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Haupttitel

Verlag Voland & Quist GmbH, Dresden und Leipzig, 2016

© by Verlag Voland & Quist GmbH

Korrektorat: Annegret Schenkel

Illustrationen: Ahne

Umschlaggestaltung: HawaiiF3

Satz: Fred Uhde

E-Book: eScriptum, Berlin

ISBN: 978-3-86391-140-9

www.voland-quist.de

Inhalt

  1. Guten Tag!
  2. Auf der Suche
  3. Zwiegespräche mit Gott – heute: Überdachung
  4. Wie ich mal noch ein wenig Zeit gehabt habe
  5. Darüber spricht man nicht
  6. Wie schon die Alten sungen
  7. Von Tieren und Menschen
  8. Letzten Endes geht’s doch immer auch um Fußball
  9. Im Volksmund
  10. Zwiegespräche mit Gott – heute: Klug werden
  11. Vorläufiges Testament – (mit einer Bitte um Entschuldigung)
  12. Zwiegespräche mit Gott – heute: Metavergleich
  13. Das Duell
  14. Frauengeschichten
  15. Pesthauch über der Wüste – Ein Sittengemälde zu Beginn des 21. Jahrhunderts
  16. So sieht’s aus
  17. Zwiegespräche mit Gott – heute: Tag der Erde
  18. Aus der Zeit gefallen
  19. Urgestein
  20. Gedanken eines kleinen Mannes
  21. Werbung
  22. Zwiegespräche mit Gott – heute: Man lebt nur einmal
  23. Plädoyer für Poesiealben
  24. Eine verlässliche Konstante
  25. Man kann nicht alles wissen
  26. Neue griechische Sagen – Die Reisen des Pethoxenus (Teil 1)
  27. Wie ich einmal in der Zeit verschwand
  28. Ich und mein Sohn, mein Sohn und ich
  29. Rebellen auf Rädern
  30. Mit Absicht
  31. Zwiegespräche mit Gott – heute: Geschichte light
  32. Das Spinnennetz
  33. Das Wunder von Berlin
  34. Was wir wirklich wollen
  35. Der Beobachter
  36. Kann man bringen
  37. Das Richtige im Falschen
  38. Dasselbe Prozedere wie jedes Jahr – (Ein Semilog)
  39. Zwischendurch
  40. Gut
  41. Besuch – (aus der Reihe: Unverhofft kommt manchmal)
  42. Die wichtigste Sache der Welt
  43. Freude, schöner Götterfunken
  44. Man könnte noch mal die Ärmel hochkrempeln und ganz von vorne beginnen
  45. Pionier sein
  46. Frohes Fest
  47. Ort der Besinnung
  48. Später
  49. Zwiegespräche mit Gott – heute: Zukunft
  50. Inhalt und Form
  51. Zwiegespräche mit Gott – heute: After Work
  52. Ahne bei Voland & Quist

Guten Tag!

Sie kennen mich vielleicht noch aus den Standardwerken Was war eigentlich morgen und Wieder kein Roman. Schlüppi, mein Name. Oder auch Prof. Stefan Passner. Ich schreibe Vorwörter, also als Hobby. Normalerweise bin ich ja Astrophysiker an der Universität Zella-Mehlis, derzeit aber freigestellt, im Sabbat-Jahr, weil ich mich nicht so fühle, Ziegenpeter vielleicht. Für Ahne schreibe ich dieses Vorwort, weil ich ihn kenne, bereits seit … zig Jahren. Wir haben gemeinsam Kondome aufgepustet und damit gegen die Umweltzerstörung in der DDR protestiert, was damals ziemlich heikel war, ihr erinnert euch. Nun hat er also wieder ein Buch geschrieben, sein drittes bereits, also jedenfalls habe ich drei gelesen, also angefangen zu lesen. Lesen ist ja eigentlich nicht so mein Ding, ich gucke lieber aus dem Fenster oder Filme, deshalb weiß ich jetzt auch nicht so richtig, was hier überhaupt drinsteht. Ist aber bestimmt gut.

