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Verlag: tredition GmbH

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Printed in Germany

ISBN: 978-3-86850-823-9

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Autor und Motivation

Manfred Herrmann

geb. 19. März 1952 in Munster

wh. Bad Nenndorf

www. manfred-herrmann.de

Werdegang: Nach Realschulabschluss

Beginn der Polizeilaufbahn in der Polizeischule Hann.- Münden am 01.10.1968. Danach weitere Ausbildung in der Bereitschaftspolizei Braunschweig. Nach Übernahme zur Kriminalpolizei von 1980 –1990 allgem. Sitte (Sexualdelikte, 1982 Sachbearbeitung in der „Sitte“ ( Prostitution, Glücksspiel, Pornografie).

1982 – 1990 allgem. Sitte (Sexualdelikte, sex. Missbrauch von Kindern). Seit 1990 beim Landeskriminalamt Hannover als Mitglied der Brandursachenkommission, ab 1992 bis heute Dienst im Lage- und Informationszentrum (LIZ) des LKA.

Motivation: Während meiner Dienstzeit in der Abteilung „Sitte“ habe ich umfangreiche Kenntnisse über das Leben und die Gepflogenheiten im Prostituierten- und Zuhältermilieu erlangt. Durch viele Gespräche mit den Prostituierten habe ich die Not und Verzweiflung der Frauen erfahren und kennengelernt. Zu Beginn ihrer „Karriere“ glauben die Frauen noch daran, nach einiger Zeit einen Ausstieg aus der Prostitution zu finden und wieder in das bürgerliche Leben zurückkehren zu können. Die große Enttäuschung kommt dann aber allmählich. In der Regel machen fast alle in diesem Gewerbe den von mir gezeichneten Werdegang in den

seelischen, körperlichen und gesellschaftlichen Sumpf mit. Nur einzelne Frauen sind in der Lage, sich selbst aus diesem Teufelskreis zu befreien. Die Frauen in diesem Beruf sind das schwächste Glied einer Kette in diesem Milieu. Sie werden von den Kunden und auch von den Zuhältern schikaniert, geschlagen, erniedrigt und unmenschlich behandelt.

In unserer Gesellschaft herrscht auch heute noch häufig die Ansicht vor, dass das Prostitutionsmilieu aus „Glitter, Glamour, Schampus und Porsche“ besteht.

Dem ist leider nicht so.

Der von mir verfasste Roman zeigt wahrheitsgemäß das Leben im Milieu. Um eine abschreckende Wirkung zu erhalten, habe ich die Sprache des Milieus versucht zu übernehmen. Der Inhalt des Romanes mag sehr hart erscheinen. Er ist hart und das Leben in der Prostitution ist hart!

Der Leser, dem alles dieses meist nicht bekannt sein dürfte, soll aufgefordert werden, sich mit der Thematik zu befassen und das Thema Prostitution nicht wie bisher verharmlosen.

Ich wünsche mir, dass gerade Eltern von minderjährigen Kindern dieses Buch bewusst lesen, um ein mögliches Abgleiten ihrer Kinder in die Prostitution verhindern zu können. Viele glauben, ihnen passiert so etwas nicht. Ich kann nur sagen, dass der Einstieg in die Prostitution aus – allen – Gesellschaftsschichten erfolgt.

Weiter hege ich die Hoffnung, dass auch Prostituierte dieses Buch lesen und vielleicht erkennen, was ihnen dieses Leben noch bereithält und sie die Erkenntnis bekommen, rechtzeitig auszusteigen. Ich bin kein Pastor oder Sozialarbeiter; jedoch gehen meine Erfahrungen über die Prostitution noch weit über dieses Buch hinaus.

Manfred Herrmann

Biggi

Im Schatten der Nacht

Roman

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Vorwort

Der Roman spielt Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.

Mein Manuskript hat nach Fertigstellung 1986 auch ein mir bekannter Staatsanwalt gelesen, der mir versicherte, dass der Inhalt meines Romans keine strafbaren Sachverhalte beinhaltet.

