Bertha von Suttner

 

Die Waffen nieder!

Eine Lebensgeschichte

 

Impressum

Covergestaltung: Gunter Pirntke

Digitalisierung und Druckvorbereitung: Gunter Pirntke

BROKATBOOK Verlag Gunter Pirntke




2018 andersseitig.de

ISBN:

9783961187348 (ePub)

9783961187355 (mobi)


andersseitig Verlag

Dresden

www.andersseitig.de


info@new-ebooks.de


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Inhalt

Impressum

Vorwort des Herausgebers

Erstes Buch. 1859.

Zweites Buch. Friedenszeit.

Drittes Buch. 1864.

Viertes Buch. 1866.

Fünftes Buch. Friedenszeit.

Sechstes Buch. 1870/71.

Epilog. 1889

Nachwort

 

Vorwort des Herausgebers

Der Roman Die Waffen nieder! ist das bekannteste Werk der österreichischen Autorin und Friedensaktivistin Bertha von Suttner. Das Buch erschien 1889 im Verlag Edgar Pierson in Dresden und erreichte innerhalb kurzer Zeit eine überragende Bekanntheit und Verbreitung und wurde in mehr als 15 Sprachen übersetzt. Die Waffen nieder! galt als das wichtigste Werk der Antikriegsliteratur, bis 1929 Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque herauskam.

Das Buch schildert aus der Ich-Perspektive das Leben der aus Wien stammenden Gräfin Martha Althaus im Kontext von vier Kriegen. Im Sardinischen Krieg von 1859 zwischen Österreich und Sardinien sowie Frankreich verliert Martha im Alter von 19 Jahren ihren ersten Mann Graf Arno Dotzky. Sie wird daraufhin zur überzeugten Pazifistin. Ihr zweiter Mann Baron Friedrich Tilling teilt ihre Ansichten, obwohl er selbst Offizier in der Armee Österreichs ist. Er nimmt mit der Österreichischen Armee am Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 und am Deutschen Krieg im Jahr 1866 teil.

Marthas Schwestern und ihr Bruder sterben an den Folgen der durch den Krieg bedingten Cholera, auch ihr Vater stirbt im Gram über den Verlust seiner Kinder. Ihr Mann zieht sich daraufhin aus der Armee zurück, um Marthas Friedensaktivitäten zu unterstützen. Als sie sich 1870 bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges in Paris aufhalten, wird ihr Mann wegen des Verdachts, ein preußischer Spion zu sein, standrechtlich erschossen. Ihr Sohn Rudolf aus erster Ehe beginnt daraufhin, sich für die Ziele seiner Mutter einzusetzen.

Bertha von Suttner wählte für ihr Anliegen bewusst die Romanform anstelle eines Sachbuchs, da sie der Meinung war, auf diese Weise ein breiteres Publikum erreichen zu können. Die große Popularität des Buches resultiert zum Teil auch aus der Tatsache, dass sie neben der Frage von Krieg und Frieden auch das Selbstverständnis und die Rolle der Frauen in der Gesellschaft thematisierte.

Bertha von Suttner gilt als die berühmteste Pazifistin der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Der Fokus der Schriftstellerin und Journalistin lag auf den sozialen Missständen ihrer Zeit. Mit ihren Schriften traf sie den Nerv der damaligen Gesellschaft. Doch das Motto ihres berühmtesten Romans "Die Waffen nieder!" sowie ihre Warnung vor Militarismus und internationaler Aufrüstung sind heute ebenso aktuell wie damals.

Die Waffen nieder, sagt´s vielen, vielen!

Das waren ihre letzten vernehmbaren Worte auf dem Sterbebett, noch einmal beschwörend wie in den letzten 25 Jahren ihres Lebens.

Bertha von Suttner starb am 21. Juni 1914, wenige Tage nach ihrem 71. Geburtstag und keine sechs Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, vor dem sie so heftig gewarnt hatte.

An der Wiege war der Komtesse Bertha Kinsky nicht gesungen worden, dass sie einmal zur weltberühmten Friedenskämpferin heranreifen würde. Sie wurde am 9. Juni 1843 in Prag im prächtigen Paläis Kinsky geboren. Allerdings in einem Seitenflügel, denn die kleine Tochter des hochgeborenen Grafen Franz Kinsky war nicht hoffähig. Ihr Vater, der 75-jährig kurz vor ihrer Geburt starb, hatte eine Frau niederen Adels geheiratet. Die noch junge Witwe setzte ihre ganze Hoffnung darein, dass ihr immer hübscher werdendes Komtesschen Bertha spätestens mit 18 eine gute Partie machen und gesellschaftlich aufsteigen würde.

Es kam aber alles ziemlich anders.

Über die ersten dreißig Jahre ihres Lebens konnte Bertha von Suttner im Rückblick nur den Kopf schütteln. Das hochintelligente junge Mädchen, das mühelos Sprachen lernte und sich zeitlebens im Englischen, Französischen und Italienischen bewegen konnte und überdurchschnittlich gut Klavier spielte, zeigte üblicherweise keinerlei Interesse an Politik, las keine Zeitungen, dafür aber sämtliche Klassiker. Sie nahm die Kriege ihrer Jugendzeit – wie den preußisch-österreichischen 1866 oder den furchtbaren deutsch-französischen Krieg von 1870/71 – wie Naturereignisse hin und sagte: "C´est la guerre" (das ist eben der Krieg) – wie man in ihren Gesellschaftskreisen zu sagen pflegte. Diese Kreise waren in der damaligen K.u.K-Monarchie Österreich-Ungarn durch und durch militärisch geprägt. Wie Berthas Vater und seine Brüder hochdekorierte Generäle waren, so war auch ihr Vormund Graf Fürstenberg, der Beschützer ihrer Jugend, ein General. In ihren Memoiren schreibt sie über ihn:

"Der Ruhm der österreichischen Armee war in seinen Augen einer der schönsten Bestandteile der allgemeinen Weltordnung. Frömmigkeit, Kirchenfrömmigkeit sowohl wie Militärfrömmigkeit, gehörten zu seinen, ich will nicht sagen Charaktertugenden, sondern Standestugenden. Er fehlte bei keiner Sonntagsmesse, keiner Kirchenfeier und keiner Parade."

Sie hat ihrem Vormund, den sie liebte und verehrte, im Roman "Die Waffen nieder" ein Denkmal gesetzt - in der Figur des Vaters der Heldin Martha - und tadelte gleichzeitig seinen Militarismus und seine bigotte Frömmigkeit. Die junge Bertha Kinsky nimmt die stockkonservative Gesellschaft als gegeben hin. Im Mittelpunkt ihres Interesses stehen vor allem Bälle, elegante Garderobe, Umgang mit der feinsten ihr möglichen Gesellschaft und eine gute Partie. Drei Verlobungen gehen daneben.

Aber die schöne Glitzerwelt von Bad Homburg, Paris oder Baden Baden, tröstete die liebreizende Komtesse einigermaßen darüber hinweg. Ein neuer Bewerber fand sich jedoch nicht mehr für sie. Sie war nicht reich genug und die Spielsucht der Mutter trug dazu bei, dass sie noch ärmer wurden.