Wenn ich mal was anderes sagen darf, der neue Star-Wars-Film, ja, der hat mich voll vom Sessel geboxt. Alter! Der Hammer!!! Besonders die eine Stelle, wo der mit der Fellfresse diesem Gnom da so dermaßen eine reinzwirbelt, dass der durch den gesamten Saloon fliegt. Bretter! Direkt in die Vitrine! Eine Referenz an Bud Spencer und Terence Hill, klar. Davon wimmelt es ja in dem Film. Ich hab mal zu meinem anderen Freund, Andreas Dresen, ja, zu dem hab ich mal gesagt: »Dresen, mach doch mal so einen Film!« Aber kann er nicht, hat er gesagt. Kein Geld. Deutschland hat kein Geld. Deswegen müssen in den deutschen Filmen immer alle so traurig gucken und Krebs haben oder mit einer Flasche Schnaps am Tisch sitzen, aber niemals fliegt jemand in die Glasvitrine; oder Raumschiffe, ja, kennt jemand einen deutschen Film, wo mal ein Raumschiff landet? Also ein richtiges Raumschiff, nicht so ein Spaßraumschiff. Gibt es nicht. Wenn mal in einem deutschen Film ein Raumschiff landet, ist das immer ein Spaßraumschiff, und Udo Lindenberg steigt aus. Ha, ha, ha! Selten so gelacht. Den deutschen Film kann man einfach nicht ernst nehmen. Gut. Musste mal gesagt werden. Viel Spaß mit dem Buch hier. Ab heute fremd. Na, hoffentlich wird der nicht auch so’n trübsinniger Onkel jetzt. Tschüss.

Ihr Stefan »Schlüppi« Passner

Auf der Suche

Mit der Erinnerung ist es ja immer so eine Sache. Oft denkt man, man würde sich genau an etwas erinnern, dabei sind es nur die Erzählungen der anderen, die einem in den Sinn kommen.

Ich bin kein Gründungsmitglied der Reformbühne Heim & Welt, gegründet wurde die Lesebühne bereits im Januar 1995. Im Februar desselben Jahres sprach mich Falko Hennig an, ob ich nicht mitkommen wolle zu einer Lesereihe, die ein paar Leute jeden Sonntagnachmittag im Berliner Schokoladen veranstalteten. Ich würde doch auch ab und zu mal was schreiben, und er wolle sich da eben beteiligen, wolle es einfach ausprobieren, wie das so sei. Ich war 27 damals, hatte Zeit und machte eigentlich jeden Scheiß mit. Wir lebten in zwei besetzten Häusern nebeneinander, die eng verbunden waren, tranken dort Bier und freuten uns der Möglichkeiten, die man als verantwortungsloser Junggeselle im real existierenden, aber noch nicht voll funktionierenden Kapitalismus der Nachwendezeit besaß. Punk war mein Erweckungserlebnis. Kannst du nicht wirklich singen, kannst du nicht wirklich schreiben, kannst du alles nicht wirklich, was hindert dich daran, es zu tun? Also hakte ich mich unter und wir gingen gemeinsam dorthin. Im Schokoladen wurden wir begeistert aufgenommen. Das heißt, wir sollten uns auf zwei separate Stühle an der Wand setzen, während die Stammmitglieder um einen Tisch herum auf der Bühne Platz nahmen. Wir würden schon aufgerufen werden, wenn wir dran seien, hieß es. Was ich las, weiß ich nicht mehr, sicherlich irgendetwas mit umherschwirrenden Untertassen, die Blut saugten, oder einer Nazi-Oma oder sprechenden Blumen, doch ich trug es voller Inbrunst vor. Als sich der Raum leerte, waren wir beide vollwertige Mitglieder und sollten ab sofort jede Woche mindestens zwei neue Beiträge zustande bringen. Das mussten nicht zwangsläufig Geschichten sein, auch Lieder, Gedichte, Rätsel, Zaubertricks, Agitation und Propaganda waren gefragt sowie Mitmachspielchen. Hauptsache, es langweilte nicht. Natürlich langweilte es doch ab und zu einige, manchmal auch alle, das aber glichen wir geschickt durch exzessiven Konsum von Alkohol und befreundeten Rauschmitteln wieder aus. Wir waren dem Publikum nicht gerade Vorbild, was das Benehmen während des Auftrittes unserer Kollegen anging, riefen oft Dinge dazwischen, quatschten untereinander, kippelten oder warfen Bierflaschen um. Wir waren sehr lustig, und wir waren sehr klug, alles wussten wir besser, wir waren wahnsinnig wichtige Wurstwesen. Wir konnten sie durchschauen, die heuchelnden Politiker, die halbseidenen Lügenmedien, die altbackenen Künstler. »Schafft eins, zwei, viele Reformbühnen«, riefen wir oder lallten es, je nachdem, wie fortgeschritten der Abend war, denn wir hatten die Reformbühne mittlerweile auf den Sonntagabend verlegt, 20.15 Uhr, direkt nach der Tagesschau, welche wir auf einem kleinen Taschenfernseher vorher Revue passieren ließen.

