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SAM GREGSON

THE NEXT
BIG
THING

Albtraum Start-up-Szene –
ein Undercoverbericht

Sam Gregson spricht Deutsch, hat das Buch
aber in seiner Muttersprache verfasst.
Aus dem Englischen übertragen wurde es von
Hans-Peter Remmler und Henning Dedekind.

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Dieses Buch dient der öffentlichen Kritik und der Diskussion von für die Öffentlichkeit und Gesellschaft wichtigen Themen. Tatsächlich existierende Personen und Firmen wurden verändert und/oder erfunden, Geschehnisse anderen und/oder fiktiven Personen zugeordnet. Verbleibende Übereinstimmungen mit etwaigen realen Personen wären somit rein zufällig und sind nicht gewollt.

Sämtliche Angaben in diesem Werk erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Eine Haftung der Autoren bzw. Herausgeber und des Verlages ist ausgeschlossen.

1. Auflage

© 2019 Benevento Verlag bei Benevento Publishing München – Salzburg, eine Marke der Red Bull Media House GmbH, Wals bei Salzburg

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags, der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen sowie der Übersetzung, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:

Red Bull Media House GmbH

Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15

5071 Wals bei Salzburg, Österreich

Redaktion: Dr. Carina Heer

Satz: MEDIA DESIGN: RIZNER.AT

Gesetzt aus der Minion Pro, Clan Pro

Umschlaggestaltung: www.b3K-design.de, Andrea Schneider, diceindustries

Umschlagmotiv: © Hinterhaus productions / getty images

ISBN 978-3-7109-0040-2

eISBN 978-3-7109-5057-5

INHALT

Arbeit im Ferienlager – ein Vorwort

Prolog

1Ein böses Erwachen

2Der große Hype

3Bewährungsproben

4Men’s World

5Produktprobleme

6Der wirklich heiße Scheiß

Anmerkungen

ARBEIT IM FERIENLAGER – EIN VORWORT

Auf dem Boden liegen Sitzsäcke. An langen Tischen sitzen junge Leute in ungezwungenen Klamotten mit ihren Laptops. In der Ecke steht ein Kühlschrank mit Freigetränken, daneben die leeren Bierkästen von der letzten Party. Unter dem Tischkicker schläft ein Hund.

Der Anblick hat etwas von Ferienlager oder Jugendclub. Er ist inzwischen zum Sinnbild der Berliner Start-up-Szene geworden. Ein Sinnbild für eine neue Art zu arbeiten und eine neue Art zu wirtschaften. Und das durchaus erfolgreich: Laut der Unternehmensberatung Ernst & Young wurden allein 2018 rund 4,6 Milliarden Euro in deutsche Start-ups investiert. Mehr als je zuvor. Gerade in Zeiten der Niedrigzinspolitik sind Start-ups für Konzerne, Fonds und Vermögensverwalter eine immer attraktivere Investitionsmöglichkeit.

Die Ferienlagerstimmung trägt dabei wesentlich zu ihrem Erfolg bei. Denn damit ein Unternehmen schnell wachsen kann, braucht es junge, hochqualifizierte Arbeitskräfte. Und die kommen in Scharen aus aller Welt nach Berlin. Im Gegensatz zu London, Paris oder Frankfurt verspricht die Stadt billigere Drinks und bezahlbarere Wohnungen, längere Partys und jede Menge Freiheit. Die Start-ups liefern die passenden Jobs dazu: Flache Hierarchien statt eingestaubter Unternehmensstrukturen! Kreativität statt monotoner Arbeit! Junge Kollegen statt veralteter Weltbilder. Und obendrauf das Gefühl, an der Zukunft mitzugestalten.

Wie sehr dieser Schein trügen kann, erfuhr ich zum ersten Mal bei einem Gespräch in einer Bar vor zwei Jahren. Eine Freundin hatte jemand Neues mitgebracht: Sam Gregson. Der junge Brite erzählte, dass er bei einem Start-up arbeitete. Weil ich als Redakteur beim Tagesspiegel zu dieser Zeit viel über Start-ups in der Hauptstadt schrieb, fragte ich ihn weiter aus. Was er da erzählte, wurde immer schlimmer. Statt von der tollen Arbeitsatmosphäre, von der mir die Start-up-Gründer in Interviews immer stolz berichteten, erzählte er von egomanischen Chefs, endlosen Überstunden und sexueller Belästigung. Sam Gregson erzählte von einer männerdominierten Welt voller pubertärer Sprüche und Mobbing auf einem Niveau, wie es ebenfalls eher in einem Ferienlager zu erwarten wäre als bei der Arbeit.

»Und warum kündigst du dann nicht?«, fragte ich.

»Wo soll man denn als Ausländer sonst einen Job in Berlin finden, wenn man nicht perfekt Deutsch spricht?«, fragte er zurück.

»Du musst das aufschreiben«, sagte ich damals. Mit diesem Buch hat er es endlich ausführlich getan.

Was Sam Gregson erzählt, gibt Einblicke in die Start-up-Szene, wie sie auf keinem der Gründerevents zu finden sind. Einblicke in eine Szene, die sich nach außen unerlässlich als tolerant, lösungsorientiert und weltoffen präsentiert. Und die sich gerne als die Zukunft der Arbeit sieht. Wenn man dieses Buch gelesen hat, muss man sich Sorgen um diese Zukunft machen.

Weil die meisten Start-ups keine Betriebsräte haben und ihre Mitarbeiter nur selten in Gewerkschaften sind, gibt es kaum Zahlen über die Arbeitsbedingungen in Start-ups. Doch erste Umfragen bestätigen, dass Gregsons Schilderungen keine Einzelfälle sind. So ergab eine Erhebung der Jobsuchmaschine Joblift, dass neunzehn Prozent der Befragten aus deutschen Start-ups Diskriminierung erlebt haben. Von 4700 ausgeschriebenen Stellen waren laut der Analyse gerade einmal sechzehn Prozent Festanstellungen. Gleichzeitig lag das Durchschnittsgehalt weit unter dem in älteren Firmen, die durchschnittliche Arbeitszeit aber weit drüber. Ist das die Zukunft der Arbeit?

Schaut man sich die Fakten an, spielen Start-ups in Deutschland bislang nur eine Nebenrolle. Am Umsatz gemessen sind sie unbedeutend gegenüber Großkonzernen und dem Mittelstand. Sie machen einen marginalen Teil der Arbeitsplätze aus. Und die meisten von ihnen gehen sowieso nach kurzer Zeit pleite. Wenn sich nun herausstellt, dass die Arbeitsbedingungen auch noch miserabel sind, kann man Start-ups dann einfach getrost ignorieren?