Mit dreißig ist Schluss! Sie will nicht zeitlebens von der Mutter abhängig bleiben. Erstmals geht sie eigene Wege. Ungewöhnlich für ihre Zeit. Gräfin Bertha Kinsky wird Hauslehrerin für die vier Töchter des Barons von Suttner in Wien:

"Gesegnet sei der Tag, der mich in dieses Haus geführt, er war die Knospe, aus der sich die Zentifolie meines Glückes entfaltet hat. Jener Tag auch öffnete die Pforte, durch die jene Berta Suttner treten konnte, als die ich ... mich heute fühle."

Artur, der jüngste der Suttner-Söhne, 23 Jahre alt – ein Sonnenscheinmensch, wie die sieben Jahre ältere Gräfin schwärmt, verliebt sich in Bertha und sie sich in ihn. Als es ruchbar wird, muss sie das Haus verlassen. Den Liebenden bricht das Herz. Aber das kurze Intermezzo, bis sie sich wieder haben, wird für Bertha und die Friedensbewegung eminent wichtig werden.

Bei der neuerlichen Suche nach einem Lebensunterhalt fiel ihr folgende Zeitungsannonce in die Hand:

NOBEL: "Ein sehr reicher, hochgebildeter, älterer Herr, der in Paris lebt, sucht eine sprachenkundige Dame, gleichfalls gesetzten Alters, als Sekretärin und zur Oberaufsicht des Haushalts."

Gräfin Kinsky fährt nach Paris. Der ältere Herr entpuppt sich als der 43-jährige Alfred Nobel, vielleicht der reichste Mann seiner Zeit, bestimmt aber einer der einsamsten. Zwanzig Jahre nach dieser ersten Begegnung schreibt Bertha von Suttner an Alfred Nobel, welches Bild sie von ihm hat:

"... ein Denker, ein Dichter, ein Mensch, bitter und gut, unglücklich und heiter, mit genialem Gedankenflug und schlimmem Misstrauen. ... ein Mensch, der alles versteht und nichts erhofft." (Br. 29.10.1895)

Vielleicht hatte er doch etwas erhofft. Die Österreicherin gefällt dem Schweden. In den lediglich acht Tagen, die Bertha bei ihm ist, öffnet der Einsame ihr sein Herz, sucht ihre Nähe, spürt aber ihre unglückliche Liebe zu Artur. Die will er ihr ausreden und muss doch hinnehmen, dass Bertha nach einer Woche den Dienst kündigt, um nach Wien in Arturs Arme zu fliehen.

Und dennoch, diese wenigen Tage in Paris legen den Grundstein zu Bertha von Suttners Friedensarbeit. Alfred Nobel will schon seit Jahren für den Frieden in der Welt arbeiten. Er hasst den Krieg. Und will ihn mit Hilfe seines Dynamits und unter Umständen mit noch schlimmeren Waffen unmöglich machen. Frieden durch Abschreckung. Das alles legt er der noch etwas ahnungslosen Gräfin auseinander und sie beginnt zu begreifen, welches Lebensziel das sein könnte: Frieden schaffen, Krieg verhindern. Sie werden lebenslang darüber im Gespräch bleiben, Bertha von Suttner wird aber sehr bald dahin kommen, den Frieden durch Versöhnung zu suchen, nicht durch Schrecken und Gewalt. Nobel möchte ihr darin gerne folgen, kann seine Skepsis aber nie ganz überwinden. Oder doch? Sind die fünf Nobel-Preise, in die er am Lebensende sein Riesenvermögen gibt, nicht ein Zeichen, dass er seiner Freundin doch sehr weit gefolgt ist? Zumal der fünfte, der Friedenspreis ganz deutlich die Handschrift der Bertha von Suttner zeigt?

Nach der Rückkehr aus Paris verbirgt sie sich bei einer Freundin bis aus der Gräfin Kinsky die Baronin Bertha von Suttner wird. Heimlich lassen sich Artur und Bertha in einer Stadtrandkirche von Wien trauen und fliehen im Juni 1876 ohne Wissen der Familie Suttner in den Kaukasus. Neun Jahre werden sie dort bleiben, erleben Luxus und Hunger, Prachtvilla und Holzhaus, Comfort und Armut in diesem georgischen Land zwischen Europa und Asien. Und sie werden darüber erwachsen, reif und gebildet. Sie lesen viel und lassen sich vom damals viel gelesenen Buch des Engländers Buckle überzeugen, dass sich die Menschheit nach Naturgesetz stetig weiterentwickeln wird zum Edelmenschen hin. Dieser Gedanke, dem auch Nobel nahe stand, wird dem Roman "Die Waffen nieder" bei allen schonungslos beschriebenen Kriegsgräueln eine optimistische Perspektive geben. Aber noch schreibt Bertha nicht an ihrem berühmten Buch. Sie und ihr Mann beginnen zum Broterwerb für Zeitschriften in Österreich und Deutschland Artikel zu schreiben. Sie schreibt Frauenromane und - immer mit unterschiedlichem Pseudonym – auch Bücher, die sich mit philosophischen, psychologischen Fragen und vor allem der Weiterentwicklung der Menschen befassen. Sie glaubte an die Fortschritte der Menschheit im Maschinenzeitalter.

Als sie 1885 nach ihrer Rückkehr aus dem Kaukasus in Paris im Haus von Alphonse Daudet von der Existenz nationaler Friedensgesellschaften erfuhr und von Plänen, ein internationales Schiedsgericht zu gründen, um Konflikte zwischen einzelnen Staaten friedlich zu lösen, war sie begeistert. Sie fügte ihrem Buch "Maschinenzeitalter" ein Zusatzkapitel an, von diesen guten Entwicklungen sollten möglichst viele Menschen erfahren. Das konnten allerdings zu dieser Zeit nur Männer sein. Politik war kein Frauenthema.

Doch Bertha von Suttner fand, dass es dringend nötig sei, den Friedensgedanken nicht nur für männliche Intellektuelle zu propagieren, sondern die breite Masse zu begeistern. In Europa ging die Kriegsangst um oder auch die Kriegsgier. In Deutschland war der junge Wilhelm II. auf den Thron gelangt, der säbelrasselnd vom Erbfeind Frankreich tönte und in Frankreichs Regierung trachtete man seit bald zwanzig Jahren nach Revanche. Auch auf dem Balkan war es unruhig.

Und so geht sie 1888 daran, einen Roman vorzubereiten, der besonders auch Frauen ansprechen sollte. Sie hatte keine eigenen Kriegserlebnisse, aber sie recherchiert fleißig: dickbändige Geschichtswerke, alte Zeitungen, Archivunterlagen. Berichte von Kriegskorrespondenten und Militärärzten studiert sie und lässt sich von Kriegsteilnehmern erzählen.

"Ich wollte nicht nur, was ich dachte, sondern was ich fühlte, leidenschaftlich fühlte, in mein Buch legen können. Dem Schmerz wollte ich Ausdruck geben, den die Vorstellung des Krieges in meine Seele brannte."

