Der Feind zwischen den Sternen: Chronik der Sternenkrieger Sammelband 5 Romane

Alfred Bekker

Published by Alfred Bekker, 2019.

Inhaltsverzeichnis

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Der Feind zwischen den Sternen: Chronik der Sternenkrieger Sammelband 5 Romane

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Erster Offizier: Chronik der Sternenkrieger, Extra-Roman

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Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

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RAUMGEFECHTE | Chronik der Sternenkrieger 5-8 (Sammelband, 500 Seiten Science Fiction Abenteuer) | von Alfred Bekker

Band 5 | Der Wega-Krieg

Band 6 | Zwischen allen Fronten

Band 7 | Höllenplanet

Band 8 | Wahre Marsianer

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Further Reading: 30 Sternenkrieger Romane - Das 3440 Seiten Science Fiction Action Paket: Chronik der Sternenkrieger

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Der Feind zwischen den Sternen: Chronik der Sternenkrieger Sammelband 5 Romane

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von Alfred Bekker

Eine junge Offizierin des Space Army Corps tritt ihren Dienst an Bord eines Schiffs an, das am Rand des Einflussbereichs der Humanen Welten operiert. Die Invasion einer bisher weitgehend unbekannten Spezies erfordert ein militärisches Eingreifen...

DER FEIND ZWISCHEN DEN STERNEN schließt an die Geschehnisse aus dem Buch DER ANFANG DER SAGA an.

Dieser Sammelband enthält folgende in sich abgeschlossene Romane aus dem Sternenkrieger-Universum von Alfred Bekker: 

Alfred Bekker: Erster Offizier

Alfred Bekker: Der Wega-Krieg

Alfred Bekker: Zwischen allen Fronten

Alfred Bekker: Höllenplanet

Alfred Bekker: Wahre Marsianer

Alfred Bekker ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungen mit einer Gesamtauflage von über 4,5 Millionen Exemplaren. Seine Fantasy-Zyklen um Elben, Orks, Zwerge, Drachen und den Magier Gorian machten ihn einem großen Publikum bekannt.

Alfred Bekker schrieb auch unter den Pseudonymen Jonas Herlin, Henry Rohmer, John Devlin, Neal Chadwick.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author /COVER ALLAN J STARK

© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Erster Offizier: Chronik der Sternenkrieger, Extra-Roman

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von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 161 Taschenbuchseiten.

Eine junge Offizierin des Space Army Corps tritt ihren Dienst an Bord eines Schiffs an, das am Rand des Einflussbereichs der Humanen Welten operiert. Die Invasion einer bisher weitgehend unbekannten Spezies erfordert ein militärisches Eingreifen...

„Erster Offizier“ ist nach „Erstes Kommando“ und „Terrifors Geschichte“ der dritte Prequel-Band zur Science Fiction Serie „Chronik der Sternenkrieger“, von der bisher die Bände 1-37 lieferbar sind.

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Jugendbüchern und Krimis. 

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author/Cover: Steve Mayer

© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

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in chronologischer Reihenfolge:

Terrifors Geschichte: Space Army Corps (Handlungszeit 2238)

Erstes Kommando: Extra-Roman (Handlungszeit 2242)

Erster Offizier, Extra-Roman (Handlungszeit 2245/2246)

Chronik der Sternenkrieger 1 Captain auf der Brücke (Handlungszeit 2250)

Chronik der Sternenkrieger 2 Sieben Monde

Chronik der Sternenkrieger 3 Prototyp

Chronik der Sternenkrieger 4 Heiliges Imperium

Chronik der Sternenkrieger 5 Der Wega-Krieg

Chronik der Sternenkrieger 6 Zwischen allen Fronten

Chronik der Sternenkrieger 7 Höllenplanet

Chronik der Sternenkrieger 8 Wahre Marsianer

Chronik der Sternenkrieger 9 Überfall der Naarash

Chronik der Sternenkrieger 10 Der Palast

Chronik der Sternenkrieger 11 Angriff auf Alpha

Chronik der Sternenkrieger 12 Hinter dem Wurmloch

Chronik der Sternenkrieger 13 Letzte Chance

Chronik der Sternenkrieger 14 Dunkle Welten

Chronik der Sternenkrieger 15 In den Höhlen

Chronik der Sternenkrieger 16 Die Feuerwelt

Chronik der Sternenkrieger 17 Die Invasion

Chronik der Sternenkrieger 18 Planetarer Kampf

Chronik der Sternenkrieger 19 Notlandung

Chronik der Sternenkrieger 20 Vergeltung

Chronik der Sternenkrieger 21 Ins Herz des Feindes

Chronik der Sternenkrieger 22 Sklavenschiff

Chronik der Sternenkrieger 23 Alte Götter

Chronik der Sternenkrieger 24 Schlachtpläne

Chronik der Sternenkrieger 25 Aussichtslos

Chronik der Sternenkrieger 26 Schläfer

Chronik der Sternenkrieger 27 In Ruuneds Reich

Chronik der Sternenkrieger 28 Die verschwundenen Raumschiffe

Chronik der Sternenkrieger 29 Die Spur der Götter

Chronik der Sternenkrieger 30 Mission der Verlorenen

Chronik der Sternenkrieger 31 Planet der Wyyryy

Chronik der Sternenkrieger 32 Absturz des Phoenix

Chronik der Sternenkrieger 33 Goldenes Artefakt

Chronik der Sternenkrieger 34 Hundssterne

Chronik der Sternenkrieger 35 Ukasis Hölle

Chronik der Sternenkrieger 36 Die Exodus-Flotte (Handlungszeit 2256)

Chronik der Sternenkrieger 37 Zerstörer

Chronik der Sternenkrieger 38 Sunfrosts Weg (in Vorbereitung)

Sammelbände:

Sammelband 1: Captain und Commander

Sammelband 2: Raumgefechte

Sammelband 3: Ferne Galaxis

Sammelband 4: Kosmischer Feind

Sammelband 5: Der Etnord-Krieg

Sammelband 6: Götter und Gegner

Sammelband 7: Schlächter des Alls

Sammelband 8: Verlorene Götter

Sammelband 9: Galaktischer Ruf

Sonderausgaben:

Der Anfang der Saga (enthält “Terrifors Geschichte”, “Erstes Kommando” und

Chronik der Sternenkrieger #1-4)

Im Dienst des Space Army Corps (enthält “Terrifors Geschichte”, “Erstes Kommando”)

Druckausgabe (auch als E-Book):

Chronik der Sternenkrieger: Drei Abenteuer #1 -12 (#1 enthält Terrifors Geschichte, Erstes Kommando und Captain auf der Brücke, die folgenden enthalten jeweils drei Bände und folgen der Nummerierung von Band 2 “Sieben Monde” an.)

Ferner erschienen Doppelbände, teilweise auch im Druck.

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Aus dem persönlichen Logbuch von Lieutenant Commander Rena Sunfrost, Jahreswende 2245/2246; zur Zeit der Aufzeichnung gerade zum Ersten Offizier der SURVIVOR befördert.

