Allen Frauen und Männern, die uns liebevoll ihre Geschichte erzählten, gewidmet.

BIBLIOGRAFISCHE INFORMATION DER DEUTSCHEN NATIONALBIBLIOTHEK Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar: www.dnb.de

2016 · Zweite, überarbeitete Auflage

Alle Rechte vorbehalten

© by Athesia AG, Bozen

Umschlaggestaltung: Athesia-Tappeiner Verlag

Umschlagfotos: Gernot Pollhammer, Imst; Sammlung Heinirch Rokita, ImstFoto;

Johanna Silbernagl, Rietz

Layout: Druckerei Gitterle, Tarrenz

ISBN 978-8-8683-9220-8

www.athesiabuch.it

buchverlag@athesia.it

Die erste Auflage erschien 2014 bei EYE Verlag, Landeck

Inhaltsverzeichnis

Ein aktuelles Stück (Nord- und Süd-) Tiroler Zeitgeschichte

Heute, über 70 Jahre, nachdem die Südtirolersiedlung in Imst gebaut worden ist, stöhnen wir diesseits und jenseits des Brenners wieder über den Flüchtlingsnotstand und hören immer wieder einen Aufschrei, wenn Flüchtlinge untergebracht werden müssen. Mir kommt dabei oft die Zeit der Option in den Sinn. Diesen Aufschrei wird es wohl auch damals gegeben haben, auch wenn es sich bei den Flüchtlingen nicht um Menschen von einem anderen Kontinent, sondern aus dem eigenen Land gehandelt hat.

Gerade in der heutigen Flüchtlingsdiskussion sollten wir uns deshalb daran erinnern, dass viele aus unserer (Südtiroler) Eltern- und Großelterngeneration vor Jahrzehnten in einer ähnlichen Situation wie die Flüchtlinge heute waren und dass es selbst den Nordtirolern oft nicht leichtgefallen ist, ihre Südtiroler Landsleute zu integrieren. Dieser Prozess hat lange Jahre, ja Jahrzehnte gedauert und war mühsam – aber meistens erfolgreich.

Mittlerweile ist der letzte Schornstein der alten Imster Südtirolersiedlung gefallen und eine moderne Wohnanlage hat ihren Platz eingenommen. Über 70 Jahre lang waren die Häuser der Südtirolersiedlung Denkmal für eines der dunkelsten Kapitel der Tiroler Geschichte. Jetzt stehen die Häuser der Südtirolersiedlung nicht mehr, aber die Erinnerung an dieses wichtige Stück Nord- und Südtiroler Zeitgeschichte wird durch das vorliegende Buch in vorbildlicher Weise wach gehalten.

Die von Annemarie Regensburger und Angelika Polak-Pollhammer niedergeschriebenen Lebensgeschichten der ehemaligen Bewohner der Südtirolersiedlung unterstreichen, dass die Südtiroler Umsiedler in Imst zwar ein neues Zuhause, lange aber keine neue Heimat gefunden haben. Verständlich, mussten die Imster doch den Eindruck gewinnen, dass die Südtirolerinnen und Südtiroler in ihren neuen und für die damalige Zeit komfortablen und modern eingerichteten Wohnungen bevorzugt werden. Verständlich auch deshalb, weil die etwa 3000 Imster sich einer Masse von einigen Hunderten Zuwanderern gegenübersahen.

Es hat mich nachdenklich gestimmt, dass viele der Zeitzeugen, die von den beiden Autorinnen für dieses Buch befragt worden sind, immer wieder auf den Neid auf die Umsiedler zu sprechen gekommen sind: „Die haben es leicht, denen hat man alles gerichtet.“ Diese Aussage zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Daneben erzählen uns die Umsiedlerinnen und Umsiedler bzw. ihre Nachfahren aber auch viele Geschichten geglückter Integration. Etwa Franz Mitterer, der 1949 bei der Gründung der Imster Bergrettung dabei war, Josef Platzer, der sich gut in Imst eingelebt hat und bereits 1949 bei der ersten Fasnacht nach dem Krieg mitgegangen ist, oder Lisi Rabanser, die erzählt, dass es für ihre Eltern ein Segen war, dass sie in den Wirren des Krieges in Imst wohnen konnten. Besonders treffend erscheint mir jedoch diese Aussage Rabansers: „Die Umsiedler verband gemeinsam Erlebtes, Leid und Heimweh. Es wurden Freundschaften geschlossen, die noch heute gelten. Ich fühle mich als Imsterin mit einer großen Liebe zu Südtirol." Besser kann man gelungene Integration wohl nicht ausdrücken.