Eine ehemalige Prostituierte, die es 1986 geschafft hat, aus der Prostitution auszusteigen und im Braunschweiger Frauenhaus lebte, las mein Manuskript und bemerkte, dass dieses Buch eine Pflichtlektüre für jedes 16jährige Mädchen werden müsse, um sie aufgrund der auf Wahrheit beruhenden Schilderung der Prostitution, vom Rotlichtmilieu abgeschreckt würden.

Inhaltlich füllt dieser Roman die Lücke zwischen den Büchern:

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo von Christiane F (Drogensüchtige geht anschaffen um Drogen kaufen zu können)

und

Der Minusmann von Heinz Sobotta (Österreichischer Zuhälter berichtet über seine kriminelle Karriere auf dem Kiez)

1. Kapitel

In mir ist alles kaputt. Ich spüre eine heiße Glut in meinem Körper. Ich fühle mich matt und zerschlagen. Mein Kopf schmerzt und meine Gedanken laufen durcheinander. Was ist passiert?

Wo bin ich?

Trotz aller Schmerzen versuche ich, mich zu konzentrieren und die Augen zu öffnen. Nach einigen Versuchen gelingt es mir, Einzelheiten auszumachen. Ich erkenne eine starke Lichtquelle. Eine Neonlampe.

Mein Blick wandert weiter. Ich erkenne weiße, karge, sterile Wände, eine auf das Notwendigste beschränkte Einrichtung und ein Bett. Und dieses Bett - in dem liege ich! Neben meinem Bett steht ein kleiner Nachttisch, auf dem sich eine Schale mit medizinischen Instrumenten befindet.

Ich bin in einem Krankenhaus! Wie komme ich hierher? Was ist passiert?

Ich kann mich an nichts erinnern. Nichts reimt sich zusammen. Das Denken strengt mich sehr an. Ich gebe mich dem Gefühl der Ruhe hin. Ich schlafe wieder ein.

Als ich später erneut erwache und die Augen öffne, ist das so kalte Neonlicht verschwunden. Das Krankenzimmer hat nicht mehr diese kalte, unpersönliche Ausstrahlung. Die Sonne scheint zum Fenster herein; die Schatten bilden lustige Muster und Motive an den Wänden, der Decke und den wenigen Möbeln. Ich fühle mich etwas besser und bin schon etwas ruhiger.

Aber was ist passiert?

Meine Gedanken rasen nur so durch den Kopf. Es wird aber nichts klarer. Plötzlich denke ich an meine Vergangenheit, an meine Kindheit. Ich sehe mich zu Hause bei meinen Eltern ........

2. Kapitel

Die Nebel lichten sich; ich erkenne Einzelheiten. Ich sehe mein Geburtshaus. Ich spiele mit meinem Bruder Federball im Garten. Meine Mutter deckt den Kaffeetisch auf der Terrasse. Als alles besorgt ist, ruft sie uns zu Tisch. Wir gehen zu ihr, und sie sagt: „Kommt her zu mir und lasst uns gemütlich Kaffee trinken. Vater kommt erst zum Abendessen; aber wir können auch so das schöne Wetter ausnützen. Wollen wir nachher gemeinsam zum Schwimmen gehen?“

Es ist Sommer. Sommer 1975. Wir wohnen in einer Kleinstadt in der Lüneburger Heide. Vor zehn Jahren haben meine Eltern das schöne Einfamilienhaus mit Garten gekauft.

Ich bin sechzehn Jahre jung, hübsch, mit langen blonden Haaren und ein paar lustigen Sommersprossen auf der Nase. Ich gehe auf die Realschule im Ort.

Mein Bruder heißt Bernie und ist zehn Jahre alt. Meine Eltern wollten ihn eigentlich nicht bekommen. Aber weil meine Mutter die Pille vergaß, war Bernie eben plötzlich da. Zwischenzeitlich haben wir ihn alle sehr lieb. Ich gehe in die zehnte Klasse einer gemischten Mädchen- und Jungenschule. Es macht mir sehr viel Spaß. Oft bin ich mit meinen Freundinnen und Freunden unterwegs. Wir unternehmen viel miteinander.

Mein Vater ist ein sogenannter Banker. Er arbeitet als Filialleiter der örtlichen Kreissparkasse.