Ich bin seit kurzem Erster Offizier an Bord der SURVIVOR unter Commander Theo Tulane. Als Etappenziel in meiner Karriereplanung ist das eigentlich nicht schlecht für mein Alter, finde ich. Aber mein Ziel bleibt natürlich, selber so schnell wie möglich Kommandantin eines Raumschiffs zu werden.

Commander Tulane hat seine Eigenheiten.

Um ganz ehrlich zu sein: In vielen Dingen ist er das genaue Gegenteil von mir. Aber das muss nicht heißen, dass wir nicht miteinander klarkommen.

Tulane kommt von den Weltraumstreitkräften der Siedler des New Hope-Systems, die während des Krieges gegen die Qriid in das Space Army Corps des Bundes der Humanen Welten integriert wurden. Eine militärische Raumakademie hat Tulane nie von innen gesehen, was ihn manchmal sehr unkonventionell handeln lässt.

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Aus dem persönlichen Logbuch von Commander Theo Tulane, Captain der SURVIVOR, 1.1. 2246:

Wir sind in einer wichtigen Mission zu einer dieser Siedlerwelten am Rand des sogenannten Niemandslandes unterwegs, wie der Raumsektor genannt wird, der den Einflussbereich der Humanen Welten vom Imperium der Qriid trennt, von denen wir glauben, dass sie jederzeit wieder angreifen könnten.

Worum es genau geht, weiß ich noch nicht.

Ich erfahre es erst, wenn wir dort sind. Dann werde ich durch eine Überlichttransmission von Admiral Raimondo persönlich informiert.

Aber es muss eine wichtige Mission sein, wenn Raimondo persönlich dahintersteckt.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Ich habe einen neuen Ersten Offizier. Sie ist eine junge Frau. Für meinen Geschmack etwas zu jung. Ob sie zu uns passt, muss sich noch herausstellen. Die Absolventen der Space Army Corps Akademie neigen meiner Ansicht nach etwas zur Arroganz. Aber ich gebe ihr eine Chance.

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Aus den Erinnerungen von Admiral Raimondo:

Paranormale Kräfte sind eine wissenschaftliche Tatsache, keine Frage des Glaubens. Es wurde Zeit, dass dieses Potenzial des Menschen endlich eine systematische Förderung und Ausbildung bekam. Deshalb habe ich die Schule für entsprechende Talente in Zusammenarbeit mit dem Far Galaxy Konzern initiiert. Sie ist jetzt offiziell ein Teil der Far Galaxy Universität auf Sedna im Kuiper-Gürtel. Und ich glaube, es ist ganz gut, dass diese Institution bisher noch niemandem so richtig aufgefallen ist. Selbst die Konzernoberen verschweigen sie schamhaft ihren Aktionären.

Als es dann zu dieser Krise kam, bei der einige der Sedna-Talente eine Rolle spielten, war ich gezwungen, Commander Tulane den Einsatzbefehl zu geben - einen Mann, den ich bis dahin für nicht ganz zuverlässig hielt...

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Von Schlichtens kleine Geschichte der Wissenschaft des 23. Jahrhunderts:

Der X-Raum-Antrieb oder auch manchmal X-Raum-Effekt-Antrieb kam glücklicherweise aus der Mode, als man einen besseren und vor allem zuverlässigeren und weniger gefährlichen Überlichtantrieb entwickelte: Den Sandström-Antrieb, der auf einem gut kontrollierbaren Flug durch den sogenannte Zwischenraum basiert. Im Gegensatz dazu ist ein Überlichtsprung durch den X-Raum immer eine Art Russisches Roulette gewesen. In letzter Zeit soll dieses Relikt aus der Steinzeit des Überlichtfluges aber wieder vermehrt in Mode gekommen sein. Vor allem in den äußeren Kolonien.

Ich fürchte, da spart man am falschen Ende.

Inzwischen ist mir bekannt geworden, dass man in den Jahren 2340 bis 2348 in einem Forschungszentrum auf dem Planeten Garoldi 26d, der nach seiner bedeutendsten Stadt auch manchmal New Buenos Aires genannt wird, im Auftrag des Far Galaxy Konzerns sogar an einem auf dem X-Raum-Effekt basierenden Transmitter-System gearbeitet wurde, dass einen Nullzeit-Transport von Planet zu Planet über interstellare Distanzen hinweg ermöglichen sollte.

Erst das große Unglück von 2348 machte diesen Plänen vorerst ein Ende. Danach glaubte man nicht mehr, den X-Raum beherrschen zu können, ohne unkalkulierbare Gefahren in Kauf nehmen zu müssen. Es wird bis heute verschwiegen, dass der Forschungstransmitter auf Garoldi 26d die Ursache dafür war - und nicht der Terroranschlag eines extraterristrischen Geheimdienstes.

Es mag Spezies geben, die den X-Raum-Effekt zu nutzen wissen. Entweder für den überlichtschnellen Raumsprung oder für Transmittersysteme. Der Mensch gehört einstweilen wohl nicht dazu, und es spricht einiges dafür, dass irdische Raumschiffe auch in hundert Jahren noch durch den sogenannten Zwischenraum (auch Sandström-Kontiunuum genannt) fliegen müssen und dabei fast zwei Wochen brauchen, um 50 Lichtjahre zurückzulegen.

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“Darf ich Sie etwas fragen, Madam?”

“Sicher Lieutenant.”

“Hat man Ihnen gegenüber nähere Informationen zu unserem Einsatzort gegeben?”

Rena Sunfrost hatte sich einen Kaffee in einem der Automaten im Aufenthaltsraum der SURVIVOR gezogen und saß nun zusammen mit Lieutenant Alex Enarom, dem Rudergänger, an einem Tisch.

“Ich kann Ihnen nur sagen, dass wir nach Garoldi 26d fliegen.”

“Das hätte ich spätestens dann gemerkt, wenn meine Schicht beginnt und ich an den Ruderkontrollen sitze.”

“Warum fragen Sie dann?”

“Unterliegt der Rest der Geheimhaltung, Madam?”

“Wenn es so wäre, dürfte ich Ihnen nichts darüber sagen, Lieutenant Enarom.”

“Nennen Sie mich Alex.”

“Ich werde Sie lieber Lieutenant nennen.”

Enarom verzog das Gesicht. “Wir sollten zusammenhalten.”

“Wie meinen Sie das?”

“Na, ist Ihnen das noch nicht aufgefallen? Wir sind die einzigen Absolventen der Space Army Corps Akademie an Bord. Abgesehen von Paul natürlich, aber der zählt nicht.”

“Wer ist Paul?”

“Fähnrich Paul Mandagor. Der lange Lulatsch. Den können Sie nicht übersehen. Läuft immer mit einem Antigrav-Pak auf dem Rücken herum, weil er als umweltangepasster Abkömmling der ersten Marssiedler auf eine viel geringere Schwerkraft eingestellt ist.”

“Ein Real Martian. Ich weiß, wen Sie meinen. Und wieso zählt der Ihrer Ansicht nach nicht?”

“Weil er nur Fähnrich ist. Aber die anderen sind ehemalige Angehörige der Raumverteidigung der New Hope-Planeten, die man unter dem Druck der Bedrohung durch die Qriid mehr schlecht als Recht in das Space Army Corps integriert hat!”