Arno Kompatscher

Landeshauptmann

Autonome Provinz Bozen Südtirol

Vorwort

In der österreichischen Lokalpresse ist in den vergangenen 15 Jahren immer wieder kontrovers über den Abriss der ehemaligen Südtirolersiedlungen zu lesen. Mit den Schlagworten der „Gesamteinheitlichen Sanierung“, der „thermischen Notwendigkeit“, dem „Mut zur Dichte“ und der Beseitigung des „Substandard-Charakters“ wandern Konzepte zum Umbau bzw. zur Neugestaltung ganzer Wohnviertel durch die Medien und über die Schreibtische politischer Entscheidungsträger. Die Siedlungen sind jedoch steinerne Zeugen einer ganz besonderen Migrationsgeschichte im historischen Tirol. Aufgrund eines Abkommens der beiden Diktaturen, dem nationalsozialistischen Deutschen Reich und dem faschistischen Italien, vom 23. Juni 1939 wurde die deutschsprachige Minderheit in Südtirol vor die „Wahl“ gestellt, entweder ins Deutsche Reich auszuwandern und damit Angehörige des „deutschen Volkes“ zu werden oder aber unter Aufgabe des „Deutschtums“ in Italien zu verbleiben. Als Option sollten die folgenden Ereignisse in die Geschichte eingehen, denn bis zum 31. Dezember 1939 konnten die deutschsprachigen Südtirolerinnen und Südtiroler und die Angehörigen der sogenannten deutschen Sprachinseln im Trentino, im Friaul und Julisch Venetien für eine Auswanderung ins Deutsche Reich „optieren“. Die Entscheidung ums „Gehen“ oder „Bleiben“ spaltete die deutsche Minderheit nachhaltig: Die Auseinandersetzungen im Sommer und Herbst 1939 glichen einem ideologischen Bürgerkrieg, der nicht selten von physischen Übergriffen begleitet war. Letztlich stimmten rund 86 Prozent für eine Auswanderung ins Deutsche Reich, etwa 75.000 verließen Südtirol und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 kehrten nur etwa 25.000 von ihnen zurück.

Der erste Weg führte die Migrantinnen und Migranten über den deutschen Bürokratieapparat nach Innsbruck. Hier hatte Gauleiter Hofer das größte Wohnbauprojekt der Kriegszeit, die „Sondermaßnahme Südtirol“ – auch „Sondermaßnahme S“ – ins Leben gerufen, um den Ankommenden Unterkünfte zu verschaffen: 6.000 Wohnungen entstanden in 22 Tiroler Gemeinden, rund 1.200 weitere in neun Vorarlberger Gemeinden. Aber längst nicht alle Ausgewanderten landeten in einer Siedlung. Tatsächlich konnten sich nur jene Südtiroler Familien den Bezug einer neuen Wohneinheit in den Siedlungen leisten, in denen mindestens ein Mitglied eine feste und gut bezahlte Arbeitsstelle vorzuweisen hatte. Der Kontakt zwischen Umgesiedelten und angestammter Bevölkerung vor allem in Tirol und Vorarlberg war angesichts der Bevorzugung und des schlagartig massiven Auftretens der Gruppe der Südtirolerinnen und Südtiroler von Konflikten geprägt. Unter den Einheimischen und in den Medien gab es nicht selten Klagen wegen Straftaten, die die Zugewanderten selbst auf die niedere soziale Herkunft eines Großteils der Umgesiedelten zurückführten. Jedenfalls entstanden in den Siedlungen in den kommenden Jahrzehnten viele (erfolgreiche und nicht erfolgreiche) Integrationsgeschichten – niedergeschrieben wurden diese jedoch selten.

Gerade das aber zeichnet das vorliegende Projekt von Angelika Polak-Pollham-mer und Annemarie Regensburger aus. Sie gingen in den letzten Jahren auf eine Spurensuche in der Imster Südtirolersiedlung am Grettert und versuchten, anhand mehrerer Familiengeschichten die Vergangenheit dieser Wohngemeinschaft niederzuschreiben. Heute leben nur mehr wenige Nachfahren der Südtirolerinnen und Südtiroler, die 1939 hierherzogen, und meist sind sie nicht als solche zu identifizieren, denn ihre Integration ist mittlerweile vor vielen Jahrzehnten geglückt. Dennoch hat eine solche Aufzeichnung besonders heute lokalhistorisch unschätzbaren Wert, wenn Europa, Österreich, Tirol und auch Imst wieder Ziel von Migrantinnen und Migranten wird, die vor den Folgen von Diktaturen und Krieg aus ihren Heimatländern fliehen.

Eva Pfanzelter

Dank

Die alten Häuser in der ehemaligen Südtirolersiedlung sind nun bald Geschichte. Wir sind froh und dankbar darüber, dass wir 21 Familiengeschichten vor dem Vergessen retten konnten. Ganz herzlich möchten wir uns bei unseren Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern bedanken, denn ohne ihre Offenheit wäre dieses Werk nicht zustande gekommen. Wir konnten in dieser Zeit neue Beziehungen knüpfen und erfuhren durchwegs viel menschliche Wärme.

