Roboter gegen Aliens: Science Fiction Abenteuer Paket

Von Alfred Bekker

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Roboter gegen Aliens: Science Fiction Abenteuer Paket

Copyright

Alfred Bekker | Ein Roboter namens Joseph

Avalon Space Fighter - Weltraumkrieg

Kapitel 1: Wettflug im All

Kapitel 2: Der Raumkreuzer

Kapitel 3: Ein lebender Toter

Kapitel 4: Die Fremden

Kapitel 5: Weltraumgefecht

Kapitel 6: Im Licht von Davis-10

Kapitel 7: Das Laufbaum-Alien

Kapitel 8: Expedition in die Hölle

Kapitel 9: In Davis City

Kapitel 10: Zielpunkt Delta-Sektor

Im Dienst des Space Army Corps – Zwei Extra Romane

Terrifors Geschichte

Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

Die Hauptpersonen der Geschichte:

Erstes Kommando

Die Hauptpersonen:

Orbitales Spacedock, Erde, Sol-System... | Jahr 2242

MEGA KILLER RELOADED | CYBER GIRL EDITION | Alfred Bekker

Raumschiff CAESAR | Galaxienwanderer | von Alfred Bekker

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Prolog

1. Kapitel: An Bord der CAESAR - so viel später ...

2. Kapitel: Rückkehr

3. Kapitel: Miijs Erlebnisse, Katzana ...

4. Kapitel: Miijs Begleiter

Naryavos VERGANGENHEIT

5. Kapitel: Naryavos Vergangenheit

6. Kapitel: KLEINE STATION

7. Kapitel: Flucht in die Tiefe

8. Kapitel: In der Anomalie

9. Kapitel: Auf der CAESAR

Melrocs Geschichte | von Alfred Bekker

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Alfred Bekker | Gestrandet auf dem Methan-Planeten | (c)Alfred Bekker | Copyright

Gestrandet auf dem Methan-Planeten

Invasion der Roboter | von Alfred Bekker

Copyright

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Further Reading: 30 Sternenkrieger Romane - Das 3440 Seiten Science Fiction Action Paket: Chronik der Sternenkrieger

About the Author

About the Publisher

Aliens bedrohen die Existenz der Menschheit.

Raumschlachten, der Kampf zwischen Sternenreichen und Abenteuer im fernen Weltall – darum geht es in den Romanen und Erzählungen dieses Buches.

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Dieses Ebook enthält folgende Romane und Erzählungen:

Alfred Bekker: Ein Roboter namens Joseph

Alfred Bekker: Avalon Space Fighter – Weltraumkrieg

Alfred Bekker: Terrifors Geschichte

Alfred Bekker: Erstes Kommando

Alfred Bekker: Mega Killer Reloaded

Alfred Bekker: Wurmloch Passage

Alfred Bekker: Raumschiff Caesar

Alfred Bekker: Melrocs Geschichte

Alfred Bekker: Gestrandet auf dem Methan-Planeten

Alfred Bekker: Invasion der Roboter

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Copyright

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author/ COVER WOLFGANG SIGL

© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alfred Bekker

Ein Roboter namens Joseph

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Am Anfang war der Urknall.

Die erste Planck-Zeit, die kleinstmögliche Zeiteinheit, verging.

In den 0,0000000000000000000000000000000000000000001 Sekunden danach geschah mehr, als in den ganzen 13,5 Milliarden Jahren danach.

In diesem ersten Sekundenbruchteil ereignete sich die sogenannte Kosmische Inflation.

Das Universum expandierte mit einer Geschwindigkeit, die weit über die Lichtgeschwindigkeit lag. 

Lange glaubte man, dass die Inflation danach zum Stillstand gekommen sei und von nun an die bekannten Naturgesetze das Universum dominierten.

Aber in Wahrheit hielt die Kosmische Inflation ewig an.

Sie tut es bis heute.

Lediglich in einigen Bereichen kam die Inflation zum Stillstand. 

Bereiche, die wie Taschen im Gesamtuniversum erscheinen.

Nur dort konnten sich Sterne entwickeln, nur dort konnte Leben entstehen. 

Alles, was wir vom Universum beobachten können, ist in Wahrheit eine dieser Taschen mit einem Durchmesser von 13 bis 14 Milliarden Lichtjahren. 

Diese Raumzeit-Taschen im Universum werden von weiten Bereichen umgeben, in denen die Inflation noch immer anhält. Niemand könnte diese Bereiche überbrücken. Kein Leben, nichtmal Materie auch kein Signal auf Quantenebene. Die Inflation würde alles zerreißen, was in ihren Einflussbereich gerät.

Die einzige Möglichkeit, von einer Raumzeit-Tasche des Universums in eine andere zu reisen, wäre ein ganz spezielles Wurmloch.

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In den Tagen, da die Spezies der Nugrou (auch Alienwandler genannt) ihre Galaxien überspannende Hochzivilisation erblühen ließ, erkannten ihre Wissenschaftler die wahre Natur des Universums.

Vor allem aber erkannten sie, dass keineswegs die Garantie bestand, dass die Kosmische Inflation in der Raumzeit-Tasche des bekannten Universums nicht wieder einsetzte.

Vielmehr sprach vieles dafür, dass dies jederzeit geschehen konnte - mit unabsehbaren Konsequenzen. 

In einer Art Phasenverschiebung würde sich eine Zone neu einsetzender Inflation sogar schneller als das Licht ausbreiten. 

Wenn man Glück hatte, vergingen dann Jahrtausende, Jahrmillionen oder Jahrmilliarden bis zum Ende allen Lebens und aller Materie im bekannten Kosmos.

Es konnte allerdings genauso gut sein, dass das alles innerhalb des kaum noch messbaren Sekundenbruchteils einer Planck-Zeit ereignete.

Je weiter sich das Sternenreich der Nugrou ausbreitete und je weiter ihre Technologie fortschritt, desto ängstlicher wurden sie.

Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis sie fanden, dass man sich nicht nur gegen äußere Feinde, sondern auch gegen das Ende des bekannten Universums absichern müsste.

Die einzige Möglichkeit, in eine andere Raumzeit-Tasche des Universums zu flüchten, bestand darin, Wurmlöcher mit ganz bestimmten Eigenschaften und Parametern zu finden. Wurmlöchern, die inmitten von Schwarzen Löchern existierten, denn nur die mörderische Gravitationskraft einer auf die Größe eines Asteroiden komprimierten Sonnenmasse konnte eine derartige Abkürzung durch die Raumzeit aufrechterhalten.

Eine Aufgabe, die Zeitalter dauern konnte.

So schufen die Nugrou die Sucher. 

Roboter mit ganz besonderen Eigenschaften. 

Ihre Aufgabe sollte es sein, Fluchtwege in andere bewohnbare Raumzeit-Taschen des Universums zu finden.

Roboter, die die Zeit überdauern konnten.

Selbst, als die Zeit der Nugrou-Zivilisation längst vergangen war, existierten diese Roboter noch. Manche von ihnen warteten in den uralten Anlagen und Artefakten der Nugrou darauf, das Bewusstsein eines geeigneten biologischen Wesens in sich aufzunehmen. Denn nur dann, so hatten die Nugrou es bestimmt, konnten diese Roboter wirklich zu Sachwaltern und Rettern des Lebens werden.