Das wäre ein fataler Fehler! Denn viele Start-ups mögen, wie die Firmen in diesem Buch, mehr heiße Luft als ernsthafte Innovation erzeugen. Sie haben aber eine gesellschaftliche Funktion, die sie mächtig macht: Sie sind Vorbilder. Wurden Start-ups von den Managern deutscher Industriekonzerne lange müde belächelt, sind sie inzwischen vielerorts zu Idealen geworden. Je komplexer und starrer die Strukturen in alten Firmen, desto mehr sehnen sich ihre Manager nach dem frischen »Start-up-Spirit«. Je grauer die Anzüge und Büros, desto mehr sehnen sich Mitarbeiter mittelständischer Unternehmen nach den bunten Sitzsäcken und Bürolofts der jungen Unternehmen. Und je mehr die alten Unternehmen merken, wie fundamental die Digitalisierung ihre bisherigen Geschäftsmodelle gefährdet, desto aufmerksamer lauschen sie den enthusiastischen Vorträgen der Gründer auf Konferenzen.

Da wird dann eifrig das Vokabular der Start-ups übernommen und versucht, ihre Arbeitsweisen zu imitieren. Plötzlich geht es auch in etablierten Unternehmen um »Minimal Viable Products« und »disruptive thinking«. Die Besprechungen werden plötzlich »Town Hall Meetings« genannt, das Einarbeiten von Mitarbeitern »Onboarding« und die Produkte sollen schneller »skalieren«.

Nicht alles davon ist leeres Gerede. Es sind die ersten Anzeichen eines tiefgreifenden Wandels der Arbeitswelt in der Digitalisierung. Eines Wandels, der unvermeidbar Anpassungen in etablierten Arbeitsweisen erzwingt. Viele etablierte Firmen können neue Arbeitsweisen und mehr Offenheit für die Ideen der eigenen Mitarbeiter gut gebrauchen. Viele Mitarbeiter hätten gerne mehr Möglichkeiten zur Eigeninitiative. Und vielen Studienabsolventen täte es gut, selber etwas zu gründen. Sei es eine Initiative, eine NGO oder eben eine Firma.

Aber die Sprache der Start-ups, die da so bereitwillig angenommen wird, ist nicht wertfrei. Das vorliegende Buch zeigt das in aufrüttelnder Weise. Im Gegensatz zu den euphorischen Büchern erfolgreicher Gründer zeigt Gregson, was diese stets ignorieren: den alltäglichen Arbeitsalltag in Start-ups. Nicht aus Sicht eines Gründers. Nicht aus der Sicht eines Wirtschaftsgurus. Und nicht aus Sicht eines Kritikers, der von außen an der neuen Arbeitswelt herumnörgelt. Sondern aus der Sicht von Sam, einem ganz normalen Berufseinsteiger eben, der nach Berlin gezogen ist und versucht, seinen Platz zu finden. Er findet nicht alles toll und weiß nicht alles besser. Er beobachtet einfach aufmerksam, wie die großen Begriffe der Start-up-Welt sich in seinem Alltag niederschlagen. Dabei hört er auf die Nuancen zwischen den großen Wörtern, stellt auch mal naive Fragen und vergisst nicht, zwischen all dem Hype nach links und rechts zu schauen. Dorthin, wo die Schwächeren liegen bleiben und die persönlichen Krisen der vermeintlich Starken liegen. Es ist ein Buch über die Start-up-Blase, das ausdauernd Klischees zum Platzen bringt.

Genau diese differenzierte Beschreibung macht seinen Wert aus. Denn wenn wir als Gesellschaft diskutieren wollen, wie wir in Zukunft arbeiten wollen, müssen wir uns mit den Arbeitsbedingungen in Start-ups beschäftigen. Eben weil sie immer mehr werden. Und weil ihre Arbeitsweisen zunehmend als Blaupause für etablierte Firmen dienen. Nur so können wir anfangen, darüber nachzudenken, was davon wir wirklich übernehmen sollten. Und wo wir dringend Gegenmaßnahmen ergreifen und Regeln finden müssen. Denn die Schilderungen zeigen auch, dass sich hier mancherorts eine neue Kultur der Verantwortungslosigkeit etabliert. Eine Kultur, in der zwar jeder für sich selbst verantwortlich ist. Aber keiner für den anderen.

Hendrik Lehmann,

Berlin im März 2019

PROLOG

Anfang März 2013, ein paar Monate bevor herauskam, dass die NSA heimlich Angela Merkels Handy abgehört hatte, sprach die Kanzlerin vor einer Versammlung von Unternehmern und Investoren in Berlin über die Notwendigkeit technologischer Innovation.

»Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert«, gelobte sie. Und es gab eine ganze Menge zu digitalisieren. Deutschland hinkte Amerika, China, Japan und dem Rest Europas hinterher, was Entwicklung und Übernahme neuer Technologien anging. Es galt, kulturelle, geschichtliche und rechtliche Hindernisse zu überwinden. Die Bürger mussten geschult werden. Die Regierung wollte die versammelte Geschäftswelt bei der Entwicklung dieser neuen Technologien unterstützen. »Wir wollen Ihnen keine Steine in den Weg legen«, sagte sie, und »[wir wollen] die Bedingungen so gestalten, dass sich die Internet- und Start-up-Szene gut entwickeln kann.«

In dieser Szenestadt mit ihrer sich ständig wandelnden Gemengelage möglicher Lifestyles stellte die Kanzlerin eine Szene ganz deutlich heraus: die Start-up-Szene. Die Branchenvertreter im Publikum galten als Deutschlands einflussreichste und wichtigste Start-up-Investoren, Unternehmer und Influencer: Sie waren die »Hefe« der Szene, die entscheidende Zutat, die dafür sorgte, dass die Dinge auch wirklich aufgingen.

Champagner wurde gereicht, ein reichhaltiges, dem Anlass angemessenes Buffet stand bereit, und während einige Gäste sich Kameras zuwandten, um sich zu den Versprechungen der Kanzlerin zu äußern, meinte einer der Investoren zu einem Kollegen: »Ja, ja, sie spuckt immer große Töne. Aber ich habe nichts Konkretes gehört, was die Deregulierung angeht. Start-ups können nur in Amerika groß herauskommen. In Deutschland läuft das nicht. Und der einzige Grund dafür ist, dass wir unsere Arbeiter viel zu sehr schützen.«

Ich war bei der Rede der Kanzlerin nicht selbst dabei. Ich war nicht mal im Land. Ich befand mich ein paar Hundert Kilometer weiter westlich in London und arbeitete für eine Werbeagentur. Es waren nur noch ein paar Wochen bis zu meinem 26. Geburtstag. Als junger Brite, der weitestgehend in seiner London-Blase gefangen war, bekam ich von der deutschen Start-up-Szene – oder dem, was man bereits als »Silicon Allee« zu titulieren begann – schlicht nichts mit. Mir wurde erst viel später klar, wie paradox und traurig es war, dass just der technologische Fortschritt, den Merkel da feierte, als Waffe gegen sie eingesetzt werden würde. Es würde das erste Mal sein, dass die Leute diese Technologie, auf die alle doch so stolz waren, mit etwas anderen Augen sähen.

Vielleicht war es ja doch kein Allheilmittel. Vielleicht war es ja eine Bedrohung.