Wir bedanken uns beim Athesia-Tappeiner Verlag, der dieses Buch in sein Verlags programm aufgenommen hat und somit eine eigene Auflage für Südtirol ermöglichte. Ebenso bei Frau Elke Wasmund für die Betreuung und die gelungene Umsetzung unseres Projektes, sowie bei der Historikerin Frau Dr. Eva Pfanzelter für das Vorwort und die fachliche Begleitung. Ebenso bedanken wir uns für die Grußworte bei Landeshauptmann Arno Kompatscher.

Möge dieses Buch dazu beitragen, dass in nachkommenden Generationen der ehemaligen Optantinnen und Optanten ihre eigenen Familiengeschichten erhalten bleiben und geachtet werden.

Die Autorinnen

Annemarie und Angelika

Ehe der letzte Schornstein fällt

Im Eingang von Hausnummer 4 hängt noch die Einteilung für den Rauchfangkehrerdienst von 2012. Die letzte Kehrung ist für den 4. Dezember eingetragen. Aber aus keinem Schornstein steigt noch Rauch auf, das Haus leer, der Schornstein halb abgetragen. Wie unter Zwang zieht es mich in das Haus. Nie vorher hatte ich es betreten, ging jedoch über 40 Jahre daran vorbei, erfreute mich an den Blumen hinter den Fenstern, lächelte, wenn in der Adventzeit viele bunte Lichter zur Straße hin leuchteten.

Wer hat hier gewohnt? Ich weiß es nicht. Beim Eingang steht noch auf einem Schild der Name Marchat. Im Hausgang beschleicht mich ein eigenartiges Gefühl, so, als ob ich keine Zeit mehr zu verlieren hätte, als ob es höchste Zeit wäre, ehe die letzten Spuren der Geschichte dieser Siedlung versinken. Laut sage ich zu mir selbst: „Ja, das muss ich tun, ich muss die letzten Spuren festmachen, festhalten, festschreiben.“

Im leeren Haus betrete ich die erste Wohnung. Es ist mir fast peinlich, ohne Anmeldung über die Schwelle zu treten. Links von der Eingangstüre hängt noch das Namensschild „Andreas und Maria Funk“. Kannte ich sie wenigstens vom Sehen? Wo wohnen sie jetzt? In mir wächst das Verlangen, dieser Spur nachzugehen. In der Küche stehen nur noch die Reste eines Küchenblocks. Die Fliesen dahinter sind bereits entfernt. Einige davon liegen zerbrochen am Boden. Was war es damals für ein Fortschritt, dass man sich hinter Herd und Abspüle Fliesen leisten konnte. Im angrenzenden Wohnzimmer steht noch ein zierlicher Holzschrank mit zwei Glasfenstern in den Türflügeln. In diesem Schrank wurden meistens das sogenannt bessere Geschirr und die Gläser aufbewahrt. Erst in den letzten zwei oder drei Jahrzehnten standen manches Mal bei den Gläsern auch Likör- oder Aperitifflaschen. Damals, als diese Südtirolersiedlung erbaut wurde, konnte man sich höchstens einen Johannesbeerwein leisten, oder die eine Optantin und der eine Optant aus Südtirol haben zwischen den wenigen Habseligkeiten ein paar Flaschen Südtiroler Wein mit heraus genommen. Doch vermutlich haben sie ihn dann, ehe sie in diese Siedlung kamen, aus Enttäuschung und Wut über die leeren Versprechen der Propaganda für die Option bereits ausgetrunken. Warum wohl haben die letzten Bewohnerinnen und Bewohner diesen Schrank zurückgelassen? Im Schlaf- oder Kinderzimmer liegen noch einige Comichefte am Boden.

Haus Nr. 4, 2012 (Foto: Gernot Pollhammer)

Die Badewanne im Bad ist noch in Ordnung, Waschbecken und Fliesen sowie die Klomuschel liegen allerdings zerbrochen am Boden. Eine Woche später sagt mir die erste, eine fast neunzigjährige Frau, die ich befrage, dass viele Imster „neidig“ waren, weil es in ihren Wohnungen bereits eine Badewanne gab.

Die Geschichte ist immer dieselbe: Heute regen sich manche Imsterinnen und Imster auf, weil bei den Asylwerbenden in manchem kargen Zimmer in der sogenannten Imster „Sonneninsel“ sogar ein Flachbildschirm stehe.

Ich bin wieder im Hausgang, höre vom Keller herauf Hämmern und betrete die zweite Wohnung. Im Schlafzimmer steht am Boden eine bauchige Vase mit einem Clowngesicht. Jemand schien hier Humor zu haben, denn nebenan wurde auf den weißen Klodeckel mit schwarzer Farbe die Freiheitsstatue von New York gemalt – ein schillerndes Symbol für tägliche Notwendigkeiten!