Sie wählt die Form einer Autobiographie. Die hochadelige Martha, die auf weite Strecken der Bertha zum Verwechseln ähnelt, erzählt ihr Leben, das im streng konservativen Adelsmilieu beginnt - geprägt von Kirchenzucht und Militärgeist. Als ganz junge Mutter wird sie Witwe. Ihr Mann fällt 1859 bei Solferino, einer grausamen, verlustreichen Schlacht. Als man Martha bei aller Trauer zum Heldentod ihres Mannes beglückwünscht, kommt sie ins Nachdenken und wird im Verlauf des Romans der Friedenskämpferin Suttner immer ähnlicher. Sie erlebt die Kriege, an denen die junge Bertha einst keinen Anteil genommen hatte, hautnah mit durch die schonungslosen Schilderungen ihres zweiten Mannes, der in zwei Kriegen knapp mit dem Leben davon kommt. Sie selbst bricht zu den böhmischen Schlachtfeldern auf und erlebt dort das Inferno zerfetzter, verstümmelter, verzweifelter Soldaten. Nichts von Heldentum, nichts von Glorie. Nur verwüstetes Land, zerstörte Familien, entwürdigte Menschen.

Wer hatte je im 19. Jahrhundert so vom Krieg gesprochen oder geschrieben? Und dann auch noch als Frau! Das musste auf die einen schockierend wirken, auf andere – und das waren viele – befreiend. Für die schrieb Bertha von Suttner. Sie wollte, dass ihr Roman zu Herzen ginge. Deshalb verknüpft sie ihre Friedensgedanken mit der innigen Liebesgeschichte zwischen Martha und ihrem zweiten Mann, dem Baron von Tilling, der als Edelmensch dargestellt ist. Während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 wird er durch einen französischen Nationalisten brutal ermordet.

"Ich kann versichern, dass die Leiden, durch die ich meine Helden führte, von mir selber während der Arbeit mitgelitten wurden."

Das macht ihren Roman so authentisch, das erklärt seine große Wirkung, Er erlebte viele Auflagen, wurde in alle Kultursprachen übersetzt. Der Bestseller des 19. Jahrhunderts. Drucken wollte ihn zunächst niemand. Alle lehnten ab.

In einer Antwort hieß es nach einigen Höflichkeiten:

Trotz aller dieser Vorzüge ist es ganz ausgeschlossen, dass der Roman in einem Militärstaat veröffentlicht würde."

Damals wurde in Deutschland wie in Österreich das Prädikat "Militärstaat" ganz positiv verstanden. Schließlich riet ihr Verleger Pierson in Leipzig, sie möge das Manuskript einem erfahrenen Staatsmann zur Durchsicht geben mit der Bitte, alles zu streichen, was Anstoß erregen könnte. Gegen diese Zumutung schrie sie entrüstet auf. Ihr, wie sie sagte, heiß empfundenes und rückhaltlos aufrichtiges Buch könne sie nicht opportunistisch-diplomatisch zustutzen lassen. Und auch am Titel würde sie kein Wort ändern. "Die Waffen nieder" zieht sich als Motiv durch den ganzen Roman und so wurde er dann auch 1889 bei Pierson gedruckt. Der Mut des Verlegers lohnte sich.

Beinahe über Nacht wurde Bertha von Suttner zur bekanntesten Frau ihrer Zeit. Die einen zerrissen sich das Maul über die ungewöhnliche Friedenskämpferin, veröffentlichten bittere Karikaturen über die "Friedensbertha" oder schmiedeten Verse wie Felix Dahn:

"Die Waffen hoch! Das Schwert ist Mannes eigen,

Wo Männer fechten, hat das Weib zu schweigen,

Doch freilich, Männer gibt´s in diesen Tagen,

Die sollten lieber Unterröcke tragen."

Andere aber lobten sie und schrieben Anerkennendes. So auch ihr Freund Alfred Nobel:

"Liebe Baronin und Freundin! Ich habe soeben die Lektüre Ihres bewunderungswürdigen Meisterwerks beendet. ... Gewiss gibt es nicht eine [Sprache], in die Ihr köstliches Werk nicht übersetzt, in der es nicht gelesen und durchdacht werden sollte. Wieviel Zeit mag es Sie gekostet haben, dieses Wunderwerk zu verfassen?"

Durch den Romanerfolg wurde Bertha von Suttner mehr und mehr zur Friedensagitatorin. Reiste, redete, warb und propagierte unermüdlich für die Sache des Friedens. Gründete - fast über Nacht – die österreichische Friedensgesellschaft, deren Präsidentin sie war. Verhalf nach großen Mühen der deutschen Friedensgesellschaft in Berlin auf die Beine. Trat auf internationalen Friedenskonferenzen als Rednerin auf – zunächst mit zitternder Stimme, dann immer souveräner. Gründete und redigierte eine Friedenszeitschrift. Sie unterstützte ihren Mann in seinem Engagement gegen die immer stärker werdende Judenfeindlichkeit, was ihr den Titel "Judenbertha" einbrachte.

Kurz vor dem Ende ihres Lebens bedauerte sie, dass sie nicht stärker auf die Sozialdemokraten zugegangen war. Sie nahm bei ihnen ein entschiedeneres Friedensengagement wahr, als bei den allmählich erlahmenden bürgerlichen Friedensgesellschaften. Karl Liebknecht bat sie 1892 um eine unentgeltliche Abdruckerlaubnis ihres Romans in seiner Zeitschrift "Vorwärts". Sie freute sich darüber und hoffte vergeblich, auf diese Weise die Sozialdemokraten ins Boot der Friedensgesellschaft zu holen. Immerhin brachte ihr die Verbindung den Namen "rote Bertha" ein.

Unverdrossen arbeitete sie als Vizepräsidentin des internationalen Friedensbüros in Bern, bettelte alle Welt um Gelder für den Frieden an und hielt beeindruckende Reden auf ihrer USA-Reise und in vielen deutschen Städten bis ins 70. Lebensjahr hinein.

Viele Frauenvereine feierten sie und trösteten über den Schmerz hinweg, dass das Norwegische Parlament ihr erst 1905 – als erster Frau - den Friedensnobelpreis zuerkannte, als fünfter Preisträgerin, obwohl Nobel bei der Stiftung des Preises ganz eindeutig zuvorderst an sie gedacht hatte.

Was hatte Bertha von Suttner mit der Kirche zu tun? Sie wurde in eine erzkonservative Katholische Kirche Österreichs hineingeboren, die wie die Gesellschaft überhaupt am Überkommenen festhielt , die modernen Naturwissenschaften für gottlos hielt und Kritik an sozialen Verhältnissen für gotteslästerlich. Diese Kirche konnte weder der kleinen Bertha, noch der erwachsenen Frau eine Heimat bieten. "Ich kann Gott nicht denken", bekannte sie.

Jesus, das menschliche Antlitz Gottes, ist ihr niemals nahe gebracht worden. Sie konnte Gott nicht "Vater" nennen. Denn sie erfuhr nur von dem "Gott, der Eisen wachsen lässt", dem die Truppen geweiht wurden, der in Kriegszeiten angerufen wurde, die Feinde zu verderben und den eigenen Soldaten den verdienten Sieg zu schenken. Das alles kam ihr bigott und widersinnig vor. Im Roman "Die Waffen nieder" muss sich die Heldin Martha seitenlang die Ausführungen eines protestantischen preußischen Oberpfarrers anhören, der mit dem Alten Testament in der Hand Kriege als gottgegeben, sogar gottgeboten anpreist. Martha schüttelt es.