Ich wusste damals auch nicht, dass ich über meine dreieinhalb Jahre in Berliner Start-ups ein Buch schreiben würde und darüber, wie die Branche Mythen unserer glorreichen technologischen Zukunft befeuert, dabei aber eine völlig andere Realität schafft. Ich wusste nicht, dass ich, wie so viele andere, die in dieser Szene arbeiten, endlose Monotonie in Unternehmen würde ertragen müssen, die doch angetreten waren, um der Komplexität zu Leibe zu rücken, um die menschliche Existenz einfacher und effizienter zu gestalten – dabei war unsere Arbeit mühselig, unnütz, ziellos. Ich ahnte nicht, dass ich ein Buch darüber schreiben würde, wie seelenlos und hinterhältig die Start-up-Welt in Deutschland tatsächlich ist. Ich hätte nie gedacht, dass die Szene kaum mehr als heiße Luft ist, dass eine solche Leere hinter ihrem vermeintlichen Schaffensdrang steckt, dass dort so viel Ungleichheit herrscht. Ich war entsetzt, wie rassistisch, sexistisch, homophob und chauvinistisch die Szene ist, wie sehr ihre junge und prekäre Arbeiterschaft ausgebeutet wird. Es scheint eine Art Spielwiese für Investoren zu sein, auf der sich Egomanen nach Herzenslust austoben können. Kurz: Ich hatte schlicht keine Ahnung davon, dass diese Start-ups eigentlich nichts weiter sind als Miniaturausgaben der amerikanischen Technologiegiganten.

In diesem Buch geht es darum, wie die deutsche Start-up-Welt auf der Suche nach geschäftlichem Erfolg eine ganze Gruppe von Menschen schamlos ausnutzt, die verzweifelt nach Jobs suchen, wie sie mit Versprechungen lockt, die sie nie erfüllen kann. Denn Außenwirkung und Realität stehen in dieser Branche in einem gravierenden Missverhältnis. Start-ups nutzen ein junges Prekariat rücksichtslos aus, und sie funktionieren auf der Grundlage eines falschen Ideals. Es ist das Ideal endloser Optimierung und endlosen Fortschritts: dass es möglich ist, uns selbst für die Arbeit zu perfektionieren, und die Welt für uns.

Ganz gewiss bieten Start-ups gewaltige Möglichkeiten hinsichtlich Technologie und Kommunikation, aber über ihre Produkte und darüber, wie sie die Sache angehen, belügen sie die Leute unablässig. Ich möchte auf die irreführenden Lügen hinweisen, die den Start-up-Mythos umgeben. Und dabei möchte ich auch gerne aufzeigen, was das wirklich Gute an Start-ups ist – gut für die Kunden, gut für die Allgemeinheit und natürlich auch gut für die Mitarbeiter von Start-ups.

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EIN BÖSES ERWACHEN

Spätsommer 2017: Ich stand auf der blauen Tartanbahn des Berliner Olympiastadions. Meine Firma hatte zur Teilnahme an einem Fun Run eingeladen, gemeinsam mit diversen anderen Start-ups in der Stadt. Rund 200 Leute aus über 50 Unternehmen waren da, alles drängte sich hinter der Startlinie und wartete auf den Startschuss zu einem entspannten Sechs-Kilometer-Lauf. Es gab keine Medaillen zu gewinnen, nur einen Haufen Anerkennung für die Teilnahme. Für die Firmen waren natürlich die Bilder von Mitarbeitern wichtig, die mit rosig leuchtenden Gesichtern Gesundheit und Wohlbefinden demonstrierten ebenso wie ihr Zusammengehörigkeitsgefühl und ihre Bereitschaft, an Aktivitäten außerhalb der normalen Arbeitswelt teilzunehmen – alles Dinge, die sich in den sozialen Medien hervorragend dafür eigneten, um neue, junge Mitarbeiter anzulocken. Ich wollte einfach nur etwas früher raus aus dem Büro und an die frische Luft.

Ich heiße Sam Gregson, und zusammen mit mir sollte für MyCashMate mein Kollege Amar an den Start gehen, ein 21-jähriger Entwicklerpraktikant aus Indien, der mich ständig Greg Samson nannte. Ich weiß gar nicht, ob er das als Witz meinte. Dann war da auch noch Max, der deutsche Chefproduktmanager, und ein paar Leute unterschiedlicher Nationalitäten aus dem Vertriebsteam.

Wir warteten auf den Start, als sich Max plötzlich an Amar wandte: »Hör zu, ich weiß schon, dass das hier als Spaß-Event angekündigt ist, aber ich rate dir ernsthaft: Beweg deinen fetten Arsch und sieh zu, dass du so schnell läufst, wie du kannst! Okay?«

Das Vertriebsteam, bis dahin noch recht beschwingt und in freudiger Erwartung des angekündigten Besäufnisses hinterher, wurde mucksmäuschenstill. Ebenso alle anderen, die in unserer Nähe standen. Amar, der arme Kerl, wusste nicht, wo er hinschauen sollte. Natürlich war er übergewichtig, aber das ist doch keine Rechtfertigung, ihn derart zu erniedrigen und zu beleidigen – oder sollte das bloß ein Witz sein?

»Ich meine das ernst«, sagte Max. »Wenn du das hier versaust, so wie du vorhin das Projekt versaut hast, dann schwör ich dir, wir schmeißen dich nicht nur raus, wir melden dich den Behörden und sagen ihnen, dass du eigentlich gar nicht in Deutschland sein dürftest.«

Das Startsignal ertönte, das Rennen ging los. Freudige Rufe überall, die Menge setzte sich in Bewegung, eine lang gezogene Traube von Läufern rannte über die Bahn des Olympiastadions. Amar aber blieb stehen, und weil er stehen blieb, blieb ich auch stehen. Während andere uns verärgert anrempelten, umkurvten und sich an uns vorbeidrängelten, um endlich ihren Lauf zu starten, sprach ich ihn an.

»Hey, Amar, denk dir nichts weiter dabei. Max ist, wie er ist, unausstehlich eben. Komm, vergiss es, lass uns laufen.«

Aber Amar tat keinen Schritt. Die anderen Läufer umdrängten uns immer noch, zogen vorbei, riefen, wir sollten endlich aus dem Weg gehen. Ich wusste, dass er nicht mitlaufen würde. Max hatte eine besonders empfindliche Stelle in ihm getroffen, hatte ihm Verletzungen zugefügt, die weit über die Angst vor dem abrupten Ende seines Aufenthalts in Deutschland hinausgingen. Max hatte dafür gesorgt, dass sich Amar seiner selbst schämte, weil er die absurden Normen professioneller Effizienz und eines perfekten Körperbaus nicht erfüllen konnte, die sich Max selbst vorgab. Er schämte sich seiner Abstammung und wegen seines Platzes in dieser Welt. Amar schossen die Tränen in die Augen. Ich merkte, dass ihm mein Trost nicht helfen konnte.