Die Sucher-Roboter warteten.

*

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“Was ist das für eine Anlage?”, fragte Captain Wheelan.

“Nugrou-Technik. Eindeutig”, sagte Joseph. Damals trug er noch einen Nachnamen. Später sollte das alles keine Bedeutung mehr für ihn haben. So, wie alles Menschliche für ihn bedeutungslos werden sollte. 

Die Expedition bestand aus insgesamt 25 Mitgliedern. Wissenschaftler, Astronomen, Spezialisten für Alien-Technik waren darunter. 

Joseph war letzteres.

Das irdische Raumschiff war in einer Entfernung von gut hundert Metern gelandet. Vor ihnen ragte ein golden schimmerndes Artefakt der Alienwandler auf.

Joseph setzte ein Modul an die metallische Außenwand der Anlage.

Eine Tür öffnete sich.

“Wer sagt es denn!”, meinte Joseph. “Immer hereinspaziert.”

“Sie haben den Vortritt”, sagte Captain Wheelan. “Schließlich verdanken wir Ihnen, dass sich das Ding endlich öffnen lässt!”

Joseph ließ sich nicht zweimal bitten.

Der erste Mensch, der diese uralte Anlage der Nugrou auf dem Planeten Passion betrat...

Was Joseph in diesem Moment nicht ahnte, war der Umstand, dass er von nun an alles Mögliche war.

Nur kein Mensch mehr.

Und dann war da noch die SEELENINSTANZ.

So nannte sich die KI in der Nugrou-Anlage auf dem Planeten Passion.

Die SEELENINSTANZ gab ihm einen Auftrag.

Einen Auftrag und ein Versprechen.

Und beides hing miteinander zusammen.

*

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Später.

Viel später.

Jahrhunderte später....

Aber Zeit hatte für ihn nicht mehr dieselbe Bedeutung wie früher.

Ein Sucher bist du!

Ein Sucher der Alienwandler.

Aber auch ein menschliches Bewusstsein, das in einem metallischen Körper gefangen ist.

Du bist die organische Komponente eines polymetallischen Roboters aus Fotirit und Fotirit-Legierungen, dessen äußere Gestalt du nach Belieben verändern kannst. Einzige Einschränkung ist der dabei benötigte Energieaufwand. Auf deiner Heimatwelt Erde würde man dich als Monstrum ansehen.

Joseph war in seinen Gedanken und Erinnerungen versunken. Was war noch menschlich an ihm, so fragte er sich. Ein Sucher-Roboter war dafür konstruiert, ein kontrollierendes Bewusstsein organischer Herkunft in sich aufzunehmen. Der Ursprungskörper starb dann normalerweise ab, konnte aber konserviert werden. Das in den robotischen Sucher-Körper integrierte Bewusstsein war allerdings nicht unumschränkter Herrscher über den Roboter. Vielmehr unterlag dieses  Bewusstsein der grundlegenden Hauptprogrammierung des Suchers.

Manchmal empfand Joseph die Bezeichnung ,,Sucher“ für seine Person als regelrechten Hohn.

Gefangener!

Dieser Begriff kam seinen Empfindungen mitunter viel näher. 

Seine entfernt humanoide, rötlich schimmernde Gestalt wirkte schon eine ganze Weile nahezu regungslos. Josephs Körper konnte im Notfall sämtliche Waffensysteme ausbilden, die die Alienwandler (beziehungsweise Nugrou, wie sie sich selbst nannten) verfügt hatten. Selbst eine Hyperraum-Transition aus dem Stand war für den Sucher-Körper möglich, sofern genügend Energie vorhanden war. Wahrscheinlich hatte es nie zuvor einen Menschen gegeben, dessen Körper einen derart hohen Grad an Unverwundbarkeit aufwies. Eigentlich die Erfüllung eines alten Menschheitstraumes. Und doch sehnte sich Joseph nach nichts so sehr, als in seinen vergleichsweise empfindlichen und anfälligen Homo-Sapiens-Körper zurückzukehren.  Ich könnte mein Menschenleben jederzeit wieder aufnehmen, dachte er. Mein Menschenkörper ist an Bord. Sicher konserviert. Warum tue ich das dann nicht? Vielleicht, weil mir klar ist, dass dieses Menschenleben dann nichts weiter als ein Wimpernschlag wäre - verglichen mit der schier unsterblichen Existenz eines Suchers?

Oder ist es die Großartigkeit der Aufgabe, die dich davon abhält?

Einer Aufgabe, die über die Dauer der Existenz des Universums hinausgehen könnte.

Eine Funkbotschaft erreichte Joseph.

Wir müssen hier schleunigst weg, Joseph!”

Joseph achtete zunächst nicht weiter darauf, hing immer noch seinen Gedanken und Erinnerungen nach.

Erinnerungen, die ihn zurück in das Jahr führten, als er Captain Wheelan auf den Planeten Passion begleitet hatte um ein uraltes Artefakt der Alienwandler zu erforschen.

Damals war es geschehen ... 

Beim Betreten einer Alienwandler-Anlage war sein Bewusstsein in den Fotirit-Körper des Suchers übergegangen. 

Einfach so.

Als ob die KI der Anlage oder das Basis-Programm des Fotirit-Roboters sich ihn ausgesucht hätten.

Aber das war schon so lange her...

Joseph war durch seinen Fotirit-Körper in gewisser Weise zeitlos.

Nicht nur langlebig, wie die Alienwandler, sondern tatsächlich in der Lage, unvorstellbar große Zeitspannen zu überdauern. Das hing mit seinem Auftrag zusammen. Mit seiner Suche. Denn die konnte sich zeitlich und räumlich gesehen extrem in die Länge ziehen - und das nicht nur in einem relativistischen Sinn.

Alles hatte mit den Objekten zu tun, die er suchte.

Das waren nämlich Schwarze Löcher.

Schwarze Löcher mit ganz bestimmten Eigenschaften, um genau zu sein.

Aber dazu später mehr.

*

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Jedenfalls hatte Joseph seinen Scheibenraumer nach seinem ehemaligen Captain benannt. WHEELAN.

Captain Wheelan lebte schon seit langer Zeit nicht mehr.

Niemand lebte noch, den er kannte.

Aber sein Auftrag dauerte fort.

Der Auftrag eines Kosmischen Suchers.

*

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Wir müssen hier schleunigst weg!”, funkte der spindelförmige Roboter zum zweiten Mal. Joseph hatte ihm den Namen Hugo gegeben.

Immer mit der Ruhe”, antwortete Joseph. “Gegenwärtig besteht keine Gefahr.”

Zusammen mit einem halben Dutzend spindelförmiger Roboter befand sich Joseph im Leitstand der WHEELAN.

Josephs Scheiben-Raumer befand sich im Hangar des Raumschiffs ERLEBEN.  Ein Raumschiff in einem Raumschiff... 

Zur Tarnung.

Scheiben-Raumer der Nugrou waren nicht überall gern gesehen.

Besser, ein Sucher wie er, fiel nicht weiter auf.

Die ERLEBEN hatte Joseph von vogelartigen Schrotthändlern erworben, um sich besser vor den Qalaak tarnen zu können. Die Energiesignatur der WHEELAN war den Insektoiden Qalaak nämlich mittlerweile bekannt, und so war bei jedem Manöver damit zu rechnen, dass man auf sie aufmerksam wurde.