Alles in allem kann ich sagen, dass ich in geordneten und fürsorglichen Verhältnissen der Familie aufwachse. Mein Schulabschluss steht kurz bevor. Weil mein Zeugnis sogar überdurchschnittlich gut ist, habe ich mich für das Gymnasium in der nahegelegenen Kleinstadt beworben und auch die Zusage bekommen, dass ich nach den Sommerferien dort zur Schule gehen kann.

Darauf freue ich mich schon sehr.

Meine Eltern lieben sich sehr und führen eine gute Ehe. Leider ist mein Vater beruflich sehr eingespannt, so dass wir nicht viel von ihm haben. Wenn ich etwas haben möchte, sage ich es nur meinem Vater, und schon bekomme ich alle Wünsche erfüllt.

Das Kaffeetrinken im Garten war schon ganz schön; ich hatte aber nicht lange Zeit, da ich mich mit meiner besten Freundin Claudia zum Klönen verabredet habe.

Ich treffe mich mit Claudia an der Kirche. Claudia und ich sind schon seit vier Jahren sehr eng befreundet. Wir unternehmen viel zusammen und erzählen uns alle Jungmädchengeheimnisse. Mit ihr kann man wirklich Pferde stehlen!

Gemeinsam gehen wir in die italienische Eisdiele. Wir bestellen uns ein großes Eis mit Sahne und unterhalten uns über die neuesten Gerüchte. Claudia sagt: „Du Biggi, hast du schon gehört, dass die Rita, die im vergangenen Jahr beim Abitur durchgefallen ist, einen jungen Mann aus Hamburg kennengelernt hat, der sie in ein Bordell stecken will? Die Rita hat das einem Freund meines Bruders erzählt. Sie soll total enttäuscht sein, weil sie ihn so sehr geliebt hat.“

Das ist ja vielleicht ein Ding. Na mir könnte so etwas nicht passieren. Ich weiß genau, wie mein Traummann aussehen soll. Ich werde ihn schon noch kennenlernen, dann später heiraten und mit ihm durch die Welt reisen. Wenn ich alles gesehen habe, möchte ich mit ihm zwei Kinder haben und eine so glückliche Ehe wie meine Eltern führen.

Ich blicke an einen Punkt der Wand in der Eisdiele, an der ein Ölgemälde mit einer italienischen Landschaft hängt. Das Bild nehme ich gar nicht so richtig wahr. Ich denke an meine Zukunft und male sie mir in den schönsten Farben aus.

Claudia stört mich im Moment eigentlich dabei. Sie fragt mich: „Kommst du morgen gegen 20.00 Uhr mit zum Kiesteich? Es kommen noch einige aus unserer Klasse. Klaus und Gerhard aus der Parallelklasse wollen auch mitkommen. Für Getränke und Grillfleisch ist gesorgt. Wenn das Wetter gut ist, kann das ein schöner Abend werden.“

Ich sage Claudia, dass ich nichts weiter vorhabe und wohl mit zum Teich kommen werde. Treffpunkt ist um 19.45 Uhr an der alten Kirche. Wir wollen mit unseren Fahrrädern los. Nachdem wir noch einige Zeit über alles Mögliche gesprochen haben, gehe ich nach Hause.

Der Abend zu Hause ist wie immer sehr harmonisch. Vater ist erst nach dem Abendbrot nach Hause gekommen, ist sehr abgespannt, spielt aber dennoch eine halbe Stunde mit Bernie, der dann ins Bett muss. Auch ich bin müde und gehe bald in mein Zimmer.

Aber ich kann nicht einschlafen. Ich denke noch einmal an die Rita, die ich nur vom Sehen her kenne. Sie ist schon immer ein Mädchen gewesen, das gegen den Strom geschwommen ist. Man sagt, dass sie keine Arbeit hat, aber trotzdem meist über Geld verfügt und auch Haschisch nehmen soll. Bei solch einer ist es ja kein Wunder, dass sie an jemanden gerät, der Kontakt zu Bordellen hat. Mir kann so etwas mit Sicherheit nicht passieren!