Bertha von Suttner war ganz und gar keine Atheistin. Sie musste sich aber von den Fesseln befreien, die ihr die Kirche ihrer Zeit – sei sie nun katholisch oder evangelisch - anlegte. Darum nannte sie sich Freidenkerin. Frei musste sie sein und auf ihre Weise "rücksichtslos", um alle ihre Kräfte für die Friedensarbeit einsetzen zu können. Sie hätte sich selbst nie so genannt, aber ich zähle sie zu den seliggepriesenen Gotteskindern. Sie suchte den Frieden und jagte ihm nach mit Leidenschaft und Zähigkeit. Jesu Wort aus der Bergpredigt ist auch ihr gesagt: Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Das Thema des Buches ist auch nach fast 130 Jahren seit dem Erscheinen noch hochaktuell.

Erstes Buch. 1859.

 

Mit siebzehn Jahren war ich ein recht überspanntes Ding. Das könnte ich wohl heute nicht mehr wissen, wenn die aufbewahrten Tagebuchblätter nicht wären. Aber darin haben die längst verflüchtigten Schwärmereien, die niemals wieder gedachten Gedanken, die nie wieder gefühlten Gefühle sich verewigt, und so kann ich jetzt beurteilen, was für exaltierte Ideen in dem dummen, hübschen Kopfe steckten. Auch dieses Hübsch sein, von dem mein Spiegel nicht mehr viel zu erzählen weiß, wird mir durch alte Porträts verbürgt. Ich kann mir denken, welch beneidetes Geschöpf die jugendliche, als schön gepriesene, von allem Luxus umgebene Komtess Martha Althaus gewesen sein mochte. Die sonderbaren – in rotem Umschlag gehefteten – Tagebuchblätter jedoch deuten mehr auf Melancholie, als auf Freude am Leben. Die Frage ist nun die: war ich wirklich so töricht, die Vorteile meiner Lage nicht zu erkennen, oder nur so schwärmerisch zu glauben, dass allein melancholische Empfindungen erhaben und wert seien, in poetischer Prosa ausgedrückt und als solche in die roten Hefte eingetragen zu werden? Mein Los schien mich nicht zu befriedigen, denn da steht's geschrieben:

»Oh, Jeanne d'Arc – du himmelsbegnadete Heldenjungfrau, könnt' ich sein wie du! Die Oriflamme schwingen, meinen König krönen und dann, sterben – für das Vaterland, das teure.«

Zur Verwirklichung dieser bescheidenen Lebensansprüche bot sich mir keine Gelegenheit. Auch im Zirkus von einem Löwen als christliche Märtyrerin zerrissen zu werden – ein anderer (laut Eintragung vom 19. September 1853) von mir beneideter Beruf – war mir nicht zugänglich, und so hatte ich offenbar unter dem Bewusstsein zu leiden, dass die großen Taten, nach welchen meine Seele dürstete, ewig ungeschehen bleiben müssten, dass mein Leben – im Grunde genommen – ein verfehltes war. Ach, warum war ich nicht als Knabe zur Welt gekommen! (auch ein in dem roten Heft gegen das Schicksal oft vorgebrachter, fruchtloser Vorwurf) – da hätte ich doch Erhabenes erstreben und leisten können. Vom weiblichen Heldentum bietet die Geschichte nur wenig Beispiele. Wie selten kommen wir dazu, die Gracchen zu Söhnen zu haben, oder unsere Männer zu den Weinsberger Toren hinauszutragen, oder uns von säbelschwingenden Magyaren zuschreien zu lassen: »Es lebe Maria Theresia, unser König!« Aber wenn man ein Mann ist, da braucht man ja nur das Schwert umzugürten und hinauszustürzen, um Ruhm und Lorbeer zu erringen – sich einen Thron zu erobern – wie Cromwell, ein Weltreich – wie Bonaparte! Ich erinnere mich, dass der höchste Begriff menschlicher Größe mir in kriegerischem Heldentum verkörpert schien. Für Gelehrte, Dichter, Länderentdecker hatte ich wohl einige Hochachtung, aber eigentliche Bewunderung flößten mir nur die Schlachtengewinner ein. Das waren ja die vorzüglichen Träger der Geschichte, die Lenker der Länderschicksale; die waren doch an Wichtigkeit, an Erhabenheit – an Göttlichkeit beinahe – über alles andere Volk so erhaben, wie Alpen- und Himalayagipfel über Gräser und Blümlein des Tales.

Aus alledem brauche ich nicht zu schließen, dass ich eine Heldennatur besaß. Die Sache lag einfach so: ich war begeisterungsfähig und leidenschaftlich; da habe ich mich natürlich für dasjenige leidenschaftlich begeistert, was mir von meinen Lehrbüchern und von meiner Umgebung am höchsten angepriesen wurde.

Mein Vater war General in der österreichischen Armee und hatte unter »Vater Radetzky«, den er abgöttisch verehrte, in Custozza gefochten. Was musste ich da immer für Feldzugsanekdoten hören! Der gute Papa war so stolz auf seine Kriegserlebnisse und sprach mit solcher Genugtuung von den »mitgemachten Kampagnen«, dass mir unwillkürlich um jeden Mann leid war, der keine ähnlichen Erinnerungen besitzt. Welch eine Zurücksetzung doch für das weibliche Geschlecht, dass es von dieser großartigsten Betätigung des menschlichen Ehr- und Pflichtgefühls ausgeschlossen ist! ... Wenn mir je etwas von den Bestrebungen der Frauen nach Gleichberechtigung zu Ohren kam – doch davon hörte man in meiner Jugend nur wenig und gewöhnlich in verspottendem und verdammendem Tone – so begriff ich die Emanzipationswünsche nur nach einer Richtung: die Frauen sollten auch das Recht haben, bewaffnet in den Krieg zu ziehen. Ach, wie schön las sich's in der Geschichte von einer Semiramis oder Katharina II.: »sie führte mit diesem oder jenem Nachbarstaate Krieg – sie eroberte dieses oder jenes Land ...«