“Ich weiß.”

“Inklusive des Captains!”

„So ist es.“

“Der war früher Frachtfahrer.”

“Und Sie finden es erniedrigend, von so jemandem Befehle anzunehmen?”

“Sie nicht, Sunfrost?”

“Ich kann damit leben, Lieutenant.”

Alex Enarom hob die Augenbrauen. “Jedenfalls bin ich froh, dass Sie an Bord sind.”

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Garoldi 26d (auch New Buenos Aires genannt): Erdähnlicher Planet am Rande des Niemandslandes zwischen dem Bund der Humanen Welten und dem Heiligen Imperium der Qriid.

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Im Forschungscamp des Far Galaxy Komplexes von New Buenos Aires City - auf dem dritten Planeten der am Rand des Niemandslandes gelegenen Sonne Garoldi 26d...

Professor Henders saß mit zwei seiner Mitarbeiter an einem Kantinentisch und stocherte in seinem Salat herum. Die anderen beiden Personen am Tisch waren Dr. Hawk Dumont und dessen Lebensgefährtin Kim, die ebenfalls als wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt war.

Dass Hawk und Kim privat ein Paar waren, machte die Arbeit aus Henders’ Sicht nicht unbedingt einfacher. Eher im Gegenteil.

Kim hatte im Übrigen einen Sohn, der eine Begabtenklasse in Far Galaxy University City auf Sedna im Kuiper-Gürtel des Sol-Systems besuchte.

Kristian hieß er.

Und was die Sache mit ihm kompliziert machte, war nicht die Tatsache, dass er nicht Hawks Sohn war und auch nicht, dass er sich in einem schwierigen Alter befand. Kompliziert war, dass es keine gewöhnliche Begabung war, zu deren Förderung er auf Sedna lebte - oder besser gesagt in Sedna, denn die Anlagen der Far Galaxy University City waren in den Zwergplaneten hineingebaut und befanden sich zu mehr als neunzig Prozent unter der Oberfläche.

Kristian war paranormal talentiert. Und dieses Talent war ein Erbe seiner Mutter.

Eine Form der Begabung, deren Existenz von vielen nach wie vor geleugnet wurde. Aber im Inneren von Sedna war man da anderer Ansicht - auch wenn sich die Forschung dazu noch in den Kinderschuhen befand 

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Professor Henders kaute lustlos auf seinem Bissen herum und schob dann den Teller erst einmal mit dem gesunden Arm zur Seite. Der andere Arm steckte seit einem Laborunfall in einer medizinischen Aktivschiene, um einen Bruch zu heilen. Heute sollte die Schiene entfernt werden. Henders konnte es kaum erwarten.

„Das Kantinenessen war hier auch schon mal entschieden besser!“, meinte er und atmete tief durch.

Sie hatten sich zum Essen verabredet, aber niemandem wollten die Automatengerichte aus der Kantine im Moment so richtig schmecken.

„Wir sollten noch mal alles gedanklich durchgehen“, sagte Kim. Sie strich sich eine Strähne aus den Augen. Ihre Züge wirkten angespannt.

Hawk wollte etwas sagen, aber das plötzlich schrillende Alarmsignal hinderte ihn daran.

„Was ist los?“, fragte Kim und blickte sich etwas orientierungslos um - so wie zahllose andere Kantinenbesucher auch.

Ein paar bewaffnete Sicherheitskräfte stürmten in den Raum. Sie trugen Elektro-Schocker und Nadler.

„Bitte verlassen Sie so schnell wie möglich das Gebäude!“, ertönte es über einen Lautsprecher. „Es handelt sich um einen Notfall!“

Was konnte da geschehen sein?

Kim, Hawk und Henders strömten mit den anderen Kantinengästen durch den Ausgang in den Korridor. Darüber hinaus war noch ein zweiter Ausgang zum Speiseraum geöffnet worden, der ansonsten verschlossen war. Die Wachleute gestikulierten und versuchten alle Anwesenden zu größtmöglicher Eile anzutreiben.

„Etwas schneller! Na los! Worauf warten Sie noch! Dies ist keine Übung!“

Als sie sich im Korridor befanden, blieb Hawk plötzlich stehen. Er wurde von hinten gerempelt.

Jemand fluchte.

„So ein gottverdammter Mist! Können Sie nicht aufpassen?“

Allgemeine Hysterie hatte sich inzwischen unter den Anwesenden verbreitet.

Bewaffnete Wachleute kamen im Laufschritt daher und versuchten, gegen den Strom der Kantinengäste voranzukommen.

Kommandos und Anweisungen wurden gebrüllt. Dazu gab es die Lautsprecheransagen, über die versucht wurde, die Situation zu koordinieren.

„Ich möchte unbedingt wissen, was da los ist!“, meinte Hawk voller Ungeduld.

„Folgen wir einfach den Sicherheitskräften“, schlug Henders schulterzuckend vor.

„Worauf warten wir dann noch?“, fragte Kim.

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Es herrschte allgemeines Chaos im gesamten Gebäudekomplex. Hawk, Henders und Kim folgten einfach den Sicherheitskräften. Niemand achtete weiter auf sie. Ein Wachmann, der wohl die Aufgabe hatte, die Menschen aus dem Gebäude zu lotsen, schrie sie an, um ihnen klarzumachen, wohin sie zu laufen hätten - achtete aber nicht weiter darauf, ob die drei seine Anweisungen auch ausführten. Eine Gruppe ziemlich orientierungsloser Männer und Frauen umringten ihn nämlich und belagerten ihn mit Fragen, von denen der arme Mann natürlich im Moment selbst keine einzige beantworten konnte.

Sie folgten der Einheit von Sicherheitskräften durch die Korridore und gelangten schließlich in die Zentrale des hochgeheimen Forschungstransmitters auf Basis des X-Raum-Effekts.

Die Wachmänner gingen sofort in Stellung, hielten sich dann aber zurück.

Die Aufmerksamkeit aller war in diesem Augenblick auf die Mitte des Raumes konzentriert. Einer der Techniker lag dort am Boden. In Brusthöhe war seine Kombination vollkommen verkohlt.

Die Wirkung eines Thermo-Strahlers!, dachte Hawk. Eigentlich ein Werkzeug. War aber auch als Waffe zu gebrauchen.

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In einer Entfernung von nicht einmal drei Metern stand ein weiterer Mann vollkommen starr da. Seiner Kombination nach gehörte auch er zu den Technikern.

Der Thermo-Strahler, den der Mann in der Hand hielt, war auf ihn selbst gerichtet. Das Gesicht wirkte angespannt, der Blick starr, der Techniker nahm die Waffe jetzt noch etwas höher, so dass sie gegen die eigene Schläfe zeigte.

Zweifellos wollte er sich umbringen, ehe die Sicherheitskräfte irgendetwas unternahmen.

Augenblicke lang geschah buchstäblich nichts.