Ich denke über mich nach. Eigentlich habe ich ja alles, was ich möchte. Ich bin jung, hübsch, habe viele Freundinnen, kenne auch nette Jungen. Mit einem habe ich auf einer Party schon mal rumgeknutscht. Das war sehr schön. Der Junge hatte aber so viele Pickel im Gesicht. Das aber habe ich erst am nächsten Tag bemerkt. Seitdem gefällt mir der Junge nicht mehr. Er wohnt auch im Nachbarort, und somit hat sich das Thema von selbst erledigt. Einen festen Freund habe ich noch nicht. Das kann sich noch ergeben.

Und dass die Rita Haschisch raucht, mit solchen Dingen will ich nichts zu tun haben. Ich mag diese Sachen nicht. Selbst beim Alkohol halte ich mich stets sehr zurück. Bei meiner Konfirmation vor zwei Jahren durfte ich ein ganzes Glas Wein trinken zum Essen. Das war vielleicht ein prickelndes Gefühl!

Auch danach habe ich noch gelegentlich mit Claudia eine Flasche Sekt geköpft. Wir saßen dann in ihrem Zimmer, wenn Claudias Eltern nicht zu Hause waren. Sie waren bei der Großmutter im Rheinland, und ich durfte bei Claudia schlafen.

Wir hatten es uns in ihrem Zimmer gemütlich gemacht. Auf dem Plattenspieler lag eine LP von Richard Clayderman, und die romantische Musik berieselte uns. Es war schon dunkel, und wir hatten nur die Nachttischlampe an.

Nach dem ersten Glas Sekt, das ich getrunken hatte, war die Gegend um meinen Magen ganz warm geworden. Claudia und ich alberten fürchterlich herum.

Wir tranken dann das zweite Glas auf „ex“.

Danach war ich richtig aufgedreht und ausgelassen. Ich glaube, Claudia hatte das gleiche Gefühl. Sie kam plötzlich auf die Idee, so wie früher Doktor zu spielen. Ich war damit auch einverstanden. So sollte ich mich ausziehen, damit sie mich untersuchen kann.

Als ich nackt auf ihrem Bett lag, legte sie ihren Kopf auf meinen Bauch. In meinem Bauch gluckerte der Sekt. Claudia musste laut lachen. Als ihr Kopf auf meinem Bauch lag, bekam ich ein unheimliches Kribbeln im Unterleib. Ich wusste nicht, woher das wohl kam. Claudia streichelte mich dann überall. An den Armen, den Beinen, dem Bauch, im Gesicht, meinen gut entwickelten Busen und meinen blonden Busch zwischen den Beinen. Es war ein absolut himmlisches Gefühl.

Meine Brustwarzen wurden ganz hart und vergrößerten sich.

Ich schwebte wie auf Wolken und erlebte das überwältigende Gefühl meines ersten Orgasmus.

Als ich mich etwas beruhigt hatte, tranken wir das dritte Glas Sekt. Danach forderte ich Claudia auf, sich auszuziehen. Ich machte es ihr nach, und auch sie erlebte schöne Momente.

Diese Art Doktorspiel haben wir noch zweimal wiederholt. Dann jedoch ohne Sekt.

Danach waren wir „damit“ durch, und es verblieb.

Nun bin ich doch sehr müde und schlafe sicherlich mit sehr schönen – Gedanken ein.

3. Kapitel

Gegen 19.45 Uhr am nächsten Abend bin ich am Kirchplatz. Es war ein ziemlich langweiliger Tag, und ich freue mich auf meine Kameraden. Besonders freut es mich, dass Klaus mitkommt. Den Klaus habe ich mir in der Schule schon einmal etwas näher angesehen. Er gefällt mir. Ich könnte mir vorstellen, mit ihm befreundet zu sein. Ich weiß nur noch nicht, wie ich ihm sagen soll, dass ich mit ihm „gehen“ will.

Am Kirchplatz sind schon alle da. Wir sind eine Gruppe von sechs Mädchen und sechs Jungen. Zwei Jungen haben kleine Bollerwagen am Fahrrad. Darin sind Getränke wie Bier und Sekt, außerdem Grillfleisch, ein Gartengrill und Holzkohle. Eben alles, was man so zum Grillen benötigt. Der Abend ist lau, das Wetter gut und die Stimmung ebenso, wie es sich für Feiern im Freien gehört. Wir haben ca. zehn km Fahrt vor uns; aber die Zeit vergeht wie im Fluge.