Joseph lehnte sich im Pilotensessel der WHEELAN zurück, von wo aus zur Zeit auch die ERLEBEN gesteuert wurde. 

Joseph versank wieder in seinen Gedanken. 

Du bist ein menschliches Bewusstsein in einem Robotkörper, dessen Erscheinungsform sich nach Belieben verändern lässt, überlegte er. Zwei Komponenten, die auf den ersten Blick eines der mächtigsten Wesen ergeben, die man sich nur vorstellen kann, aber letztlich nicht zusammenpassen.

Josephs Ziel war es zunächst gewesen, wieder einen menschlichen Körper zu erhalten und die SEELENINSTANZ hatte ihm genau das in Aussicht gestellt, wenn er seine Mission erfüllte. Einen menschlichen Körper, der jenem glich, den er verloren hatte. Restauriert aus einer Probe seiner Original-DNA. Aber bis es soweit war, lag wohl noch ein weiter Weg vor ihm.

Ein Weg voller Gefahren.

Und inzwischen war er sich gar nicht mehr sicher, ob er tatsächlich noch zurück in einen menschlichen Körper wollte. Einen Körper, der so empfindlich und zeitlich und in jeder anderen Hinsicht begrenzt war.

Ein Leben in einem Menschenkörper war nicht länger als einen Wimpernschlag.

Sein Fotirit-Körper hingegen war für eine Ewigkeit  konzipiert.

*

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Joseph richtete die Optik seines Robotkörpers auf die Holo-Projektion im Leitstand der WHEELAN. Die gewaltigste Raumschiff-Flotte aller Zeiten befand sich am Rand der Galaxis Nyroo, und Josephs Begleitroboter, denen er zum Teil Namen gegeben hatte, waren unablässig damit beschäftigt, die eingehenden Daten zu sammeln. Nur stichprobenhaft konnten sie die einzelnen Raumschiffe anpeilen. Bis jetzt schienen sämtliche Einheiten mit Angehörigen einer riesenhaften humanoiden Spezies bemannt zu sein. Dafür sprachen die charakteristischen Bio-Signaturen. 

Die Spezies war den Datenspeichern der WHEELAN nach bisher unbekannt.

Nennen wir sie einstweilen einfach Riesen, dachte Joseph. Den Daten der Abtaster nach waren sie zwischen 3 Metern und 3,50 Metern groß. Es war also nicht übertrieben, sie so bezeichnen. Zumindest, wenn man menschliche Maßstäbe anlegte. Und in manchen Dingen tat Joseph dies immer noch.

Mochten sie sich also selbst nennen, wie immer sie wollten.

Für Joseph waren sie Riesen.

Und obwohl ihre Selbstbezeichnung aus der Auswertung ihres Funkverkehrs natürlich bekannt war,  verwendete sie Joseph nicht.

Warum auch?

Die gewaltige Flotte der Riesen schien sich jedenfalls hier zu sammeln. Und die Tatsache, dass die Besatzungen aus Riesen bestanden, erklärte auch die teilweise gigantischen Ausmaße dieser Schiffe.

Sie brauchten einfach eine Menge Platz.

Die Raumschiffe flogen mit äußerst wenig Energie. Es machte beinahe den Anschein, als würden sie auf etwas warten.

Nur auf was?”, überlegte Joseph. “Was wird hier gespielt? Handelt es sich um das Vorspiel eines gigantischen, vielleicht sogar intergalaktischen Krieges?”

Dafür sprach einiges. 

Gegen diese Vermutung sprach, dass es sich bei der großen Mehrzahl der Raumschiffe keineswegs um Kampfeinheiten handelte.

Bei einem der Riesen-Raumschiffe tut sich etwas”, drang in diesem Moment Holgers Funkbotschaft in Josephs Bewusstsein. Joseph hatte dem spindelförmigen Roboter diesen Namen gegeben. Das gab ihm zumindest die Illusion, dass seine Gesprächspartner tatsächlich so etwas wie eine Persönlichkeit besaßen. Joseph fühlte sich einfach nicht so allein. Sein menschliches Bewusstsein brauchte das einfach.

Was ist da los?”, fragte Joseph über Funk. 

Das gewaltige Riesen-Schiff erschien auf der Holo-Projektion.

Das Energieniveau des Riesen-Raumers ist eindeutig gestiegen”, meldete Holger. Den Begriff >Riesen< für diese Fremden hatte er aus Josephs Gedankenimpulsen sofort übernommen. 

Geht er in den Vollbetriebsmodus, Holger?”, fragte Joseph.

Negativ”, antwortete der Roboter. Es liegt lediglich ein erhöhtes Energieniveau vor.

Der Energieverbrauch eines Riesen-Raumers lag um den Faktor 1300 höher als die WHEELAN . Ein solches Raumschiff im Vollbetriebsmodus zu fliegen verbrauchte Unmengen an Energie.

Energieniveau des Riesen-Schiffs steigt weiter”, meldete Holger.

Nenn mich Joseph”, antwortete das menschliche Bewusstsein in dem rot schimmernden Fotirit-Roboter.

Holger gehorchte. “Joseph?”

So etwas nennt man wohl den Anschein von Persönlichkeit, dachte Joseph. Aus Versehen funkte er diese Gedankenbotschaft auch seinem Gegenüber zu.

Es tut mir leid, wenn ich deine Erwartungen als Gesprächspartner nicht zu erfüllen vermochte”, erklärte Holger.

Schon gut, versuchte Joseph zu beschwichtigen. Das war eigentlich nicht für dich bestimmt. Außerdem ist der Riesen-Raumer im Moment wichtiger.”

Joseph fragte sich, ob sich die Roboter vielleicht inzwischen so weit auf ihn eingestellt hatten, dass sie sogar Missverständnisse simulierten, nur um einen Kommunikationsanlass zu finden. Schließlich bestand ein Großteil menschlicher Unterhaltung genau daraus. Warum sollte eine künstliche Intelligenz nicht in der Lage sein, derartige Muster zu erkennen und sogar zu kopieren?

Wir sollten uns jetzt wirklich mit dem Riesen-Raumer befassen”, meinte Joseph. 

Hat das etwas mit unserem Auftrag zu tun?”

Es interessiert mich.”

Das ist keine Antwort auf meine Frage.”

Alles hat mit unserem Auftrag zu tun.”

Auch das ist keine Antwort auf meine Frage.”

Ich bin Joseph der Sucher, ist das richtig?”

Das ist richtig.”

Dann obliegt die Interpretation, ob etwas zum Auftrag gehört bei mir, nicht wahr?”

Und der SEELENINSTANZ in der Anlage auf Passion.”

Die SEELENINSTANZ ist weit weg.”

Das stimmt.”

Also obliegt die Interpretation ganz allein mir, denn wir haben keinerlei Verbindung zur SEELENINSTANZ.”

Eine Pause entstand.

Wie du meinst, Joseph”, entgegnete der Roboter.  “Ich bin allerdings der Ansicht, dass wir viel zu wenig räumliche Distanz zu dieser gewaltigen Flotte haben und uns nach wie vor in extremer Gefahr befinden.”