Der Einsatz von Nadlern und schweren Projektilwaffen - von Gauss-Gewehren gar nicht zu reden! - verbot sich in dieser unübersichtlichen Situation von selbst, zumal dadurch nicht nur Menschenleben in Gefahr gebracht werden konnten, sondern auch unklar war, ob der Techniker nicht versuchte, die Waffe abzudrücken, die er zitternd in seiner Rechten hielt. Und auch Elektro-Schocker waren nicht unbedingt ein geeignetes Mittel, um so eine Situation zu bereinigen.

Dass dieser Mann im Moment völlig unberechenbar war, war allen Beteiligten in diesem Augenblick natürlich klar.

Die Wachleute zögerten aber auch, Betäubungswaffen abzufeuern. Schließlich konnten sie nicht garantieren, dass ihr Gegenüber trotz eines betäubenden Elektroschocks oder eines paralysierenden Injektions-Nadelschusses nicht vielleicht doch noch abdrücken konnte.

„Seien Sie vernünftig“, sagte einer der Wachleute und machte dabei einen Schritt nach vorn.

Ein Ruck ging dabei durch den Körper des Technikers. Das Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.

„Nein“, flüsterte Kim.

Die junge Frau hatte plötzlich wieder diesen besonderen, sehr merkwürdigen Eindruck. Sie hätte unmöglich beschreiben können was es war. Eine Empfindung. Vielleicht auch eher eine Wahrnehmung.

Was ist das?, durchfuhr es sie.

Sie hatte plötzlich das Gefühl, von einer ungeheuer starken Energie durchflutet zu werden. Eine Empfindung, die jede Faser ihres Körpers erfasste.

„Lassen Sie die Waffe fallen!“, rief einer der Wachleute noch einmal. „Bitte! Sie können doch nicht im Ernst davon ausgehen, dass Sie sich hier den Weg mit dem Thermostrahler freibrennen können!“

Der Wachmann mühte sich redlich ab, aber der Techniker, der zweifellos kurz zuvor seinen Kollegen umgebracht hatte, schien diese Worte überhaupt nicht zu hören. Er machte stattdessen ganz den Eindruck, für Augenblicke in seine eigene Welt abgetaucht zu sein.

Woher kommt sie – diese Kraft?, fragte sich Kim.

Plötzlich fiel die Waffe des Technikers zu Boden. Widerstandslos ließ er sich daraufhin festnehmen.

Zwei Wachleute knieten inzwischen neben dem Toten. Aber trotz fortgeschrittenster Medotechnik war da nichts mehr zu machen. Ein medizinisches Team war sicherheitshalber schon zuvor gerufen worden. Dessen Mitglieder eilten herbei und untersuchten den am Boden liegenden Techniker, aber es war recht schnell klar, dass sie nichts tun konnten.

„Ich verstehe das nicht“, sagte der Festgenommene. „Ich wollte meinen Kollegen töten! Es ist unfassbar!“

„Warum haben Sie das getan?“, fragte einer der Offiziere unter den Sicherheitskräften. „Es muss doch einen Grund geben!“

Schulterzucken.

Überall Schulterzucken.

Und offenkundige Ratlosigkeit.

Der Festgenommene sagte: „Ich kann es Ihnen nicht einmal genau sagen. Ich fand einfach, dass er den Tod verdient hätte, weil er die Schaltung in den Transmitter einbaute... Tod! Tod...“

Seine Augen weiteten sich, wie unter dem Einfluss von Drogen. Er schien völlig unter Schock zu stehen und unter den Sicherheitskräften wurde Unmut darüber geäußert, dass noch kein Ermittler vor Ort war, der den Fall hätte übernehmen können.

Der Festgenommene schüttelte den Kopf. „Ich wollte es wirklich tun – jetzt weiß ich allerdings nicht mehr, wie ich diese Gedanken in mir die Oberhand gewinnen lassen konnte. Ich wollte das doch nicht!“, weinte er. „Ich habe nie jemanden töten wollen...“

„Warum haben Sie es denn dann getan, verdammt noch mal?“, fluchte einer der Wachleute, die ihn entwaffnet hatten und jetzt in ihre Mitte nahmen. Handschellen klickten.

All das ließ der junge Mann völlig teilnahmslos mit sich geschehen. Er schien es kaum wahrzunehmen. 

Weinend wurde der Mann abgeführt.

Henders trat an eine der Konsolen heran und überprüfte alles.

„Die Schaltung war bereits aktiviert!“, stellte er anschließend in Richtung von Kim und Hawk fest. Er wandte sich an die anderen Techniker. „Ich möchte, dass umgehend Messungen durchgeführt werden! Wir müssen restlos aufklären, was hier geschehen ist! Sonst kann sich so etwas jederzeit wiederholen!“

Wenig später wurde auch der Tote abtransportiert. In der Zentrale des Forschungstransmitters wurde jetzt eine gerade hektische Aktivität entfaltet.

Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten. Er blickte starr auf die Anzeige und erklärte: „Nacheinander haben zwei Impulse diese Anlage erreicht. Das sagen zumindest die Auswertungen der Sensorenprotokolle.“

„Diese Impulse kamen von außen?“, vergewisserte sich Kim. Sie hob die Augenbrauen.

„Ja“, nickte Hawk.

„Ich werde ein paar meiner Leute auf den Fall ansetzen“, kündigte jetzt Professor Henders an. „Da muss doch mehr dahinterstecken... Fest steht, dass der X-Raum-Forschungstransmitter auf keinen Fall aktiviert wurde.“

“Können Sie das beschwören?”

“Ja, ohne zu zögern.”

„Wenn Sie mich fragen, passen da ein paar Dinge nicht zusammen“, meinte Hawk.

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Henders kehrte in sein Forschungsinstitut zurück und rief ein paar seiner Assistenten zu einer kurzen Besprechung. Er erklärte ihnen, was geschehen war und worauf es seiner Meinung nach ankam.

„Haben Sie nicht irgendeinen Verdacht, was hinter den von Ihnen beschriebenen Phänomenen stecken könnte?“, erkundigte sich Dr. John Schmitt, einer der Assistenten aus Henders’ Team, der sich hier seine ersten wissenschaftlichen Sporen verdiente.

„Überprüfen Sie noch mal alle Messergebnisse, gehen Sie jedes Datenprotokoll durch...“ Henders hob seinen Arm, der immer noch in einer Aktivschiene steckte. „Ich selbst werde Sie natürlich so schnell wie möglich tatkräftig unterstützen, aber zuerst muss ich dieses Ding hier wieder loswerden. Dafür haben Sie sicherlich Verständnis.“

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Eine Stunde später befand sich Henders in der in nahegelegenen Paracelsusklinik, um sich die Aktivschiene abnehmen zu lassen.

Dienst hatte ein junger Assistenzarzt namens Dr. Richard Kliatowski.

„Wie geht es Ihnen, Professor Henders?“, fragte er.

„Wenn das Ding hier erstmal weg ist, sicher gleich doppelt so gut!“

„Wir werden gleich sehen, wie weit Ihr Arm ist.“

Vorsichtig nahm Dr. Kliatowski die Aktivschiene ab. Unter normalen Umständen war diese in der Lage, einen gebrochenen Knochen innerhalb von 24 Stunden wieder vollständig zu heilen.

„Bewegen Sie bitte die Finger!“, wies Dr. Kliatowski seinen Patienten an.