Alles ist lustig, und ein Witz jagt den nächsten. Am Kiesteich angekommen ist es nur eine kurze Zeit, bis der Duft von Bratwurst und Fleisch durch den Wald zieht. Wir haben Glück; wir sind die Einzigen und müssen so auf andere Leute keine Rücksicht nehmen. Ein mitgebrachter Cassettenrecorder spielt die neuesten Hits von Nena und Boy George.

Die Bierflaschen sind geöffnet, und wir Mädchen lassen die Sektflasche kreisen. Wir haben alle eine gute Stimmung und vom langen Anfahrtsweg entsprechenden Durst. Ich hätte zwar lieber eine Cola getrunken; doch an alkoholfreie Getränke hat niemand gedacht.

Nach dem Essen sitzen wir alle um den Grill herum, und die glühende Holzkohle verbreitet angenehme Wärme. Der Klaus sitzt mit seinem Freund im Kreis mir gegenüber. Ich gucke oft zu ihm hin. Er scheint mich aber nicht zu bemerken. Ich erzähle das der Claudia. Sie meint, dass ich ihm das direkter zeigen soll. Ich solle mir etwas Mut antrinken. Das mache ich dann auch und nehme einen großen Schluck Sekt zu mir.

Danach stehe ich auf und gehe zu Klaus hinüber und setze mich einfach zwischen ihn und Peter. Ich drehe mich zu Klaus um und frage: „Kannst du mir sagen, wie der HSV letzten Samstag gegen Bayern München gespielt hat?“ Mir ist bekannt, dass Klaus öfter ins Stadion geht und sich für Fußball sehr interessiert. Er sieht mich an und sagt: „Natürlich kann ich das; aber seit wann interessiert sich ein Mädchen wie du für Fußball? Lass uns lieber einen Schluck zusammen trinken.“ Er nimmt seine Bierflasche und reicht mir eine frisch geöffnete Sektflasche. Wir prosten uns zu und trinken. Ich komme mit Klaus ins Gespräch und fühle mich wohl in seiner Nähe.

Außerdem beginnt der Sekt zu wirken, den ich kaum gewöhnt bin. Wir unterhalten uns über alles Mögliche. Zwischenzeitlich ist es dunkel geworden, und die Sterne stehen am Himmel. Auch der Mond sieht zu uns herunter. Im Schatten des Feuers, wir haben nun Holzscheite auf den Grill gelegt, sehe ich mich im Kreis um. Alle sind in Gespräche vertieft. Ein Paar sitzt eng umschlungen am Boden und küsst sich. Es ist eine wunderbare Atmosphäre.

Ein Junge, der auf der anderen Seite sitzt, steht plötzlich auf und ruft: „Es ist so schön hier und noch so warm; lasst uns doch ein bisschen schwimmen.“ Das war das Stichwort. Alle begrüßen die Idee. Nur mir wird mulmig. Ich habe keinen Badeanzug dabei und sage das laut. Der Junge, der den Vorschlag gemacht hat, lacht. „Wir haben alle nichts mit. Wir baden eben halt, wie der liebe Gott uns geschaffen hat.“ Dabei fängt er an, sich zu entkleiden. Die anderen machen mit, und kurz danach stehen sechs Jungen und fünf Mädchen nackt um das Feuer herum. Einer nach dem anderen läuft an das Ufer und geht ins Wasser. Selbst Claudia ist dabei. Das hätte ich nicht von ihr erwartet. Mir ist wohl auch etwas übel. Das scheint alles Theater zu sein.