Immer mit der Ruhe, Holger”, erwiderte Joseph. “Das Risiko halte ich für vertretbar. Deine Angst scheint mir übertrieben zu sein.”

Holger reagierte etwas irritiert auf Josephs letzte Funkbotschaft. 

Vielleicht darf ich dich daran erinnern, dass ich ein Roboter bin und Emotionen wie Angst nur als theoretisches Wissen kenne, das in meinen Datenspeichern enthalten ist.”

Du kannst meine Bemerkung auf einer metaphorischen Ebene verstehen”, erklärte Joseph und fuhr nach kurzer Pause fort: “In der Tat – für einen Moment hatte ich beinahe das Gefühl, es mit einem ganz normalen Gesprächspartner zu tun zu haben.”

Du wolltest sagen, einem menschlichen Gesprächspartner, schloss Holger. “Ich darf bemerken, dass ich mich dadurch in keiner Weise diskriminiert fühle.”

Das freut mich zu hören”, antwortete Joseph. Wenn er noch seinen menschlichen Körper besessen hätte, so wäre in seinem Gesicht in diesem Moment vielleicht ein Lächeln zu sehen gewesen. Zwar besaß Joseph gewisse morphische Fähigkeiten, die es ihm erlaubten, die Gestalt seines Fotirit-Körpers zu verändern, aber menschliche Gesichtszüge, die sich entsprechend der Stimmungslage änderten, konnten damit nicht nachgebildet werden. So perfekt der Robotkörper auch in anderer Hinsicht sein mochte – Joseph wurde zum wiederholten Mal schmerzlich bewusst, wie unzureichend sich diese Fotirit-Hülle an sein menschliches Bewusstsein anzupassen vermochte. Aber das hatte ja möglicherweise sein Ende, wenn die SEELENINSTANZ, ihr Versprechen hielt und sein Bewusstsein in seinen menschlichen Körper rückübertragen wurde. 

Josephs ganze Hoffnung war darauf gestützt.

Es blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Versprechen dieses körperlosen Gehirns der von den Nugrou erbauten Anlage auf Passion zu vertrauen. 

Aber bevor er die Erfüllung dieser Zusage von der SEELENINSTANZ einfordern konnte, musste er seinen Auftrag erst erfüllt haben.

Hier in Galaxis Nyroo – Millionen Lichtjahre vom Planeten Passion entfernt.

Ein Roboter namens Hugo meldete sich in diesem Augenblick über Funk zu Wort.

Das Energieniveau des Riesen-Raumers steigt weiter”, übermittelte er.

Gibt es eine Hypothese?”, fragte Joseph.

Ich nehme an, dass er eine Transition vorbereitet”, gab der Roboter zur Antwort. “Verschiedene weitere Parameter lassen sich ebenfalls dahingehend interpretieren. Ich möchte dazu insbesondere ...

Joseph unterbrach seinen Gesprächspartner. 

Dann hängen wir uns an ihn dran!”, bestimmte er. “Ich möchte wissen, was die Besatzung des Riesen-Schiffs im Schilde führt.”

Sie verwenden ähnliche Suchverfahren wie wir.  Ihre Parameter und Subraumtast-Signale lassen nur den Schluss zu, dass sie auf der Suche nach denselben Dingen sind, die wir auch suchen”, stellte Hugo fest.

“Wurmlöcher”, sagte Joseph laut. Es kam selten vor, dass er laut sprach. Die Kommunikation mit seinen Robotern verlief zumeist auf direktere Weise. Der Datenstrom war dann einfach weniger Fehlerhaft, als bei einer akustischen Übertragung.

So lange es auch her sein mochte, aber alle Gewohnheiten seines menschlichen Lebens hatte Joseph eben doch noch nicht abgelegt.

Obwohl er inzwischen bereits sehr viel länger eine Robot-Existenz führte als eine Menschliche...

Die Zeit relativierte vieles.

“Der Umstand, dass du in deiner Eigenschaft als Sucher offenbar Konkurrenz hast, braucht dich nicht zu beunruhigen, Joseph”, sagte der Roboter, den er Hugo genannt hatte.  “Dir ist doch klar, dass es hunderte von Suchern gibt wie dich.”

“Das beunruhigt mich auch nicht.”

“Warum möchtest du dann unbedingt herausfinden, was die Besatzung des Riesenraumers für Pläne hat?”

“Wir könnten von ihren Erkenntnissen profitieren.”

“Das stimmt. Auf diesen Gedanken bin ich gar nicht gekommen.”

“Gibt es Einwände gegen meine Vorgehensweise?”

Hugo hatte keinerlei Einwände.

Ich schlage vor, du übernimmst die Steuerung der WHEELAN wieder per direkter Gedankensteuerung”, meinte der Roboter.

Genau das hatte ich vor”, erwiderte Joseph, während er den Stirnreif für die Gedankensteuerung anlegte.  Er wandte sich mit seinen Gedanken an den Hyperrechner der WHEELAN, über den jetzt auch die Systeme der ERLEBEN gesteuert wurden.

Das gewaltige Riesen-Schiff erschien auf der Holo-Projektion. In einem Teilfenster der Holo-Projektion wurden Daten veranschaulicht, die die Ortungssysteme übermittelten.

Im selben Moment, in dem der Riesen-Raumer transistierte, führte auch die ERLEBEN mit der WHEELAN in ihrem Hangar den Raumsprung durch.

Etwa fünfhundert Lichtjahre entfernt tauchten beide Schiffe aus dem Hyperraum auf.

Aber die ERLEBEN, die bei dieser Operation eine Art tarnende Schutzhülle für die  WHEELAN bildete, blieb dabei für die Besatzung des Riesen-Schiffs unsichtbar. Joseph sorgte dafür, dass der Abstand zwischen der ERLEBEN und dem um ein vielfaches größeren Riesen-Schiffs groß genug blieb, um kein Misstrauen zu erregen. Schließlich war jede Transition im Prinzip durch die feinen Erschütterungen der Raum-Zeit-Struktur anpeilbar. Joseph setzte einfach darauf, dass durch die annähernd zeitgleich durchgeführten Raumsprünge des Riesen-Raumers und seines eigenen Schiffs niemand auf der gegnerischen Seite auf die ERLEBEN aufmerksam wurde.

Die gegenwärtige Position befand sich mitten im interstellaren Raum. Außer ein paar Trümmerfeldern von vagabundierenden Asteroiden gab es hier buchstäblich nichts. Hier kann nicht das Ziel dieser Reise sein, überlegte Joseph. 

Er wartete ab. 

Es dauerte nicht lange, und die Ortung gab ihm recht.

Das Riesen-Schiff versucht erneut zu transitieren!”, meldete die Gedankenstimme des Hyperrechners.

Dann bleiben wir in seinem Windschatten!”, befahl Joseph. “Gleichgültig, wie oft dieses Schiff noch transitiert – ich möchte wissen, wo das Ende dieser Reise ist!”

Holger meldete sich zu Wort. 

Ich nehme an, dass das Riesen-Schiff durch das Transitieren in kleineren Raumsprüngen Energie zu sparen versucht”, funkte er an Joseph. “Das wäre zumindest eine logische Erklärung, meinst du nicht auch?” 

Gut möglich”, stimmte Joseph zu.

