Hans-Joachim Rech

 

Satirisch Heiteres und Ernstes für

Freunde des gepflegten Suizids

 

Himmelfahrt am Muttertag

 

Impressum

Covergestaltung und Digitalisierung: andersseitig.de

 

© 2018 andersseitig.de

ISBN

9783961189397 (ePub)

9783961189403 (mobi)


Covergestaltung: Erhard Coch

Digitalisierung: Erhard Coch

 

andersseitig Verlag

Helgolandstraße 2

01097 Dresden

 

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Lohnt sich das Schreiben noch?

Lohnt sich das Leben noch, ließe sich ebenso als Titel für meinen Artikel verwenden, denn die Fragen nach den Inhalten unseres Daseins kumulieren sich in geradezu beängstigender Weise. Die (geistige) Lebensdauer von Produkten, auch das geschriebene Wort gehört dazu, rechnet sich nicht mehr nach Jahrzehnten oder Jahren. Der moderne, zivilisationsgeplagte, vom Stress gezeichnete Mensch, wird von der Zwangsjacke seiner Wahnvorstellungen, die ihm ein noch besseres Leben, noch mehr Wohlstand bei noch mehr Freizeit vorgaukeln, erbarmungslos zusammengepresst. Die bei diesem Prozess der inneren Entleerung entstehenden Freiräume werden zumeist rasch und sehr produktiv, dass heißt konsumorientiert, gefüllt. Gewaltige, globale Animationsindustrien, die weltweit mit den gleichen Strategien operieren, dirigieren die Bedürfnisse, sowohl des Einzelnen als auch großer Bevölkerungsteile, nach dem Maximierungsprinzip betriebswirtschaftlicher Erfordernisse. Hierbei spielt das Produkt überhaupt keine Rolle mehr. Es ist das im Individuum geweckte, suggerierte Bedürfnis, das die Strategie und Expansion des Marktes bestimmt. Werbung - Konsum und Gier wecken, Produkte verkaufen die niemand braucht für ein Geld, das niemand hat. Voila!! Scheinbar individuell und frei in seiner Entscheidung betritt der Einzelmensch, der Konsument, den Seelen-Schlachthof einer hemmungs- und skrupellos agierenden Versorgungsgüterindustrie, wo geschickte Sezierer mit raschen Schnitten die Teile entnehmen, die gut verwertbar und für kurze Zeit hohen Gewinn versprechen. Zurück bleibt ein an Leib und Seele geschädigtes Lebewesen, dass nun auf Gedeih und Verderb der Willkür einer barbarischen Selbstzerfleischungsgesellschaft ausgeliefert ist. Lohnt sich das Leben noch? Sicher lohnt sich das Leben. Denn das Leben gibt jedem einzelnen von uns die kosmisch einmalige Chance sich mitzuteilen, sei es durch Artikulation, durch Geste und Mimik, durch Bilder und Skulpturen oder durch das geschriebene Wort. Lohnt sich das Schreiben noch? Diese Frage ist nachdrücklich zu bejahen. Kein anderes Wesen auf diesem Planeten besitzt die Fähigkeit sein Leben und seinen Lebensraum aus eigenem Willen heraus zu gestalten und sich damit selbst zu formen und zu verändern. Was für die kaum noch zu differenzierende Masse an Alltäglichkeiten Gültigkeit besitzt, hat selbstverständlich auch für das geschriebene Wort Anwendung zu finden. Im weiten Feld der literarischen Erzeuger, der Buch- und Verlagswirtschaft, ist die Einsicht in das „gute Buch“, der Förderung junger Talente, ist der Wunsch nach Suche verwunschener und unentdeckter Wege längst dem gewinnorientierten Dickseller gewichen, der allenthalben von den renommierten Welt-Verlagen palettenweise selbst in die hintersten Vorstadtbahnhöfe gekarrt wird, ganz zu schweigen von den alt-ehrwürdigen Buchhandlungen, die sich längst vor den Umsatz- und Profitkarren der Druckpressen haben spannen lassen. Ab und zu wird dann wohl oder übel dem Wunsch des Lesers Rechnung getragen und auch um den Umsatz zu intensivieren, der Autor X zur Vorstellung seines Dicksellers Y vom Verleger Z in die Buchhandlung A und O zitiert, wo dieser dann mit wächsernem Gesicht und gischtgeplagten Fingern zur Signierung schreitet. Lohn sich das Schreiben noch? Sicher lohnt es sich, so wie das Leben. Allein die prosaische Ausschmückung der zuvor fiktiv beschriebenen Signierstunde lässt mir bei nur wenigen Minuten des Erinnerns das Wasser im Munde oder besser die Gedanken im Kopf zusammenlaufen. Schreiben ist nicht so sehr eine Sache des Könnens, also das Beherrschen einer Technik, die sicherlich wichtig ist, sondern vielmehr ein wirkliches Bedürfnis, formen sich doch in unseren Köpfen Ideen, Vorstellungen und Gedanken zu einem ersten Bild, das es um jeden Preis festzuhalten, zu skizzieren gilt. Schreiben ist vielfach auch erstes Ausdrucksmittel für jene, die sich in der artikulierten Sprache schüchtern zurückhalten und oftmals nicht das rechte Wort finden. Manchem Zeitgenossen erschließt die Fähigkeit zu schreiben eine völlig neue, bis dahin gänzlich unbekannte Welt, die er mit jedem Buchstaben, jedem Wort, jedem vollständigen Satz, jeder Seite, jedem Kapitel, ja - sogar jedem Buch intensiver und mit größter Wertschätzung betritt.