Henders gehorchte.

„Alles perfekt!“, meinte er.

Dr. Kliatowski nickte. „Sieht für mich auch so aus, aber ich will doch lieber auf Nummer sicher gehen.“

Er nahm ein medizinisches Diagnosegerät mit integriertem Sensor und einem Abtaster, der den Arm durchleuchtete. Dr. Kliatowski hielt das Anzeigefeld des Handsensors so, dass Henders alles sehen konnte.

„Sehen Sie? Die dunkle Stelle dort – das ist Ihr Bruch gewesen. Die Schattierung ist allerdings nur eine Markierung, die ich zuvor gesetzt habe, sonst könnte es sein, dass ich den Abtaster gar nicht auf die richtige Stelle setze. Es bedürfte jetzt schon mikroskopischer Untersuchungen, um noch nachzuweisen, dass Sie jemals einen gebrochenen Arm hatten.“

Dr. Kliatowski schaltete das Gerät ab.

„Sie sind fertig, Professor.“

„Und der Arm ist jetzt auch wieder voll belastbar?“

„Ja, natürlich.“

„Ich könnte jetzt zum Beispiel gleich loslegen und sagen wir Badminton spielen.“

„Probieren Sie es aus! Ihr Arm ist jetzt genauso belastbar, wie er es vor der Verletzung war.“

„Wenn Sie sich geirrt haben, werden Sie es sicher mitbekommen, denn dann bin ich schneller wieder hier, als Ihnen lieb ist und verklage Sie auf Schadensersatz wegen falscher Beratung!“

Kliatowski lächelte.

„Dagegen sind wir versichert“, grinste er.

Henders verließ die Klinik und trat ins Freie.

Die Sonne Garoldi 26 leuchtete durch die dünne, blassblau schimmernde Wolkendecke.

Henders griff zu dem Kommunikator, den er am Gürtel trug. Er stellte eine Verbindung zu Hawk her.

„Hören Sie zu, bisher ist vielleicht nicht immer alles so ganz glücklich zwischen uns gelaufen. Ich denke, wir sollten einiges miteinander besprechen.“

„Nichts dagegen“, sagte Hawk Dumont.

„Haben Sie Lust heute Abend mit mir Badminton zu spielen? Ich hätte dabei die Möglichkeit, zu testen, ob mein Arm wirklich so hundertprozentig wiederhergestellt ist, wie die Ärzte es behaupten.“

„Okay.“

„Dann bis heute Abend um sechs, im Sportzentrum hier im Komplex, Halle 3.“

„Ich werde dort sein“, versprach Hawk. „Sieht man Sie gleich noch im Forschungszentrum?“

„Später, ich habe noch etwas zu erledigen. Aber falls sich irgendetwas tut, wird Dr. Schmitt mich sofort verständigen.“

„Verstehe“, nickte Hawk.

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Hawk Dumont erreichte pünktlich Halle 3, musste auf Henders aber eine geschlagene Viertelstunde warten.

„Tut mir leid“, sagte Henders. „Ich bin aufgehalten worden.“

„Sehen wir zu, dass wir auf das Feld kommen“, meinte Hawk.

Sie zogen sich um und standen sich anschließend mit dem Schläger gegenüber. Henders traute seinem Arm noch immer nicht so richtig.

Aber dieses Misstrauen war vollkommen unbegründet.

Der Arm funktionierte hervorragend.

Hawk war überrascht über die Schnelligkeit seines Gegners. Immer wieder setzte Henders zu Schlägen an, die Hawk kaum zu parieren wusste.

Schweißperlen standen Hawk auf der Stirn und er musste all sein Können und seine Kraft aufbieten, um mit Henders mithalten zu können. Schon nach wenigen Minuten war Hawks Hemd durchgeschwitzt.

Du bist der Jüngere und solltest ihm eigentlich körperlich überlegen sein!, überlegte Hawk. „Hey, was haben die in der Klinik mit Ihrem Arm gemacht?“, rief er keuchend. „Wenn Sie gesagt hätten, dass Sie sich auch noch ein halbes Kilo künstlicher Muskelmasse haben implantieren lassen...“

„...dann hätten Sie das Spiel nicht angenommen?“

Er schlug so hart und schnell zu, dass Hawk sich zu Boden werfen musste, um parieren zu können.

Den nächsten Schlag konnte er dann natürlich nicht mehr kontern, da er einfach nicht schnell genug auf die Beine kam.

„Sie sind gut, Henders!“

Henders’ Augen blitzten.

„Danke! Ich weiß!“

Da Spiel ging ebenso rasend schnell und eindrucksvoll weiter, wie Henders es begonnen hatte.

Der Wissenschaftler schien nicht die geringste Neigung zu verspüren, das Tempo herauszunehmen.

Warum sollte er auch?, dachte Hawk. Er ist ja auch in einer beneidenswert guten Verfassung!

Plötzlich glaubte Hawk in der hinteren rechten Ecke der Halle einen Schemen zu sehen.

Einen Schatten, der sich bewegte.

Du darfst dir diese Angeberei von Henders nicht länger gefallen lassen!, ging es ihm plötzlich durch den Kopf. Dieser Gedanke war mit einem Mal da.

Glasklar.

Und sehr stark.

Er ließ sich nicht abschütteln, nicht davonscheuchen, wie eine beißende Rauchschwade.

Was ist das?, ging es ihm durch den Kopf.

Im ersten Augenblick war Hawk überrascht davon, dann nahm er es einfach hin.

Wie zu Stein erstarrt stand er das.

Henders schlug an ihm vorbei. Hawk machte nicht einmal den Versuch, den Schlag zu parieren. Er ging quer über das Feld, direkt auf Henders zu. Den Schläger knallte er auf den Boden.

„Heh, was ist los? Ist Ihnen nicht gut?“, fragte Henders, auf dessen Stirn sich jetzt eine tiefe Furche gebildet hatte. Er begriff nicht schnell genug, was Hawk vorhatte.

Mit der Rechten packte Hawk den Wissenschaftler beim Kragen, zog ihn zu sich heran.

So nicht! Einen Angeber wie dich kann man wohl nur stoppen, indem man ihm das Genick bricht!

Mit einem entschlossenen und mit beiden Händen ausgeführten Griff fixierte er den Hals seines Gegenübers wie in einem Schraubstock. Henders stöhnte auf, versuchte sich verzweifelt zu befreien.

Aber Hawk war zu stark.

Gleich macht es knack und du hast es hinter dir, Henders!, dachte Hawk mit kalter Entschlossenheit.

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Haben Sie Hawk Dumont gesehen?“, fragte Kim, als sie im Forschungsinstitut vorbeischaute. Nur noch wenige Forscher arbeiteten um diese Uhrzeit im Institut. Die meisten waren nach Hause gegangen und würden erst am nächsten Morgen wieder auftauchen. Lediglich eine kleine Not-Crew sorgte dafür, dass die anstehenden Arbeiten rund um die Uhr weitergeführt werden konnten.