Im Wohnzimmer kleben letzte Tapetenreste an den Wänden. Ein zierlicher Lehnsessel steht verwaist in der Ecke. Hier scheint der Wohnstil der Bewohnerinnen und Bewohner noch durch. Beklommen gehe ich über die einfache Holzstiege in den oberen Stock. Aber die zwei leergeräumten Wohnungen betrete ich nicht mehr. Sehr beengt mussten hier vier Familien auf Gedeih und Verderben miteinander leben. In diesen Wohnverhältnissen war die soziale Kontrolle groß und unterlag zudem der Überprüfung durch politische Leiter in der Siedlung.

Das Hämmern im Keller wird lauter. Vermutlich wird die Heizung entsorgt. Im Stiegenhaus zum Keller hängt ein Bild mit zwei Schwänen auf einem Teich, das jemand aus einem Kalender geschnitten und auf eine Spanplatte aufgezogen hat. Fast hätte ich das Puzzle auf einem Tisch im Eingang übersehen. Mit Ausdauer ist hier ein großes Segelschiff entstanden. Zwei Puzzleteile fehlen.

Mir kommen die Tränen. Nur mehr einige Puzzleteile dieser Siedlung kann ich zusammentragen. Zu viele Bewohnerinnen und Bewohner sind in den letzten Jahren gestorben. Warum begreift man manches erst, wenn es fast zu spät ist? Vor der Haustüre fällt mein Blick auf zwei Kerzenleuchter, die am Boden liegen. Da geht es durch meinen Kopf: Ich will die Lampen, die noch brennen, hüten und weitertragen.

Es ist, als ob ein Tor aufgegangen wäre. Tage später gehe ich in die Siedlung und sehe eine Frau eine obere Wohnung von Nummer 4 fotografieren. Ja, sie müsse noch schnell ein Foto machen, denn ihre Schwester sei dort oben geboren und die ganze Familie habe lange Zeit hier gewohnt. Ich beginne ihr stockend von meiner Idee, einem Buch über die Siedlung, zu erzählen. Ja, das müsse ich unbedingt machen, und sie freue sich sehr, wenn sie mir ihre Familiengeschichte erzählen könne. Gleich zählt sie mir noch einige Namen auf, Personen, mit denen ich unbedingt Kontakt aufnehmen solle. Ich bin gerührt, denn ich spüre, dass ich hier wohlwollend aufgenommen werde. Wer hat sich wirklich für ihre Lebensgeschichte interessiert?

Die Südtirolersiedlung am Grettert

Ich kenne diese Siedlung seit meiner Kindheit. Meine Großmutter hat dort ab 1951 gewohnt, und vor seinem Tod, auch mein Großvater. Ihn habe ich jedoch nicht mehr gekannt, er ist zwei Jahre vor meiner Geburt gestorben. Mein Vater und seine Schwester lebten auch noch einige Jahre dort. Es gibt zahlreiche Geschichten von ihren Erlebnissen als Kinder in der Siedlung, lustige und traurige. Die Großmutter kannte viele der Optantinnen und Optanten und umgekehrt.

Durch meine Besuche bei ihr kenne ich die Siedlung. Ich selbst wohnte als Kind nur fünf Gehminuten davon entfernt. Es haben auch einige meiner Schulkameradinnen und Schulkameraden dort gelebt. Zwischen den Häusern ist viel Grünfläche gewesen – mit wunderbaren Bauerngärten. An die Telefonzelle am Eingang zur Siedlung erinnere ich mich gut. Darin wurde so manches heimliche Gespräch geführt.

Haus Nr. 9 (Foto: Gernot Pollhammer)

Meine Großmutter hatte noch keine Zentralheizung, sondern einen Zusatzherd in der Küche. Darauf hat sie bis zu ihrem Tod auch gekocht. Der Rest der Wohnung war im Winter recht kühl. Kohle zum Heizen war im Keller. Der war für mich als Kind sehr unheimlich. Aber meine Oma hatte dafür kein Verständnis und so mussten wir bei Besuchen oft hinuntergehen und das „Kohlefassl“ auffüllen. Allerdings gab es dafür dann meist eine Belohnung in Form von ein paar Schilling.

Als Annemarie mich einlud, bei dem Projekt „Ehe der letzte Schornstein fällt“ mitzumachen, sagte ich sofort ja. Diese Siedlung mit ihrer Geschichte und ihrer ursprünglichen Bestimmung soll nicht vergessen werden.

Ich lebe heute immer noch in Imst. Eine andere Imster Südtirolersiedlung begleitet mich weiterhin, denn von meinem Küchenfenster aus sehe ich einen Teil davon: die Obere Franz-Xaver-Rennstraße, die 1947 fertiggestellt wurde.