»Nein, Greg«, sagte er, »nein, es ist alles scheiße, Mann, verdammt scheiße!«

Ich wollte ihm eigentlich sagen, dass ich nicht Greg Samson hieß, verkniff mir das aber und nahm ihn stattdessen in den Arm, so wie man einen Trauernden in die Arme schließt. Ich wollte, dass seine Welt wieder in Ordnung kam. Ich wollte, dass er sich gut fühlte und sich beruhigte und entspannte, ich wollte, dass er erkannte, dass Max bloß ein unbedeutendes Arschloch mit übersteigertem Selbstbewusstsein war, und dass diese Drohung nichts weiter war als heiße Luft. Während ich ihn umarmte, drang Amars Schweiß durch sein Polyestertrikot. Ich spürte, wie die Feuchtigkeit auch mein Shirt durchdrang. Ich fühlte seinen kalten Angstschweiß auf meiner Haut.

Mir wurde klar, wie grotesk diese Szene auf Außenstehende wirken musste. Da standen zwei Kollegen am Start eines Fun Run in Deutschland, der eine heulte sich vor Scham die Augen aus, der andere wollte ihn trösten, während die Läufer ihre erste Runde hinter sich brachten und gute Laune verbreiteten, als sie an uns vorbeizogen. Alle außer Max, wohlgemerkt, der uns im Vorbeilaufen zurief: »O Mann, ihr Scheißschwuchteln!«

Ich hielt Amar weiter umarmt, er heulte hemmungslos an meiner Brust, die Sonne ging über dem Olympiastadion unter – und die Zuschauer fotografierten uns. Ich wollte ihn einfach nur vor noch mehr Erniedrigung schützen. Ich begann über die letzten dreieinhalb Jahre in Berlin nachzudenken, meine Zeit in der Start-up-Szene, und ich fasste einen Entschluss. Einen Entschluss, der mein Leben endgültig und grundlegend verändern sollte.

September 2014: Verkatert mit dem Chef

Gehen wir zurück in den September 2014, drei Jahre vor dem Lauf mit Amar und dem Team von MyCashMate. Im September 2014 war ich bereits seit einigen Monaten Teil der Marketingabteilung einer anderen Berliner Firma, Rivalchemy, die sich mit der übersichtlichen Aufbereitung von Datenströmen in einer App beschäftigte. Ich saß an einem Schreibtisch dem Chef gegenüber, Timo. Die Sonne strahlte grell ins Büro, wir waren beide müde und verkatert. Den Abend zuvor hatten wir es ordentlich krachen lassen. Und wie in so einem Fall das eine zum anderen führt, hatten wir auf dem Höhepunkt der Party mehr oder weniger das Büro verwüstet.

Wir schwitzten beide, nicht wegen der Arbeit, nicht vor Angst, sondern wegen des Katers: Es war der fiebrige Schweiß des Exzesses.

Ich vermisste London kein bisschen.

Timo und Felix waren das Führungsduo von Rivalchemy, und sie hatten allen den Vormittag freigegeben, um die Büroräume wieder in Schuss zu bringen. Wir sollten uns nur um wirklich wichtige Anrufe kümmern. Alle waren matt und erhitzt und schlichen träge durchs Büro. In der frühherbstlichen Wärme brummte die Stadt geradezu vor lauter Energie. Ich hatte gerade meinen zweiten Kaffee hinter mir. Timo nippte an einem Hot Whisky.

»Gut gegen Erkältung, Alter! Hab ich in Schottland gelernt«, meinte er.

Sein Englisch war – nun ja: interessant, meine Deutschkenntnisse so gut wie nicht vorhanden. Aber ich lernte dazu, und ich wusste zu schätzen, wie sich die Leute um mich bemühten. Und wie hätte ich Timo nicht mögen können? Er war so relaxed, so cool. Mein letzter Chef in London war Norweger gewesen, ein tausendprozentiger Businesstyp namens Michael. Ein Mensch, der in einer Fabrik hergestellt worden war, zusammengeschraubt aus Einzelteilen europäischer Stereotypen, von der Produktivität bis hin zum passenden Haarschnitt. Nie sah ich ihn anders als in seinem grauen Anzug, mit dem er jeden Tag ins Büro kam. Damals arbeitete ich als Kundenbetreuer für eine Werbeagentur in Shoreditch – auch bekannt als »Hipster’s Paradise«. Mein Chef dagegen hatte so gar nichts von einem Hipster. Mitunter beschränkten sich unsere Gespräche darauf, allgemeine Terminfragen auf sekundengenau messbare Größen einzudampfen:

»Sam, wie sieht’s mit der Präsentation aus, um die ich dich gebeten hatte?«

»Ja, Michael, bin fast fertig.«

»Und ›fast‹ heißt was?«

»Ich brauche noch ein bisschen.«

»Geht’s etwas genauer? Minuten, Stunden, Tage. Nicht ungefähr – ich wüsste gerne, wann genau.«

»Ein paar Minuten, Michael.«

»Wie viele Minuten?«

»Zwanzig Minuten.«

»Zwanzig Minuten in welchem Format, Sam? Gedruckt, per E-Mail?«

Und hier hing mein Boss in einem Bürostuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches, trank schon morgens Alkohol und lachte darüber, wie viel Geld er bei dem Trinkspiel mit uns Neulingen in der Firma am Abend zuvor verloren hatte. Er wirkte eher wie ein Freund, nicht wie »der Chef«. Mit 33 Jahren war er nur ein paar Jahre älter als ich mit meinen 26. Aus irgendeinem Grund lief gerade Transformers auf seinem Laptop, dieser trashige amerikanische Film über Roboter, die sich in Autos verwandeln.

»Die Idee des Films, sofern man da von einer Idee sprechen kann«, begann er, »ist die: Du weißt nicht, ob die Technologie etwas Gutes oder Böses ist. Das bleibt dir verborgen.«

Ich bat ihn inständig, das abzuschalten.

»Weißt du«, gab ich zurück, »auf der Website steht, du und Felix hättet euch als Schüler in Bayern kennengelernt, in gegnerischen Handballteams.«

»Und?«, fragte er und nippte an seinem Hot Whisky.

»Na ja, was ist dann mit dem, was du mir gestern alles auf der Party erzählt hast? Die Sache im Restaurant und so?«, fragte ich weiter.

Er lachte.

»Sam, hör zu, ich erzähl dir jetzt was, am besten schreibst du gleich mit.«

Ich griff mir naiv, wie ich war, tatsächlich einen Stift.

»Okay, kann’s losgehen? Dann notier dir mal Folgendes: Auf die Tour verdienst du verdammt noch mal keine Kohle.«

Ich ließ den Stift fallen. Er lachte wieder und fuhr fort: »Investoren, Mann, die Presse. Die müssen sehen, dass wir ein seriöser Laden sind, die brauchen eine nette Story. Also bekommen sie mich, den Finanzexperten, und Felix, den Computerfreak, und dann begegnen wir uns wie im Hollywoodfilm an der Highschool und spielen gegeneinander – wir machten einfach aus einer alten Rivalität pures Gold – Rivalchemy«, erzählte er.

»Ah so!«, sagte ich.

»Ach, du wusstest nicht, was es mit dem Namen auf sich hat. Na ja, vielleicht ändern wir den Namen irgendwann mal. Aber wenn wir den Leuten erzählen, wie wir uns wirklich kennengelernt haben, das wäre absolut uncool. So machst du jedenfalls keine Kohle«, meinte er.