Ich habe noch nie einen nackten Mann gesehen, geschweige mich vor einem männlichen Wesen ausgezogen. Ich bin die einzige, die noch am Feuer sitzt und angezogen ist. Klaus, der schon im Wasser war, kommt zu mir zurück. Er stellt sich, so nackt wie er ist, vor mich hin und sagt: „Los Mädchen, stell dich nicht so an und zieh dich aus. Wir sind doch alle nackt. dir guckt schon niemand etwas weg.“

Ich bin wie erstarrt und sehe mir den Klaus an. Mein Blick bleibt an seinem Geschlechtsteil hängen. Ich sehe mir sein Glied an und stelle fest, dass es mich gar nicht erschreckt. Klaus scheint meinen Blick zu bemerken. Er kommt noch näher an mich heran, fasst meine Hand an und zieht mich hoch. Als ich stehe, sagt er: „Hast du noch keinen nackten Mann gesehen? Komm und sei kein Spielverderber! Wir machen alle doch durchweg nur Spaß. Es macht unheimlich Gaudi, nackt zu baden. Du wirst es sehen.“

Ich denke mir, dass er ja recht hat. Es ist doch wirklich nichts dabei. Klaus gibt mir noch einmal die Sektflasche, und ich nehme noch einen großen Schluck daraus. Dann beginne ich langsam, mein Polo-Shirt auszuziehen. Danach öffne ich meinen BH und lege ihn fein säuberlich auf das Shirt, das ich neben mir auf den Boden gelegt habe. Ich glaubte, dass Klaus wieder zum Teich gegangen sei. Als ich aber meine Jeans zusammenlege, sehe ich Klaus etwa drei Meter entfernt stehen.

Er sieht mich fasziniert an.

Bei mir tut der Sekt seine Wirkung. Ich finde die Situation plötzlich schön. Das Prickeln zwischen den Beinen, das ich bei Claudia kennengelernt habe, ist wieder da. Jetzt macht es mir nichts mehr aus. Im Gegenteil, ich genieße es, dass Klaus mich so ansieht. Ich wiege meinen Körper ein wenig im Takt der Musik und streife dann ganz langsam meinen winzigen Slip herunter. Dabei sehe ich zu Klaus. Seine Reaktion interessiert mich. Er steht da und holt hörbar Luft. Ich sehe, dass er mit einer Hand sein Glied festhält. Sein Glied ist inzwischen größer geworden. Er schiebt seine Hand vor und zurück und stöhnt dabei. Sein Stöhnen wird lauter, und ich sehe, dass aus seinem Glied eine weißliche Flüssigkeit herausschießt. Es fasziniert mich.

Ich kann gar nicht wegsehen.

Dann ist das Glied von Klaus wieder normal groß. Er kommt auf mich zu. „Mädel, du bist spitze. Wie du das gemacht hast, das gibt es nicht wieder. Lass uns nun endlich ins Wasser gehen.“

Im Wasser fühle ich mich von allen Jungs beobachtet. Ich weiß, dass ich gut aussehe, einen schönen Körper habe und die Proportionen richtig verteilt sind. Ich kenne auch die Wirkung meiner blonden langen Haare, die im Mondlicht leuchten. Durch den Sekt beschwingt gebe ich mich sehr kokett. Ich habe das Gefühl, wie auf Watte zu schweben.

Nach einiger Zeit sind wir alle wieder am Feuer, um uns trocknen zu lassen. Klaus sitzt neben mir. Der Freund von ihm, Peter, sitzt neben Claudia. Überhaupt sitzt nun jeder Junge mit einem Mädchen zusammen. Viele fangen an, sich zu küssen und zu streicheln. Klaus streichelt meine Hand. Er beugt sich rüber und nimmt meinen Kopf in seine Hände; dann küsst er mich auf den Mund, Nase, Augen und Stirn. Dabei merke ich, dass seine Hand meinen Rücken streichelt. Es ist ein schönes Gefühl. Seine Hand berührt meine Pobacken, rutscht über die Hüfte auf meinen Bauch. Das Prickeln in mir wird immer größer. Nun berührt er meinen Busen. Es fühlt sich an, als würden meine Brüste groß wie ein Ballon. Als er dann noch zärtlich meine Brustwarze streichelt, versinke ich in meinen Gefühlen. Seine Hand wandert nun zu meinem Unterbauch, um dort meine gekräuselten Schamhaare zu streicheln. Dabei versucht er, einen Finger in meine Scheide zu schieben.

In diesem Moment platzt etwas in meinem Kopf – was ist hier los?

Im Nu bin ich total nüchtern. Was ich hier wohl noch mache? Das darf nicht sein. Ich bin nicht „so eine“. Ich springe auf, ziehe mich in Windeseile an und renne zu meinem Fahrrad. Im Laufen sehe ich verschiedene Pärchen inund übereinander auf dem Waldboden liegen. Claudia auch mit Peter. Peters Hintern hebt und senkt sich gleichmäßig. Claudia stöhnt. Mir ist übel.