Schreiben kann Therapie sein, Befreiung, ein Ventil der Seele, einfach nur Freude an der Formulierung der Gedanken, Mitteilung, Botschaft, Berufung - Hingabe und Erfüllung. Die Bestimmung des Schreibens ist somit letztlich abhängig vom Einzelnen, vom Schreiber, der als Teil eines universalen Ganzen einen Auftrag hat. Diesen Auftrag erteilt im sein Schicksal, sein Karma, seine Bestimmung, sein Los oder wie immer man geneigt ist diesen individuellen Rückhalt zu nennen. Der schreibende Mensch entdeckt die Welt in der er lebt unter dem Aspekt des Wortes, eines geschmeidigen, kraftvollen, angriffslustigen, besänftigenden, liebevollen, furchtbaren, klugen, banalen, gradlinigen und irreführenden Werkzeugs, das in der Hand seines Benutzers zu dem wird, wozu es von ihm bestimmt wurde. Lohnt sich das Schreiben noch? Sicher lohnt sich jeglicher Umgang mit der Schrift, wenn sie denn der Spiegel unserer eigenen Gedanken, Wünsche, Vorstellungen und Visionen ist. Das bedeutet, dass das Schreiben aufrichtig und wahr sein muss, wahrhaftig. Wer sich und diese Welt in seinen Schriften wiederfindet, der beschreitet den Weg des wahrhaftigen Schreibens. Seine Gedanken und Empfindungen schwingen im Gleichklang der globalen Seele. Der Schreiber offenbart sich in lesbarer Form seinen Mitmenschen. Ein wichtiger, der wichtigste Schritt überhaupt ist getan. Der schreibende Mensch hat seine seelische Klausur verlassen und drängt sich mitzuteilen, zu öffnen, auszubreiten und auszuziehen vor den hungrigen Augen der Schriftverzehrer. Scharfzüngige Verbaldompteure attackieren die „Schreibwut“ des Volkes als Prostitution der Sprache und des Schriftgutes allgemein. Klingt da nicht unterschwellig die Angst um Posten und Pfründe mit? Ist das Schreiben ein Privileg weniger, wie bis in das 18.Jahrhundert hinein das Lesen ein Vorrecht von Klerus und Adel war. Sollen alle die Hunderttausende vorhandener Talente zu Gunsten eines einzigen Nutznießers auf das literarische Gefühl der Schwerelosigkeit verzichten, ganz im Sinne Faust's „wo ein Geist für tausend Hände reicht“? Und sind es nicht letztlich die zahllosen Ideen, Gedanken und Erinnerungen, die verpackt, verstaut und niemals ausgesprochen oder aufgeschrieben den Niedergang des literarisch-anspruchsvollen Gedankengutes einleiten? Wer sich derart an der Gestaltung des nationalen Schreibvolumens beteiligt darf sich nicht wundern, wenn er samt und sonders mit seinen literarischen Ergüssen unter dem Grabmal des unbekannten Dichters zu liegen kommt, das er sich mit all jenen teilt die zauderten, zagten,  unentschlossen und ängstlich auf den Tag der Erkenntnis hofften, die nicht bereit waren den ersten Schritt zu tun, nämlich sich zu öffnen, zu zeigen, mitzuteilen als Poet und Literat. Lohnt sich das Schreiben noch? Diese