Geschichte der Option

Eine Woche später halte ich das Buch „Heimatlos. Die Umsiedlung der Südtiroler“ der Historiker Helmut Alexander, Stefan Lechner und Adolf Leidlmair (1993) in den Händen. Ebenfalls kaufe ich mir das Buch „Nationalsozialismus und Faschismus in Tirol und Südtirol“ von Horst Schreiber (2008).

Weiters lese ich die Fachbereichsarbeit in Geschichte und Sozialkunde/politische Bildung des jungen Imsters Alexander Gstrein, eingereicht bei Prof. Mag. Rainer Hofman im Schuljahr 2007/08 am Gymnasium Imst. Er interviewte ebenfalls vier Südtiroler Optantinnen und Optanten, davon zwei aus der Imster Südtirolersiedlung. Vor vielen Jahren erstand ich bei einem Flohmarkt die „Handausgabe der deutsch-italienischen Umsiedlungsbestimmungen“ aus dem Jahre 1939.

Wenn ich die Fotos von der Umsiedlung betrachte, komme ich nicht umhin, mich mit den politischen Zusammenhängen näher zu befassen, denn ansonsten müsste ich nur kopfschüttelnd sagen, wie konnten diese Menschen wirklich von ihrem Hof auf der Anhöhe in Palai oder von einem Hof in Terlan weggehen und glauben, dass es ihnen anderswo besser geht. Sogar mit Tisch und Bett auf einem Aperschlitten fuhren manche ins Tal hinunter zur Sammelstelle. Unter einem der Fotos steht: „Auf dem Weg. Jung und Alt und vielfach auch Kranke und Bettlägerige folgten – wie es in der NS-Propaganda hieß – dem Ruf des Führers.“ Eine Frau aus Missian, Jahrgang 1928, sagt zum Foto in ihren Aufzeichnungen: „Durch unsere Kleidung, unsere Sprache fielen wir überall auf, und der Großteil der Bevölkerung hatte dafür kein Verständnis und betrachtete uns als Eindringlinge. Wir fühlten uns deshalb sehr bald heimatlos und verlassen.“

Um das Ja der Südtirolerinnen und Südtiroler von 85 Prozent zur Umsiedlung ins deutsche Reich annähernd begreifen zu können, ist es notwendig, einen Blick in die Geschichte Südtirols seit dem Ende des Ersten Weltkriegs zu werfen.

Am 26. April 1915 unterzeichnete Italien den sogenannten Londoner Geheimvertrag. Darin verpflichtete sich Italien, den Dreierbund mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich zu kündigen und im Ersten Weltkrieg an der Seite der Entente-Mächte zu kämpfen. Als Preis dafür wurden Italien Gebiete an der Adria, das Trentino und Tirol, bis zur Brennergrenze, in Aussicht gestellt.

Nachdem im Jahre 1918 die Italiener im Etschtal immer weiter vorrückten und die österreichischen Truppen schon kriegsmüde waren, versuchte eine Vertretung der Monarchie mit den Italienern in der Villa Giusti in der Nähe von Padua einen Waffenstillstandsplan auszuarbeiten. Die Italiener hatten es nicht eilig und forderten nicht nur den Abzug der österreichischen Truppen aus den besetzten Gebieten in Italien, sondern auch aus Südtirol, Dalmatien, Triest und Istrien. Das war ein harter Schlag für die österreich-ungarische Monarchie.

Am 13. Mai 1919 reiste eine kleine österreichische Delegation nach Saint-Germain-en-Laye, doch die Laune der Reisenden war getrübt, denn sie wussten, dass sie als Verlierer-Nation des Ersten Weltkriegs bei den Verhandlungen für einen Friedensvertrag nicht viel mitzubestimmen haben würden. Trotz des vom amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson verkündeten Rechts auf Selbstbestimmung der Völker wurde Italien ein Gebiet zugesprochen, das seit mehr als fünf Jahrhunderten zur Habsburgermonarchie gehört hatte. Somit wurde am 2. Juni 1919 offiziell festgelegt, dass Südtirol, bzw. das Land südlich der Brennergrenze, Italien zugeschrieben wird.

Damit war die „Südtirolfrage“ entstanden. Der sogenannte Blutsonntag in Bozen am 24. April des Jahres 1921, an welchem ein Südtiroler von italienischen „Schwarzhemden“ (Faschisten) getötet und unzählige verletzt wurden, war wohl ein kleiner Vorgeschmack, was noch so alles auf die deutsche Minderheit im Norden Italiens zukommen sollte.