Ich erreiche mein Fahrrad und fahre so schnell ich kann in Richtung Stadt. Nach einiger Zeit halte ich am Straßenrand. Ich muss mich übergeben. Der Sekt und das Erlebte waren zu viel für mich. Auf dem Nachhauseweg sage ich mir, dass es nur dem Alkohol zuzuschreiben ist, was mir passiert ist. Ich beschließe, mich zukünftig dem Alkohol wieder fernzuhalten.

Zu Hause angekommen gehe ich sofort ins Bett, nachdem ich ausgiebig geduscht habe. Ich empfinde Ekel und Abscheu gegen mich selbst. Obwohl – ein schönes Gefühl war es ja doch.

4. Kapitel

Die Schulzeit ist zu Ende gegangen. Zwischenzeitlich besuche ich das Gymnasium in der Kleinstadt. Ich bin in der 11. Klasse und habe mich schon gut eingelebt. Mit den Mitschülern komme ich sehr gut aus. Auch der Unterricht macht Spaß, und ich komme gut mit.

Seit meinem Erlebnis im vergangenen Jahr habe ich mich etwas zurückgezogen.

Das heißt, dass ich nicht viel erlebt habe. Die Zeit tröpfelte dahin. Es ereignete sich nichts Erwähnenswertes. Nur, dass ich von meinen Eltern zur bestandenen Realschulreife ein Mofa bekam. Oft bin ich damit allein in die Umgebung gefahren, um mich an der Natur zu erfreuen. Mit Jungen habe ich mich nicht mehr abgegeben. Das Erlebte steckt noch in mir drin. Ich kann das auch nicht erklären; aber ich habe das wohl noch nicht ganz verarbeitet.

Mit meinem Mofa fahre ich täglich die 18 km zur Kreisstadt zur Schule und mittags dann wieder zurück. Meine Schulfreundinnen fragen mich oft, ob ich einen festen Freund habe. Ich gebe ihnen ausweichende Antworten. Ich bin noch nicht reif für eine feste Verbindung. In ein paar Monaten werde ich 18 Jahre alt. Dann bin ich volljährig. Ich weiß zwar, was das heißt, kann es aber für mich noch nicht so genau einordnen.

Heute haben wir im Deutschunterricht beratschlagt, wohin die nächste Klassenreise gehen soll. Einige waren für London, andere für Kopenhagen. Unser Lehrer aber meinte, dass wir im eigenen Land bleiben sollten, nach dem Motto „erst die Heimat, dann die Welt“. Nach heftigen Diskussionen haben wir uns für den Harz entschieden. Da es nun bald Winter wird, kann man dort ja gut Ski laufen. Außerdem sollen Besichtigungen wie zum Beispiel das Bergwerkmuseum in Clausthal-Zellerfeld oder die Kaiserpfalz in Goslar unternommen werden.

In vier Wochen soll es dann losgehen.

Ich freue mich darauf, weil ich schon einige Jahre nicht mehr zum Skilaufen im Harz war. Meine Eltern haben es mir vor fünf Jahren in St. Andreasberg beigebracht. Beim letzten Mal ging es schon ganz gut. Auch die geplante Klassenfahrt soll in die Jugendherberge St. Andreasberg gehen.

5. Kapitel

Es schneit leicht, als mein Vater mich vor der Schule absetzt. Ich stehe mit meinen zwei Koffern und der Ski-Ausrüstung vor dem Schultor. Es ist 7.30 Uhr; um 08.00 Uhr soll der gemietete Bus kommen und die Klasse in den Harz kutschieren.

Nach und nach kommen die Mitschüler, und bald schnattert alles durcheinander.

Kurz nach 08.00 Uhr, nach der Verabschiedung durch den Rektor, fahren wir, dreißig halberwachsene Jungen und Mädchen, eine Lehrerin und ein Lehrer mit dem Bus ab.

Je weiter wir zum Harz kommen, desto stärker schneit es. In St. Andreasberg angekommen stellen wir fest, dass hier bereits gut ein Meter Schnee liegt.