Frage ist entschieden, uneingeschränkt und aufrecht mit ja zu beantworten. Wie viel Liebe, Zartheit, Verlangen, wie viel Sehnsucht, Schmerz und Leid findet täglich Eingang in die einfachsten Zeilen, die jemals von Menschenhand geschrieben wurden. Es ist nicht der Dickseller im Kiloformat mit Schutzumschlag und Umkarton folienverschweißt für 35,00 Euro, der dem Leser ob seines Umfangs zitternde Hände beschert, wenn er an den Autor denkt und die unvorstellbare Mühe, die dieser bei der Niederkunftschrift hatte. Ein Schelm ist, wer sich Böses dabei denkt. Dicke Sachen beeindrucken, das war schon immer so. Wer glaubt, dass der kritische und allseits informierte Leser für einen 80-seitigen Lyrikband 15,00 Euro auf den Tisch des Buchhandels zu legen bereit ist, wenn er für nur 30 Euro mehr ein sieben - bis achtfaches an Umfang bei einem Romanwerk in die Seitenblätternden Finger gedrückt bekommt, dem ist die Gutgläubigkeit bei der ersten Heiligen Kommunion aus Eimern eingetrichtert worden. Es fällt schwer beim Anblick Hochdekorierter Ladenfenster mit nur einem Buchtitel zu glauben, dass wir die Zeiten des real existierenden Sozialismus längst hinter uns gelassen haben. Aber gerade das ist es, was nicht nur im deutschen Verlagsgeschäft seit Erfindung des Buchdrucks praktiziert wird. Auf Schritt und Tritt springt einen das Konterfei eines bestimmten Autors an. An jeder Ecke lauert der Klappentext des Einbandes mit verlockender, reißerisch aufgemachter Inhaltsangabe in Kurzform. Das geht solange, bis jedermann und jederfrau im Lande glauben, dass das Buch des Autors Y aus dem Verlag Z genau das richtige für die heimische vier Meter Buchregalwand ist. Lohnt sich das Schreiben noch? Immer - nur zu meine Freunde, ich habe mindestens zehnmal täglich meinen intellektuellen Orgasmus. Und was, liebe Literaten-Freunde, ist schöner auf dieser herrlichen, von unzähligen Dichtern und Prosa-Schreibern bevölkerten Erde, als ein Orgasmus? Schreiben Sie soviel Sie können und wollen. Stürmen Sie mit Ihren Texten in die Nischen zwischen den Riesen, wo die wunderschönsten Klein-Verlagsblüten gedeihen. Dort werden Sie die Ihnen gemäße Blume finden, auf der Sie sich als musische Literaturbiene zur Befruchtung niederlassen, um nach Jahren des Hoffens und Harrens endlich Ihr Buch in Empfang zu nehmen. Es ist ein harter, mühsamer und steiler Weg. Ich bin ihn gegangen, schon oft und bereute es nie. Finanzielle Reichtümer habe ich mir dabei nicht erworben, aber eine Freiheit, die mit allem Gold dieser Welt nicht zu kaufen ist, meine eigene Freiheit der Gedanken. Das Schreiben lohnt sich - mehr denn je. Schreiben wir nur noch? Schreiben wir noch? Noch schreiben wir! Schreiben Schriftsteller noch? Schreiben nur noch Schriftsteller? Schreiben Schriftsteller nur noch?