Die ERLEBEN folgte dem Riesen-Raumer erneut. Wieder betrug die bei dem Raumsprung zurückgelegte Distanz etwa 500 Lichtjahre. 

Der Zielpunkt lag in der Nähe eines planetenlosen roten Riesen, der sich inzwischen wohl dermaßen aufgebläht hatte, dass sein ehemaliges Planetensystem jetzt Teil der Sonnenmasse geworden war.

Nach kurzer Zeit folgten eine dritte und vierte Transition. 

Die Prozedur war immer dieselbe. 

Das Riesen-Schiff arbeitete sich in 500 Lichtjahre-Sprüngen auf ein bisher unbekanntes Ziel zu. Es folgten schließlich noch zwei kleinere Transitionen über jeweils etwa zweihundert Lichtjahre. Das Riesen-Schiff und die ERLEBEN erreichten annähernd zeitgleich mit dem Riesen-Schiff den Zielpunkt der letzten Transition, der sich in der Nähe einer Sonne befand, die nach den Angaben der Fernortung etwa die dreifache Masse Sols aufwies.

Der Hyperrechner der WHEELAN meldete sich bei Joseph zu Wort. “In den Datenspeichern der ERLEBEN wird diese Sonne mit dem Namen Nataraz bezeichnet. Es ist nicht klar, ob das ein alt-nugrouischer Begriff für helles Licht ist oder nur den Namen des Entdeckers bezeichnet.”

Gibt es Planeten?”, erkundigte sich Joseph sofort.

In den Datenspeichern ist davon nichts zu finden. Aber unsere Fernortung zeigt acht Trabanten”, gab der Hyperrechner Auskunft.

Dass es in den Datenspeichern der ERLEBEN keinerlei Angaben zu den Planeten dieser Sonne gab, erschien Joseph eigenartig. Möglicherweise unterlagen die Daten darüber der Geheimhaltung waren deshalb nicht verzeichnet. Welchen Grund konnte es schließlich geben, eine planetenlose Sonne anzufliegen? 

Was sagt die Ortung über die acht Planeten?”, wollte Joseph vom Hyperrechner der WHEELAN wissen.  “Irgendwelche Besonderheiten?” 

Der Bordrechner fasste nüchtern die Daten zusammen, die die Ortungssysteme bislang gesammelt hatten: Nummer IV und V befinden sich in der sogenannten Lebenszone. Auf Planet V existieren allerdings auf Grund der stark schwefelhaltigen Atmosphäre nur primitive Organismen. Planet IV hingegen ist erdähnlich. Die Gravitation beträgt 0,98 g, die Atmosphäre besteht zu 31 Prozent aus  Sauerstoff. Es gibt einen größeren und kleineren Kontinent, die zusammen etwa 43 Prozent der Oberfläche ausmachen.

Hier musste das Ziel des Riesen-Raumers liegen! Eine Sauerstoffwelt, die auch für eine Besiedlung auf den ersten Blick außerordentlich gut geeignet zu sein schien.

Joseph verfolgte gespannt die Anzeigen in der Holo-Projektion. Der erdähnliche Planet IV wurde näher heran gezoomt. Das Riesen-Schiff schlich im Unterlichtflug auf den namenlosen Planeten zu.

Der Abstand zur ERLEBEN betrug fast ein halbes Lichtjahr. Näher hätte sich Joseph nie an das riesige Schiff herangewagt.

Aber wenn er mehr erfahren wollte, ging es nun nicht anders. Er musste näher an den Ort des Geschehens heran.

Ich schlage vor, die ERLEBEN in der Sonnenkorona zu parken, schlug der Hyperrechner vor. Von dort aus können wir die Geschehnisse um Planet IV gefahrlos beobachten.

Einverstanden, sandte Joseph seine Gedankenbotschaft an den Bordrechner der WHEELAN.

Über die Gedankensteuerung aktivierte er den überlichtschnellen Sternenstrom-Antrieb und ließ die ERLEBEN mit eingeschaltetem Hyperraumschirm auf das Zentralgestirn dieses Systems zufliegen und in die Korona eintauchen. Die WHEELAN befand sich dabei nach wie vor im Hangar der größeren ERLEBEN. Der Quantenwarpschirm schützte beide Schiffe wirksam gegen die auch im Außenbereich dieser Sonne  mörderischen Temperaturen von mehreren tausend Grad.

Jetzt hieß es erst einmal abwarten.

Über einen Zeitraum von mehreren Stunden geschah nichts.

In angespannter Erwartung beobachteten Joseph und seine Roboter jede auch noch so geringfügige Aktivität des Riesen-Schiffs. Noch war allerdings nicht so recht erkennbar, was die Besatzung des Riesenschiffes eigentlich vorhatte. Holger meldete mehrfach ein Schwanken des Energieniveaus an Bord des gewaltigen Raumers. Es konnte nur spekuliert werden, welche Bedeutung das haben mochte.

Schließlich wurde ein kleiner Scheiben-Raumer aus dem Mutterschiff ausgeschleust.

Von einem Hyperraumschirm umgeben, der Flüge durch feste Materie ermöglichte, trat er einfach durch die Außenhaut des Mutterschiffs hindurch und schwebte wenig später im freien Raum.

Ein vergleichsweise winziger Körper, der neben dem gewaltigen Mutterschiff kaum auffiel.

Auf der Holo-Projektion im Leitstand der WHEELAN war deutlich zu sehen, wie der Scheiben-Raumer auf Planet IV zuschwebte. 

Der Scheiben-Raumer schickte sich offenbar zur Landung an und war bereits wenig später in die Atmosphäre der Sauerstoffwelt eingetaucht.

Befinden sich auf Planet IV irgendwelche Anzeichen für das Vorhandensein militärischer Anlagen?”, fragte Joseph.

Hugo gab ihm Auskunft. “Bislang negativ.”

Besiedlung?”, fragte Joseph.

Ebenfalls negativ”, gab Hugo zurück. 

Da muss irgendetwas sehr Interessantes auf der Oberfläche von Planet IV zu finden sein, funkte Joseph an seine Roboter. Was meint ihr?

Ich nehme an, du möchtest jetzt die Bestätigung von mir bekommen, dass es sinnvoll wäre, sich dort auch einmal umsehen”, antwortete Hugo.

Er hat Recht!, ging es Joseph nicht ohne einen Schuss Bitterkeit durch den Fotirit-Kopf, der allerdings keinesfalls der alleinige Träger seines Bewusstseins war. Es gab derzeit nichts an ihm, was mit einem menschlichen Gehirn vergleichbar gewesen wäre. 

Genau das bist du, Joseph: Ein menschliches Bewusstsein, das in einem Klumpen Fotirit gefangen ist und sich durch die Unterhaltungen mit Robotern bei geistiger Gesundheit hält. Der Gedanke gefiel Joseph nicht. Aber er traf den Kern der Sache. Hör auf zu grübeln!, schalt er sich selbst. Vor dir liegt eine Aufgabe, die du erfüllen musst. Konzentriere dich auf das Nächstliegende und verschwende deine Zeit nicht damit, dich selbst zu bedauern.

Joseph erhob sich aus dem Pilotensessel, in dem er die letzten Stunden nahezu regungslos verharrt hatte. Sein quasi-humanoider Fotirit-Körper hatte dabei dem unvollendeten Rohling einer starren Skulptur geglichen, die nichts anderes als eine Art Abstraktion des menschlichen Körpers war.

