es fehlt die Sonne. Zu Allerheiligen geht sie weg und kommt erst am 10. Februar wieder. Drei Monate hindurch gibt es nur Kälte. Wenn kein Schnee liegt, ist der Reif so dicht, dass man glaubt, es wäre Schnee. Drinnen in der Stube sammeln sich die menschlichen Gerüche.

Es ist mir nicht gelungen herauszubekommen, ob die lange Abwesenheit der Sonne das Brauchtum noch mit Sonnenriten aus längst vergangenen Zeiten beeinflusst. Barbara sagte, dass man mancherorts den Brauch hatte, das Brot zu brechen, sobald der erste Sonnenstrahl wieder auf den Stubentisch oder auf das Haus fiel. Hier besteht dieser Brauch nicht.

Auf diesem Berge wird weder gesungen noch getanzt. Warum? Weil die Sonne fehlt? Josepha nickt. »Ein Kaplan aus Naturns«, sagte sie weiter, »hat einmal bemerkt, dass die Leute hier alles in sich drinnen behalten und es deshalb schwer ist, sie zu verstehen.«

Die in Bau befindliche Straße wird die gedrückte Atmosphäre wohl etwas mildern, vielleicht nicht nur psychologisch.

Der Bauer Josef, der mit den Jägern auf die Gemeinschaftshatz gegangen ist, hat sich ein Auto gekauft. In einer Viertelstunde fährt er nach Naturns hinunter. Zuerst brauchte man gut eine Stunde zu Fuß.

Er ist 40 Jahre alt und noch ledig. Geheiratet hat er nicht, weil er kein Mädchen fand, das ihm gefallen hätte und das bereit gewesen wäre, auf diesem einsamen Hof zu leben.

»Und jetzt will er nicht mehr«, sagt Peter. »Die Straße ist zu spät gekommen.«

Zum Unterschied vom Grub-Hof auf der anderen, sonnenbeschienenen Seite des Tales, hat hier die Diaspora bereits eingesetzt. Die »nicht privilegierten Erben« sind alle weggegangen. Die Schwestern haben auf andere Höfe geheiratet, Josepha ist Lehrerin, ein Sohn ist Priester geworden.

Sie kommen auf den Hof zurück, wenn sie Zeit und Lust haben, mit der Familie zusammen zu sein. Die sich in der Stadt niedergelassen haben, weisen die Vergangenheit irgendwie fast instinktiv ab. Sie haben eindeutig damit gebrochen.

»Man wird bürgerlich«, murmelte Peter. »In uns bleibt nur mehr das ferne Echo süßer Kindheitserinnerungen, während wir uns an die bitteren und leidvollen Dinge kaum mehr erinnern. Wir leiden nicht mehr. Sie schon, auch wenn sie nach außen hin mit dem Leben, das sie leben müssen, zufrieden scheinen.«

Was ist das, die Leiden auf dem Hof? Eigentlich sind nur wir es, die sich diese Leiden einbilden wollen, während die, die diese Leiden verkörpern, sich damit abfinden und keine philosophischen Wutausbrüche zeigen. Was sie bedrückt, ist die Abgeschlossenheit von der Außenwelt, sind die Kinder, die unter den Lawinen umgekommen oder aus der Seilbahn gefallen sind, während sie zur Schule gingen; es ist die unbezahlte Arbeit, das verzweifelte Kämpfen gegen den Hunger, die kulturelle Unterentwicklung, die Einsamkeit der einzelnen Familie, das Sichabfinden mit dem Schicksal, indem man sagt: »Für uns ist es immer so gewesen.«

Peter erzählte: »Als wir Kinder waren, pflückten wir im Wald Körbe voller Himbeeren. Himbeeren wurden damals gut bezahlt. Im Dorf unten bekamen wir 37.000 Lire dafür. In unserem ganzen Leben hatten wir noch nie soviel Geld gesehen. Mutter erlaubte uns, das Geld für unsere kleinen Wünsche zu behalten: für ein Paar neue Schuhe oder ein Kopftüchlein oder auch Süßigkeiten. Und dann, einige Tage darauf, kam sie und verlangte das Geld von uns. »Kinder«, sagte sie, »wir haben kein Mehl fürs Brot mehr.«

Der Lint-Hof strahlt die herzliche Atmosphäre eines bescheidenen landwirtschaftlichen Ansitzes aus. Nicht nur wegen des Radios, des Fernsehgerätes, der Straße und der Elektrozentrale. Kinder sind keine da. Barbara besorgt geschickt den gesamten Haushalt. Sie kommt vom Öberst-Hof, ihre Kinder sind bereits erwachsen. Sie braucht Arbeit.