Überhaupt, die Geschichte! die ist, so wie sie der Jugend gelehrt wird, die Hauptquelle der Kriegsbewunderung. Da prägt sich schon dem Kindersinne ein, dass der Herr der Heerscharen unaufhörlich Schlachten anordnet; dass diese sozusagen das Vehikel sind, auf welchem die Völkergeschicke durch die Zeiten fortrollen; dass sie die Erfüllung eines unausweichlichen Naturgesetzes sind und von Zeit zu Zeit immer kommen müssen, wie Meeresstürme und Erdbeben; dass wohl Schrecken und Gräuel damit verbunden sind, letztere aber voll aufgewogen werden: für die Gesamtheit durch die Wichtigkeit der Resultate, für den einzelnen durch den dabei zu erreichenden Ruhmesglanz, oder doch durch das Bewusstsein der erhabensten Pflichterfüllung. Gibt es denn einen schöneren Tod, als den auf dem Felde der Ehre – eine edlere Unsterblichkeit, als die des Helden? Das blies geht klar und einhellig aus allen Lehr- und Lesebüchern »für den Schulgebrauch« hervor, wo nebst der eigentlichen Geschichte, die nur als eine lange Kette von Kriegsereignissen dargestellt wird, auch die verschiedenen Erzählungen und Gedichte immer nur von heldenmütigen Waffentaten zu berichten wissen. Das gehört so zum patriotischen Erziehungssystem. Da aus jedem Schüler ein Vaterlandsverteidiger herangebildet werden soll, so muss doch schon des Kindes Begeisterung für diese seine erste Bürgerpflicht geweckt werden; man muss seinen Geist abhärten gegen den natürlichen Abscheu, den die Schrecken des Krieges hervorrufen könnten, indem man von den furchtbarsten Blutbädern und Metzeleien, wie von etwas ganz Gewöhnlichem, Notwendigem, so unbefangen als möglich erzählt, dabei nur allein Nachdruck auf die ideale Seite dieses alten Völkerbrauches legend – und auf diese Art gelingt es, ein kampfmutiges und kriegslustiges Geschlecht zu bilden.

Die Mädchen – welche zwar nicht ins Feld ziehen sollen – werden aus denselben Büchern unterrichtet, die auf die Soldatenzüchtung der Knaben angelegt sind, und so entsteht bei der weiblichen Jugend dieselbe Auffassung, die sich in Neid, nicht mittun zu dürfen, und in Bewunderung für den Militärstand auflöst. Was uns zarten Jungfräulein, die wir doch in allem übrigen zu Sanftmut und Milde ermahnt werden, für Schauderbilder aus allen Schlachten der Erde, von den biblischen und makedonischen und punischen bis zu den dreißigjährigen und napoleonischen Kriegen vorgeführt werden, wie wir da die Städte brennen und die Einwohner »über die Klinge springen« und die Besiegten schinden sehen – das ist ein wahres Vergnügen. ... Natürlich wird durch diese Aufhäufung und Wiederholung der Gräuel das Verständnis, dass es Gräuel sind, abgestumpft; alles, was in die Rubrik Krieg gehört, wird nicht mehr vom Standpunkte der Menschlichkeit betrachtet – und erhält eine ganz besondere, mystisch-historisch-politische Weihe. Es muss sein – es ist die Quelle der höchsten Würden und Ehren – das sehen die Mädchen ganz gut ein: haben sie doch die kriegsverherrlichenden Gedichte und Tiraden auch auswendig lernen müssen. Und so entstehen die spartanischen Mütter und die »Fahnenmütter« und die zahlreichen, dem Offizierskorps gespendeten Kotillonorden während der »Damenwahl«.

Ich bin nicht, wie so viele meiner Standesgenossinnen, im Kloster, sondern unter der Leitung von Gouvernanten und Lehrern im Vaterhause erzogen worden. Meine Mutter verlor ich früh. Mutterstelle an uns Kindern – ich hatte noch drei jüngere Geschwister – vertrat unsere Tante, eine alte Stiftsdame. Wir verbrachten die Wintermonate in Wien, den Sommer auf einem Familiengute in Niederösterreich.

Meinen Erzieherinnen und Lehrern habe ich viel Freude gemacht, dessen erinnere ich mich –, denn ich war eine fleißige, mit gutem Gedächtnis begabte, und namentlich ehrgeizige Schülerin. Da ich meinen Ehrgeiz, wie schon bemerkt nicht damit befriedigen konnte, als Heldenjungfrau Schlachten zu gewinnen, so begnügte ich mich damit, in den Lektionen gute Zensuren davonzutragen und durch meinen Lerneifer der Umgebung Bewunderung abzuzwingen. In der französischen und englischen Sprache brachte ich es nahezu zur Vollkommenheit; von Erd- und Himmelskunde, von Naturgeschichte und Physik machte ich mir so viel zu eigen, als mir in dem Programm einer Mädchenerziehung überhaupt zugänglich war; aber von dem Gegenstand »Geschichte« lernte ich noch mehr, als von mir gefordert wurde. Aus der Bibliothek meines Vaters holte ich mir dickbändige Historienwerke hervor, in welchen ich in meinen Mussestunden studierte. Ich glaubte mich jedesmal um ein Stück gescheiter geworden, wenn ich ein Ereignis, einen Namen, ein Datum aus vergangenen Zeiten meinem Gedächtnis neu einverleibt hatte. Gegen Klavierspielerei – welche doch auch im Erziehungsplan aufgezeichnet stand – habe ich mich standhaft zur Wehr gesetzt. Ich besaß weder Talent noch Lust zur Musik und fühlte, dass mir darin keine Ehrgeizbefriedigung winkte. Ich bat solange und inständig, mir die kostbare Zeit, die ich an meine anderen Studien wenden wollte, nicht für das aussichtslose Geklimper zu kürzen, dass mich mein guter Vater von der musikalischen Fronarbeit freisprach. Zum großen Leidwesen der Tante, welche meinte, ohne Klavierspiel gäbe es keine eigentliche Bildung mehr.

Am 10. März 1857 feierte ich meinen siebzehnten Geburtstag. »Schon siebzehn« lautet unter jenem Datum die Eintragung ins Tagebuch. Dieses »schon« ist ein Poem. Es steht kein Kommentar daneben, aber vermutlich wollte ich damit sagen: »und noch nichts für die Unsterblichkeit getan«. Diese roten Hefte leisten mir heute, da ich meine Lebenserinnerungen aufzeichnen will, gar gute Dienste. Sie ermöglichen mir, die vergangenen Ereignisse, welche nur als verschwommene Umrißbilder im Gedächtnis haften geblieben, bis in die kleinsten Einzelheiten zu schildern, und ganze längst vergessene Gedankenfolgen oder längst verklungene Gespräche wörtlich wiederzugeben.

Im nächstfolgenden Fasching sollte ich in die Gesellschaft eingeführt werden. Diese Aussicht entzückte mich aber nicht so außerordentlich, wie dies gewöhnlich bei jungen Mädchen der Fall ist. Mein Sinn strebte nach Höherem als nach Ballsaaltriumphen. Wonach ich strebte? Diese Frage hätte ich mir wohl selber nicht beantworten können. Vermutlich nach Liebe ... doch das wusste ich nicht. Alle diese glühenden Sehnsuchts- und Ehrgeizträume, welche im Jünglings- und Jungfrauenalter die Menschenherzen schwellen, und welche unter allerlei Formen – Wissensdurst, Reiselust, Tatendrang – sich verwirklichen wollen, sind doch zumeist nur die unbewussten Bestrebungen des erwachenden verliebten Triebes.

In diesem Sommer wurde meiner Tante ein Kurgebrauch in Marienbad verordnet. Sie fand es für gut, mich mitzunehmen. Obgleich meine offizielle Einführung in die sogenannte Welt erst in der kommenden Winterszeit stattfinden sollte, so wurde mir doch gestattet, einige kleine Kurhausbälle mitzumachen; – gleichsam als Vorübung im Tanzen und Konversieren, damit ich in meiner ersten Faschingssaison nicht gar zu schüchtern und ungelenk auftreten möge.