Das Riesen-Schiff verlässt die Umlaufbahn um Planet IV”, meldete Holger. Werden wir ihm weiter folgen?

Nein”, antwortete Joseph sofort. Ich will wissen, was der Raumer auf Planet IV zu suchen hatte.

Denkst du daran, selbst auf dem Planeten zu landen?”, fragte Holger.

Sicher”, bestätigte Joseph. “Aber fang jetzt nicht wieder davon an, dass das Risiko zu hoch ist!”

Joseph verfolgte auf den Anzeigen der Holo-Projektion, welchen Kurs das Riesen-Schiff nahm. Es entfernte sich auf einer Flugbahn, die Senkrecht zu jener Ebene verlief, auf die Planetenbahnen des Systems zu finden waren.

Wenig später transitierte der Riesenraumer und verschwand im Hyperraum.

Es ist anzunehmen, dass er zu dem Flottenverband am Rande von Galaxis Nyroo zurückkehrt, meldete Hugo. Zumindest legt der Vektor der gemessenen Sprungdaten diesen Schluss nahe.”

Joseph hatte inzwischen einen Entschluss gefasst. “Wir werden die ERLEBEN hier in der Korona von Nataraz zurücklassen. Sie ist unsere Lebensversicherung für alle Fälle.”

Holger meldete sich über Funk zu Wort. Bedeutet das, du hast allen Ernstes vor, die WHEELAN für eine Landung auf Planet IV zu benutzen?”, erkundigte er sich. “Darf ich daran erinnern, dass die Energiesignatur der WHEELAN uns verraten könnte?

Das Risiko muss ich eingehen”, gab Joseph zurück. “Aber wir behalten auch die Option einer schnellen Flucht. Schließlich können wir die ERLEBEN über die Fernsteuerung jederzeit herbeirufen.”

Joseph setzte sich wieder in den Pilotensitz.

Quantenwarpfeld aktivieren”, befahl er über Gedankensteuerung. Die Systeme der ERLEBEN sollen in ständiger Rufbereitschaft bleiben.

Die Triebwerke der WHEELAN liefen an. Das Raumschiff verließ den Hangar der ERLEBEN und durchdrang dabei mit Hilfe des Hyperraumschirms deren Außenhaut. Mit aktivierter Tarnung steuerte Joseph die WHEELAN auf den vierten Planeten zu. Die Distanz zwischen Sonnenkorona und Planetenorbit wurde mit Hilfe des Sternenstrom-Antriebs zurückgelegt. Anschließend schaltete Joseph auf unterlichtschnellen RMD-Antrieb um.

“Das scheibenförmige Beiboot wurde lokalisiert”, meldete Hugo.

“Daten veranschaulichen”, befahl Joseph.

Für die Veranschaulichung war keine Projektion notwendig. Es fand vielmehr im Rahmen eines internen Prozesses statt, an dem sowohl die Subroutinen von Josephs Robotkörper, als auch sein Bewusstsein beteiligt waren. 

Er konnte  auf diese Weise Daten auf eine Art erfassen, wie es ansonsten keinem Menschen und wahrscheinlich auch keinem anderen intelligenten Lebewesen möglich gewesen wäre.

Zwei Individuen waren an Bord des Beiboots.

Zwei Riesen.

Mehr hätten wohl ohnehin nicht in dem vergleichsweise kleinen Gefährt platz gehabt.

“Wir werden angepeilt”, stellte Holger fest.

“Nun, das war erwarten.”

“Sollen wir landen?”

“Nein, die WHEELAN bleibt im Orbit. Ich werde allein hinuntergehen und mich umsehen.”

“Wirklich allein?”

“Per Transition. Dazu ist mein Fotirit-Körper ja im Stande.”

*

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Ein Hyperraumsprung in Nullzeit.

Joseph wäre auch dazu im Stande gewesen ein paar Lichtjahre entfernt zu materialisieren. Ein Sprung in dieser vergleichsweise geringen Distanz war aber sehr viel schwieriger, weil er vielmehr Präzision verlangte als eine Transition in ein anderes Sonnensystem.

Josephs Robotkörper materialisierte unweit des Landeplatzes des Beibootes.

Die beiden Riesen an Bord waren ausgestiegen. 

Ihre Körper wirkten sehr kompakt. Sie waren beinahe genauso breit wie hoch. Wahrscheinlich lag die Schwerkraft auf ihrer Heimatwelt um den Faktor drei bis vier über der Erdnorm.  Die beiden Riesen sprachen miteinander. 

Joseph zeichnete auf, was sie sagten. Das Sprachmaterial reichte natürlich nicht zu einer umfassenden Analyse, die eine Simultanübersetzung erlaubt hätte. Dazu war dem System einfach nicht genug Kenntnis der Sprache der Riesen eigen. 

Aber aus den wenigen Bruchstücken wurde zumindest eines klar: Sie waren verwundert über das plötzliche Auftauchen des Sucher-Roboters.

Joseph unterzog die gesamte Umgebung einem eingehenden Scan. 

Dann durchforstete er die dabei gewonnenen Daten in einem Schnelldurchgang.

Was wollen die Riesen hier? Es muss doch einen Grund geben, der sie auf diese öde Welt verschlägt, auf der nicht einmal jemand Lust hat zu siedeln! Joseph wandte alle ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen an, um auf diese Frage eine Antwort zu bekommen. 

Und dann war ihm plötzlich klar, was hier gespielt wurde.

Dies ist ein idealer Punkt, im Beobachtungen zu machen. Neutrinos. Dunkle Energie...  Ein paar Edelgas-Isotope in der Atmosphäre dieses Planeten machen ein paar Messungen auf Quantenebene möglich, die sonst nur schwer durchzuführen sind...

Josephs internes System hatte schnell analysiert, worum es den Riesen ging.

Sie suchten nach Spuren von Gravitationswellen.

Es geht um Schwarze Löcher, war ihm sofort klar. Und die Suchparameter ähneln so frappierend denen, die ich selbst verwende, dass nur ein Schluss möglich ist!

Die Riesen waren nach derselben Art von Schwarzen Löchern auf der Suche, wie er selbst.

Die Frage war, wer ihnen den Auftrag zur Suche gegeben hatte.

Aber vielleicht brauchten sie einen solchen Auftrag auch gar nicht. Vielleicht waren sie im eigenen Interesse unterwegs.

Joseph dachte an die gewaltige Flotte von Riesen-Schiffen, die sich am Rand von Galaxis Nyroo aufhielt. Vielleicht warten sie einfach nur darauf, dass ihre Vorhut Daten über ein Schwarzes Loch findet, hinter dessen Ereignishorizont sich ein Wurmloch befindet, dachte Joseph. Ein Wurmloch, dass jeden, der es passiert in eine andere inflationsfreie Tasche des Universums transferieren kann.

Die Riesen waren unterdessen auf Joseph aufmerksam geworden.

Einer von ihnen zog einen stabförmigen Gegenstand, der metallisch im Licht des Zentralgestirns glänzte.

Es war eine Waffe, wie sich herausstellte.

Ein Energieblitz zuckte.