 

Einmal Kopfschuss gratis

„Odins Streitaxt im 21.Jahrhundert“

Wehrtechnik im Wandel der Jahrtausende

Wer sich Koblenz nähert, dem fallen zunächst die mächtigen Bastionen der ehemaligen Festung Ehrenbreitstein auf, die sich rechtsrheinisch auf höchster Höhe alles beherrschend über Strom und Stadt erheben. Wenn auch die Bestimmung der Anlage als militärische Einrichtung zur Bedeutungslosigkeit schwand, so blieb doch der unmittelbare architek-tonische Eindruck, den das Bauwerk auf den Besucher macht, erhalten. Nicht minder eindrucksvoll präsentiert sich seit seiner Wiedererrichtung im Deutschen Eck das Denkmal Kaiser-Wilhelms II am Zusammenfluss von Mosel und Rhein, den klassischen deutschen Schicksalsströmen. Doch lange vor dem deutschen Kaiser interessierten sich Kelten, Germanen und Römer für die strategisch günstige Lage und errichteten ihre Forts. Ihnen folgten die Ritter und Edlen, die Grafen und Fürsten, und alle hinterließen die ihnen eigene Handschrift in und um Koblenz. Aber erst der Beginn der Industrialisierung, die Bismarcksche Reichsgründung 1871 und das Streben Deutschlands eine Weltmacht zu werden, ließ aus der beschaulichen Stadt bürgerlichen Gepräges in wenigen Jahren eine Garnisonsstadt werden. Kasernen und Zeughäuser, Rüstkammern und Arsenale schossen wie Pilze aus dem Boden des jungen Reichsbodens, und im weiteren waldreichen Umland fielen weite Flächen dem militärischen Ausbildungsverlangen zum Opfer. Truppenübungsplätze und die damit verbundene Massierung von Menschen und Material sorgten für ein explosionsartiges Wirtschaftswachstum. Die Reiche kamen und gingen, Kaiser dankten ab, neue Führer folgten, die außer Schutt und Leid kaum Verwertbares hinterließen. Wer geglaubt hatte, dass nach den leidvollen Erfahrungen zweier Weltkriege der Wunsch nach deutschen Waffen ein für allemal aus dem Verständnis nicht nur der Deutschen verschwunden sei, wurde schon nach wenigen Jahren eines besseren belehrt. Nach dem Wiederaufbau und der Einführung einer neuen Armee besann man sich auf die bauliche Substanz der Koblenzer Soldatenwohnstätten, zu denen auch die Langemarck -Kaserne zählt. Um der Leistungsfähigkeit der deutschen Rüstung, die sich nun Wehrtechnik nannte, ein entsprechendes Ambiente zu schaffen, wurden Teile der Langemarck -Kaserne zur Einrichtung einer Studiensammlung zur Verfügung gestellt. In Koblenz - Lützel entstand so im Laufe der Jahre eine bedrückend-nüchterne “Wehrtechnische Studiensammlung“, die unter der Regie des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung einen plastischen Eindruck von den virtuosen Möglichkeiten der Konstrukteure und Ingenieure widerspiegelt, die in nationalen und internationalen Rüstungskonzernen die gesamte Bandbreite des militärischen Kampfgerätes ausschöpfen. Der eher beschauliche Bau aus der Gründerzeit lässt nichts von dem erahnen, was sich hinter seinen Mauern auf 7200qm Ausstellungsfläche über 5 Etagen an technischen Monstern verbirgt. Kalte gefühllose Tötungsgeräte, schaurig-schön im Design, in frischen, bunten Farben und liebevoll restauriert, allein das Anfassen der Objekte ist bei der geleisteten Wiederherstellungsarbeit wie in fast allen Museen zum Leidwesen zahlreicher Besucher nicht gestattet. Im Erdgeschoss finden sich zum Teil in „natürlicher Umgebung“ schwerste Kaliber, was sich sowohl auf die Kanonen und Panzer wie auch auf die Munition bezieht. Akribisch werden die Leistungsmerkmale der Geräte einschließlich der