Dr. John Schmitt sah Kim etwas irritiert an. „Tut mir leid, ich habe hier niemanden gesehen.“

„Und Henders?“

„Ah, richtig...Ich glaube, er wollte heute Abend seinen Arm testen und sich mit Mr. Dumont zum Badminton treffen.“

Kim atmete tief durch.

Die Enttäuschung war nicht zu übersehen.

„Dann habe ich die beiden wohl verpasst.“

„Scheint so“, bestätigte Schmitt. Er lächelte. „Ich habe Sie hier schon des Öfteren mit Henders gesehen, aber wir hatten, glaube ich, noch nichts miteinander zutun, oder?“

„Nein, das ist richtig“, gab Kim zu.

„Ich heiße Schmitt. Aber Sie können mich auch John nennen.“

„Kim.“

„Sie brennen sicher darauf ein paar neue Ergebnisse zu erfahren.“

„Wenn Sie welche haben – nur heraus damit, John!“

„Die beiden von außen kommenden Impulse, die wir anmessen konnten, kommen von der anderen Seite unseres Planeten.“

„Können Sie das genauer lokalisieren?“

„Sicher! Warten Sie!“

Sie folgte Schmitt zu einer Bildschirmwand. Der Assistent machte sich an einem Schaltpult zu schaffen. Eine scheinbar dreidimensionale Darstellung des Planeten Garoldi 26d erschien auf dem Schirm. Ein bestimmtes Gebiet war rot markiert. „Sehen Sie diese Wüstenregion in Äquatorhöhe. Ein Gebiet, das von mehreren Gebirgszügen dermaßen eingekeilt wird, dass einfach kein Niederschlag die Region erreichte. Man nennt dieses Gebiet Totenreich. So steht es auch in den Karten. Soweit ich weiß, ist es wenig erforscht!“ Schmitt zuckte die Achseln. „Wozu auch? Bis vorhin konnte ich mir ehrlich gesagt auch keinen Grund vorstellen, dorthin zufliegen.“

„Ich werde Henders sagen, was Sie herausgefunden haben!“, versprach Kim.

„Tu Sie das!“

Plötzlich ertönte ein schriller Signalton. John Schmitt entfaltete eine geradezu hektisch wirkende Aktivität. Er nahm verschiedene Schaltungen vor und aktivierte ein paar Teilfenster des gewaltigen Wandbildschirms. Eine Interkom-Verbindung zu einem anderen Laborraum wurde geschaltet.

Das Gesicht einer jungen Frau mit gelockten blonden Haaren erschien auf in einem Nebenbildschirm.

Kim kannte sie flüchtig vom sehen, wusste aber ihren Namen nicht.

„Wir haben einen weiteren Impuls gemessen“, stellte die junge Frau fest.

Schmitt betrachtete zunächst die Anzeigen auf seinem Schaltpult und nickte schließlich. „Sie haben recht“, sagte er.

Kim schluckte.

Falls etwas mit diesem Impuls angekommen sein sollte, dann ist es noch da, überlegte sie.

Ein eigenartiges Gefühl überkam sie.

Wortlos drehte sie sich um und machte sich auf den Weg zur Turnhalle.

Sie gelangte zum Antigravlift, ließ sich ein paar Stockwerke tiefer wieder absetzen.

Sie eilte den Korridor entlang und bemerkte gar nicht, dass ein Wachmann sie ansprach. Sie beachtete ihn nicht weiter. Der Wachmann gab Alarm und meldete sich über Interkom. Sie bewegte sich wie automatisch.

Mich kann jetzt nichts stoppen, dachte sie. Ein Gefühl der Stärke durchflutete sie.

„Ich brauche hier ein Sicherheitsteam!“, behauptete er.

Kim drehte sich nicht um und stand Augenblicke später in der Turnhalle, wo Hawk und Henders ihr Match austragen wollten.

„Hawk!“, schrie Kim, als sie die Halle erreichte. „Du brichst ihm ja das Genick!“

Im ersten Moment glaubte sie Ihren Augen nicht zu trauen.

Hawk war gerade im Begriff Henders zu töten. Sein Gesicht war zu einer Maske verzogen.

Plötzlich fühlte Kim eine geradezu unheimliche Kraft in sich anwachsen. Aus welcher Ecke sie kam, wusste Kim nicht. Das einzige, was sie mit Sicherheit sagen konnte war, dass sie existierte und jede Pore ihres Körpers wie ein Energieschauer durchflutete. Ein Zittern durchlief sie. Gänsehaut überzog ihren Körper.

Dieses Gefühl der Kraft war einmalig.

Aber plötzlich spürte sie, dass die Kraft keineswegs von ihr selbst ausging.

Es ist Hawk, wurde es ihr klar. Ihrer beider Blicke trafen sich kurz und sie spürte, wie die schier unermessliche Kraft, die sich in Hawk gesammelt hatte, jetzt in ihr Bewusstsein hineinfloss. Sie fühlte es ganz deutlich. Der Energiestrom war so heftig, dass es schon teilweise mit Schmerz verbunden war.

Zuerst hatte Kim sich gefragt, was sie tun sollte, angesichts dieser unheimlichen Macht.

Aber dann war instinktiv klar, dass sie gar nichts zu tun brauchte. Sie brauchte sich einfach nur jener unheimlichen Kraft gegenüber zu öffnen, die jetzt in sie hineinfloss.

Ich kann ohnehin nichts dagegen tun!, wurde ihr klar.

In diesem Augenblick blickte Hawk zu ihr herüber.

Sein eiserner und innerhalb der nächsten Sekunden sicherlich tödlicher Griff um Henders’ Hals lockerte sich. Er ließ den Wissenschaftler schließlich los. Dieser wich taumelnd vor Hawk zurück und hielt sich den Hals. Henders rang nach Luft.

Der Kraftstrom, der Kim erreichte, wurde immer noch stärker.

Kannst du dich daran erinnern, dich jemals so stark gefühlt zu haben? In der linken Ecke der Halle bemerkte Kim dann plötzlich einen Schemen. Zunächst war es nur ein vager Umriss, dessen Konturen sich immer klarer gegen die Umgebung abhoben.

Wie aus weiter Ferne hörte sie hinter sich Schritte. Es waren die Wachleute, die ihr gefolgt waren. Auch sie sahen offenbar das Wesen, das da vor ihnen materialisierte.

„Achtung! Eindringling im Komplex!“, hörte sie einen der Wachmänner über Funk melden.

Das Wesen in der linken hinteren Ecke hatte nun endgültig Substanz gewonnen.

Seine Gestalt war ungefähr 1,80 m groß und in braunes Leder gekleidet.

Sein vollkommen haarloser Kopf wirkte wie ein mumifizierter Totenschädel, die Stirn war hoch und kantig, die Augen feuerrot. Ein pulsierendes Leuchten erfüllte sie. Die lederartige, blauschwarz gestreifte Haut schmiegte sich so eng an die Knochen, dass darunter wohl kaum Weichteile sein konnten. Aus dem Maul ragten raubtierhafte Zähne hervor.

Der Fremde besaß drei Arme. Zwei links und einen rechts. Die beiden linken Arme entsprachen in ihrer Ausprägung in etwa dem Arm eines Menschen. Die Hände waren sehr feingliederig. Der obere hatte sechs Finger, der untere sieben. Letzterer hielt einen lanzenartigen Gegenstand.