Er traf Josephs Fotirit-Körper. Die Schutzmechanismen reagierten zwar noch. Ein Teil der Energie konnte abgelenkt werden. Aber gleich darauf traf Joseph ein zweiter Energieschuss.

Er wurde zu Boden geschleudert.

>Vollständige Systemüberprüfung<, meldete Joseph eine Gedankenbotschaft.

So ein Mist, dachte er.

Er war im Augenblick vollkommen hilflos. 

Sein umfassendes Ortungssystem funktionierte kaum noch.

Er bemerkte deswegen zunächst auch nicht, wie die Riesen sich ihm näherten und ihn umringten.

Für Augenblicke fielen die optischen Systeme des Fotirit-Robotkörpers aus. 

Um Joseph war es im wahrsten Sinn des Wortes dunkel.

Dann kam endlich das Signal, auf das er gewartet hatte.

>Die Rekonfiguration ist abgeschlossen!<

Na endlich!,dachte er.

Er blickte geradewegs in die Mündung einer Energiewaffe, die einer der Riesen von oben auf ihn richtete.

Nur eins konnte ihn jetzt noch retten.

Eine Transition.

Joseph löste den Raumsprung aus. Als der Energiestrahl sich in den Untergrund fraß, war er schon längst wieder an Bord der WHEELAN.

*

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Joseph analysierte die Daten, die er aus der Begegnung mit den Tieren gewonnen hatte. Dazu gehörte auch abgefangene Datenemissionen ihrer technischen Geräte. Mochten diese Daten auch nur einen zeitlich sehr begrenzten Ausschnitt aus dem gesamten Datenvolumen sein, dass bei den Messungen der Riesen bislang angefallen war, so ließen sich doch aus den Analysen Rückschlüsse ziehen.

Joseph ließ die Daten von der KI der WHEELAN überprüfen.

Der Einfachheit halber hatte er diese KI Wheelan genannt.

Wie seinen ehemaligen Captain. Abgesehen davon war es immer praktisch. den Bordrechner genauso zu nennen wie das Schiff. Beide waren schließlich sehr weitgehend identisch. Wheelan hätte auch als Hologramm erscheinen können, aber in all der Zeit an Bord hatte sich Joseph nie die Mühe gemacht, eine angemessene optische Repräsentanz für die KI zu konfigurieren.

Der Körper eines Bordcomputers war das Schiff selbst.

Und der Gleichklang beider Namen drückte genau dies auch aus.

Wheelan standen natürlich Computerressourcen zur Verfügung, die auch die Möglichkeiten eines Suchers noch überstiegen. 

“Du und der Bordcomputer kommen zu einem identischen Ergebnis”, staunte Hugo. Zumindest modulierte er sowohl die akustische Stimmwiedergabe als auch die telepathische Signalübertragung so, dass dass man tatsächlich annehmen konnte, er sei erstaunt. 

Ob er das wirklich war, würde sich natürlich niemals feststellen lassen.

Joseph überlegte, ob der Grund dafür, dass Hugo solche Dinge wie Erstaunen so überzeugend simulieren konnte, letztlich darin begründet lag, dass er schon über einen sehr langen Zeitraum hinweg wirklich viel Kontakt mit Joseph hatte. 

Einem Menschen.

Einem ehemaligen Menschen, korrigierte sich Joseph innerlich. 

Aber das spielte in diesem Fall wohl kaum eine Rolle.

“Es gibt da ein Objekt, das die Riesen  >Das Auge der Dunkelheit< nennen”, erklärte Joseph. 

“Ein Schwarzes Loch, dessen Gravitationswellen darauf hindeuten, dass es für uns passend sein könnte”, sagte Hugo.

“Wir werden sofort dorthin fliegen”, entschied Joseph. “Die Übereinstimmungen zu den Parametern, die die SEELENINSTANZ vorgegeben hat,. ist einfach überwältigend. Es könnte sein, dass wir kurz davor stehen, die Suche erfolgreich abzuschließen, Hugo!”

“Das ist sicher ein Anlass zu grenzenloser Freude”, sagte Hugo. Darüber hinaus sandte er Joseph noch eine weitere Botschaft, allerdings über einen separaten telepathischen Kanal, der weder von der Bord-KI Wheelan noch von den anderen an Bord der WHEELAN befindlichen Robotern.

Diese Botschaft besagte: “Ich glaube außer uns beiden versteht das niemand so richtig, Joseph.”

Joseph fragte sich, wie Hugo zu dieser Ansicht kommen konnte.

Aber diesen Gedanken behielt er für sich.

*

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Joseph ließ die WHEELAN wieder in den Hangar der ERLEBEN einfliegen, deren KI dafür gesorgt hatte, dass sie am vorgesehenen Rendezvous-Punkt wartete.

“Ob sich die Tarnung dieses Mal bewährt, ist fraglich”, meinte Holger. “Schließlich werden die Riesen genau verfolgt haben, was wir tun.”

“Davon gehe ich auch aus”, gab Joseph zurück. “Andererseits habe ich damals diesem vogelartigen Typ so viel für die ERLEBEN gezahlt, dass ich sie ungern zurücklassen würde”

“Manchmal ist es notwendig, sich von etwas zu trennen”, äußerte sich Holger dazu.

“Du bist ein Klugscheißer”, sagte Joseph.

“Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich noch nie geschissen habe”, erwiderte Holger. “Insofern, ist diese Bezeichnung in Bezug auf mich eher unpassend.”

“Du verstehst anscheinend die übertragene Bedeutung nicht”, sagte Joseph.

“Ich verstehe sogar den kulturellen Kontext”, erwiderte Holger.

“Ist das jetzt eine Funktionsstörung oder...”

“Ein Zeichen mentaler Autonomie?”, vollendete Holger Josephs Gedanken. “Ja, das könnte schon sein.”

“Wir sollten uns auf unsere Aufgabe konzentrieren”, mischte sich nun Hugo ein. Mahnende Transmissionen eines mahnenden Roboters... 

Es gibt Dinge, an die ich mich noch immer nicht wirklich gewöhnt habe, dachte Joseph. 

*

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ENDE

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Avalon Space Fighter - Weltraumkrieg

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von Alfred Bekker

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

www.postmaster@alfredbekker.de

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Kapitel 1: Wettflug im All

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Rhon schaltete auf die höchste Beschleunigungsstufe. Ein dumpfer, brummender Laut, verbunden mit einem leichten Zittern, durchlief den Raumjäger AVALON-22. Rhons Gesicht wirkte angespannt. Er schaltete die automatische Steuerung ab und musste sich nun auf das Höchste konzentrieren – denn vor ihm lag die Davis-Wolke: Ein Gebiet voller Asteroiden, Kleinplaneten und frei durch das All schwebender Brocken aus Gestein und Eis. Um diese Wolke schnell genug zu durchqueren, hatte er alle automatischen Steuerungssysteme, die den Raumpiloten normalerweise unterstützten, abgeschaltet. Er flog jetzt nur noch per Hand.

Ein Steuerknüppel wurde dazu aus den Armaturen ausgefahren.