zu verschießenden Granaten beschrieben. Die Gebrauchsanweisung eines modernen HiFi-Gerätes könnte nicht genauer sein. Selbstverständlich werden die Hersteller dieser „Defensivwaffen“ in ausreichendem Maße gewürdigt, wobei die Auflistung traditionsreicher Namen ganze Ahnentafeln füllt. Neben den Ketten rasselnden Ungetümen aus 80 Jahren Rüstungsgeschichte, finden sich alle Arten an brauchbarem Gerät, so Flugzeuge, U-Boote, Motorräder, Funk- und Peilwagen, Flakscheinwerfer und Horchgeräte, echte Kanonen des legendären Schlachtschiffs Tirpitz, ja ganze Kreuzer-Panzertürme bis hin zu den Original A4 Aggregaten, besser bekannt unter dem Namen V2, den Lieblingsspielzeugen der Peenemünder Raketenbauer. Überhaupt ist die Marine im unteren Bereich der Studiensammlung geradezu dominant, was unzweifelhaft Rückschlüsse auf die Qualität der Ausbildung wie Ausrüstung zulässt. Im anschließenden Seminarraum besteht die Möglichkeit zur Teilnahme an weiterführenden Informationen zu rein technischen Zwecken. Nach dieser wahrhaft beeindruckenden Vorführung geht es über ein informativ gestaltetes Treppenhaus in die oberen Etagen, wo den Besucher zwar weniger gewichtiges, aber nicht minder gefährliches Kriegsgerät erwartet. Wer sich zuvor erfrischen möchte, kann das in angenehmer Atmosphäre tun. In der nun folgenden Abteilung „automatische Waffen“ spiegelt sich der wirkliche Erfindungsreichtum unserer Ingenieure und Wehrtechniker, sowie ihrer ausländischen Kollegen wider. Höchste Leistung auf relativ kleinem Raum. Selbstladewaffen bis zum Kaliber 40mm werden dem verschreckt -staunenden Gast wie Zitronenpressen auf einer Haushaltswarenmesse präsentiert, wobei auch hier wieder der nationale Anteil an der Weltentwicklung besonders hervorgehoben wird. Wer vom Arsenal kriegerischen Gerätes bis dahin nicht zufriedengestellt wurde, erhält beim Eintritt in die Abteilung für Mörser, Panzerabwehrwaffen, Bekleidung und Ausrüstung einen Einblick in den soldatischen Alltag. Fern des Schlachtgetümmels und abseits allen Ruhms agieren freundlich dreinblickende Schaufensterpuppen als adrett gekleidete Dressmen, deren größtes Vergnügen das Tragen ihrer Uniform sein muss. Beeindruckend ist die Frische des Materials, selbst nach mehr als 100 Jahren, denn die Blauen Ausgehröcke der kaiserlichen Offiziere finden sich ebenso makellos neben den Kampfanzügen der SS-Panzersoldaten, denen der Hunger nach Ruhm und Ehre ins Polyestergesicht geschrieben steht. „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“, jedenfalls wird dem Betrachter alles geboten, was das Soldat - Sein einfach, praktisch und - erstrebenswert macht. Vom Universalmesser mit Schere, Säge, Nagelfeile und Büchsenöffner hin zu Kochgeschirr, Rucksack, ABC-Plane, Gasmaske, Erste-Hilfe-Set in keimfreier Verpackung einschließlich tropensicher verschweißtem Präservativ. Die Krönung der Ausstattung stellt die Eiserne Ration für 3 Tage dar(laut Herstellergarantie 20 Jahre genießbar), und so wird der Soldat mit allem Versehen, was seinem Überleben in freier Wildbahn eine gewisse Glaubwürdigkeit verleiht. Um den Übergriffen des Gegners wehrhaft entgegenzutreten und sich diesen erfolgreich vom Halse halten zu können, stellen leicht zu bedienende und problemlos zu transportierende Abwehrwaffen zu den stählernen Kolossen im Erdgeschoss das rechte Pendant. Wer im Häuserkampf noch keine Erfahrungen sammeln konnte steht dennoch nicht hilflos im Schlachtgetümmel. Technische Hochleistungsgeräte