Doch was geschah auf der ersten »Reunion«, die ich besuchte? Ein großes, sterbliches Verlieben. Natürlich war's ein Husarenleutnant. Die im Saale anwesenden Zivilisten schienen mir neben den Militärs wie Maikäfer neben Schmetterlingen. Und unter den anwesenden Uniformträgern waren die Husaren jedenfalls die glänzendsten; unter den Husaren schließlich war Graf Arno Dotzky der blendendste. Über sechs Fuß groß, schwarzes Kraushaar, aufgezwirbeltes Schnurbärtchen, weißglitzernde Zähne, dunkle Augen, welche so durchdringend und zärtlich schauen konnten – kurz, auf seine Frage: »Haben Sie den Kotillon noch frei, Gräfin?« fühlte ich, dass es noch andere, ebenso erhebende Triumphe geben kann, wie das Bannerschwingen der Jungfrau von Orleans, oder das Szepterschwingen der großen Katharina. Und er, der Zweiundzwanzigjährige, hat wohl ähnliches empfunden, als er mit dem hübschesten Mädchen des Balles (nach dreißig Jahren kann man schon so etwas konstatieren) im Walzertakt durch den Saal flog; da dachte er wohl auch: Dich besitzen Du süßes Ding, das wöge alle Marschallstäbe auf.

»Aber Martha – aber Martha!« brummte die Tante, als ich atemlos auf meinen Sessel an ihrer Seite zurückfiel, ihr mit den schwingenden Tüllwolken meines Kleides um den Kopf wirbelnd.

»O pardon, pardon, Tanti!« bat ich und setzte mich zurecht. »Ich kann nichts dafür ...«

»Davon ist auch nicht die Rede – mein Vorwurf galt deinem Benehmen mit diesem Husaren – du darfst dich beim Tanzen nicht so anschmiegen ... und schaut man denn einem Herrn so in die Augen?«

Ich errötete tief. Hatte ich etwas Unmädchenhaftes verbrochen? Mochte der Unvergleichliche etwa eine schlechte Meinung von mir gefaßt haben? ...

Von diesen bangen Zweifeln wurde ich noch im Verlauf des Balles befreit, denn während des Souperwalzers flüsterte der Unvergleichliche mir zu:

»Hören Sie mich an – ich kann nicht anders.– Sie müssen es erfahren – heute noch: ich liebe Sie.«

Das klang ein bisschen anders angenehm als Johannas famose »Stimmen« ... Aber so im Weitertanzen konnte ich doch nichts antworten. Das mochte er einsehen, denn jetzt hielt er inne. Wir standen in einer leeren Ecke des Saales und konnten die Unterhaltung unbelauscht fortführen:

»Sprechen Sie, Gräfin, was habe ich zu hoffen?«

»Ich verstehe Sie nicht,« log ich.

»Glauben Sie vielleicht nicht an ›Liebe auf den ersten Blick‹? Bis jetzt hielt ich es selber für eine Fabel, aber heute habe ich die Wahrheit davon erprobt.«

Wie mir das Herz klopfte! Aber ich schwieg.

»Ich stürze mich kopfüber in mein Schicksal,« fuhr er fort ... »Sie oder keine! Entscheiden Sie über mein Glück oder über meinen Tod ... denn ohne Sie kann und will ich nicht leben ... Wollen Sie die Meine werden?«

Auf eine so direkte Frage musste ich doch etwas erwidern. Ich suchte nach einer recht diplomatischen Phrase, die – ohne jegliche Hoffnung abzuschneiden – meiner Würde nichts vergäbe, brachte aber weiter nichts hervor als ein zitternd gehauchtes »Ja«.

»So darf ich morgen bei Ihrer Tante um Ihre Hand anhalten und dem Grafen Althaus schreiben?«

Wieder »ja« – diesmal schon etwas fester.

»O, ich Glücklicher! Also auch auf den ersten Blick? – Du liebst mich?« Jetzt antwortete ich nur mit den Augen – doch diese, glaub' ich, sprachen das allerdeutlichste »Ja«.

* * *

An meinem achtzehnten Geburtstage wurde ich getraut, nachdem ich zuvor in die »Welt« eingeführt und der Kaiserin »als Braut« vorgestellt worden war. Nach unserer Hochzeit unternahmen wir eine Italienreise. Zu diesem Zweck hatte Arno einen längeren Urlaub genommen. Von einem Austritt aus dem Militärdienste war niemals die Rede gewesen. Zwar besaßen wir beide ziemlich ansehnliches Vermögen – aber mein Mann liebte seinen Stand und ich mit ihm. Ich war stolz auf meinen schmucken Husarenoffizier und sah mit Befriedigung der Zeit entgegen, da er zum Rittmeister – zum Obersten – und einst zum Generalgouverneur vorrücken würde ... Wer weiß, vielleicht sollte er als großer Feldherr in der vaterländischen Ruhmesgeschichte glänzen ...

Dass die roten Hefte gerade in der seligen Brautzeit und während der Flitterwochen eine Lücke aufweisen, tut mir jetzt sehr leid. Verflogen, verweht, in Nichts verflattert wären die Wonnen jener Tage freilich ebenso, wenn ich sie auch eingetragen hätte, aber wenigstens wäre ein Abglanz davon zwischen den Blättern festgebannt. Aber nein: für meinen Gram und meine Schmerzen fand ich nicht genug Klagen, Gedankenstriche und Ausrufungszeichen; die jammervollen Dinge mussten der Mit- und Nachwelt sorgfältig vorgeheult werden, aber die schönen Stunden, die habe ich schweigend genossen. – Ich war nicht stolz auf mein Glücklichsein und gab es daher niemand – nicht einmal mir selber im Tagebuche – kund und zu wissen! Nur das Leiden und Sehnen empfand ich als eine Art Verdienst, daher das viele Großtun damit. Wie doch diese roten Hefte alle meine traurigen Lagen getreulich spiegeln, während zu frohen Zeiten die Blätter ganz unbeschrieben blieben. Zu dumm! Das ist, als sammelte einer während eines Spazierganges – um Andenken daran nach Hause zu bringen – als sammelte er von den Dingen, die er auf dem Wege findet, nur das Hässliche; als füllte er seine Botanisierbüchse nur mit Dornen, Disteln, Würmern, Kröten, und ließe alle Blumen und Falter weg.

Dennoch, ich erinnere mich: es war eine herrliche Zeit. Eine Art Feenmärchentraum. Ich hatte ja alles, was ein junges Frauenherz nur begehren kann: Liebe, Reichtum, Rang, Vermögen – und das meiste so neu, so überraschend, so staunenerregend! Wir liebten uns wahnsinnig, mein Arno und ich, mit dem ganzen Feuer unserer lebensstrotzenden, schönheitssicheren Jugend. Und zufällig war mein glänzender Husar nebenbei ein braver, herzensguter, edeldenkender Junge, mit weltmännischer Bildung und heiterem Humor (er hätte ja ebenso gut – was bot der Marienbader Ball für eine Bürgschaft dagegen? – ein böser und ein roher Mensch sein können) und zufällig war auch ich ein leidlich gescheites und gemütliches Ding (er hätte auf besagtem Balle ebenso gut in ein launenhaftes hübsches Gänschen sich verlieben können); so kam es denn, dass wir vollkommen glücklich waren und dass infolgedessen das rotgebundene Lamento-Hauptbuch lange Zeit leer blieb.