Timo schwieg einen Moment und sah aus dem Fenster. Ich konnte kaum glauben, dass er diese Party in den Knochen hatte, er sah derart topfit aus. Er überlegte und meinte dann: »Ich sag dir, Rivalchemy war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Ich bin so froh, dass Felix mich damals gefunden hat. Wer weiß, was ich sonst gemacht hätte.«

2009 bis 2014: Lost in London

»Du findest keinen, schon gar keinen Intellektuellen, der aus London weg will. Nein, Sir, wenn jemand Londons überdrüssig ist, ist er des Lebens überdrüssig. Denn in London hat man alles, was das Leben bieten kann.« So oder ähnlich schrieb der große Samuel Johnson an seinen Freund James Boswell anno 1777. Rund 300 Jahre später schreiben die Pubs in der City diesen Spruch »tired of London = tired of life« gerne auf ihre Tafeln am Eingang, um die Leute zur Happy Hour einzuladen. Ihr werdet euch vorstellen können, wie ich mit 22 und ohne einen Penny in der Tasche als Praktikant in der City landete, begeistert und überwältigt von der Skyline, dem Flow, den Chancen, den Partys.

Am Anfang war das wirklich aufregend, aber wie so viele andere bekam ich irgendwann das Gefühl, von der Stadt irgendwie erdrückt zu werden – jedenfalls solange ich keinen Haufen Geld hatte. Am Ende, und ich zähle mich nicht zu den Intellektuellen, war es nicht schwer für mich, Londons überdrüssig zu sein: Es mag schon sein, dass London alles hat, was das Leben bieten kann, aber zwischen 2009 und 2014 war das Leben in Großbritanniens Hauptstadt alles, nur nicht bezahlbar.

Ich ging gerade auf die Vollendung meines ersten Vierteljahrhunderts zu, als ich zu erkennen begann, wie sehr mich London ermüdete. Ich war der langen Stunden in Pendlerzügen müde, der absurd hohen Mieten, der sinn- und ziellosen ständigen Neuerungen, der aktuellsten Essenstrends und Mode-Hypes, der Straßen voller leer dreinblickender Angestellter, die die gelangweilt wirkenden Obdachlosen auf dem Gehweg beharrlich ignorierten. Ich war es leid, in meinem Einsteigerjob in der Werbeagentur jede Kleinigkeit vorgeschrieben zu bekommen. Ich hatte die Nase voll davon, fast nur noch zu arbeiten. Ich hatte genug von bescheuerten Partys, vom alleine Essen, davon, mich wie ein Student zu fühlen. Diese Ermüdung hatte eine Stimme, und wenn ich morgens aufstand, sagte sie: »Schon wieder dieser Scheiß«. Sie gähnte mich an, wenn ich mich an den Schreibtisch setzte und den Rechner hochfuhr. Sie flüsterte mir zu, meine Ersparnisse zu plündern und alles am Wochenende auf den Kopf zu hauen, in Clubs, für Drinks, Sechs-Gänge-Menüs, eben für alles, was sie wenigstens für einen Abend verstummen ließ.

Ich war es müde, müde zu sein.

Die Agentur hatte mich noch vor meinem Uni-Abschluss eingestellt. Sie hatte ein Praktikantenprogramm im Schnellverfahren eingerichtet, für Studenten mit Rechercheerfahrung, die dann in diversen Abteilungen ein Jahr lang als Praktikanten arbeiteten – ohne jede Bezahlung, versteht sich. Als ich dann meinen Abschluss in Geschichte von der Universität Bristol in der Tasche hatte, begann ich also mein Praktikum bei der Werbeagentur mit Namen »Mail Office«. Und nachdem ich mich elf Monate lang mehr schlecht als recht in London durchgeschlagen hatte, bekam ich 2009 einen Vollzeitjob, kurz vor meinem 22. Geburtstag im April.

Ich hatte ein paar Einsätze in der Marktforschung und einmal auch in der Kreativabteilung, bevor ich dann zur Kundenbetreuung ging. Inzwischen verdiente ich ein vernünftiges Gehalt von 21 000 Pfund jährlich für dieselbe Arbeit, die ich im Jahr zuvor umsonst getan hatte. Das hört sich wirklich nicht nach viel Geld an (selbst für einen Berufseinsteiger), aber man darf nicht vergessen, dass ich meinen Abschluss im Jahr 2008 gemacht habe – exakt im Jahr von Finanzkrise und Rezession. Unsere Abschlussfeier an der Uni fand just zu dem Zeitpunkt statt, als Banken zusammenbrachen und ganze Volkswirtschaften ins Wanken gerieten. Die Leute sprachen ernsthaft über den Zusammenbruch des gesamten Weltwirtschaftssystems. Überall war das klare Gefühl, dass du vielleicht nicht bloß den Anschluss verlierst und für immer in einem perspektivlosen Job in dem Provinznest deiner Jugend landest, sondern dass du wirklich komplett untergehst und als einer jener Menschen endest, die in der City dein Mitleid erregten.

Mein großer Bruder, Rob, hatte 2002 – sechs Jahre vorher – seinen Abschluss gemacht. Da sah das alles noch ganz anders aus. Ich erinnere mich, wie ich eines Morgens in die Küche kam, kurz bevor ich mich auf den Weg zur Schule machte, und er saß am Küchentisch mit einem ganzen Stapel von Briefen vor sich.

»Was ist das denn? Rechnungen?«, fragte ich verschlafen.

»Jobangebote«, gab er zurück und versenkte mit ausgesuchter Beiläufigkeit den Löffel in seinen Cornflakes.

»So viele? Und, ist was für dich dabei?«, wollte ich wissen.

»Einiges«, sagte er.

Die Firmenlogos auf den Umschlägen verwiesen auf die Aushängeschilder des etablierten Reichtums und Prestiges: PWC, KPMG, IBM, sogar die BBC war dabei. Er hatte Mathematik studiert und an der renommierten Lancaster University einen sehr guten Abschluss gemacht – nicht glänzend, aber wirklich sehr gut. Doch er hatte nicht vor, einen dieser Jobs anzunehmen.

»Wieso?«, protestierte ich, »die sind doch alle gut, oder nicht?«

»Gut schon. Aber die Firmen schmeißen diese Jobs den Uni-Absolventen geradezu hinterher – jeder kriegt derartige Angebote. Ich will aber etwas Besonderes.«

Wie anders sah dagegen meine Situation sechs Jahre später aus. Die Rezession bedeutete, dass Tag für Tag Leute ihre Arbeit verloren. Die Zeitungen meldeten, bis 2010 seien 1,3 Millionen Menschen im Vereinigten Königreich in die Arbeitslosigkeit abgedrängt worden.1

Es betraf Arbeiter ebenso wie Büroangestellte. Mein Praktikum stellte tatsächlich ein Privileg dar, und noch privilegierter war ich, weil ich Verwandte hatte, bei denen ich für die Zeit des Praktikums umsonst wohnen konnte (während des größten Teils des Praktikums schnorrte ich meinen Onkel und meine Tante an – ich durfte auf ihrer Couch schlafen).