sorgen auch in diesem Fall für einen gerechten Ausgleich und eine nachhaltige Beseitigung dieses Mankos. Damit nun der Recke rechtzeitig über die Absichten des Gegners ins Bild gesetzt wird, erfanden kluge Ingenieure allerlei Datenübertragungs- und Kommunikationsapparate. In der Antike benutzte man den Menschen als Läufer, Feuersignale und blitzende Metallteile. Bei der Rasanz der militärischen Entwicklung, vor allem bei der beängstigenden Geschwindigkeit der verschossenen Projektile wurde es notwendig geeignete Geräte zu entwickeln, die mit der Feuergeschwindigkeit der Waffen Schritt hielten. Entsprechendes Material ist im 3. Obergeschoss zu sehen, angefangen bei einfachen Handspiegeln und hölzernen Telegrafen über optische Hilfsmittel wie Ferngläser, Periskope, Teleskope und Spiegel, Nachsichtzieleinrichtungen und Infrarotgeräte die keine soldatischen Wünsche offen lassen und mittels derer man sich vom Gegner ein genaues Bild zu machen erhoffte. Zum Abschluss des Besuches der Wehrtechnischen Studiensammlung empfängt den Besucher die Abteilung Hand- und Faustfeuerwaffen,  die sogenannten „Soldatenbräute“, die jeden Uniformierten im Feld bis zum Sieg oder Heldentod begleiten. Ein repräsentativer Querschnitt durch die vergangenen Jahrhunderte belegt eindrucksvoll das Streben des Menschen nach Vervollkommnung und höchster Präzision. Wo gestern noch Odins Streitaxt in der Faust eines bärtigen, Fell behangenen Cheruskers den römischen Invasoren nachhaltig das Selbstbestimmungsrecht der Germanen in den Schädel schlug, peilen heute in modisch-modernem Chic operierende Paratrouper das Großhirn ihres Gegenübers mit dem Laserstrahl an, weitab vom Schuss, um nur ja nicht den Fünf-Uhr Tee zu versäumen. Wo sich Landsknechte und Bauernhaufen mit Arkebusen, Luntenschlossgewehren und Donnerbüchsen das Leben nicht nur schwer sondern auch zur Hölle machten, tritt der neuzeitliche Soldat mit anatomisch vollendeten, futuristisch gestylten, dem jeweiligen Mannestyp angepassten hochmodernen Hochleistungsprojektilschleudern für Recht, Gesetz und Menschenwürde ein. Waren noch die Schusswaffen der vorletzten Generation dem traditionellen Büchsenmacherhandwerk verbunden, so erinnern einen die technischen Schöpfungen der Neuzeit mehr an den Krieg der Sterne, was wohl auch dem Gedankengut seiner Konstrukteure entspricht. Aussprüche vom „sauberen Krieg“ drängen sich auf, den alliierte Generäle vor nicht allzu langer Zeit im Nahen Osten unter Einsatz und Erprobung eben dieses „technischen Gerätes“ zelebrierten. Alles in allem ist die Wehrtechnische Studiensammlung eine sehenswerte Ausstellung, würde es den Verantwortlichen um den Effekt der Abschreckung gehen, den diese Sammlung jedoch in keiner Weise für sich in Anspruch nehmen kann. Und im Begleittext weist der Betreiber ausdrücklich auf die Zielsetzung der Einrichtung hin. „Diese Ausstellung umfasst die gesamte Breite der Wehrtechnik .... und dient der Aus- und Fortbildung der Wehringenieure und Soldaten sowie der technischen Dokumentation von Gerät zur Durchführung von Studien durch die Industrie und die Fachabteilungen des BWB(Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung). Die Sammlung ist daher entsprechend technisch-nüchtern aufbereitet. Die WTS ist kein Kriegsmuseum; Schlachtengemälde, Orden- und Ehrenzeichen, Fahnen und andere Attribute der Heereskunde sind nicht zu finden, ebenso keine Aussagen zum Gesamtkomplex der Militärgeschichte.“(Zitat Ende)