Der rechte Arm des Fremden unterschied sich davon deutlich. Er war wesentlich kräftiger. Der Umfang des Bizeps’ entsprach dem Oberschenkel eines Bodybuilders. Der Arm endete in einer knochigen Verwachsung, die wie eine verkrüppelte Hand oder das Ende einer Knochenkeule wirkte. Ein sichelartiger Fortsatz wuchs daraus hervor. Offenbar ein rudimentärer letzter Finger, der in einem etwa dreißig Zentimeter langen Dorn endete.

Der Fremde machte einen Schritt nach vorn.

Kim hatte den Eindruck, als würde er schwanken.

Er ist schwach, erkannte sie. Es muss seine Gedankenkraft gewesen sein, die Hawk beeinflusste.

Auf eigenartige Weise fühlte sich Kim mit diesem Wesen verbunden und sie erkannte auch schlagartig, woran das lag.

Kim dachte: Es ist seine Lebenskraft, die in mir ist! Seine Gedanken! Verdammt, was geschieht hier?

In gewisser Weise war sie zu einem Teil dieses Wesens geworden. Sie spürte die Fremdartigkeit bis in die tiefsten Tiefen ihres Bewusstseins hinein.

Das Wesen hat seine Kraft an Hawk abgegeben, um ihn dazu zubringen, Henders umzubringen!, erkannte Kim. Darum ist es geschwächt...

Und diese Kraft war jetzt in ihr.

Hawk hatte bei seinem ersten Mordversuch gezeigt, dass er dieser Beeinflussung erstaunlich gut zu widerstehen vermocht hatte.

Vielleicht hat er deswegen jetzt eine höhere Dosis bekommen. Aber das ist wirkungslos geblieben, weil ich diese Kraft jetzt aufgenommen habe.

Die Zeit erschien Kim wie gedehnt. Je mehr Kraft in sie einströmte, desto weniger schien sie den Bezug dazu behalten zu können.

Der Fremde machte einen weiteren Schritt nach vorn.

Dabei fasste er den lanzenartigen Gegenstand mit seinen beiden linken Händen und richtete dessen Spitze auf Kim.

Im nächsten Moment trafen ihn die Schüsse aus den Nadlern der Wachleute.

Er taumelte zurück, während sich das Nadlerfeuer in seinen Oberkörper fraß. Aus der Lanze zuckte ein Strahlschuss heraus, der jetzt verrissen wurde und an der Decke eine rußige Spur hinterließ.

Der Fremde fiel schwer zu Boden. Seine linken Hände krallten sich um die Strahlenlanze. Er rührte sich nicht. Die Wachleute näherten sich vorsichtig und hielten weiterhin ihre Nadler schussbereit auf den Fremden gerichtet. Noch ehe sie den zweifellos toten Eindringling erreichten, verblasste dieser. Er wurde transparent. Die Formen verwischten, dann war nur noch ein Schemen zu sehen.

Als ob jemand aus einem Bild ein Stück herausgeschnitten hätte!, überlegte Kim.

Im nächsten Augenblick war der Fremde verschwunden.

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Kim und Hawk standen noch Augenblicke nach dem Verschwinden des Fremden völlig unter dem Eindruck des Erlebten und hatten offenbar etwas Mühe, wieder ins Hier und Jetzt zurückzufinden. Zu gewaltig waren die Gedankenkräfte gewesen, denen sie beide ausgesetzt waren.

Kim atmete tief durch und schloss für ein paar Augenblicke ihre Augen.

Ist das eine verborgene Begabung, die jetzt zu Tage getreten ist?, fragte sie sich. Paranormale Kräfte und mentale Beeinflussung absorbieren?

Auf jeden Fall fühlte sie sich so frisch und ausgeruht wie schon lange nicht mehr.

Die Männer des Sicherheitsdiensts überprüften inzwischen die Stelle, an der der Fremde verschwunden war.

Es waren allerdings keinerlei Spuren mehr feststellbar.

„Schade, ich dachte, er hätte wenigstens ein paar kleinste DNA-Reste hinterlassen!“, meinte einer von ihnen, während er auf die Anzeigen seines Scanners blickte. „Eine einzige Hautschuppe hätte uns ja schon genügt!“

„Wie konnte der einfach hier auftauchen?“

„Muss sich um eine besondere Form von Transmitter handeln, die er benutzte“, meinte ein anderer. „Und zwar ein Transmitter, der keine Zielstation braucht!“

„Ist doch unmöglich!“

“Wissen wir, wozu eine fortgeschrittene Spezies vielleicht fähig ist?”

“Nein, natürlich nicht. Trotzdem...”

„Bist du der Fachmann?“

„Nein, das nicht...“

„Na, also!“

“Glaubst du, dieses Wesen kam... aus einem anderen Kontinuum? Dem X-Raum zum Beispiel?”

“Wie kommst du darauf?”

“Na, wir experimentieren doch hier auf New Buenos Aires Planet damit herum!”

New Buenos Aires Planet, der andere, nicht fachgerechte aber immer häufiger zu hörende Name dieser Welt - im Gegensatz zu New Buenos Aires City, was man sagte, wenn man ausdrücklich die Stadt, aber nicht den Planeten als Ganzes meinte.

„Für mich sah das eher so aus, als könnte dieser Totenschädel das einfach so. Wie soll ich sagen? Aus sich heraus...“

„Ist doch alles Spekulation...“

Henders hatte sich wieder gefasst und griff nach seinem Kommunikator. Er stellte eine Verbindung zu Dr. John Schmitt her.

„Es hat hier einen Eindringling in den Komplex gegeben“, erklärte er knapp. „Ist irgendein X-Raum-Impuls nachweisbar?“

„Nur ein schwacher“, erklärte Schmitt.

“Fünfdimensionale Strahlungsemission?”

“Minimale Werte.”

„Seltsam“, murmelte Henders.

Hawk trat auf Henders um. „Es tut mir leid, dass...“

„Schon gut. Ich nehme nicht an, dass es Ihre freie Entscheidung war, mich umzubringen!“

„Ich hatte auf einmal das Gefühl, es tun zu müssen. Da gab es für mich gar nicht mehr die Frage, ob, sondern nur noch ein Wie.“

„Dieses Wesen muss über ganz erstaunliche Fähigkeiten der mentalen Beeinflussung verfügen“, meinte Henders. „Ihnen mache ich keinen Vorwurf.“

„Es ist ja gerade noch mal gut gegangen.“

Henders lächelte matt und befühlte seinen Hals.

„Es war ganz schön knapp!“, meinte er.

Hawk deutete auf Kim.

„Ihr verdanken Sie Ihr Leben, Henders. Sie hat die Kraft aufgenommen, die mich erfüllte und dazu trieb, sinnlos zu töten!“

Hawk ging auf sie zu.