Ich lebte damals von Sonntag zu Sonntag, freute mich wie ein Kind, war ja auch ein Kind, bin ein Kind geblieben, ein Kind, was selber drei Kinder hat, von denen zwei mittlerweile ausgezogen sind. Also nicht nackt, sondern in Wohnungen, andere Wohnungen. Privatangelegenheit. Aber das war und ist es eben auch! Das Private ist politisch und damit relevant für alle!

Alltagskram wurde den Lesebühnen immer wieder vorgeworfen, das sei gar keine richtige Literatur. Stimmt! So, wie Rockmusik keine richtige Musik ist und moderne Maler gar nicht richtig malen können, so machen eben auch wir keine richtige Literatur. Selbst wenn wir mittlerweile zig Bücher geschrieben haben, Theaterstücke und Filme, so ehrt mich dennoch diese als Vorwurf gemeinte Aussage, auch heute noch. Denn etwas Richtiges wollte ich nie machen. Etwas Richtiges tun Menschen, die erwachsen geworden sind, die nicht mehr nach links und rechts gucken, weil sie alles bereits zu kennen glauben. Gute Zensuren und begehrte Preise sollen andere einheimsen, ich bleib auf der Suche.

Meine Mutter meinte, als sie zum ersten Mal zu Gast bei der Reformbühne Heim & Welt war, ob es nicht sein könne, dass die Leute mich alle nur auslachten? Sie will davon heute nichts mehr wissen, glaubt, da würde meine Erinnerung mich trügen, das hätte mir jemand anders erzählt. Kann schon sein, dennoch lasse ich auch in Zukunft lieber mich auslachen, als wenn die Leute nicken und direkt danach einschlafen. Is so!

Zwiegespräche mit Gott – heute: Überdachung

A:  Na Gott.

G:  Na.

A:  Na, hast du einklich ooch deine Haltung zu die Flüchtlinge übadacht, Gott?

G:  Wieso?

A:  Na, wejen die Übagriffe, da in Köln und in Hamburg und in weeßick nich, wo noch allit.

G:  Grenzen dicht, meinste?

A:  Nich icke, Gott, nich icke. Also, na ja, ick find, villeicht sollte man die Sache etwas behutsama anjehn.

G:  Nur Fraun und Kinda rinlassen?

A:  Fraun, richtich. Fraun und …, Mädchen villeicht? Erst ma? Also, wär ’ne Möglichkeit.

G:  Und schwule Männa?

A:  Sowieso, ja. Schwule sowieso.

G:  Und die Jungs, die waten denn mit die restlichen Männa draußen, oda wat?

A:  Na, da könnten se villeicht erst ma Benimmse lern, also unsre Regiln pauken, wa? Wennick jemand in Minirock sehe, zun Beispiel, wie vahaltick mir denn, wenn meene rechte Hand partu nich von lassen kann, unta diesen Rock Zuflucht suchen zu wolln und so.

G:  Du meinst, die sind alle ’n bisschen zurückjeblieben?

A:  Nich alle, Gott, nich alle! Ick bin doch keen Nazi! Nee, aba ziemich ville ürgendwie. Dit is ja ooch völlich normal. Ick mein, die komm ja nu aus ’ne Jesellschaft, wo der Mann dumm sein kann wie’n Tablett Kekse, die Frau muss ihn trotzdehmd zu Willen sein. Dit prägt. Dit wah ja bei uns Ostlan damals ooch nich andas. Ick mein, wann endlich hatte ick begriffen, dit man nich jeden Bettla in Westen sein Jeld in’t Hütchen schmeißen kann, weeßte? Da habick ja ooch erst ma ’n Lernprozess durchmachen müssen.

G:  Du vagleichst …?!

A:  Natühlich vagleichick, Gott! Man vagleicht sowieso! Wennick sage, die DDR und dit Dritte Reich kamman nich vagleichen, habick sie bereits vaglichen.