Bald darauf kam in Italien eine radikal-nationalistische Bewegung, der Faschismus unter der Führung von Benito Mussolini, an die Macht. Die zögerlichen Bekenntnisse des liberalen Italiens zur Demokratie wichen einer Diktatur. Das nach dem Ersten Weltkrieg zu Italien gekommene Südtirol sollte so auch radikal und schnell zu einer italienischen Provinz werden. Dabei kam ihm das Konzept des Trentiners Ettore Tolomei zugute, der als Kind zeitweise bei seinen Großeltern in Neumarkt/Südtirol aufwuchs. Er hat bereits vor dem Ersten Weltkrieg versucht, die Geschichte dieses Landstrichs umzuschreiben. Die Wasserscheide am Brenner sei demnach die natürliche Grenze Italiens, da der Eisack in die Etsch und diese in die Adria fließe. Das Gebiet um diesen Fluss gehöre demnach zu Italien. Deshalb erklärte er die deutschsprachigen Südtirolerinnen und Südtiroler zu Eindringlingen in ein Gebiet, das geografisch gesehen ein Teil Italiens sei. Auch taufte er die rätoromanischen Ladinerinnen und Ladiner, die älteste Bevölkerungsgruppe Südtirols, zu Italienerinnen und Italienern um. Von Tolomei stammten auch die Ideen, die deutschsprachige Minderheit entweder zu italianisieren oder zu majorisieren. Auf Tolomeis Schriften und Konzepte konnte Mussolini nun zurückgreifen und so wurde das heutige Südtirol ein geeignetes Gebiet für eine Machtdemonstration: Er schickte 700 Faschisten nach Bozen, die das dortige Rathaus besetzten und den Gemeinderat samt Bürgermeister absetzten. Nirgends stießen Mussolinis Truppen auf Widerstand. Nach dem Marsch auf Bozen, am 28. Oktober 1922, übernahm er mit dem Marsch auf Rom schrittweise die Macht in Italien. Bereits 1923 ernannte er Ettore Tolomei zum Senator und ließ ihm freie Hand, Südtirol zu italianisieren. Südtirol kam zunächst als Verwaltungseinheit zur Provinz Trient. Danach wurden bereits im Frühjahr 1923 alle Ortsnamen mit – großteils von Tolomei persönlich – frei erfundenen oder übersetzten italienischen Ortsbezeichnungen versehen. Südtirol durfte nur mehr Alto Adige genannt werden, der Name Tirol wurde verboten, der Alpenverein aufgelöst, sein Besitz dem Club Alpino Italiano übertragen.

Danach ging es Schlag auf Schlag:

Die deutschen Schulen wurden aufgelöst,

die deutschen Parteien mit Ausnahme der faschistischen verboten,

deutsche Beamte entlassen oder in italienische Provinzen versetzt,

in den öffentlichen Ämtern durfte nur mehr italienisch gesprochen werden,

die deutschen Ortsnamen wurden italianisiert,

ebenso die deutschen Straßen- und Wegbezeichnungen,

deutsche Vornamen durften nur mehr italienisch sein,

deutsche Zeitungen wurden verboten.

Auf den Punkt gebracht, bedeutet dieses Programm, dass die Südtirolerinnen und Südtiroler mit allen Mitteln zu Italienerinnen und Italienern werden sollten und dass es südlich des Brenners keine deutsche Kultur mehr geben sollte. In Bozen wurde zudem das Siegesdenkmal an der Talferbrücke errichtet. Das war genau jene Stelle, an der wenige Jahre zuvor mit dem Bau eines Kaiserjäger-Denkmals begonnen worden war.

Besonders die Errichtung der Siegesdenkmäler, mit denen die neuen Machthaber den Erfolg Italiens im Ersten Weltkrieg feierten, brachte die Südtiroler Bevölkerung gegen ihre Herrschaft auf. Bis zum heutigen Tag ist dieses Problem nicht gelöst und das monumentale Siegesdenkmal in Bozen und dessen Inschrift, wo auf Lateinisch steht: „Hier sind die Grenzen des Vaterlands. Setze die Feldzeichen. Von hier aus brachten wir den anderen Sprache, Gesetze und Künste.“ ist für viele Südtirolerinnen und Südtiroler auch heute noch beleidigend und eignet sich wieder gut, für populistische Zwecke zu verwenden.