Er fasste sie bei den Schultern, strich seiner Lebensgefährtin dann zärtlich über das Haar und sagte: „Du siehst gut aus.“

„Vielleicht nicht gerade der passende Augenblick, um Komplimente zu machen und seine romantische Ader zu entdecken, Hawk.“

Er strich über ihre Wange. „Es ist mir einfach aufgefallen. Schau mal bei Gelegenheit in den Spiegel. Du siehst aus wie nach einer Frischzellenkur, kombiniert mit einem mindestens einjährigen Aufenthalt auf einer Wellness-Farm!“

Kim schluckte.

Er nahm sie in die Arme.

Was er es gesagt hatte, entsprach es exakt ihrer eigenen Empfindung. „Es muss die Kraft dieses Fremden gewesen sein“, sagte sie. „Sie scheint eine Art Lebenselixier zu sein, denn ich fühle mich tatsächlich sehr viel stärker und vitaler...“

„Wenn du mir diese Kraft nicht abgenommen hättest, dann hätte ich Henders getötet.“

„Ja“, bestätigte Kim tonlos. Sie löste sich von Hawk und wandte sich an Henders. „Ich war vorhin im Forschungszentrum. Einer Ihrer Mitarbeiter hat mir gesagt, dass er jetzt den Ausgangspunkt des schwachen 5-D-Impulses aus dem X-Raum gefunden habe. Das hatte ich Ihnen eigentlich sagen wollen...“

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Eine halbe Stunde später fand in einem der Konferenzräume, die zum Forschungszentrum gehörten, eine Zusammenkunft statt. Henders hatte sie einberufen. Kim und Hawk waren natürlich dabei, darüber hinaus Dr. John Schmitt und ein paar weitere Wissenschaftler aus Henders’ Team. Außerdem noch Jurij Brenninger, der Chef des Sicherheitsdienstes sowie einer seiner Offiziere. Es handelte sich um Abdul Santamaria. Seine Vorstellung fiel sehr knapp aus. Mehr als Name und Rang gab er nicht über sich preis.

Hawk kannte ihn nicht und fragte sich, was Abdul Santamarias Rolle bei dieser Zusammenkunft sein würde.

Wenn Henders ihn dazugebeten hat, wird es schon einen Grund dafür geben!, überlegte er. 

„Wir haben bislang noch immer kaum mehr als Hypothesen, was die Erklärung der jüngsten Vorfälle angeht“, eröffnete Henders. „Aber die Ereignisse, die sich vor etwa einer Stunde in der Turnhalle zugetragen haben, lassen uns vielleicht doch bereits ein paar Schlussfolgerungen ziehen. Zunächst einmal kann Dr. Schmitt bestätigen, dass in der X-Raum-Transmitteranlage genau in dem Moment ein Impuls gemessen wurde, in dem der Fremde erschien!“

„Das ist vollkommen korrekt“, bestätigte Schmitt. „In der Turnhalle gibt es eine Überwachungsanlage, um Sachbeschädigungen zu verhindern, und so konnten wir den Zeitpunkt der Materialisation dieses Wesens bis auf die Millisekunde genau bestimmen. Sie erfolgte einen Sekundenbruchteil nach dem X-Raum-Impuls in der Anlage.“

„Was sagen Sie als Xenobiologin zu diesem Problem?“, fragte Henders. „Halten Sie es für möglich, dass der Fremde Kräfte besitzt, die ihn einen direkten Einfluss auf die Anlage ausüben lassen können?“

Kim nickte.

„Verlangen Sie jetzt von mir keine Erklärung dafür – aber ganz offensichtlich geschah genau das - und zwar nicht zum ersten Mal, wie wir alle wissen.“

„Ausgangspunkt aller Impulse, die wir bis jetzt anmessen konnten, war die Totenreich-Wüste, auf der anderen Seite von Garoldi 26d“, erklärte Schmitt.

„Dann sollten wir uns dort schleunigst mal umsehen“, verlangte Brenninger. „Jedenfalls bin ich nicht dafür, abzuwarten, bis diese Fremden eine regelrechte Invasion starten.“

„Halten wir uns ihre Kräfte vor Augen“, sagte Kim. „Sie können offenbar sowohl mechanisch-elektronische als auch organische Systeme so nachhaltig beeinflussen, dass sie zu ihren Werkzeugen werden. Hawk hat das zu spüren bekommen, als der Fremde ihn dazu trieb, einen Mord zu begehen.“

„Es war nicht so, dass ich mich nicht dagegen gewehrt hätte“, erwiderte Hawk.

„Ich weiß. Und ich nehme an, dass dieses Wesen deswegen noch sehr viel mehr Parakraft aufwandte und in dein Bewusstsein einströmen ließ.“

„Muss ich mir das wie eine Art Hypnose vorstellen?“, fragte  Brenninger.

„Nein“, schüttelte Kim den Kopf. Ihr Blick ging ins Nichts. Inzwischen hatte sie sich selbst im Spiegel gesehen und wusste, dass Hawks Kompliment nicht einfach nur so dahergesagt war. Sie sah tatsächlich verjüngt aus. Die Haut war straffer, die Muskulatur geschmeidiger und das Gefühl unbändiger Vitalität, das sie in der Turnhalle gespürt hatte, war seitdem nicht aus ihr gewichen, auch wenn von der Parakraft selbst nichts mehr in ihr war. Zumindest in dem Punkt war sie sich sicher.

Kim schwieg einige Augenblicke lang.

Schließlich sagte sie: „Es war als ob dieses Wesen einen Teil seiner Lebensenergie in Hawk hineingepflanzt hätte. Darum wirkte es auch so schwach...“

„Es regierte relativ langsam, als es mit unseren Einsatzkräften konfrontiert wurde“, gab Brenninger zu. „Ich habe mir die Videosequenz der Überwachungskamera daraufhin sogar mehrfach angesehen.“

Kim nickte. „Ja, genau so war es...“

„Und anschließend hast du diese Energie in dich aufgenommen“, stellte Hawk fest.

„Richtig.“

„Wo ist sie geblieben?“, hakte Brenninger nach. „Bei allem Respekt, aber wer sagt uns, dass Sie nicht gleich aufspringen und sich diese Lebensenergie in Ihnen entfaltet... Beispielsweise, in dem Sie wie eine mordgierige Furie auf jemanden von uns stürzen und nachher selbst nicht wissen, warum Sie plötzlich von dem Drang überwältigt wurden, das zu tun!“

Im ersten Augenblick wollte Kim protestieren. Aber ihre Erwiderung blieb ihr im Hals stecken, wo sich plötzlich etwas gebildet hatte, das sich wie ein dicker Kloß anfühlte. Sie schluckte.

Er hat recht, dachte sie. Du würdest an seiner Stelle genauso denken. Schließlich kann er ja nicht in dein Inneres hineinblicken. Er fühlt nicht, was du fühlst und er hat nicht dasselbe erlebt.

Sie biss sich auf die Lippen.

Hawk griff zu ihren Gunsten ein und sie war ihm dankbar dafür, denn das verschaffte ihr ein paar wertvolle Sekunden um nachzudenken.

„Kim hat viel durchgemacht“, sagte er. „Mehr als wir alle uns wahrscheinlich vorstellen können. Also sollten Sie etwas behutsamer mit ihr umgehen, Sir!“

Brenninger zuckte die Achseln.