Halt: hier finde ich eine fröhliche Eintragung – Verzückungen über die neue Mutterwürde. Am ersten Januar 1859 (war das ein Neujahrsgeschenk!) ward uns ein Söhnchen geboren. Natürlich erweckte dieses Ereignis so sehr unser Staunen und unsern Stolz, als wären mir das erste Paar, dem so was passierte. Daher wohl auch die Wiederaufnahme des Tagebuchs. Von dieser Merkwürdigkeit, von dieser meiner Wichtigkeit musste die Nachwelt doch unterrichtet werden. Ferner ist das Thema »junge Mutter« so vorzüglich kunst- und literaturfähig. Dasselbe gehört zu den bestbesungenen und fleißig bemalten Vorwürfen; dabei lässt sich so gut mystisch und heilig gerührt und pathetisch, naiv und lieblich – kurz ungeheuer poetisch gestimmt sein. Zur Pflege dieser Stimmung tragen ja (so wie die Schulbücher zur Pflege der Kriegsbewunderung) alle möglichen Gedichtsammlungen, illustrierte Journale, Gemäldegalerien und landläufige Entzückungsphrasen unter der Rubrik »Mutterliebe«, »Mutterglück«, »Mutterstolz« nach Kräften bei. Was zunächst der Heldenanbetung (siehe Carlyles hero-worship) im Vergötterungsfach Höchstes geleistet wird, das leisten die Leute in baby-worship. Natürlich blieb hierin auch ich nicht zurück. Mein kleiner herziger Ruru war mir das wichtigste Weltwunder. Ach, mein Sohn – mein erwachsener herrlicher Rudolf – was ich für dich empfinde, dagegen verblaßt jene kindische Babybestaunung – dagegen ist jene blinde, affenmäßige, jungmütterliche Freßliebe so nichtig, wie ein Wickelkind ja selber gegen einen entfalteten Menschen nichtig ist ...

Auch der junge Vater war nicht wenig stolz auf seinen Nachfolger und baute die schönsten Zukunftspläne auf ihn. »Was wird er werden?« Diese eben noch nicht sehr dringende Frage wurde des öfteren über Rurus Wiege vorgelegt, und immer einstimmig entschieden: Soldat. Manchmal erwachte ein schwacher Protest von seiten der Mutter: »Wie aber, wenn er im Kriege verunglückt?« »Ach bah« ward dieser Einwurf weggeräumt – »es stirbt ja doch jeder nur dort und dann, wie es ihm bestimmt ist.« Ruru würde ja auch nicht der einzige bleiben; von den folgenden Söhnen mochte in Gottes Namen einer zum Diplomaten, ein anderer zum Landwirt, ein dritter zum Geistlichen erzogen werden, aber der älteste, der musste seines Vaters und Großvaters Beruf – den schönsten Beruf von allen – erwählen, der musste Soldat werden.

Und dabei ist's geblieben. Ruru wurde schon mit zwei Monaten von uns zum Gefreiten befördert. Werden doch alle Kronprinzen gleich nach der Geburt zu Regimentsinhabern ernannt, warum sollten wir unsern Kleinen nicht auch mit einem imaginären Rang schmücken? Das war uns ein Hauptspaß, dieses Soldatenspielen mit einem Baby. Arno salutierte, so oft sein Bub auf den Armen der Amme ins Zimmer gebracht wurde. Letztere nannten wir die Marketenderin, und was bei dieser das Fouragemagazin hieß, lasse ich erraten; Rurus Geschrei ward Alarmsignal geheißen, und was »Ruru sitzt auf dem Exerzierplatz« bedeutete, lasse ich abermals erraten sein.

Am 1. April, als am dritten Monatstage seiner Geburt (nur die Jahrestage zu feiern hätte zu gar zu seltenen Festen Anlass gegeben), rückte Ruru vom Gefreiten zum Korporal vor. An jenem Tage geschah aber auch etwas Düsteres; etwas, was mir das Herz schwer machte und mich veranlasste, es in den roten Heften auszuschütten.

Schon längere Zeit war am politischen Horizont der gewisse »schwarze Punkt« sichtbar, über dessen mögliches Anwachsen von allen Zeitungen und allen Salongesprächen die lebhaftesten Kommentare geliefert wurden. Ich hatte bis jetzt nicht darauf geachtet. Wenn mein Mann und mein Vater und deren militärische Freunde auch öfters vor mir gesagt hatten: »Mit Italien setzt es nächstens etwas ab«, so war das an meinem Verständnis abgeprallt. Mich um Politik zu kümmern, hatte ich gerade Zeit und Lust! Da mochte um mich herum noch so eifrig über das Verhältnis Sardiniens zu Österreich, oder über das Verhalten Napoleons III. debattiert werden, dessen Hilfe Cavour durch die Teilnahme am Krimkriege sich zugesichert hatte: da mochte man immerhin von der Spannung reden, welche zwischen uns und den italienischen Nachbarn durch diese Allianz hervorgerufen worden – das beachtete ich nicht. Aber an jenem 1. April sagte mir mein Mann allen Ernstes:

»Weißt du, Schatz – es wird bald losgehen.«

»Was wird losgehen, mein Liebling!«

»Der Krieg mit Sardinien.«

Ich erschrak. »Um Gotteswillen – das wäre furchtbar! Und musst du mit?« »Hoffentlich.«

»Wie kannst du so etwas sagen? Hoffentlich fort von Weib und Kind?«

»Wenn die Pflicht ruft ...«

»Dann kann man sich fügen. Aber hoffen – das heißt also wünschen, dass einem solch bittere Pflicht erwachse –«

»Bitter? So ein frischer, fröhlicher Krieg muss ja was Herrliches sein. Du bist eine Soldatenfrau – vergiss das nicht –«

Ich fiel ihm um den Hals ...

»O du mein lieber Mann, sei ruhig: ich kann auch tapfer sein ... Wie oft habe ich's den Helden und Heldinnen der Geschichte nachempfunden, welch erhebendes Gefühl es sein muss, in den Kampf zu ziehen. Dürfte ich nur mit – an deiner Seite fechten, fallen oder siegen!«

»Brav gesprochen, mein Weibchen! – aber Unsinn. Dein Platz ist hier an der Wiege des Kleinen, in dem auch ein Vaterlandsverteidiger groß gezogen werden soll. Dein Platz ist an unserem häuslichen Herd. Um diesen zu schützen und vor feindlichem Überfall zu wahren, um unserem Heim und unseren Frauen den Frieden zu erhalten, ziehen mir Männer ja in den Krieg.«

Ich weiß nicht, warum mir diese Worte, welche ich in ähnlicher Fassung doch schon oft zustimmend gehört und gelesen hatte, diesmal einigermaßen als »Phrase« klangen ... Es war ja kein bedrohter Herd da, keine Barbarenhorden standen vor den Toren – einfach politische Spannung zwischen zwei Kabinetten ... Wenn also mein Mann begeistert in den Krieg ziehen wollte, so war es doch nicht so sehr das dringende Bedürfnis, Weib und Kind und Vaterland zu schützen, als vielmehr die Lust an dem abenteuerlichen, Abwechslung bietenden Hinausmarschieren – der Drang nach Auszeichnung – Beförderung ... Nun ja, Ehrgeiz ist es – schloss ich diesen Gedankengang – schöner berechtigter Ehrgeiz, Lust an tapferer Pflichterfüllung!