Als ich 2012 in Schenna in einer Runde von vor allem jungen Kunstschaffenden saß, konnte ich kaum glauben, wie emotional fast 90 Jahre nach der Errichtung der Grenze am Brenner über das für Bozen angesagte Alpinitreffen diskutiert wurde. Wer weiß heute noch, dass der Gemeinderat in Innsbruck aus Protest über die Italianisierung der Südtiroler Ortsnamen einigen Straßen Südtiroler Städtenamen gab? Wir kennen die Salurnerstraße, die Meranerstraße und den Boznerplatz. Wohl am schlimmsten wirkte sich während der Italianisierung Südtirols aus, dass in den Schulen ab Herbst 1923 der Deutschunterricht sukzessive durch den Italienischunterrichtet ersetzt wurde. Wer die Identität eines Volkes vernichten will, muss ihm zuerst seine Sprache nehmen, lautete die Devise. Deutschsprachigen Lehrkräften wurde gekündigt und italienisch sprechende Lehrerinnen und Lehrer wurden – teilweise mit falschen Versprechungen – nach Südtirol gelockt. Sie sollten die Kinder zu patriotischen Italienerinnen und Italienern bzw. zu guten Faschistinnen und Faschisten erziehen. Es ist gut vorstellbar, welcher Widerstand diesen Lehrpersonen in einem Südtiroler Bauerndorf im Vinschgau oder dem Pustertal von der einheimischen Bevölkerung entgegenschlug.

Die meisten Südtiroler Kinder wurden von ihren Eltern angehalten, nicht Italienisch zu lernen. So wuchs eine ganze Generation auf, die weder korrekt die deutsche Schriftsprache beherrschte, noch richtig Italienisch lernte. Nur der Religionsunterricht durfte weiterhin auf Deutsch abgehalten werden. Auf die Schließung der deutschen Schulen reagierte die Südtiroler Minderheit mit Widerstand: Michael Gamper, Domherr von Bozen, begann mit einer Gruppe von engagierten Deutschsprachigen eine Geheimschule aufzubauen, die bald nur mehr Katakombenschule genannt wurde. Er nützte dabei seine Verbindungen nach Österreich und Deutschland, die er als Hauptschriftleiter der katholischen Zeitung des Volksboten hatte. 1924 veröffentlichte er in dieser Zeitung folgende Sätze: „Was soll nun geschehen? Sollen wir mit dem Verlust der deutschen Schule auch das deutsche Volkstum verlieren? Die heutigen Machthaber möchten es. Ein hoher Regierungsbeamter hat die Maßnahme damit begründet, dass die Regierung bestrebt sein müsse, in unserem Lande möglichst rasch einen italienischen Nachwuchs zu erziehen. Soll ihr das gelingen? Möge es unser Volk zu verhindern wissen? Nun müssen wir es den ersten Christen nachmachen. Als diese von der Verfolgung nicht mehr sicher waren, wenn sie in der Öffentlichkeit ihren Gottesdienst hielten, zogen sie sich an den häuslichen Herd zurück. Als sie vor den Verfolgern auch da nicht mehr sicher waren, nahmen sie zu den Toten in den unterirdischen Grabkammern, in den Katakomben ihre Zuflucht.“

Südtiroler und Nordtiroler Studentinnen und Studenten schmuggelten Schulbücher über die Grenze nach Südtirol und versteckten sie in Pfarrhöfen. Schnell wurden junge unverheiratete Mädchen zu Lehrerinnen ausgebildet. Sie unterrichteten die Kinder in Bauernstuben, Scheunen oder Kellerräumen. Der Unterricht fand meistens unter dem Schutz der Dorfgeistlichen statt. Die italienischen Behörden versuchten, diesen Unterricht zu stören, doch es gelang ihnen selten und wenn, dann schlugen sie mit Ausweisung und Verbannung zu. Der Geheimunterricht entwickelte sich zum Symbol des Widerstandes der Südtirolerinnen und Südtiroler gegen die Italianisierung, konnte aber trotzdem nur eine geringe Wirkung entfalten. Andererseits gelang es dem faschistischen Staat nicht, die Provinz gänzlich zu entnationalisieren und zu italianisieren. Das neue Programm hieß daher „Eroberung des Bodens“. Dazu wurde eine eigene Behörde für den Kauf von Höfen von verarmten Südtiroler Bergbauern geschaffen, die Ente di Rinascita Agraria per le Tre Venezie, auch Ente genannt. Diese sollte die gekauften Höfe an italienische Landwirte weitergeben. Die Südtiroler Bergbauern konnten danach nur noch schwer an Kredite herankommen. Das traditionelle Tiroler Höferecht, das die Teilung der Höfe verhindert hatte, wurde außer Kraft gesetzt. Eine Zeit lang konnten die Bauern einander in dieser Notsituation aushelfen. Sie hielten auch am Erbhof fest und regelten die geschlossene Weitergabe der Höfe durch Testamente und Geschäfte zu Lebzeiten. Die faschistischen Behörden konnten daher nur wenige Höfe erwerben.

Zudem verfolgten die Machthaber den Plan, hunderttausende Italienerinnen und Italiener zu beschäftigen und für sie Wohnungen zu bauen. 1935 wurde in Bozen mit dem Bau einer gigantischen Industriezone begonnen. Italienische Arbeiterinnen und Arbeiter aus dem Süden werden angeworben und für sie spezielle Arbeiterwohnungen, sogenannte Semirurali gebaut, halbländlich, dem Geburtshaus Mussolinis nachgemacht, ähnlich den Südtirolersiedlungen Tirols.