Der andere Bewohner ist Hans. Der Bauer hat ihn aufgenommen. Als Gegenleistung muss Hans ihm bei der Feldarbeit helfen. Hans wusste auch nicht, wohin er hätte gehen sollen. Er macht einen eher gebildeten Eindruck, liest Zeitung und empfindet einen feuerroten Sonnenuntergang noch als etwas Erregendes.

Der Hof, wie er jetzt steht, stammt aus dem Jahre 1927, der alte Hof wurde im 15. Jahrhundert gebaut, er ist jetzt nur mehr Stall und macht einen vernachlässigten Eindruck.

Dahinter steht die Mühle. An der Holzwand lehnen Schlitten und landwirtschaftliche Gerätschaften geschützt unter dem breiten Dach.

Die Mühle war erst vor kurzem in Betrieb gewesen. Überall lag noch der Mehlstaub herum, ganz fein, wie vom Wind hereingewehter Schnee. Auf dem Mühltrichter, der das gleichmäßige Hinunterfallen des Getreides regelt, ist ein hölzernes Herz und darüber ein Kruzifix angebracht. Man hat es dort befestigt, um die Gefahr abzuwenden.

Noch weiter drüben auf der Wiese gegen das Linterbachtal hin, wo der Novemberfrost alles mit Reif zugedeckt und ein herbstliches Farbenspiel verursacht hat, steht der große Bienenstand. Man nennt es auch Bienenhaus. Ein richtiges »Haus für Bienenvölker«, sagt mir Hans.

Weil er nicht sehr hoch liegt, unter 900 Meter über dem Meere, ist der Lint-Hof im Vergleich zu anderen Berghöfen, die wir gesehen haben, in bevorzugter Lage. Der Boden gibt mehr her. Äpfel und schwarze Johannisbeeren gedeihen. Dasselbe gilt auch für andere Höfe in diesem Gebiet, so für die Höfe Hof, Höhrplatz, Labeben und Plon. Auf dem Labeben-Hof sind zehn Kinder, auf dem Plon-Hof gab es vor 1914 eine Schule.

Der Plon-Hof stimmt einen traurig. Dort leben drei Brüder, die alle über sechzig sind. Der älteste ist achtzig Jahre alt, seit dreißig Jahren ist er nicht mehr im Dorf unten gewesen. Sie sind arm, kein elektrisches Licht. Wenn ein Fremder bis hier heraufkommt, schließen sie sich im Haus ein und reden nur durchs Fenster mit ihm. Man erzählt, dass der alte Bauer den Söhnen das Heiraten verboten hatte. Einer gehorchte ihm nicht und wurde gezwungen, woanders hinzuziehen. Dann sind die Kinder nacheinander gestorben und in ein besseres Leben eingegangen. Nur diese drei sind übrig geblieben.

Die abendliche Gemütlichkeit in der Stube des Lint-Hofes.

Mehrere andere Höfe sind auf Rodungen über 1000 Metern zu finden: die Höfe Pamer, Zischg, Partscheil, Öberst, Platt (dieser hat eine Elektrozentrale), Niederst, Partscheilberg und Nörderberg.

Welche Bindungen bestehen nun zwischen diesen kleinen, abgelegenen Gemeinschaften? Gefühlsmäßig fast keine. Die Männer treffen sich lieber am Sonntag unten im Dorfgasthaus. Zwischen den Höfen werden nur Vergleiche gezogen, und ich weiß nicht, ob das zu positivem Wetteifern führt.

Josepha sagte uns: »Als Vater starb, kamen die Nachbarn von dort drüben früh am Morgen auf unsere Felder, ohne dass wir sie darum gebeten hätten. Sie schnitten das Getreide und gingen wieder weg. Trotzdem lebt hier jeder für sich.«