G:  Du hast mit deine Finanztransaktjonen in Bettlahüte aba niemanden jeschadit.

A:  Bin ick etwa ein Niemand?! Wenn jemand mit die ürren Vorstellung herkommt, er könne Frauen nach Lust und Laune betatschen, berauben und verjewaltijen, denn … denn weeßick ooch nich, Gott. Eia abschneiden, wie’t früha die Emanzen vorschlugen, is ja ziemich brutal.

G:  Führt inne Sackgasse, stümmt. Aba, Schätzchen, ick mein, wat habta euch denn vorjestellt? Habta jedacht, die Schohse looft nur in eene Richtung? Ick mein, ihr fliegt nach Takka-Tukka und weeß ick wohin, preist eure 4-Takt-Scheesen bei de Chinesen, fangt in Afrika die Füsche weg, vaanstaltit in Katar die Sackhüpf-WM, aba mit die Schattenseiten der Medallje, die soll euch ma jefällichst jestohln bleim, wa? Die Zottilbahtkriega. Die hunganden Analfabeten. Die ahmen Schlucka. Die Übabevölkerung. Die füttata mit pah lustije Spenden, jebt ihnen wat von eure Abfälle, und dafür awarteta denn Dankbahkeit?

A:  Ick, Gott, awarte lediglich, dit se sich wie Menschen benehm, wie ziwilisierte Menschen.

G:  Denn musste dir mit aus’n’andasetzen. Die Grenzen hab nich ick jemacht, Sportsfreund, sondan ihr. Wenna se wieda weghaben wollt, issit ’ne jute Sache, denn müssta aba ooch Vaantwortung übanehm, für’nanda.

A:  Ick hab lernen müssen, Gott, dittick pleite jeh, wennick jeden Bettla wat abjeb, in Westberlin. Wie sollick da Vaantwortung übanehm für ’ne bettilnde Welt?

G:  Villeicht bettilt die Welt nich nur um Jeld?

A:  Sondan?

G:  Vielleicht … oh, ick muss inne Küche, sonst brennt mir die Suppe wieda an.

A:  Klah Gott. Tschüss Gott.

G:  Tschüss du.

A:  Ach, Gott?

G:  Ja?

A:  Meinste denn, dit würd noch jut ausjehn, an’ Ende?

G:  Würd dit. Aba dazu mussick würkich dringend ma inne Küche, jetz.

Wie ich mal noch ein wenig Zeit gehabt habe

Als ich einmal auf dem Leipziger Hauptbahnhof spazierte, ich hatte noch ein wenig Zeit, mein Zug nach Chemnitz fuhr um sechs, hörte ich von einem Bahnsteig her, Gleis 12, eine Blaskapelle spielen.

Ich mag ja Blasmusik, die feschen Tuben, die trutzigen Trompetas, Dudelsakkos, Sakkophone, das klingt so herrlich berauschend irgendwie, vereint, man möchte sofort das Tanzbein schwingen, lustig im Kreise sich drehen, die Sorgen des Alltags links und rechts im Stiche lassend. Ich mag auch Uniformen. Blasmusiker und -musikerinnen (vergessen wir nicht die Blasmusikerinnen!) sind ja häufig uniformiert, tragen Mützen mit roten Bommeln dran, Phantasieschulterstücke, Orden und Hochwasserhosen aus Leder oder aus Gummi … es geht nichts über Gummihosen! Gibt’s bei Rossmann.

Na, jedenfalls war ich euphorisiert und schlurfte euphorisch dahin, zu denen. Und kam aber nicht weit, denn der Bahnsteig an Gleis 12, er war gesperrt. Abgesperrt! Ein König sollte hier empfangen werden mit zünftiger Blasmusik. Der König von Bhutan. Das zumindest verkündete ein Spruchband, welches über der Kapelle hinweg gespannt gewesen worden war. Der einzige Schaulustige bin ich, sprach ich laut in mir drin. Scheinbar hatte der Bhutanerkönig nicht so viele Fans in Europa. Keine Facebook-Seite vielleicht. Aber das war ja nicht weiter schlimm.

Mir ist nie langweilig. Langeweile, die kenne ich nicht. Das war schon als Kind so. Bis ich sechs Jahre alt war, setzte mich meine Mutter in so einen Gitterkäfig hinein. Und da saß ich dann, in der Mitte. Und war zufrieden. Ich benötigte kein Spielzeug. Es gab ja überall was zu sehen. Eine Fliege oder eine Tapete mit Muster. Und wenn es nichts zu sehen gab, konnte man sich vorstellen, es gäbe etwas zu sehen.