Ich erledigte meinen Job. Vier Jahre betreute ich Kunden bestens bekannter Marken, vier Jahre wurde mir gesagt, ich sei ein guter Rechercheur, und ich erntete ständig Lob für meine Fähigkeit, mich schriftlich klar, kurz und bündig zu artikulieren und gut mit Kunden umgehen zu können. Ich bekam Gehaltserhöhungen, die die Inflation abfederten, und ab und an auch ein paar Hundert Pfund extra.

Die Arbeitstage waren lang, verdammt lang. Lang dauerte auch das Pendeln (von Balham nach Shoreditch, Minimum 45 Minuten), die Miete war hoch (600 Pfund im Monat für ein Zimmer, und sie stieg immer weiter), es wurde immer schwieriger, sich mit Freunden zu treffen (sie wohnten in ebenso abgelegenen Stadtteilen, und die Wochentage gingen ohnehin ganz für die Arbeit drauf). Und dann machte auch noch meine Freundin Schluss, mit der ich seit dem ersten Semester an der Uni zusammen gewesen war.

Ich begann von einem besseren Leben zu träumen, von mehr Spaß und Abwechslung und einem interessanteren Job. War das mein Fehler? Hätte ich nicht von einer sinnvolleren Arbeit träumen dürfen, in der ich mein Talent wirklich einbringen und zu greifbaren Ergebnissen beitragen konnte? Vielleicht. Kundenbetreuung in der Werbebranche war doch ganz interessant – hätte ich mir den Drang nach mehr nicht einfach verkneifen können? Nun ja, ich gehöre zu einer Generation, der gesagt wurde, dass sie ihre Träume wahr machen soll. Ich träumte bestimmt nicht von Moët & Chandon oder von Gucci-Klamotten, von schnellem Leben ohne Herausforderungen. Ich wollte einfach nur, was jeder wollte: einen Job, der mich interessierte und in dem ich mich einbringen konnte, der mir Sicherheit gab und ein vernünftiges Auskommen versprach.

Denn berufliche Unsicherheit erzeugt Ängste. Diese Ängste bedeuten für den Einzelnen, vor allem wenn die Ängste von den Themen Arbeit und Geld ausgelöst werden, dass er oder sie sich ein selbstbeschränktes Leben auferlegt. So entgehen dir Chancen.

Ich wollte meine nicht verpassen …

Damals war der Begriff »Deutschland« einfach nur eine Abstraktion, eine Abfolge von Bildern und Beschreibungen, ein Haufen Geschichten in den Nachrichten, die mich nur mäßig interessierten. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, Deutschland könnte vielleicht die Antwort auf meine Fragen sein. Vielleicht hatte mich einfach mein Freund Tim überzeugt, der dort lebte. Vielleicht lag es daran, dass ich davon gelesen hatte, wie gut es sich in Berlin leben und arbeiten ließ.

Wie auch immer: Kurze Zeit später hatte ich meinen Job gekündigt und einen Flug nach Berlin gebucht. Ich erzählte meinem vertrautesten Kollegen, Haroun, dass ich gehen würde. Wir waren im Büro, an meinem letzten Tag.

»Wo gehst du denn hin?«, fragte er geschockt.

»Nach Deutschland, Berlin«, antwortete ich.

»Oh, cool. Wenn ich ehrlich bin: Ich gehe auch«, sagte er.

»Oh, echt? Wo gehst du denn hin? Ne andere Agentur?«

»Nein«, sagte er. »Ich gründe mein eigenes Start-up – eine Firma, die Studenten hilft, ihre Arbeit besser zu strukturieren.«

»Ah ja. Klingt – nicht übel? Mir fällt nicht viel dazu ein«, meinte ich.

»Ist langweilig, ich weiß schon, aber da steht ein gutes, solides Investment dahinter. Du wirst schon sehen. Such mal in fünf Jahren nach meinem Namen, da findest du mich auf der Liste der Superreichen im Forbes-Magazin.«

Er lachte und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Ich würde ihn tatsächlich Jahre später wiedersehen.

Ein Jahr war es damals her, seit Angela Merkel ihre Rede vor Investoren gehalten hatte, und ich machte mich auf den Weg in die deutsche Hauptstadt. Ich war 26 Jahre alt.

Der Morgen nach der Party

Die Büros von Rivalchemy überblickten den Kollwitzplatz am Prenzlauer Berg.

Wir konnten von unseren Bürofenstern im fünften Stock den Fernsehturm sehen, jenen Turm, der dich, Ästhetik hin oder her, immer daran erinnert, dass du in einer einzigartigen Stadt bist. Ich hatte inzwischen rund acht Monate in Berlin hinter mir, etwa vier davon hatte ich für Rivalchemy gearbeitet. Ich liebte es, wie sonnig die Stadt die ganze Zeit erschien. Verglichen mit London, das sich alt und bieder anfühlte, war Berlin frisch und frei und offen. Es gab Bäume überall. Die Leute feierten Partys auf der Straße.

Als ich jedoch meinen neuen Mitbewohnern erzählt hatte, ich würde für ein Start-up in Prenzlauer Berg arbeiten, kamen sie eine Woche lang nicht mehr aus dem Lachen heraus.

»Prenzlauer Berg?! Gratulation! Wir wussten gar nicht, dass du Papa wirst!«

Ich verstand den Witz nicht, fragte später aber meinen Kollegen, Johannes, und der klärte mich auf: »Da gibt es zwei Gründe: Gentrifizierung und Elternschaft.« Johannes war der andere Neue in der Marketingabteilung. Er kam aus Wien, und genau wie ich war er in Berlin, um die Stadt kennenzulernen und etwas zu erleben. Sein Englisch war von einer Eloquenz, die ich selbst in England kaum jemals erlebt hatte. »Wenn ich mich nicht täusche, hat der Ort sogar die höchste Konzentration junger Eltern in Europa«, ergänzte er.

Gentrifizierung und Elternschaft. Beides war von unserem Hochsitz aus gut zu erkennen. Heruntergekommene Fassaden, an denen Namensschilder früherer Kneipen verblassten und hinter denen edle skandinavische Möbel feilgeboten wurden. Tafeln, die für teure Hausbräubiere warben, blockierten die Gehwege. Biosupermärkte schossen aus dem Boden, importierte organische Klamotten, Eiswaffeln für 5 Euro das Stück, Cupcakes. Es gab drei Cafés in unserem unmittelbaren Blickfeld, frischgebackene Eltern spazierten mit ihrem Nachwuchs im Wechselspiel zwischen Sonne und Schatten unter den Buchen. Unser Bürobau war eine alte Fabrik, in dem nun mehrere Start-ups untergebracht waren, und stand so gleichfalls für eine bestimmte Evolution der Arbeitswelt: Früher wurden hier Dinge für die reale Welt gefertigt (Hammerschläge und Maschinenlärm), nun entstanden hier virtuelle Dinge für die digitale Welt (was man hörte, war das Geklapper von Tastaturen, das Brummen viel kleinerer Maschinen). Und natürlich waren wir nicht das einzige Start-up in einem Gebäude, das einst einigen der ärmsten Bewohner Berlins Arbeit gegeben hatte.