 

 

Der Trinker

Trink-Probe

Willkommen - Freunde - willkommen im  Alt -Bier-Dreieck   -   nicht Bermuda Dreieck -

des rheinischen Frohsinns zwischen Kniebrücke – Hofgarten und Ausnüchterung.

Ich begrüße sie ganz herzlich im Promille-Paradies und ich bin sicher, dass sie kopflastige

Freuden genießen werden, die ihnen noch nach Tagen den Sinn ihres Daseins nachhaltig

in ihre grauen Zellen hämmern, in denen eine spiritistische Sitzung die nächste jagt. In intellektuellen Kreisen ist das „formalieren“, das Einlegen der grauen Zellen in weingeistliche Konservierungsstoffe, in erfrischender Ausformung anzutreffen. Dieses Verhalten ist auch fallweise bei den Vertretern der schreibenden Zunft zu finden, aus verständlichen Gründen übrigens, denn trockenes Papier erzeugt schon allein durch sein Vorhandensein ein Durstgefühl. Der tägliche Umgang mit diesem universellen Medium verstärkt dieses Verlangen in extremer Weise. Schon manchem Autoren hat der Konsum geistiger Getränke auf die Sprünge geholfen – nicht unbedingt auf der Karriereleiter nach oben, aber oftmals zwei Meter tief unter die Erde – hinein in die Ausnüchterungszelle der Ewigkeit.

Bemerkenswert - finde ich das. Sich kaputt saufen. Andere arbeiten sich kaputt, aus welchen Gründen auch immer, wenn es denn dafür überhaupt einen Grund gibt. Oder jemand fährt sich kaputt. Im besoffenen Kopf. Jedenfalls bin ich glücklich noch unter den Lebenden zu weilen. Ich fahre jetzt seit mehr als Hundert Jahren unfallfrei Auto. Da wird vieles zur Gewohnheit, ich fahre schon ohne zu merken, dass ich fahre, wenn ich fahre. Meine Frau fährt seit Neunzig Jahren - da wird jeder Tag zu einem Erlebnis, sage ich Ihnen. Jeder Tag zu einem Geburtstag. Ich freue mich über den Gesang der Stieglitze am frühen Morgen. Und der Stieglitz über mich, dass ich noch da bin. Ich lebe mein Leben viel intensiver - weil - man weiß ja nicht wann es zu Ende ist. So steht es geschrieben - seit Anbeginn der Erfindung der Schrift. Meine - unsere Gedanken gehen auf die Reise zu anderen Lebewesen, in ferne Welten - ich lese in den Seelen der Menschen, die ich nie persönlich kennen werde - ich entdecke Lebensformen, Gefühle, Gerüche und Leidenschaften - aber Literatur entfremdet auch. Wer liest braucht nicht zu reden - es sei denn - er liest vor - so wie ich – als rheinischer Altbier-Diogenes. Trinken Sie ruhig weiter - ich kann Sie verstehen - ich bin mit Ihnen

Machen Sie den Jungalkoholikern Hoffnung - es ist niemals zu spät um anzufangen.

Trotzdem - das war ein harter und weiter Weg -- glauben sie, es wäre so einfach Alkoholiker zu werden? Bundeskanzler, Rentenbetrüger, Feldgeistlicher oder Steuerhinterzieher - da braucht es nicht viel - aber dahin zu kommen - wo ich jetzt stehe – gut - nach mehr als fünfzig Jahren hauptberuflichem Alkoholikertum, davon zehn Jahre Eintrinkzeit - das sogenannte Leberpraktikum – da blickt man auf einen ungeheuren Promille-Vorrat zurück.

Doch reicht das aus für höchste Weihen? Referenzen brauchen sie - jede Menge Referenzen.