So tat ich es nun eben auch. Ich stellte mir einfach vor, wie der König von Bhutan in seinem Zügele hineinrollerte in den Leipziger Hauptbahnhof, auf Gleis 12. Festlich geschmückt war sein Zug, mit exotischen Früchten. Welche exotischen Früchte es wohl in Bhutan gibt? Sansculotten vielleicht? Zimtfarbene Sansculotten? Ovale Dickschalenfrüchte aus dem Reich der Schattenstauden, groß wie Hundeköpfe, von eher kleinen Hunden, Rehpinschern? Oder Berberas? Graue Rispenbeeren, die nach Wind schmeckten und in Büscheln unter der Erde gedeihen?

Die Dampflok zog lediglich einen Wagen, einen goldenen allerdings, Hunderte Meter lang, auf Hochglanz poliert, mit einem selbst gestrickten Dach als Dach. Quietschend kam der Zug zum Stehen. Ein Teppich wurde entrollt. Alt-Kanzler Helmut Gauck empfing in zahnloser Garderobe den Repräsentanten der zentralasiatischen Hochgebirgsrepublik.

Wobei Republik? Ein König? Von einer Republik? Na, ist eben so. Wer was dagegen hat, kriegt auf die Schnauze! Nicht von mir, in Bhutan.

Herr Holk, der König von Bhutan heißt nämlich Holk, Holk mit Nachnamen, ein ganz gewöhnlicher bhutanischer Familienname, Holk, wie bei uns Müller oder Gauck, Herr Holk trat gemessenen Schrittes, stolperte er im Schlafanzug aus seinem Schlafzug. Er war noch verschlafen, ein wenig, weil er gerade geschlafen hatte. Kurz vor Bitterfeld musste er eingenickt sein, nachdem er mobil gelesen hatte, drei, vier Zeilen, das Magazin der Deutschen Bahn, Aufmacher Nuhr, Dieter Nuhr, in Deutschland bekannt wie ein bunter Hund, aber in Bhutan nicht so. Da war jeder Hund bekannter als Dieter Nuhr, der musste noch nicht mal bunt sein. Herr Holk erhielt von Herrn Gauck ein Glas Spreewälder Gurken. Schraubglas. 1,99 bei REWE. Geschenk. Die Beziehungen sollten ausgebaut werden und gefestigt. Bhutan galt als strategisch besonders wertvoll. Oben auf den Bergen konnte man prima Abhöranlagen aufstellen, mit denen man prima abhören konnte, den Wind. Woher der wehte, zum Beispiel. Auch besitzt Bhutan ja Bodenschätze. Gold, Silber, Edelsteine, seltene Matschepampe. Der König bedankte sich artig und spuckte dem Alt-Kanzler dreimal ins Gesicht. Jetzt ruhig bleiben, wünschte ich dem obersten Repräsentanten unserer Republik. Ganz ruhig bleiben. Einfach tun, als wäre gar nichts geschehen. Bloß nicht das Taschentuch jetzt aus der Hosentasche zerren und sich den Kladderadatsch aus dem Gesicht wischen. Das wäre ein Affront. Immer daran denken, in anderen Teilen der Welt gilt es als eklig, wenn dir jemand die Hand schüttelt. Wir schaffen das. Irgendwie.

Die Blaskapelle unter der Leitung von Max Mutzke spielte Veronika, der Lenz ist da, und ein Hubschrauber landete auf dem Bahnsteig, wodurch leider die schöne Musik nicht mehr zu hören war. Auch flogen die ganzen Zettel weg, wegen dem Wind und wegen dem Genitiv, und mein Zug nach Chemnitz fuhr in einer Minute. Nun aber hurtig, Ahne, die Beine in die Hand genommen und hübsch hingefallen, denn wenn man die Beine in die Hand nimmt, fällt man ja hin, zumindest wenn man nicht gerade sitzt oder sowieso schon liegt.

In unseren sozialen Netzwerken wissen ja viele immer Bescheid, was Politiker so tun sollten oder auch lassen. Auch ich weiß das, selbstverständlich. Allerdings muss man ja nicht immer alles mitteilen, was man so weiß, finde ich.

Darüber spricht man nicht