Wir belegten das vierte und fünfte Stockwerk, unter uns befand sich ein für Freelancer reservierter Bereich, in den beiden unteren Etagen waren die Büros einer zwielichtigen Start-up-Firma aus der Finanzbranche, deren Mitarbeiter offenbar mit niemandem in der Welt um sie herum ein Wort wechseln durften. Unser Büro war im typischen Start-up-Stil eingerichtet: Schicke Lampen hingen von der Decke, auf alt getrimmte skandinavische Sofas und Sessel zierten eine Ecke des Raums, Reihen von Tischen und Stühlen, das typische offene Großraumbüro, Laptops überall, Filmposter an der Wand (in trendig-schicken Rahmen), die Küche bestückt mit Getränken und Snacks, ein Tischkicker stand in einem kleinen Nebenraum.

Wir waren eines von rund 2000 Start-ups in der Stadt. Es gab keine wirkliche Definition dessen, was ein Start-up-Unternehmen eigentlich ausmachte, aber wir sahen zumindest aus wie eines. Erst kürzlich gegründet erstellten und verkauften wir ein digitales Produkt, und wir wuchsen zügig. Leute wurden auch mal schnell gefeuert, und generell arbeiteten wir so, dass es sich nicht wirklich wie Arbeit anfühlte. Hinter Rivalchemy stand eine Gruppe von Investoren aus drei verschiedenen Unternehmen. Es brauchte mehrere Millionen Euro in einer ersten Investmentrunde, ein winziger Teil der gut zwei Milliarden Dollar, die in dem Jahr in deutsche (und damit größtenteils in Berlin ansässige) Start-ups flossen. Und das Internet wusste, dass wir ein Start-up waren: Wir sahen nicht bloß in Facebook, Twitter und LinkedIn wie ein Start-up aus, auch die Medien titulierten uns als Start-up. Jedes Mal, wenn ich unseren Namen googelte, erschien eine lange Reihe von Artikeln über die Firmengründer Timo und Felix oder eine Story darüber, die am Beispiel von uns zeigte, wie man erfolgreich ein Unternehmen gründete, oder man bezeichnete uns als eines der am schnellsten wachsenden Start-ups in Deutschland.2

Was immer ein Start-up also nun genau war: Wir waren eines.

Es war ein sonniger Septembertag, der Sommer ging dem Ende zu, und normalerweise hätte das bedeutet, unser Team begibt sich auf die Terrasse für eine Runde Tischtennis als Einstimmung auf den Arbeitstag. Aber heute, nach der Party vom Vorabend, gab es nichts dergleichen.

»Wann warst du denn daheim?«, fragte Johannes.

»O Mann, keine Ahnung. So gegen vier«, sagte ich. »Und du?«

»Sechs«, gab er zurück.

Wie bereits erwähnt, hatten Timo und Felix allen den Vormittag für allgemeine Pflichten freigegeben, also hauptsächlich zum Putzen und Aufräumen. Der Drucker lag noch immer zerschmettert auf dem Boden, und auch ein paar Laptops waren zu Bruch gegangen. Wir hatten an dem Abend die eleganten Sofas sowie diverse Multifunktionstische und Regale geschrottet. Überall lagen Glasscherben, leere Flaschen und Pizzareste herum.

»O Mann, Mann, Mann. Und du bist hier. Du spinnst echt«, sagte ich.

»Na ja, ich konnte ja schlecht behaupten, dass ich krank bin, oder?«, meinte Johannes.

Nein, das konnte er schwerlich. Das konnte keiner. Wir waren dreißig Leute und wankten schwerfällig und leicht benommen zwischen unserem offenen Bürobereich und dem offenen Küchenbereich herum, keiner tat ernsthaft etwas, wir waren einfach anwesend und versuchten, die zu grelle Sonne abzuschirmen – die Rollos funktionierten nämlich auch nicht. Das Firmenlogo – einfach nur der Firmenname in Plexiglas – hing an der Wand und reflektierte die Sonnenstrahlen, kein Entkommen möglich. Johannes meinte ständig, ihm gehe es eigentlich ganz gut, und lachte dabei – vielleicht war er immer noch betrunken.

Wir hatten zwar den Vormittag zum Putzen frei, aber am Nachmittag arbeiten zu müssen fühlte sich mehr und mehr unmöglich an. Allein die Vorstellung, über konkurrierende Datenströme und abgespeckte App-Versionen nachdenken zu müssen, kam uns immer mehr wie Folter vor. Angst schlich sich ein, Angst vor einem langsamen Tod, Tod durch Überstunden. Mir wurde klar, dass ich einen wirklich heftigen, geradezu unmenschlichen Brummschädel hatte.

Die Party

Am Abend davor, bei der alle zwei Wochen stattfindenden »Townhall« – so hieß bei uns die Statusbesprechung –, hatte es gleich mehrere große Ankündigungen gegeben.

Diese Meetings liefen so ab: Die komplette Firma versammelte sich in der oberen Etage unseres Büros. Normalerweise gab es eine kurze PowerPoint-Präsentation darüber, wie die einzelnen Abteilungen liefen, realisierte Umsätze, ausgestiegene Kunden, laufende Marketingkampagnen, bis hin zu Unternehmensentwicklung … Wenn es spezielle größere Themen zu diskutieren gab, trug der zuständige Mitarbeiter oder »Lead« des jeweiligen Teams etwas dazu vor.

An dem Tag gab es drei spezielle Präsentationen: Claudine aus dem Marketing, Antonia vom Business Development und am Ende Timo und Felix gemeinsam.

Claudine, meine Kollegin in der Marketingabteilung, stand auf. Sie war Französin, 27 Jahre, hatte Philosophie studiert und sprach mit schwacher Stimme und starkem Akzent darüber, warum die Präsenz von Rivalchemy in den Sozialen Medien im Verlauf des vergangenen Monats zurückgegangen war. Es war so hell, dass man ihre ohnehin undeutlichen PowerPoint-Folien kaum erkennen konnte, aber da stand es nun: Die Leute hatten weniger Posts von Rivalchemy angeklickt (August und September sind Urlaubsmonate, da sind die Leute weniger in den sozialen Medien unterwegs), die Zahl der geöffneten E-Mail-Newsletter war rückläufig (aus demselben Grund). Dann kam sie noch auf Zukunftspläne zu sprechen (ein Video über Rivalchemy, eine Marketingkampagne für die Personalabteilung, um neue Bewerber anzulocken). Den Abschluss ihres Vortrags bildete eine Folie, auf der ein Mann dargestellt war, der einem Schwein High Five gab, und sie ergänzte schwächlich: »Wir packen das.«

Die Belegschaft gähnte, applaudierte gelangweilt. Der Mangel an Interesse an ihrem Vortrag war offenkundig, und sie tat mir leid, weil sie so schwache Zahlen hatte präsentieren müssen. Zurück an ihrem Platz wirkte sie fast wie ein bockiges Kind, mit verschränkten Armen, den Blick zum Boden gerichtet – sie schämte sich.