Die Jugendherberge liegt etwa 2 km außerhalb des Ortes. Wir sind kurz vor dem Mittagessen hier. Alles rennt in die Zimmer und versucht, die besten Betten zu bekommen.

Ich bin ganz aufgeregt, weil ich hoffe, dass wir nach dem Essen noch zum Skilaufen kommen. Das Essen ist prima. Danach wird beschlossen, dass wir uns um 14.00 Uhr zur Abfahrt mit dem Bus treffen. Es ist wirklich noch Skilaufen angesagt, hurra.

Der Bus steht uns die ganze Woche zur Verfügung, so dass die Entfernung zum Ort leicht überwunden werden kann.

Abfahrt in den Ort.

In St. Andreasberg ist ein ideales Skigelände. Am Matthias-Schmidt-Hang kann jeder abfahren, wie er will und kann. Von der leichten Familienabfahrt bis zur steilen Buckelpiste ist alles vorhanden.

Der Bus parkt auf dem Parkplatz am Fuße des Skigeländes. Zwei Gaststätten sind in unmittelbarer Nähe. Die Matthias-Baude auf dem Gipfel lädt zum Essen und Jagerteetrinken ebenfalls ein.

Auf geht 's. Raus aus dem Bus, die Ski angeschnallt und im Schlittschuhgang zum Lift. Die Wochenkarten haben wir schon in der Herberge bekommen.

Rein in den Ski- oder Sessellift und nichts wie hoch auf den Berg.

Die ersten fünf Abfahrten, die leider viel zu kurz sind, sind bald abgefahren. Ich fahre wieder mit dem Lift hoch. Die Sonne ist nun durch die Wolken gekommen. Ich spüre die Strahlen auf meinem Gesicht und entschließe mich, ein wenig auszuruhen und alles zu genießen.

Dazu gehe ich eine kleine Strecke von der Piste weg, schnalle die Ski ab und setze mich in den Schnee. Mein Rücken lehnt an den Skiern, die ich in den Schnee gesteckt habe.

Ich schließe die Augen und genieße die Sonne, das Prickeln des Frostes auf der Haut und die Stille um mich herum. Dabei schalte ich ab und denke an nichts.

Wie sollte ich auch daran denken, dass die nächsten Minuten mein ganzes Leben so total verändern!?

Ich erhalte plötzlich einen Schlag gegen die Seite. Als ich die Augen öffne, sehe ich ein Paar Skier in beängstigender Nähe meines Gesichts. Dann bemerke ich verknotete Beine, einen Körper im Schnee und einen Schopf mit langen, glatten, hellblonden Haaren. Der Kerl hat mich glatt umgefahren!

Ich will gerade wütend losbrüllen und dem blonden Typen meine Meinung sagen, als er sich aufrappelt und sich dabei umdreht.

Ich sehe ihn an und bekomme plötzlich ganz weiche Knie, so dass mir Hören und Sehen vergeht.

Das ist ein Mann. – Ein Traummann –.Mein Herz schlägt wie wild, und ich spüre überall Hitze in mir. So etwas habe ich noch nicht erlebt.!

Er rappelt sich vollständig hoch. Dann sagt er mit einer unendlich weichen, fast melancholischen Stimme: „Ich bitte tausendmal um Vergebung, kleines Fräulein. Ich wurde von der Sonne und Ihrer Schönheit so geblendet, dass mir die Skier doch glatt nicht mehr gehorchten und ich nicht mehr ausweichen konnte.“

Er nimmt meine rechte Hand, haucht einen Kuss darauf und sagt: „Darf ich Sie in einer halben Stunde an der Baude zu einem Entschuldigungsgetränk einladen? Ich bin noch sehr in Eile und muss meinem Freund, der dringend nach Hause muss, die Brieftasche geben, die ich in Verwahrung genommen habe.“

Sagte es und war den Hang hinunter, ohne eine Antwort abzuwarten.

Das war ein Blitz und Donner gleichzeitig. Ich kann erst einmal kein Wort herausbringen.

Ich bekomme des Bild dieses Mannes nicht vor meinen Augen weg.

Welch eine Erscheinung!