Auf dem Hauptbildschirm des kleinen Ein-Mann-Raumjägers vom AVALON-Typ sah Rhon nun einen zweiten Jäger auftauchen. Es war ein baugleicher Jäger – geformt wie ein dreieckiger Keil mit einem kleinen, kuppelartigen Aufbau und nur für eine Person gedacht. Es gab zwar einen zweiten Sitz in den AVALON-Jägern, aber der war nur für Notfälle – etwa wenn ein verunglückter Pilot gerettet werden musste.

Rhon schaltete den Funk ein.

„Hier Rhon. Da bist du ja endlich! Ich dachte schon, du willst dich vor dem Rennen drücken!“

Auf einem kleinen Nebenbildschirm war das Gesicht von Erric zu sehen, dem Piloten des zweiten Raumjägers.

„Hi, Captain!“

„Willst du das Rennen jetzt noch, oder hast du es dir anders überlegt, Erric?“

„Natürlich will ich es! Was denkst du denn?“

„Naja, die Davis-Wolke ist keine einfache Strecke...“

„Wenn sie dir zu schwierig ist, Rhon... Also ich habe hier in letzter Zeit des öfteren trainiert, deswegen dürfte das für mich kein Problem sein!“

Rhon grinste. „Alles klar, dann gehen wir jetzt in Startdistanz. Startzeitpunkt ist exakt in sechzig Sekunden von meinem Signal an. Zielpunkt: Asteroid X456.“

„Mit Höhlendurchflug bei Mantop 6677?“, hakte Erric nach.

„Na, willst du ein interessantes Rennen oder im Cockpit einschlafen, Erric?“

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Errics Raumjäger ging auf Startdistanz, was bedeutete, dass er nicht mehr als zehntausend Kilometer von Captain Rhons AVALON-22 entfernt war. Das war eine Strecke halb um den Äquator eines Planeten der erdähnlichen Klasse – aber im All nicht mehr als ein Katzensprung.

Errics Raumjäger flog also bis auf 10 000 Kilometer an Rhons Maschine heran, dann flogen beide Raumschiffe für einige Augenblicke synchron nebeneinander.

„Signal“, sagte Rhon und betätigte dabei eine Schaltung auf dem Touchscreen in seinem Cockpit. Sechzig weitere Sekunde mussten sie nun synchron fliegen – mit gleichbleibendem Abstand und gleicher Geschwindigkeit. Danach konnte das Rennen starten.

Als das Rennen startete, gingen beide Maschinen sofort auf höchste Beschleunigungsstufe. Rhon wurde förmlich an den Sitz gedrückt. Mit beiden Händen hielt er den Steuerknüppel. Sein Blick war auf den Hauptschirm gerichtet. Wenn er sich nur auf das verlassen hätte, was man durch die Sichtfenster des Jägers sehen konnte, dann hätte das ganz schnell ins Auge gehen können, denn die Ortungssysteme der AVALON-22 konnten sehr viel mehr erkennen. Rhon hatte sie vor dem Start noch einmal gründlich überprüft und das System zusätzlich noch durch ein paar kleine Änderungen verbessert.

Zumindest hoffte er, dass es Verbesserungen waren.

Aber falls nicht, würde er das bald merken.

Haarscharf schnellte die AVALON-22 an einem Ball aus schmutzigem, grauweißem Eis vorbei. Dieser Zwergplanet hatte in seinem Inneren allerdings einen Kern aus Gestein und Metall, weswegen seine Anziehungskraft vergleichsweise hoch war. Rhon nutzte sie aus, um sich damit wie mit einer Schleuder fortschießen zu lassen und noch mehr zu beschleunigen, als es das Triebwerk gestattet hätte. Einem Felsbrocken von nur wenigen hundert Metern Durchmesser musste er allerdings wenig später etwas ausweichen und verlor dabei wieder an Tempo.

Unzählige Objekte schwebten in der Davis-Wolke, die sich über ein Raumgebiet von zehn Astronomischen Einheiten erstreckte. Man konnte die Bahnen dieser Brocken, die wie ein gewaltiges Trümmerfeld wirkten, nicht exakt vorausberechnen. Dazu stießen sie zu häufig gegeneinander, was dann zur Folge hatte, dass sie sich völlig anders durch das All bewegten, als man es ursprünglich hätte erwarten können. Die Instrumente registrierten die Anziehungskraft eines weiteren Objektes. Aber es war nicht rund, sondern wie eine Hantel geformt und bestand aus festem, granitähnlichem Gestein. Außerdem drehte es sich völlig chaotisch um den eigenen Schwerpunkt und hatte dadurch Ähnlichkeit mit einem torkelnden Kreisel. Dass dieses Objekt sich so unkontrolliert bewegte, musste wohl daran liegen, dass es erst vor kurzem eine Kollision mit einem mindestens gleichgroßen Himmelskörper hinter sich gehabt hatte. Ein paar kleine Gesteinsbrocken waren bei diesem Zusammenstoß offenbar abgesprungen und umkreisten jetzt den hantelförmigen Asteroiden. Für Captain Rhon waren das in erster Linie gefährliche Geschosse, auf die er achten musste. Manche waren nur so groß wie ein Fußball, umkreisten die Steinhantel aber so schnell, dass sie wie eine Granate gewirkt hätten, wenn sie auf die Außenhaut des Raumjägers getroffen wären.

Die automatische Steuerung der AVALON-22 hätte jetzt eigentlich das Tempo vermindert und einen Kurs berechnet, bei dem darauf geachtet wurde, dass keiner dieser kleinen Brocken, die allesamt von der Ortung angezeigt wurden, dem Raumjäger zu nahe kamen.

Aber Rhon hatte diese Automatik ja abgeschaltet.

Genau das wollte er nämlich vermeiden, weil es ihn aufgehalten hätte. Erric war ihm mit seiner AVALON-11 ohnehin schon dicht genug auf den Fersen. Und daran, auf welche Weise der Raumjäger seines Verfolgers durch dieses kosmische Trümmerfeld raste, konnte Rhon sofort erkennen, dass auch Erric jede Automatik abgeschaltet hatte und per Hand flog.

Mit Höchstbeschleunigung raste Rhon an der dünnsten Stelle der Steinhantel vorbei, die aussah wie eine Wespentaille.

Plötzlich gab es einen Ruck. Ein Alarmsignal schrillte. Etwas hatte die AVALON-22 am Heck getroffen. Rhon blickte auf die Instrumente. Irgendeinen der unzähligen Gesteinsbrocken hatte er wohl unterschätzt. Und nun klaffte ein etwa ein Meter großes Loch in der rechten Tragfläche des Jägers.

Halb so schlimm, dachte Rhon. Schließlich brauchte man die Tragflächen des keilförmigen Raumjägers ohnehin nur dann, wenn man in die Atmosphäre eines erdähnlichen Planeten eindrang und dort landen wollte.

Rhon riss den Steuerknüppel zur Seite und ließ den Raumjäger einen Schwenk nach links machen, um einem weiteren, kartoffelförmigen Gesteinsbrocken auszuweichen, der allerdings bereits die Größe eines kleinen Mondes hatte. Es hatte hier sogar mal eine vollautomatisch betriebene Station gegeben, die die Aufgabe gehabt hatte, Strahlungskonzentrationen zu messen, aber man hatte sie aufgegeben. Beim Vorbeiflug war der Kuppelbau der Station allerdings noch in einem der Krater zu sehen, von denen der Kartoffel-Asteroid vollkommen übersät war.