Es war schön von ihm, dass er sich freute, wenn er zu Felde ziehen musste; aber noch war ja nichts entschieden. Vielleicht würde der Krieg gar nicht ausbrechen, und selbst für den Fall, dass man sich schlage, Wer weiß, ob gerade Arno wegkommandiert würde – es geht ja doch nicht immer die ganze Armee vor den Feind. Nein, dieses so herrliche, abgerundete Glück, welches mir das Schicksal zurecht gezimmert hatte, konnte doch dieses selbe Schicksal nicht so roh zertrümmern. – O Arno, mein vielgeliebter Mann – dich in Gefahr zu wissen, es wäre entsetzlich! ... Solche und ähnliche Ergüsse füllen die in jenen Tagen beschriebenen Tagebuchblätter.

Von da ab sind die roten Hefte eine Zeitlang voll Kannegießerei: Louis Napoleon ist ein Intrigant ... Österreich kann nicht lange zuschauen ... es kommt zum Kriege ... Sardinien wird sich vor der Übermacht fürchten und nachgeben ... Der Friede bleibt erhalten ... Meine Wünsche – trotz aller theoretischen Bewunderung vergangener Schlachten – waren natürlich inbrünstig nach Erhaltung des Friedens gerichtet, doch der Wunsch meines Gatten rief offenbar die andere Alternative herbei. Er sagte es nicht grad' heraus, aber Nachrichten über die Vergrößerung des »schwarzen Punktes« teilte er immer leuchtenden Auges mit; die hier und da, leider immer spärlicher werdenden Friedensaussichten hingegen konstatierte er stets mit einer gewissen Niedergeschlagenheit.

Mein Vater war auch ganz Feuer und Flamme für den Krieg. Die Besiegung der Piemontesen würde ja nur ein Kinderspiel sein, und zur Bekräftigung dieser Behauptung regneten wieder die Radetzky-Anekdoten. Ich hörte von dem drohenden Feldzug immer nur vom strategischen Standpunkt sprechen, nämlich ein Hin- und Herwägen der Chancen, wie und wo der Feind geschlagen würde und die Vorteile, welche »uns« daraus erwachsen mussten. Der menschliche Standpunkt – nämlich dass, ob verloren oder gewonnen, jede Schlacht unzählige Blut- und Tränenopfer fordert, – kam gar nicht in Betracht. Die hier in Frage stehenden Interessen würden als so sehr über alle Einzelschicksale erhaben dargestellt, dass ich mich der Kleinlichkeit meiner Auffassung schämte, wenn mir bisweilen der Gedanke aufstieg: »Ach, was frommt den armen Toten, was den armen Verkrüppelten, was den armen Witwen der Sieg?« Doch bald stellten sich als Antwort auf diese verzagten Fragen wieder die alten Schulbuchdithyramben ein: Ersatz für alles bietet der Ruhm. Doch wie, wenn der Feind siegte? Diese Frage ließ ich einmal im Kreise meiner militärischen Freunde laut werden – wurde aber schmählich niedergezischt. Das bloße Erwähnen von der Möglichkeit eines Schattens eines Zweifels ist schon antipatriotisch. Im Voraus seiner Unüberwindlichkeit sicher sein, gehört mit zu den Soldatenpflichten. Also gewissermaßen auch zu den Pflichten einer loyalen Leutnantsfrau.

Das Regiment meines Mannes lag in Wien. Von unserer Wohnung hatte man die Aussicht auf den Prater, und wenn man da ans Fenster trat, wehte es sommerlich verheißend herein. Es war ein wundervoller Frühling. Die Luft war lau und veilchenduftend, und zeitiger als in anderen Jahren spross das junge Laub hervor. Auf die im kommenden Monat bevorstehenden großen Praterfahrten freute ich mich unbändig. Wir hatten uns zu diesem Zweck ein kokettes »Zeugel« angeschafft, nämlich einen Kutschierwagen mit einem Viererzug von ungarischen Judern. Schon jetzt, in diesen herrlichen Apriltagen, fuhren wir beinahe täglich in den Prateralleen spazieren, aber das war nur ein Vorkosten des eigentlichen Maigenusses. Ach, wenn nur bis dahin nicht etwa der Krieg ausbräche! ...

»Na, Gott sei Dank – jetzt hat die Unentschiedenheit ein Ende!« – rief mein Mann, als er am Morgen des neunzehnten April vom Exerzieren nach Hause kam. »Das Ultimatum ist gestellt.«

Ich erschrak. »Wie – was – was heißt das?«

 

»Das heißt, das letzte Wort der diplomatischen Verhandlungen, welches der Kriegserklärung vorausgeht, ist gesprochen. Unser Ultimatum an Sardinien fordert, dass Sardinien entwaffne – was dieses natürlich bleiben lässt, und wir marschieren über die Grenze.«

»Großer Gott! – Vielleicht aber entwaffnen sie?«

»Nun dann wäre der Streit auch beigelegt und es bleibt Frieden.«

Ich fiel auf die Knie – ich konnte nicht anders. Lautlos und dennoch heftig wie ein Schrei, schwang sich aus meiner Seele die Bitte zum Himmel: »Frieden, Frieden!« Arno hob mich auf: »Du närrisches Kind!«

Ich schlang meine Arme um seinen Hals und fing zu weinen an. Es war kein Schmerzensausbruch, denn noch war ja das Unglück nicht entschieden – aber die Nachricht hatte mich so erschüttert, dass meine Nerven zitterten und diesen Tränensturz verursachten.

»Martha, Martha, du wirft mich böse machen,« schau Arno. »Bist du denn mein braves Soldatenweiblein? Vergisst du, dass du Generalstochter, Oberleutnantsfrau und« – schloss er lächelnd – »Korporalsmutter bist?«

»Nein, nein, mein Arno ... Ich begreife mich selber nicht ... Das war nur so ein Anfall... ich bin ja doch selber für militärischen Ruhm begeistert ... aber ich weiß nicht – vorhin, als du sagtest, alles hänge von einem Worte ab, das jetzt gesprochen werden soll – ein Ja oder Nein auf das sogenannte Ultimatum – und dieses Ja oder Nein solle entscheiden, ob Tausende bluten und sterben sollen – sterben in diesen sonnigen, seligen Frühlingstagen – da war mir, als müsste das Friedenswort fallen und ich konnte nicht anders als betend niederknien –«

»Um dem lieben Gott die Sachlage mitzuteilen, du Herzensnärrchen?«