Auftritt Antonia. Sie war klein, strahlte aber eindeutig mehr Charisma aus als Claudine. Für ihre Vorrednerin hatte sie kaum mehr als ein Achselzucken übrig, dann holte sie tief Luft und bat den Kollegen am Laptop, die Folien vom vorherigen Vortrag wegzunehmen.

Der Beamer fuhr mit leisem Seufzen herunter, und Antonia schritt langsam den Halbkreis ab, den die Belegschaft bildete – sie wirkte wie eine Akteurin auf einer Bühne.

»Hört zu«, sagte sie, »vielen Dank an Claudine für die interessanten Neuigkeiten, aber ich denke, wir würden auch ganz gerne Erfolgsmeldungen hören. Erst gestern hatten wir unseren Rekordtag. In unserem vierköpfigen Team haben wir, also ich und die drei anderen, eine Partnerschaft mit einem bekannten Technologieunternehmen unter Dach und Fach gebracht. Das heißt, dass wir die Rivalchemy-Services als White-Label-Lösung für noch mehr Kunden bereitstellen können. Für diejenigen von euch, die nicht aus der Technologiewelt kommen, und da gibt es ja einige, wie ich weiß, will ich das kurz erklären. ›White Label‹ heißt, sie kriegen unser Produkt, allerdings ohne unser Branding, und können es deshalb ihren Geschäftskunden anbieten und so weiter, und wir bekommen Geld für die Partnerschaft. Also ich finde das ganz ehrlich großartig, aber ich will diese Dinge nicht ständig erklären müssen. Ich blicke hier in etliche leere Gesichter. Ganz ehrlich, lest mehr über die Businesswelt. Dann braucht ihr auch nicht nach Entschuldigungen für schlechte Zahlen zu suchen.«

Sie sah Claudine direkt an. Der Applaus war deutlich stärker.

Dann traten Timo und Felix nach vorne (Timo athletisch, Felix gedrungen und etwas dicklich). Felix lächelte, sagte aber nichts. Normalerweise überließ er Timo das Reden, und diesmal war es nicht anders.

»Leute, passt auf«, sagte Timo. »Ich habe traumhafte Nachrichten für euch. Wir wachsen. Und zwar heftigst. Wir sind nicht nur in Verhandlungen mit den Investoren über eine zweite Finanzspritze, wir stellen Leute ein, und im Lauf des kommenden Monats fangen sage und schreibe zwanzig neue Leute in unserem Unternehmen an. Wir haben Marketingleute, IT-Leute, wir haben coole Leute, die unsere Kundenumgebung pflegen und beackern. Wir lassen es krachen! Es ist, als hätten wir den direkten Draht zu den talentiertesten Leuten in ganz Berlin, die kommen einer nach dem anderen zu uns. Rivalchemy wächst, wir wachsen, wachsen und wachsen!«

Alles brach in Jubel aus – wir brauchten unbedingt Verstärkung, es war einfach so viel zu tun. Es hatte zuletzt immer wieder Klagen gegeben, von der IT, vom Marketing, von den Entwicklern, dass Leute eingestellt werden müssten.

»Felix und ich, wir haben uns unterhalten«, fuhr Timo fort. »Psst, schon gut, kriegt euch bitte wieder ein. Felix und ich haben uns unterhalten – und wir wollten euch von ein paar Dingen berichten, die das Besondere an unserer Firma ausmachen. Wisst ihr, es gibt zurzeit so viele Probleme in der Welt, wir sehen das auch in Berlin. Wachsender Nationalismus, wachsender Rassismus und so weiter, und wir wollten euch einfach sagen, wie toll wir es finden, in einem solchen internationalen Laden wie diesem hier zu arbeiten. Wir sind beide sehr glücklich, wenn wir zur Arbeit gehen und aus diesem deutschen Zirkel herauskommen, diesem typisch deutschen Trott. Wir treffen Leute aus allen Winkeln der Welt. Wir haben einen Amerikaner (er zeigte auf Mike im Publikum), wir haben einen Japaner (der Finger richtete sich auf ihn), wir haben einen Griechen, einen echten Philosophen, stellt ihm irgendeine Frage über die Welt, und er kann sie euch beantworten. Wir haben Sam, unseren todschicken Freund aus England, der uns allen Höflichkeit beibringt. Und wir haben auch einen Inder, ein superspiritueller Typ. Wenn ich die Toilette aufsuche und zufällig Murat begegne, sehe ich, wie er sich die Hände wäscht, und ich weiß, dass ich noch so viel lernen kann – über türkische Sauberkeit, über seine Kultur, über diesen islamischen Respekt für die menschliche Haut. Wir sind wirklich froh, in einem solchen Umfeld arbeiten zu dürfen. Und wir sind stolz darauf. Es lebe Rivalchemy!«

Es gab Applaus, und nicht zu knapp, aber ich wusste gar nicht, woher er kam – waren denn nicht alle so verdutzt wie ich angesichts dieses Feuerwerks an Stereotypen?

Offenbar nicht.

Champagner wurde aufgefahren, Bier, jemand brachte Pizza herein.

Es war erst Donnerstag, aber die angekündigten Neueinstellungen und das Bekenntnis zur Internationalität genügten als Aufhänger für eine ausgewachsene Party. Bässe begannen zu wummern, und bald waberte der unverwechselbare Geruch von Gras durchs Büro. Mir kam die durch diese mehr oder weniger bedeutungsschwere Ankündigung ausgelöste Reaktion zwar ein wenig übertrieben vor, aber ich spielte gerne mit und tanzte auf unserer improvisierten Tanzfläche. Tische wurden zur Seite geschoben. Antonia ließ laut und unmissverständlich wissen, sie gehe jetzt ins Badezimmer, ob denn jemand mitkommen wolle? Etwa vier Leute folgten ihr eifrig. Einige der ruhigeren Zeitgenossen saßen an unserem langen skandinavischen Tisch in der Ecke (der sogenannte creative desk – dorthin begab sich, wer Platz brauchte, um einen Haufen Material vor sich auszubreiten), tranken Bier und unterhielten sich.

Irgendwann tauchten Wodkaflaschen auf.

Antonia und die anderen kamen mit geröteten, strahlenden Gesichtern und glänzenden Augen wieder aus dem Bad. Ich hatte lange genug in London gelebt, um zu erkennen, wenn Kokain im Spiel war, und aus irgendeinem Grund fand ich es gar nicht weiter ungewöhnlich, dass die Leute zusammen auf die Bürotoilette gingen, um Drogen einzuwerfen. Das war die Welt der Start-ups, hier stand Freiheit an erster Stelle. Partys und Drogen gehörten einfach dazu.

Ich ging zum Kreativtisch, wo einige der ruhigeren Leute saßen, und setzte mich dazu. Ich sprach mit Claudine über ihre Präsentation und versuchte ihr zu versichern, dass alles okay war. Aber zu diesem Zeitpunkt begann Timo den Tisch zu umkreisen, seine Sneakers quietschten über den alten Fabrikboden. Er war total aufgedreht.