Bereits in den 1920er Jahren erfolgte die Abwendung vieler Südtirolerinnen und Südtiroler von Österreich, weil Österreich wirtschaftlich gezwungen, bald wieder mit Italien zu „arbeiten“ beginnt. In Südtirol entstanden darauf hin radikalisierte Jugendbünde als illegale Nachfolgeorganisationen der aufgelösten Turnerbünde und Alpenvereine. Sie vertraten ein radikales „Tirolertum“, ohne dass dieses eine einheitliche deutsch-nationale Orientierung gehabt hätte. Auch ist nicht verwunderlich, dass sich ab 1933 viele Südtirolerinnen und Südtiroler dem erstarkenden Nationalsozialismus Adolf Hitlers in Deutschland zuwandten, vor allem, weil sie sich in der Zeit des Ständestaates unter Kanzler Dollfuß von 1934-1938 gänzlich von Österreich im Stich gelassen fühlten. Ab 1934 entstand in Bozen der Völkische Kampfring Südtirols. Ihm schlossen sich zunehmend junge Menschen an, die sich bereits längere Zeit im Untergrund gegen die italienische Herrschaft engagiert hatten. Der NS-Propaganda, die sie verbreiteten, hörten viele Südtirolerinnen und Südtiroler begeistert zu, und der Einfluss Michael Gampers und seiner katholischen Mitstreiter sank. 1935 fand im Saarland die Volksabstimmung über die Rückkehr zu Deutschland statt. Über 90 Prozent entschieden sich dafür. Als das überaus erfreuliche Ergebnis für Adolf Hitler in Südtirol bekannt gegeben wurde, kam es in einigen Orten zu Tumulten und Schlägereien zwischen Südtirolern und Italienern. Überall im Land hörte man die Parole: „Heute die Saar, wir übers Jahr!“ Bergfeuer loderten und nationalsozialistische Parolen wurden angebracht. Daraus lässt sich erkennen, wie leicht sich Volkskultur von Ideologien vereinnahmen lässt.

Im Sommer 1935 wird der Abessinienkrieg (heute Äthiopien) vorbereitet. Als die ersten Reserveoffiziere aus Südtirol eingezogen werden, verabschieden sie am Bozner Bahnhof aufgebrachte Angehörige mit „Sieg Heil! Zig-Zag“ und „Heil Hitler“. Viele junge Burschen flüchten über die Grenze nach Österreich, Deutschland oder in die Schweiz. Insgesamt müssen 1.500 Südtiroler Soldaten in Abessinien für Mussolinis Reich in Afrika kämpfen. Adolf Hitler ist während der Zeit seines Aufstiegs ein glühender Bewunderer Benito Mussolinis und will ihn zu seinem Freund machen. Deshalb stört es ihn wenig, dass Mussolinis Faschisten die Südtiroler Bevölkerung unterdrücken. Er ist auch bereit, Südtirol der angestrebten Achse Rom – Berlin zu opfern und betont dadurch immer wieder, dass Südtirol eine italienische Frage ist und jeder Protest vermieden werden soll. Mussolini hingegen übt großen Einfluss auf die Innenpolitik Österreichs aus, denn ein Anschluss Österreichs an Deutschland würde einen Machtverlust Mussolinis in Mitteleuropa bedeuten und das Deutsche Reich stärken. Zur Annäherung Hitlers und Mussolinis kommt es erst 1936, da Mussolini durch den Krieg in Abessinien in ernste Bedrängnis gerät und Hitler dem italienischen Diktator hilft. Die Achse Rom – Berlin wird beschlossen. Ab jetzt sind Hitlerdeutschland und MussoliniItalien Verbündete.

Die meisten Südtirolerinnen und Südtiroler wollen von den freundschaftlichen Beziehungen von ihrem Hoffnungsträger Hitler und ihrem Feindbild Mussolini nichts wissen und sehen es als gerissene Taktik des Führers. Obwohl Hitler nie Anstrengungen unternimmt, Südtirol heim ins Reich zu holen, bejubeln ihn immer mehr Südtirolerinnen und Südtiroler als den vermeintlichen Retter und freuen sich über den Anschluss Österreichs 1938. Sie glauben, dass nun Südtirol das nächste Ziel Hitlers sein wird. Die deutsche Wehrmacht steht bereits im März 1938 am Brenner, und Hitler verkündet am Heldenplatz in Wien die Heimkehr seiner Heimat ins Großdeutsche Reich. Doch Hitlers Kniefall vor seinem Verbündeten Mussolini ist ihm wichtiger als die Südtiroler Bevölkerung.